Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Kapitel IV.
Mars.


§. 78. (Obere und untere Planeten.) Die beiden vorher-
gehenden untern Planeten, Merkur und Venus, bewegen sich
immer innerhalb der Erdbahn um die Sonne, oder ihre Bahnen
werden von jener der Erde eingeschlossen. Mars ist der erste, der
im Gegentheile sich außerhalb der Erdbahn bewegt, oder er ist der
erste der obern Planeten. Aus dieser Ursache ist er nicht mehr,
wie jene, in bestimmten Entfernungen von der Sonne eingeschlossen,
oder man sieht ihn nicht bloß in der Nachbarschaft der Sonne,
sondern vielmehr unter allen möglichen Winkeln mit derselben,
also zuweilen sogar ihr gegenüber, wo er um Mitternacht durch
den Meridian geht, und, wie man sagt, mit der Sonne in Oppo-
sition ist, was nicht möglich wäre, wenn nicht die Erde, zur Zeit
der Opposition, zwischen ihm und der Sonne stünde, wenn also die
Erdbahn von der Marsbahn nicht eingeschlossen würde. Auch sieht
man ihn, aus derselben Ursache nie in der Gestalt einer Sichel,
wie Merkur und Venus. Zwar bemerkt man zu der Zeit, wo
Mars neunzig Grade von der Sonne entfernt ist, den östlichen
oder westlichen Rand desselben beschattet oder dunkel, nahe wie
unsern Mond drei Tage vor oder nach dem Vollmonde. Aber
dieser dunkle Theil beträgt, selbst wenn er, wie hier, am größten
ist, noch nicht den achten Theil der ganzen uns sichtbaren Hälfte


Kapitel IV.
Mars.


§. 78. (Obere und untere Planeten.) Die beiden vorher-
gehenden untern Planeten, Merkur und Venus, bewegen ſich
immer innerhalb der Erdbahn um die Sonne, oder ihre Bahnen
werden von jener der Erde eingeſchloſſen. Mars iſt der erſte, der
im Gegentheile ſich außerhalb der Erdbahn bewegt, oder er iſt der
erſte der obern Planeten. Aus dieſer Urſache iſt er nicht mehr,
wie jene, in beſtimmten Entfernungen von der Sonne eingeſchloſſen,
oder man ſieht ihn nicht bloß in der Nachbarſchaft der Sonne,
ſondern vielmehr unter allen möglichen Winkeln mit derſelben,
alſo zuweilen ſogar ihr gegenüber, wo er um Mitternacht durch
den Meridian geht, und, wie man ſagt, mit der Sonne in Oppo-
ſition iſt, was nicht möglich wäre, wenn nicht die Erde, zur Zeit
der Oppoſition, zwiſchen ihm und der Sonne ſtünde, wenn alſo die
Erdbahn von der Marsbahn nicht eingeſchloſſen würde. Auch ſieht
man ihn, aus derſelben Urſache nie in der Geſtalt einer Sichel,
wie Merkur und Venus. Zwar bemerkt man zu der Zeit, wo
Mars neunzig Grade von der Sonne entfernt iſt, den öſtlichen
oder weſtlichen Rand deſſelben beſchattet oder dunkel, nahe wie
unſern Mond drei Tage vor oder nach dem Vollmonde. Aber
dieſer dunkle Theil beträgt, ſelbſt wenn er, wie hier, am größten
iſt, noch nicht den achten Theil der ganzen uns ſichtbaren Hälfte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0118" n="[108]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Kapitel</hi><hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/><hi rendition="#g">Mars</hi>.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>§. 78. (Obere und untere Planeten.) Die beiden vorher-<lb/>
gehenden <hi rendition="#g">untern</hi> Planeten, