Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Aberration der Fixsterne. der Planeten nach ihren Umlaufzeiten geregelt werden, und selbstdie gegenseitigen Perturbationen oder die Wirkungen dieser Körper unter einander, wie in einem Spiegel abgebildet erblickten, und in welchen endlich die Natur, um das Maß des Interesses, das sie in diese kleine Welt von Monden legte, voll zu machen, uns ein Mittel geboten hat, die Geschwindigkeit ihres schnellsten Kör- pers, des Lichts, zu messen. Um die erwähnten Verfinsterungen dieser Monde zu geogra- In der Conjunction sind wir von Jupiter um den ganzen Aberration der Fixſterne. der Planeten nach ihren Umlaufzeiten geregelt werden, und ſelbſtdie gegenſeitigen Perturbationen oder die Wirkungen dieſer Körper unter einander, wie in einem Spiegel abgebildet erblickten, und in welchen endlich die Natur, um das Maß des Intereſſes, das ſie in dieſe kleine Welt von Monden legte, voll zu machen, uns ein Mittel geboten hat, die Geſchwindigkeit ihres ſchnellſten Kör- pers, des Lichts, zu meſſen. Um die erwähnten Verfinſterungen dieſer Monde zu geogra- In der Conjunction ſind wir von Jupiter um den ganzen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0193" n="181"/><fw place="top" type="header">Aberration der Fixſterne.</fw><lb/> der Planeten nach ihren Umlaufzeiten geregelt werden, und ſelbſt<lb/> die gegenſeitigen Perturbationen oder die Wirkungen dieſer Körper<lb/> unter einander, wie in einem Spiegel abgebildet erblickten, und<lb/> in welchen endlich die Natur, um das Maß des Intereſſes, das<lb/> ſie in dieſe kleine Welt von Monden legte, voll zu machen, uns<lb/> ein Mittel geboten hat, die Geſchwindigkeit ihres ſchnellſten Kör-<lb/> pers, des Lichts, zu meſſen.</p><lb/> <p>Um die erwähnten Verfinſterungen dieſer Monde zu geogra-<lb/> phiſchen Längenbeſtimmungen zu benützen, beſtimmte man, aus<lb/> lange fortgeſetzten Beobachtungen, den Umlauf der Satelliten um<lb/> Jupiter, und ſuchte daraus die Zeiten ihrer Finſterniſſe zu berech-<lb/> nen. Der däniſche Aſtronom, <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Olof Roemer,</hi></hi> war der<lb/> erſte, der um das Jahr 1675, alſo 50 Jahre vor <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Bradley</hi>’s</hi><lb/> Entdeckung der Aberration, die Bemerkung machte, daß dieſe<lb/> Rechnungen zwar zur Zeit, als Jupiter mit der Sonne in den<lb/> Quadraturen war, ſehr gut, aber dafür deſto weniger in den Sy-<lb/> zygien mit den Beobachtungen übereinſtimmten, daß dieſe Fin-<lb/> ſterniſſe nämlich zur Zeit der Oppoſition um nahe 8 Minuten und<lb/> 13 Secunden früher, und in der Conjunction eben ſo viel ſpäter,<lb/> als die Berechnung gab, beobachtet wurden. Iſt z. B. Jupiter in<lb/> ♋ (Fig. 8), und die Sonne in <hi rendition="#aq">S</hi>, ſo iſt die Erde zur Zeit der<lb/> Oppoſition in <hi rendition="#aq">b</hi> und zur Zeit der Conjunction in <hi rendition="#aq">d</hi>, alſo in der<lb/> letzten Zeit um die ganze Strecke <hi rendition="#aq">bSd</hi>, das heißt, um den Durch-<lb/> meſſer der Erdbahn, weiter, als in der erſten Zeit, von Jupiter<lb/> entfernt. Dieſe einfache Bemerkung der verſchiedenen Entfernun-<lb/> gen Jupiters von der Erde zur Zeit der Syzygien reichte für<lb/> den Scharfſinn <hi rendition="#g">Römer’s</hi> hin, ſogleich die wahre Erklärung jener<lb/> Beſchleunigung und Verzögerung der Finſterniſſe zu finden, eine<lb/> Erklärung, die ſo natürlich iſt, daß man nicht weiter an ihrer<lb/> Wahrheit zweifeln kann.</p><lb/> <p>In der Conjunction ſind wir von Jupiter um den ganzen<lb/> Durchmeſſer der Erdbahn weiter entfernt, als in der Oppoſition.<lb/> Warum ſehen wir alſo dort alle Finſterniſſe um 16 Min. 26 Sec.<lb/> ſpäter, als hier? — Offenbar, weil das Licht, weil der Bote,<lb/> der uns dieſe Nachricht bringt, dort einen viel größern Weg als<lb/> hier zu durchlaufen hat, um bis zur Erde zu gelangen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0193]
Aberration der Fixſterne.
der Planeten nach ihren Umlaufzeiten geregelt werden, und ſelbſt
die gegenſeitigen Perturbationen oder die Wirkungen dieſer Körper
unter einander, wie in einem Spiegel abgebildet erblickten, und
in welchen endlich die Natur, um das Maß des Intereſſes, das
ſie in dieſe kleine Welt von Monden legte, voll zu machen, uns
ein Mittel geboten hat, die Geſchwindigkeit ihres ſchnellſten Kör-
pers, des Lichts, zu meſſen.
Um die erwähnten Verfinſterungen dieſer Monde zu geogra-
phiſchen Längenbeſtimmungen zu benützen, beſtimmte man, aus
lange fortgeſetzten Beobachtungen, den Umlauf der Satelliten um
Jupiter, und ſuchte daraus die Zeiten ihrer Finſterniſſe zu berech-
nen. Der däniſche Aſtronom, Olof Roemer, war der
erſte, der um das Jahr 1675, alſo 50 Jahre vor Bradley’s
Entdeckung der Aberration, die Bemerkung machte, daß dieſe
Rechnungen zwar zur Zeit, als Jupiter mit der Sonne in den
Quadraturen war, ſehr gut, aber dafür deſto weniger in den Sy-
zygien mit den Beobachtungen übereinſtimmten, daß dieſe Fin-
ſterniſſe nämlich zur Zeit der Oppoſition um nahe 8 Minuten und
13 Secunden früher, und in der Conjunction eben ſo viel ſpäter,
als die Berechnung gab, beobachtet wurden. Iſt z. B. Jupiter in
♋ (Fig. 8), und die Sonne in S, ſo iſt die Erde zur Zeit der
Oppoſition in b und zur Zeit der Conjunction in d, alſo in der
letzten Zeit um die ganze Strecke bSd, das heißt, um den Durch-
meſſer der Erdbahn, weiter, als in der erſten Zeit, von Jupiter
entfernt. Dieſe einfache Bemerkung der verſchiedenen Entfernun-
gen Jupiters von der Erde zur Zeit der Syzygien reichte für
den Scharfſinn Römer’s hin, ſogleich die wahre Erklärung jener
Beſchleunigung und Verzögerung der Finſterniſſe zu finden, eine
Erklärung, die ſo natürlich iſt, daß man nicht weiter an ihrer
Wahrheit zweifeln kann.
In der Conjunction ſind wir von Jupiter um den ganzen
Durchmeſſer der Erdbahn weiter entfernt, als in der Oppoſition.
Warum ſehen wir alſo dort alle Finſterniſſe um 16 Min. 26 Sec.
ſpäter, als hier? — Offenbar, weil das Licht, weil der Bote,
der uns dieſe Nachricht bringt, dort einen viel größern Weg als
hier zu durchlaufen hat, um bis zur Erde zu gelangen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |