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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Kepler's Gesetze.
das so lange und so mühsam gesuchte Verhältniß endlich einmal
gefunden habe. Es war, wie er selbst in seinem Harmonice
mundi.
S. 189 erzählt, am 15ten Mai d. J. 1618, daß er die
Freude hatte, seine siebzehnjährigen Bemühungen durch diese schöne
Entdeckung belohnt zu sehen. Er fand, daß sich die Quadrate
der siderischen Umlaufszeiten der Planeten wie die
Würfel der großen Axen ihrer Bahnen verhielten
,
und dieß ist das dritte und letzte der Naturgesetze, die unter dem
Nahmen der Keplerschen Gesetze bekannt sind. Wir werden die
Wichtigkeit desselben weiter unten kennen lernen. Hier mag es
uns genügen, zu bemerken, daß es uns das sicherste Mittel dar-
biethet, diese großen Axen selbst, die so schwer zu beobachten sind,
aus den so leicht zu bestimmenden Umlaufszeiten (§. 100) abzu-
leiten. Alle Beobachtungen der zwei letzten Jahrhunderte, die
seit der Entdeckung jener drei Gesetze verflossen sind, haben die
Genauigkeit derselben in einem Grade bestätigt, daß fortan Nie-
mand mehr an der Wahrheit derselben zweifeln kann. Sie sind
es, die allen Bewegungen der Planeten, auch den entferntesten
Kometen um die Sonne, so wie den Bewegungen der Satelliten
um ihre Hauptplaneten zu Grunde liegen. Jahrtausende sind
vorüber gezogen und diese Gesetze blieben dem ganzen Menschen-
geschlechte unlesbar, obschon sie mit Feuerzügen auf dem gestirn-
ten Himmel geschrieben waren, bis es endlich den Scharfsinne
und der unermüdlichen Geduld eines seltenen Mannes gelang,
jene Charaktere zu entziffern und dadurch seinen eigenen Nahmen
mit eben so unvergänglichen Zügen an demselben Himmel ein
Denkmahl zu setzen, das dauern wird, wenn andere Monumente
von Erz und Stein längst zu Staub geworden, und wenn die
Gesetzbücher Justinians und Napoleons längst schon vergessen
seyn werden.

§. 147. (Zusammenhang und Wichtigkeit dieser drei Gesetze.)
Die Leser werden ohne meine Erinnerung erwarten, daß in diesem
eben so einfachen als erhabenen Codex des Himmels die in ihm
enthaltenen Gesetze nicht der Willkühr überlassen oder, wie es
wohl in so manchem anderen menschlichen Codex der Fall seyn
mag, bloß durch einzelne Fälle entstanden, und daher ohne wei-
teren Zusammenhang unter sich stehen werden. Wir werden in

Kepler’s Geſetze.
das ſo lange und ſo mühſam geſuchte Verhältniß endlich einmal
gefunden habe. Es war, wie er ſelbſt in ſeinem Harmonice
mundi.
S. 189 erzählt, am 15ten Mai d. J. 1618, daß er die
Freude hatte, ſeine ſiebzehnjährigen Bemühungen durch dieſe ſchöne
Entdeckung belohnt zu ſehen. Er fand, daß ſich die Quadrate
der ſideriſchen Umlaufszeiten der Planeten wie die
Würfel der großen Axen ihrer Bahnen verhielten
,
und dieß iſt das dritte und letzte der Naturgeſetze, die unter dem
Nahmen der Keplerſchen Geſetze bekannt ſind. Wir werden die
Wichtigkeit deſſelben weiter unten kennen lernen. Hier mag es
uns genügen, zu bemerken, daß es uns das ſicherſte Mittel dar-
biethet, dieſe großen Axen ſelbſt, die ſo ſchwer zu beobachten ſind,
aus den ſo leicht zu beſtimmenden Umlaufszeiten (§. 100) abzu-
leiten. Alle Beobachtungen der zwei letzten Jahrhunderte, die
ſeit der Entdeckung jener drei Geſetze verfloſſen ſind, haben die
Genauigkeit derſelben in einem Grade beſtätigt, daß fortan Nie-
mand mehr an der Wahrheit derſelben zweifeln kann. Sie ſind
es, die allen Bewegungen der Planeten, auch den entfernteſten
Kometen um die Sonne, ſo wie den Bewegungen der Satelliten
um ihre Hauptplaneten zu Grunde liegen. Jahrtauſende ſind
vorüber gezogen und dieſe Geſetze blieben dem ganzen Menſchen-
geſchlechte unlesbar, obſchon ſie mit Feuerzügen auf dem geſtirn-
ten Himmel geſchrieben waren, bis es endlich den Scharfſinne
und der unermüdlichen Geduld eines ſeltenen Mannes gelang,
jene Charaktere zu entziffern und dadurch ſeinen eigenen Nahmen
mit eben ſo unvergänglichen Zügen an demſelben Himmel ein
Denkmahl zu ſetzen, das dauern wird, wenn andere Monumente
von Erz und Stein längſt zu Staub geworden, und wenn die
Geſetzbücher Juſtinians und Napoleons längſt ſchon vergeſſen
ſeyn werden.

