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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Jährliche Bewegung der Sonne.
Ein solches Gestirn ist z. B. der Mond. Wenn man ihn meh-
rere aufeinanderfolgende Nächte nur mit einiger Aufmerksamkeit
betrachtet, so findet man, daß er unter den fixen Gestirnen des
Himmels von West gen Ost mit einer gewissen, sehr auffallenden
Regelmäßigkeit fortgeht; daß die Sterne, bei welchen wir ihn
z. B. gestern um Mitternacht sahen, heute um dieselbe Zeit schon
nahe dreizehn Grade westlich von ihm stehen, und daß er über-
haupt seinen östlichen Umlauf an dem gestirnten Himmel in nahe
271/4 Tagen vollendet. Aehnliche, nur bei weitem weniger regel-
mäßige Bewegungen bemerken wir noch an einigen andern Him-
melskörpern, die wir weiter unten näher kennen lernen werden. Ja
selbst die Sonne scheint zu diesen Wandelsternen zu gehören, da
auch sie ihren Ort unter den Sternen des Himmels mit jedem
Tage ändert.

§. 39. (Woran die Bewegung der Sonne erkannt wird). Es
mag allerdings schon etwas mehr Aufmerksamkeit und Ueberlegung
erfordert haben, diese Bewegung der Sonne zu erkennen, weil
nämlich dieser Weltkörper alles um sich her verfinstert, oder viel-
mehr alles so mit seinem Lichte erfüllt, daß dadurch die Sterne,
diese festen Punkte des Himmels, mit welchen man den täglichen
Stand vergleichen könnte, ganz unsichtbar werden. Allein, wenn
auch diese Sterne, welche wir an unserm nächtlichen Himmel er-
blicken, unter sich selbst immer dieselbe Lage behalten, so sieht
man doch auch nicht zu allen Zeiten immer dieselben Sterne.
Das Schauspiel, welches sie uns darbieten, verändert sich mit
jedem Tage etwas, und völlig derselbe Auftritt kömmt genau um
dieselbe Jahreszeit wieder. So sehen wir z. B. das schöne und
allgemein bekannte Sternbild des Orion in der Mitte des Dezem-
bers genau um Mitternacht am höchsten über dem Horizonte, oder
im Meridian (Einl. 14). Allein in vierzehn Tagen, oder im
Anfange eines jedes neuen Jahres erblicken wir dieses Sternbild
schon viel früher an jenem Orte, nämlich um 10 U. 48 M. Abends;
am 1. Februar noch früher, um 8 U. 46 M.; am 1. März schon
um 7 U. 0 M. u. s. w., so daß also dieses Sternbild am Ende
eines jeden Monats zur Zeit der Mitternacht um nahe 30 Grade
weiter gegen Westen steht, als es am Anfange dieses Monats
stand. In der Mitte des März ist es schon so weit gegen West

Littrows Himmel u. s. Wunder. I. 7

Jährliche Bewegung der Sonne.
Ein ſolches Geſtirn iſt z. B. der Mond. Wenn man ihn meh-
rere aufeinanderfolgende Nächte nur mit einiger Aufmerkſamkeit
betrachtet, ſo findet man, daß er unter den fixen Geſtirnen des
Himmels von Weſt gen Oſt mit einer gewiſſen, ſehr auffallenden
Regelmäßigkeit fortgeht; daß die Sterne, bei welchen wir ihn
z. B. geſtern um Mitternacht ſahen, heute um dieſelbe Zeit ſchon
nahe dreizehn Grade weſtlich von ihm ſtehen, und daß er über-
haupt ſeinen öſtlichen Umlauf an dem geſtirnten Himmel in nahe
27¼ Tagen vollendet. Aehnliche, nur bei weitem weniger regel-
mäßige Bewegungen bemerken wir noch an einigen andern Him-
melskörpern, die wir weiter unten näher kennen lernen werden. Ja
ſelbſt die Sonne ſcheint zu dieſen Wandelſternen zu gehören, da
auch ſie ihren Ort unter den Sternen des Himmels mit jedem
Tage ändert.

