Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Parallaxen u. Entfernungen d. Gestirne von d. Erde. ist wahrscheinlich ein vollkommen dunkler Körper, nur mit einerleuchtenden Atmosphäre umgeben. Der Mond, den wir für einen durchaus lichtlosen Körper halten, scheint doch auch ein eigenes phosphorescirendes Licht zu haben, wie seine Kupferfarbe bei to- talen Mondsfinsternissen zeigt. Die Kometen haben wahrscheinlich alle ein ihnen eigenthümliches Licht und die sogenannten verän- derlichen Sterne, die regelmäßige Abwechslungen ihres Lichtes zeigen, haben vielleicht die Eigenschaft, das Licht an ihrer Ober- fläche gleichsam pulsirend oder periodenweise selbstthätig zu ent- wickeln und in diesem Wechsel ihrer inneren An- und Abspannung bald als leuchtende, bald als dunkle Körper zu erscheinen. Wer mag es läugnen, daß ähnliche Veränderungen selbst in dem Inne- ren unserer Erde, das wir noch gar nicht kennen, vorgehen? Die Erde besitzt, wie unsere Beobachtungen zeigen, eine ihr eigenthüm- liche, innere Wärme und in der Nähe ihres Mittelpunktes viel- leicht eine sehr große Hitze. Auf ihrer Oberfläche geht diese Wärme oft in Flammen und gewaltsame Erschütterungen über, die ihren Grund in jener Centralhitze haben mögen. Könnten wir die Rinde, welche jenen großen Herd bedeckt, aufbrechen und bis zu ihm vordringen, so würden wir vielleicht ganze Strecken von vielen Quadratmeilen finden, die an Licht und Feuer mit der Sonne wetteifern. Wie es sich aber auch mit diesen uns leider noch ganz unbe- Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde. iſt wahrſcheinlich ein vollkommen dunkler Körper, nur mit einerleuchtenden Atmoſphäre umgeben. Der Mond, den wir für einen durchaus lichtloſen Körper halten, ſcheint doch auch ein eigenes phosphorescirendes Licht zu haben, wie ſeine Kupferfarbe bei to- talen Mondsfinſterniſſen zeigt. Die Kometen haben wahrſcheinlich alle ein ihnen eigenthümliches Licht und die ſogenannten verän- derlichen Sterne, die regelmäßige Abwechslungen ihres Lichtes zeigen, haben vielleicht die Eigenſchaft, das Licht an ihrer Ober- fläche gleichſam pulſirend oder periodenweiſe ſelbſtthätig zu ent- wickeln und in dieſem Wechſel ihrer inneren An- und Abſpannung bald als leuchtende, bald als dunkle Körper zu erſcheinen. Wer mag es läugnen, daß ähnliche Veränderungen ſelbſt in dem Inne- ren unſerer Erde, das wir noch gar nicht kennen, vorgehen? Die Erde beſitzt, wie unſere Beobachtungen zeigen, eine ihr eigenthüm- liche, innere Wärme und in der Nähe ihres Mittelpunktes viel- leicht eine ſehr große Hitze. Auf ihrer Oberfläche geht dieſe Wärme oft in Flammen und gewaltſame Erſchütterungen über, die ihren Grund in jener Centralhitze haben mögen. Könnten wir die Rinde, welche jenen großen Herd bedeckt, aufbrechen und bis zu ihm vordringen, ſo würden wir vielleicht ganze Strecken von vielen Quadratmeilen finden, die an Licht und Feuer mit der Sonne wetteifern. Wie es ſich aber auch mit dieſen uns leider noch ganz unbe- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0178" n="166"/><fw place="top" type="header">Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.</fw><lb/> iſt wahrſcheinlich ein vollkommen dunkler Körper, nur mit einer<lb/> leuchtenden Atmoſphäre umgeben. Der Mond, den wir für einen<lb/> durchaus lichtloſen Körper halten, ſcheint doch auch ein eigenes<lb/> phosphorescirendes Licht zu haben, wie ſeine Kupferfarbe bei to-<lb/> talen Mondsfinſterniſſen zeigt. 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Wie weit ſich, jenſeits dieſer näch-<lb/> ſten Sterne, nach allen Seiten der Weltraum, jener unabſehbare<lb/> Wald von Sonnen, erſtreckt, wird uns wohl immer unbekannt<lb/> bleiben. Alles, was uns von dieſem unermeßlichen Himmelsbau<lb/> noch einigermaßen zu kennen erlaubt iſt, bezieht ſich auf die kleine<lb/> Colonie, die ſich um unſere Sonne angebaut hat, die uns zunächſt<lb/> umgibt, und zu der die Erde, unſer Wohnort, ſelbſt gehört. Die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0178]
Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.