§. 147. (Zuſammenhang und Wichtigkeit dieſer drei Geſetze.)
Die Leſer werden ohne meine Erinnerung erwarten, daß in dieſem
eben ſo einfachen als erhabenen Codex des Himmels die in ihm
enthaltenen Geſetze nicht der Willkühr überlaſſen oder, wie es
wohl in ſo manchem anderen menſchlichen Codex der Fall ſeyn
mag, bloß durch einzelne Fälle entſtanden, und daher ohne wei-
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[290/0302] Kepler’s Geſetze. das ſo lange und ſo mühſam geſuchte Verhältniß endlich einmal gefunden habe. Es war, wie er ſelbſt in ſeinem Harmonice mundi. S. 189 erzählt, am 15ten Mai d. J. 1618, daß er die Freude hatte, ſeine ſiebzehnjährigen Bemühungen durch dieſe ſchöne Entdeckung belohnt zu ſehen. Er fand, daß ſich die Quadrate der ſideriſchen Umlaufszeiten der Planeten wie die Würfel der großen Axen ihrer Bahnen verhielten, und dieß iſt das dritte und letzte der Naturgeſetze, die unter dem Nahmen der Keplerſchen Geſetze bekannt ſind. Wir werden die Wichtigkeit deſſelben weiter unten kennen lernen. Hier mag es uns genügen, zu bemerken, daß es uns das ſicherſte Mittel dar- biethet, dieſe großen Axen ſelbſt, die ſo ſchwer zu beobachten ſind, aus den ſo leicht zu beſtimmenden Umlaufszeiten (§. 100) abzu- leiten. Alle Beobachtungen der zwei letzten Jahrhunderte, die ſeit der Entdeckung jener drei Geſetze verfloſſen ſind, haben die Genauigkeit derſelben in einem Grade beſtätigt, daß fortan Nie- mand mehr an der Wahrheit derſelben zweifeln kann. Sie ſind es, die allen Bewegungen der Planeten, auch den entfernteſten Kometen um die Sonne, ſo wie den Bewegungen der Satelliten um ihre Hauptplaneten zu Grunde liegen. Jahrtauſende ſind vorüber gezogen und dieſe Geſetze blieben dem ganzen Menſchen- geſchlechte unlesbar, obſchon ſie mit Feuerzügen auf dem geſtirn- ten Himmel geſchrieben waren, bis es endlich den Scharfſinne und der unermüdlichen Geduld eines ſeltenen Mannes gelang, jene Charaktere zu entziffern und dadurch ſeinen eigenen Nahmen mit eben ſo unvergänglichen Zügen an demſelben Himmel ein Denkmahl zu ſetzen, das dauern wird, wenn andere Monumente von Erz und Stein längſt zu Staub geworden, und wenn die Geſetzbücher Juſtinians und Napoleons längſt ſchon vergeſſen ſeyn werden. §. 147. (Zuſammenhang und Wichtigkeit dieſer drei Geſetze.) Die Leſer werden ohne meine Erinnerung erwarten, daß in dieſem eben ſo einfachen als erhabenen Codex des Himmels die in ihm enthaltenen Geſetze nicht der Willkühr überlaſſen oder, wie es wohl in ſo manchem anderen menſchlichen Codex der Fall ſeyn mag, bloß durch einzelne Fälle entſtanden, und daher ohne wei- teren Zuſammenhang unter ſich ſtehen werden. Wir werden in

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/302>, abgerufen am 22.11.2024.