Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Tägliche Bewegung der Erde. mehrere derselben, an welchen wir mit unseren Fernröhren eben-falls eine Rotation, und zwar auch in der Richtung von West gegen Ost beobachten. Der Mond dreht sich in 27 3/10 Tagen um seine Axe, die Sonne in 251/2 Tagen, Mercur, Venus und Mars beinahe in einem Tag, wie unsere Erde, und Jupiter, der größte unter allen Planeten, und beinahe 1.300mal größer als die Erde, vollendet seine Rotation schon in 9 9/10 Stunden. Ein Beobachter auf der Oberfläche dieses Planeten würde also den ganzen Him- mel in der kurzen Zeit von noch nicht zehn vollen Stunden um sich rotiren sehen, und doch würde diese Erscheinung für ihn nichts als eine leere Täuschung seyn, da nicht der Himmel, son- dern Er selbst es ist, der sich sammt seinem Wohnort um die Axe desselben dreht. Diese schnelle Rotation Jupiters hat auch eine sehr starke Abplattung seiner ebenfalls nahe kugelförmigen Gestalt zu Folge, die wir mit unseren Fernröhren, ob er gleich selbst in seiner größern Nähe noch über 85 Millionen Meilen von uns entfernt ist, nicht nur deutlich sehen, sondern auch noch mit großer Schärfe messen können, und die den vierzehnten Theil seines Halbmessers oder 670 Meilen beträgt, während sie bei der Erde, wie wir oben gesehen haben, nur drei Meilen ist. -- Wenn wir also diese Rotation und die unmittelbare Folge derselben, die Ab- plattung an den Polen, bei so vielen anderen Himmelskörpern bemerken, warum sollten wir sie, der Analogie gemäß, nicht auch bei unserer Erde voraussetzen dürfen? §. 37. (Einwürfe gegen die Rotation der Erde). Aber, so Dieser Frage könnte man sofort mit einer anderen begegnen: Tägliche Bewegung der Erde. mehrere derſelben, an welchen wir mit unſeren Fernröhren eben-falls eine Rotation, und zwar auch in der Richtung von Weſt gegen Oſt beobachten. Der Mond dreht ſich in 27 3/10 Tagen um ſeine Axe, die Sonne in 25½ Tagen, Mercur, Venus und Mars beinahe in einem Tag, wie unſere Erde, und Jupiter, der größte unter allen Planeten, und beinahe 1.300mal größer als die Erde, vollendet ſeine Rotation ſchon in 9 9/10 Stunden. Ein Beobachter auf der Oberfläche dieſes Planeten würde alſo den ganzen Him- mel in der kurzen Zeit von noch nicht zehn vollen Stunden um ſich rotiren ſehen, und doch würde dieſe Erſcheinung für ihn nichts als eine leere Täuſchung ſeyn, da nicht der Himmel, ſon- dern Er ſelbſt es iſt, der ſich ſammt ſeinem Wohnort um die Axe deſſelben dreht. Dieſe ſchnelle Rotation Jupiters hat auch eine ſehr ſtarke Abplattung ſeiner ebenfalls nahe kugelförmigen Geſtalt zu Folge, die wir mit unſeren Fernröhren, ob er gleich ſelbſt in ſeiner größern Nähe noch über 85 Millionen Meilen von uns entfernt iſt, nicht nur deutlich ſehen, ſondern auch noch mit großer Schärfe meſſen können, und die den vierzehnten Theil ſeines Halbmeſſers oder 670 Meilen beträgt, während ſie bei der Erde, wie wir oben geſehen haben, nur drei Meilen iſt. — Wenn wir alſo dieſe Rotation und die unmittelbare Folge derſelben, die Ab- plattung an den Polen, bei ſo vielen anderen Himmelskörpern bemerken, warum ſollten wir ſie, der Analogie gemäß, nicht auch bei unſerer Erde vorausſetzen dürfen? §. 37. (Einwürfe gegen die Rotation der Erde). Aber, ſo Dieſer Frage könnte man ſofort mit einer anderen begegnen: <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0103" n="91"/><fw place="top" type="header">Tägliche Bewegung der Erde.</fw><lb/> mehrere derſelben, an welchen wir mit unſeren Fernröhren eben-<lb/> falls eine Rotation, und zwar auch in der Richtung von Weſt<lb/> gegen Oſt beobachten. Der Mond dreht ſich in 27 3/10 Tagen um<lb/> ſeine Axe, die Sonne in 25½ Tagen, Mercur, Venus und Mars<lb/> beinahe in einem Tag, wie unſere Erde, und Jupiter, der größte<lb/> unter allen Planeten, und beinahe 1.300mal größer als die Erde,<lb/> vollendet ſeine Rotation ſchon in 9 9/10 Stunden. Ein Beobachter<lb/> auf der Oberfläche dieſes Planeten würde alſo den ganzen Him-<lb/> mel in der kurzen Zeit von noch nicht zehn vollen Stunden um<lb/> ſich rotiren ſehen, und doch würde dieſe Erſcheinung für ihn<lb/> nichts als eine