iſt wahrſcheinlich ein vollkommen dunkler Körper, nur mit einer
leuchtenden Atmoſphäre umgeben. Der Mond, den wir für einen
durchaus lichtloſen Körper halten, ſcheint doch auch ein eigenes
phosphorescirendes Licht zu haben, wie ſeine Kupferfarbe bei to-
talen Mondsfinſterniſſen zeigt. Die Kometen haben wahrſcheinlich
alle ein ihnen eigenthümliches Licht und die ſogenannten verän-
derlichen Sterne, die regelmäßige Abwechslungen ihres Lichtes
zeigen, haben vielleicht die Eigenſchaft, das Licht an ihrer Ober-
fläche gleichſam pulſirend oder periodenweiſe ſelbſtthätig zu ent-
wickeln und in dieſem Wechſel ihrer inneren An- und Abſpannung
bald als leuchtende, bald als dunkle Körper zu erſcheinen. Wer
mag es läugnen, daß ähnliche Veränderungen ſelbſt in dem Inne-
ren unſerer Erde, das wir noch gar nicht kennen, vorgehen? Die
Erde beſitzt, wie unſere Beobachtungen zeigen, eine ihr eigenthüm-
liche, innere Wärme und in der Nähe ihres Mittelpunktes viel-
leicht eine ſehr große Hitze. Auf ihrer Oberfläche geht dieſe Wärme
oft in Flammen und gewaltſame Erſchütterungen über, die ihren
Grund in jener Centralhitze haben mögen. Könnten wir die
Rinde, welche jenen großen Herd bedeckt, aufbrechen und bis zu
ihm vordringen, ſo würden wir vielleicht ganze Strecken von
vielen Quadratmeilen finden, die an Licht und Feuer mit der
Sonne wetteifern.
Wie es ſich aber auch mit dieſen uns leider noch ganz unbe-
kannten Gegenſtänden verhalten mag, dieß geht aus unſeren Be-
obachtungen klar hervor, daß die Fixſterne alle in ſolchen Entfer-
nungen von uns abſtehen, daß ſelbſt die Diſtanz der Sonne von
der Erde, von 20 Millionen Meilen, aus jenen Entfernungen ge-
ſehen, nur als ein für unſere Sinne untheilbarer Punkt erſcheint,
und daß der nächſte dieſer Fixſterne wenigſtens 200.000 Erdweiten
oder vier Billionen Meilen von uns, oder was hier daſſelbe iſt,
von der Sonne abſtehen muß. Wie weit ſich, jenſeits dieſer näch-
ſten Sterne, nach allen Seiten der Weltraum, jener unabſehbare
Wald von Sonnen, erſtreckt, wird uns wohl immer unbekannt
bleiben. Alles, was uns von dieſem unermeßlichen Himmelsbau
noch einigermaßen zu kennen erlaubt iſt, bezieht ſich auf die kleine
Colonie, die ſich um unſere Sonne angebaut hat, die uns zunächſt
umgibt, und zu der die Erde, unſer Wohnort, ſelbſt gehört. Die
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