Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Refraction, Präcession und Nutation. Gränze unserer Nächte erleuchtet und unter der Benennung derDämmerung allgemein bekannt ist. Diese Beleuchtung unserer Erde kömmt zwar nicht mehr von dem direkten, aber wohl von dem reflektirten Lichte der Sonne, nämlich von denjenigen Son- nenstrahlen, welche von den höheren Theilen der Atmosphäre, von den Dünsten und Wolken, die noch nach dem Untergange oder schon vor dem Aufgange der Sonne von ihr beschienen werden, wie von einem Spiegel auf die Erde geworfen, den Anfang und das Ende unserer Nächte erleuchten. Wenn die Sonne für einen Ort der Erde eben untergegangen Man nimmt gewöhnlich an, daß diese Dämmerung anfängt Refraction, Präceſſion und Nutation. Gränze unſerer Nächte erleuchtet und unter der Benennung derDämmerung allgemein bekannt iſt. Dieſe Beleuchtung unſerer Erde kömmt zwar nicht mehr von dem direkten, aber wohl von dem reflektirten Lichte der Sonne, nämlich von denjenigen Son- nenſtrahlen, welche von den höheren Theilen der Atmoſphäre, von den Dünſten und Wolken, die noch nach dem Untergange oder ſchon vor dem Aufgange der Sonne von ihr beſchienen werden, wie von einem Spiegel auf die Erde geworfen, den Anfang und das Ende unſerer Nächte erleuchten. Wenn die Sonne für einen Ort der Erde eben untergegangen Man nimmt gewöhnlich an, daß dieſe Dämmerung anfängt <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0364" n="352"/><fw place="top" type="header">Refraction, Präceſſion und Nutation.</fw><lb/> Gränze unſerer Nächte erleuchtet und unter der Benennung der<lb/><hi rendition="#g">Dämmerung</hi> allgemein bekannt iſt. Dieſe Beleuchtung unſerer<lb/> Erde kömmt zwar nicht mehr von dem direkten, aber wohl von<lb/> dem reflektirten Lichte der Sonne, nämlich von denjenigen Son-<lb/> nenſtrahlen, welche von den höheren Theilen der Atmoſphäre, von<lb/> den Dünſten und Wolken, die noch nach dem Untergange oder<lb/> ſchon vor dem Aufgange der Sonne von ihr beſchienen werden,<lb/> wie von einem Spiegel auf die Erde geworfen, den Anfang und<lb/> das Ende unſerer Nächte erleuchten.</p><lb/> <p>Wenn die Sonne für einen Ort der Erde eben untergegangen<lb/> iſt, ſo ſieht dieſer Ort zwar die Sonne ſelbſt nicht mehr, aber er<lb/> ſieht noch einen großen Theil des weſtlichen Himmels, den die<lb/> Sonnenſtrahlen noch beleuchten und von dem dieſe Strahlen nach<lb/> allen Seiten zurückgeworfen werden. Je mehr ſich aber dieſer<lb/> Ort, durch die tägliche Bewegung der Erde, nach Oſten dreht,<lb/> oder je weiter er ſich von der Sonne entfernt, ein deſto größerer<lb/> Theil jener beleuchteten Stelle des weſtlichen Himmels verſchwin-<lb/> det für ihn, weil er von der undurchſichtigen Erde, von unten<lb/> herauf immer mehr und mehr bedeckt wird, bis endlich auch der<lb/> höchſte und ſchwächſte Theil dieſer Stelle ſich dem Auge entzieht<lb/> und jetzt erſt die vollkommene Nacht über demſelben einbricht.</p><lb/> <p>Man nimmt gewöhnlich an, daß dieſe Dämmerung anfängt<lb/> und aufhört, wenn die Sonne 18 Grade unter dem Horizonte<lb/> ſteht. Für die Mitte Deutſchlands hat ſie ihre kürzeſte Dauer<lb/> von nahe zwei Stunden im Anfange des März und gegen die<lb/> Mitte des Oktobers. Von der Mitte des Mai aber bis zu dem<lb/> Ende des Julius dauert für uns dieſe Dämmerung die ganze<lb/> Nacht durch, weil die Sonne während dieſer Zeit ſelbſt um Mit-<lb/> ternacht nicht die Tiefe von 18 Graden unter dem Horizonte er-<lb/> reicht. In höheren Breiten iſt die Dauer der Dämmerung viel<lb/> größer. Unter den Polen ſelbſt werden der halbjährigen Nacht,<lb/> im Anfange ſowohl, als am Ende derſelben, volle 50 Tage<lb/> durch die Dämmerung entzogen, wodurch die eigentliche lange<lb/> Nacht auf 3½ Monate herabgebracht wird. Ueberhaupt aber<lb/> kann man annehmen, daß wegen dieſem Dämmerungsbogen von<lb/> 18 Graden nicht mehr bloß 180 Grade von dem Umfange der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0364]
Refraction, Präceſſion und Nutation.
Gränze unſerer Nächte erleuchtet und unter der Benennung der
Dämmerung allgemein bekannt iſt. Dieſe Beleuchtung unſerer
Erde kömmt zwar nicht mehr von dem direkten, aber wohl von
dem reflektirten Lichte der Sonne, nämlich von denjenigen Son-
nenſtrahlen, welche von den höheren Theilen der Atmoſphäre, von
den Dünſten und Wolken, die noch nach dem Untergange oder
ſchon vor dem Aufgange der Sonne von ihr beſchienen werden,
wie von einem Spiegel auf die Erde geworfen, den Anfang und
das Ende unſerer Nächte erleuchten.
Wenn die Sonne für einen Ort der Erde eben untergegangen
iſt, ſo ſieht dieſer Ort zwar die Sonne ſelbſt nicht mehr, aber er
ſieht noch einen großen Theil des weſtlichen Himmels, den die
Sonnenſtrahlen noch beleuchten und von dem dieſe Strahlen nach
allen Seiten zurückgeworfen werden. Je mehr ſich aber dieſer
Ort, durch die tägliche Bewegung der Erde, nach Oſten dreht,
oder je weiter er ſich von der Sonne entfernt, ein deſto größerer
Theil jener beleuchteten Stelle des weſtlichen Himmels verſchwin-
det für ihn, weil er von der undurchſichtigen Erde, von unten
herauf immer mehr und mehr bedeckt wird, bis endlich auch der
höchſte und ſchwächſte Theil dieſer Stelle ſich dem Auge entzieht
und jetzt erſt die vollkommene Nacht über demſelben einbricht.
Man nimmt gewöhnlich an, daß dieſe Dämmerung anfängt
und aufhört, wenn die Sonne 18 Grade unter dem Horizonte
ſteht. Für die Mitte Deutſchlands hat ſie ihre kürzeſte Dauer
von nahe zwei Stunden im Anfange des März und gegen die
Mitte des Oktobers. Von der Mitte des Mai aber bis zu dem
Ende des Julius dauert für uns dieſe Dämmerung die ganze
Nacht durch, weil die Sonne während dieſer Zeit ſelbſt um Mit-
ternacht nicht die Tiefe von 18 Graden unter dem Horizonte er-
reicht. In höheren Breiten iſt die Dauer der Dämmerung viel
größer. Unter den Polen ſelbſt werden der halbjährigen Nacht,
im Anfange ſowohl, als am Ende derſelben, volle 50 Tage
durch die Dämmerung entzogen, wodurch die eigentliche lange
Nacht auf 3½ Monate herabgebracht wird. Ueberhaupt aber
kann man annehmen, daß wegen dieſem Dämmerungsbogen von
18 Graden nicht mehr bloß 180 Grade von dem Umfange der
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