leere Täuſchung ſeyn, da nicht der Himmel, ſon-<lb/> dern Er ſelbſt es iſt, der ſich ſammt ſeinem Wohnort um die Axe<lb/> deſſelben dreht. Dieſe ſchnelle Rotation Jupiters hat auch eine<lb/> ſehr ſtarke Abplattung ſeiner ebenfalls nahe kugelförmigen Geſtalt<lb/> zu Folge, die wir mit unſeren Fernröhren, ob er gleich ſelbſt in<lb/> ſeiner größern Nähe noch über 85 Millionen Meilen von uns<lb/> entfernt iſt, nicht nur deutlich ſehen, ſondern auch noch mit großer<lb/> Schärfe meſſen können, und die den vierzehnten Theil ſeines<lb/> Halbmeſſers oder 670 Meilen beträgt, während ſie bei der Erde,<lb/> wie wir oben geſehen haben, nur drei Meilen iſt. — Wenn wir<lb/> alſo dieſe Rotation und die unmittelbare Folge derſelben, die Ab-<lb/> plattung an den Polen, bei ſo vielen anderen Himmelskörpern<lb/> bemerken, warum ſollten wir ſie, der Analogie gemäß, nicht auch<lb/> bei unſerer Erde vorausſetzen dürfen?</p><lb/> <p>§. 37. (Einwürfe gegen die Rotation der Erde). Aber, ſo<lb/> viele Gründe ſich auch für die Exiſtenz dieſer Rotation häufen<lb/> laſſen mögen, noch iſt ein Einwurf unbeantwortet, den unſere<lb/> Leſer ſchon längſt im Stillen gemacht haben werden. — „Aber<lb/> warum fühlen wir denn dieſe Bewegung der Erde nicht?“ werden<lb/> ſie fragen.</p><lb/> <p>Dieſer Frage könnte man ſofort mit einer anderen begegnen:<lb/> „<hi rendition="#g">Was</hi> ſollen wir denn von dieſer Bewegung fühlen?“ — Doch<lb/> nicht etwa das Rütteln und die Stöße derſelben, die hier gar<lb/> nicht Statt haben, da gerade dieſe Bewegung vielleicht die einzige<lb/> in der Natur iſt, welche mit immer gleicher Geſchwindigkeit und<lb/> ohne allen Stoß vor ſich geht. Fühlen wir doch auch die Bewe-<lb/> gung des Schiffes nicht, wenn es über den glatten Waſſerſpiegel<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0103]
Tägliche Bewegung der Erde.
mehrere derſelben, an welchen wir mit unſeren Fernröhren eben-
falls eine Rotation, und zwar auch in der Richtung von Weſt
gegen Oſt beobachten. Der Mond dreht ſich in 27 3/10 Tagen um
ſeine Axe, die Sonne in 25½ Tagen, Mercur, Venus und Mars
beinahe in einem Tag, wie unſere Erde, und Jupiter, der größte
unter allen Planeten, und beinahe 1.300mal größer als die Erde,
vollendet ſeine Rotation ſchon in 9 9/10 Stunden. Ein Beobachter
auf der Oberfläche dieſes Planeten würde alſo den ganzen Him-
mel in der kurzen Zeit von noch nicht zehn vollen Stunden um
ſich rotiren ſehen, und doch würde dieſe Erſcheinung für ihn
nichts als eine leere Täuſchung ſeyn, da nicht der Himmel, ſon-
dern Er ſelbſt es iſt, der ſich ſammt ſeinem Wohnort um die Axe
deſſelben dreht. Dieſe ſchnelle Rotation Jupiters hat auch eine
ſehr ſtarke Abplattung ſeiner ebenfalls nahe kugelförmigen Geſtalt
zu Folge, die wir mit unſeren Fernröhren, ob er gleich ſelbſt in
ſeiner größern Nähe noch über 85 Millionen Meilen von uns
entfernt iſt, nicht nur deutlich ſehen, ſondern auch noch mit großer
Schärfe meſſen können, und die den vierzehnten Theil ſeines
Halbmeſſers oder 670 Meilen beträgt, während ſie bei der Erde,
wie wir oben geſehen haben, nur drei Meilen iſt. — Wenn wir
alſo dieſe Rotation und die unmittelbare Folge derſelben, die Ab-
plattung an den Polen, bei ſo vielen anderen Himmelskörpern
bemerken, warum ſollten wir ſie, der Analogie gemäß, nicht auch
bei unſerer Erde vorausſetzen dürfen?
§. 37. (Einwürfe gegen die Rotation der Erde). Aber, ſo
viele Gründe ſich auch für die Exiſtenz dieſer Rotation häufen
laſſen mögen, noch iſt ein Einwurf unbeantwortet, den unſere
Leſer ſchon längſt im Stillen gemacht haben werden. — „Aber
warum fühlen wir denn dieſe Bewegung der Erde nicht?“ werden
ſie fragen.
Dieſer Frage könnte man ſofort mit einer anderen begegnen:
„Was ſollen wir denn von dieſer Bewegung fühlen?“ — Doch
nicht etwa das Rütteln und die Stöße derſelben, die hier gar
nicht Statt haben, da gerade dieſe Bewegung vielleicht die einzige
in der Natur iſt, welche mit immer gleicher Geſchwindigkeit und
ohne allen Stoß vor ſich geht. Fühlen wir doch auch die Bewe-
gung des Schiffes nicht, wenn es über den glatten Waſſerſpiegel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |