Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Tägliche Bewegung der Erde. früheren Voraussetzung, nach welcher die Erde einer vollkommenenKugel wenigstens sehr ähnlich ist, da die äußerst geringe Abplat- tung der Erde nur den 286sten Theil ihres Halbmessers beträgt, eine Größe, die wir auch bei unseren besten Globen noch nicht mit freiem Auge unterscheiden können, und die daher auch, selbst bei unseren besten und größten Landkarten, als eine ganz ver- schwindende Größe nicht berücksichtigt wird. §. 23. (Verschiedenheit der Schwere auf der Erde.) Wir alle Diese Schwere der Erde ist also unter dem Aequator, wenig- Wenn man aber den Halbmesser eines Kreises, und überdieß Tägliche Bewegung der Erde. früheren Vorausſetzung, nach welcher die Erde einer vollkommenenKugel wenigſtens ſehr ähnlich iſt, da die äußerſt geringe Abplat- tung der Erde nur den 286ſten Theil ihres Halbmeſſers beträgt, eine Größe, die wir auch bei unſeren beſten Globen noch nicht mit freiem Auge unterſcheiden können, und die daher auch, ſelbſt bei unſeren beſten und größten Landkarten, als eine ganz ver- ſchwindende Größe nicht berückſichtigt wird. §. 23. (Verſchiedenheit der Schwere auf der Erde.) Wir alle Dieſe Schwere der Erde iſt alſo unter dem Aequator, wenig- Wenn man aber den Halbmeſſer eines Kreiſes, und überdieß <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0085" n="73"/><fw place="top" type="header">Tägliche Bewegung der Erde.</fw><lb/> früheren Vorausſetzung, nach welcher die Erde einer vollkommenen<lb/> Kugel wenigſtens ſehr ähnlich iſt, da die äußerſt geringe Abplat-<lb/> tung der Erde nur den 286ſten Theil ihres Halbmeſſers beträgt,<lb/> eine Größe, die wir auch bei unſeren beſten Globen noch nicht<lb/> mit freiem Auge unterſcheiden können, und die daher auch, ſelbſt<lb/> bei unſeren beſten und größten Landkarten, als eine ganz ver-<lb/> ſchwindende Größe nicht berückſichtigt wird.</p><lb/> <p>§. 23. (Verſchiedenheit der Schwere auf der Erde.) Wir alle<lb/> wiſſen, daß die Körper auf der Oberfläche der Erde, wenn ſie<lb/> ihrer Unterſtützung beraubt werden, in einer ſenkrechten Richtung<lb/> gegen dieſe Oberfläche fallen, und daß ſie unter dem Aequator<lb/> am Ende der erſten Secunde durch dieſen Fall eine Geſchwindig-<lb/> keit erhalten, vermöge welcher ſie, wenn ſie dieſe Geſchwindigkeit<lb/> auch ferner beibehielten, in jeder folgenden Secunde einen Raum<lb/> von 30,<hi rendition="#sub">1028</hi> Par. Fuß zurücklegen würden. Welches immer die<lb/> Urſache dieſer Bewegung ſeyn mag, man wird ſie in der Erde<lb/> ſelbſt und zwar, da ſie gegen den Mittelpunkt derſelben gerichtet iſt,<lb/> in dieſem Mittelpunkte ſuchen müſſen, und ſie gleichſam als eine Kraft<lb/> darſtellen können, welche in dieſem Mittelpunkte der Erde ihren<lb/> Sitz hat, und welche von da aus alle Körper an ſich zu ziehen<lb/> ſucht. Man nennt ſie daher die <hi rendition="#g">Anziehungskraft</hi> der Erde<lb/> oder auch mit einem gewöhnlichen Worte, die Schwere derſelben.</p><lb/> <p>Dieſe Schwere der Erde iſt alſo unter dem Aequator, wenig-<lb/> ſtens in ihrer Richtung der oben betrachteten Centrifugalkraft, der-<lb/> ſelben gerade entgegengeſetzt, da beide Kräfte in der Ebene des<lb/> Aequators, und zwar in der Richtung des Halbmeſſers der Erde,<lb/> in welchem der fallende Körper iſt, liegen, und da die erſte den<lb/> Körper zu dem Mittelpunkte der Erde herabzieht, während<lb/> die zweite ihn, wie wir ſo eben geſehen haben, davon zu entfer-<lb/> nen ſtrebt, ſo daß alſo, durch die Centrifugalkraft, die Schwere<lb/> der Erde vermindert, oder daß die Schwere, bei einer um ihre<lb/> Axe rotirenden Erde kleiner wird, als ſie bei einer nicht rotirenden<lb/> ſeyn würde.</p><lb/> <p>Wenn man aber den Halbmeſſer eines Kreiſes, und überdieß<lb/> die Zeit ſeiner Rotation kennt, ſo iſt es, aus den erſten Grund-<lb/> ſätzen der Mechanik ſehr leicht, die daraus entſtehende Centrifu-<lb/> galkraft jedes Punktes ſeiner Peripherie zu finden. Dieſe iſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0085]
Tägliche Bewegung der Erde.
früheren Vorausſetzung, nach welcher die Erde einer vollkommenen
Kugel wenigſtens ſehr ähnlich iſt, da die äußerſt geringe Abplat-
tung der Erde nur den 286ſten Theil ihres Halbmeſſers beträgt,
eine Größe, die wir auch bei unſeren beſten Globen noch nicht
mit freiem Auge unterſcheiden können, und die daher auch, ſelbſt
bei unſeren beſten und größten Landkarten, als eine ganz ver-
ſchwindende Größe nicht berückſichtigt wird.
§. 23. (Verſchiedenheit der Schwere auf der Erde.) Wir alle
wiſſen, daß die Körper auf der Oberfläche der Erde, wenn ſie
ihrer Unterſtützung beraubt werden, in einer ſenkrechten Richtung
gegen dieſe Oberfläche fallen, und daß ſie unter dem Aequator
am Ende der erſten Secunde durch dieſen Fall eine Geſchwindig-
keit erhalten, vermöge welcher ſie, wenn ſie dieſe Geſchwindigkeit
auch ferner beibehielten, in jeder folgenden Secunde einen Raum
von 30,1028 Par. Fuß zurücklegen würden. Welches immer die
Urſache dieſer Bewegung ſeyn mag, man wird ſie in der Erde
ſelbſt und zwar, da ſie gegen den Mittelpunkt derſelben gerichtet iſt,
in dieſem Mittelpunkte ſuchen müſſen, und ſie gleichſam als eine Kraft
darſtellen können, welche in dieſem Mittelpunkte der Erde ihren
Sitz hat, und welche von da aus alle Körper an ſich zu ziehen
ſucht. Man nennt ſie daher die Anziehungskraft der Erde
oder auch mit einem gewöhnlichen Worte, die Schwere derſelben.
Dieſe Schwere der Erde iſt alſo unter dem Aequator, wenig-
ſtens in ihrer Richtung der oben betrachteten Centrifugalkraft, der-
ſelben gerade entgegengeſetzt, da beide Kräfte in der Ebene des
Aequators, und zwar in der Richtung des Halbmeſſers der Erde,
in welchem der fallende Körper iſt, liegen, und da die erſte den
Körper zu dem Mittelpunkte der Erde herabzieht, während
die zweite ihn, wie wir ſo eben geſehen haben, davon zu entfer-
nen ſtrebt, ſo daß alſo, durch die Centrifugalkraft, die Schwere
der Erde vermindert, oder daß die Schwere, bei einer um ihre
Axe rotirenden Erde kleiner wird, als ſie bei einer nicht rotirenden
ſeyn würde.
Wenn man aber den Halbmeſſer eines Kreiſes, und überdieß
die Zeit ſeiner Rotation kennt, ſo iſt es, aus den erſten Grund-
ſätzen der Mechanik ſehr leicht, die daraus entſtehende Centrifu-
galkraft jedes Punktes ſeiner Peripherie zu finden. Dieſe iſt
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