§. 39. (Woran die Bewegung der Sonne erkannt wird). Es
mag allerdings ſchon etwas mehr Aufmerkſamkeit und Ueberlegung
erfordert haben, dieſe Bewegung der Sonne zu erkennen, weil
nämlich dieſer Weltkörper alles um ſich her verfinſtert, oder viel-
mehr alles ſo mit ſeinem Lichte erfüllt, daß dadurch die Sterne,
dieſe feſten Punkte des Himmels, mit welchen man den täglichen
Stand vergleichen könnte, ganz unſichtbar werden. Allein, wenn
auch dieſe Sterne, welche wir an unſerm nächtlichen Himmel er-
blicken, unter ſich ſelbſt immer dieſelbe Lage behalten, ſo ſieht
man doch auch nicht zu allen Zeiten immer dieſelben Sterne.
Das Schauſpiel, welches ſie uns darbieten, verändert ſich mit
jedem Tage etwas, und völlig derſelbe Auftritt kömmt genau um
dieſelbe Jahreszeit wieder. So ſehen wir z. B. das ſchöne und
allgemein bekannte Sternbild des Orion in der Mitte des Dezem-
bers genau um Mitternacht am höchſten über dem Horizonte, oder
im Meridian (Einl. 14). Allein in vierzehn Tagen, oder im
Anfange eines jedes neuen Jahres erblicken wir dieſes Sternbild
ſchon viel früher an jenem Orte, nämlich um 10 U. 48 M. Abends;
am 1. Februar noch früher, um 8 U. 46 M.; am 1. März ſchon
um 7 U. 0 M. u. ſ. w., ſo daß alſo dieſes Sternbild am Ende
eines jeden Monats zur Zeit der Mitternacht um nahe 30 Grade
weiter gegen Weſten ſteht, als es am Anfange dieſes Monats
ſtand. In der Mitte des März iſt es ſchon ſo weit gegen Weſt

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[97/0109] Jährliche Bewegung der Sonne. Ein ſolches Geſtirn iſt z. B. der Mond. Wenn man ihn meh- rere aufeinanderfolgende Nächte nur mit einiger Aufmerkſamkeit betrachtet, ſo findet man, daß er unter den fixen Geſtirnen des Himmels von Weſt gen Oſt mit einer gewiſſen, ſehr auffallenden Regelmäßigkeit fortgeht; daß die Sterne, bei welchen wir ihn z. B. geſtern um Mitternacht ſahen, heute um dieſelbe Zeit ſchon nahe dreizehn Grade weſtlich von ihm ſtehen, und daß er über- haupt ſeinen öſtlichen Umlauf an dem geſtirnten Himmel in nahe 27¼ Tagen vollendet. Aehnliche, nur bei weitem weniger regel- mäßige Bewegungen bemerken wir noch an einigen andern Him- melskörpern, die wir weiter unten näher kennen lernen werden. Ja ſelbſt die Sonne ſcheint zu dieſen Wandelſternen zu gehören, da auch ſie ihren Ort unter den Sternen des Himmels mit jedem Tage ändert. §. 39. (Woran die Bewegung der Sonne erkannt wird). Es mag allerdings ſchon etwas mehr Aufmerkſamkeit und Ueberlegung erfordert haben, dieſe Bewegung der Sonne zu erkennen, weil nämlich dieſer Weltkörper alles um ſich her verfinſtert, oder viel- mehr alles ſo mit ſeinem Lichte erfüllt, daß dadurch die Sterne, dieſe feſten Punkte des Himmels, mit welchen man den täglichen Stand vergleichen könnte, ganz unſichtbar werden. Allein, wenn auch dieſe Sterne, welche wir an unſerm nächtlichen Himmel er- blicken, unter ſich ſelbſt immer dieſelbe Lage behalten, ſo ſieht man doch auch nicht zu allen Zeiten immer dieſelben Sterne. Das Schauſpiel, welches ſie uns darbieten, verändert ſich mit jedem Tage etwas, und völlig derſelbe Auftritt kömmt genau um dieſelbe Jahreszeit wieder. So ſehen wir z. B. das ſchöne und allgemein bekannte Sternbild des Orion in der Mitte des Dezem- bers genau um Mitternacht am höchſten über dem Horizonte, oder im Meridian (Einl. 14). Allein in vierzehn Tagen, oder im Anfange eines jedes neuen Jahres erblicken wir dieſes Sternbild ſchon viel früher an jenem Orte, nämlich um 10 U. 48 M. Abends; am 1. Februar noch früher, um 8 U. 46 M.; am 1. März ſchon um 7 U. 0 M. u. ſ. w., ſo daß alſo dieſes Sternbild am Ende eines jeden Monats zur Zeit der Mitternacht um nahe 30 Grade weiter gegen Weſten ſteht, als es am Anfange dieſes Monats ſtand. In der Mitte des März iſt es ſchon ſo weit gegen Weſt Littrows Himmel u. ſ. Wunder. I. 7

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/109>, abgerufen am 24.11.2024.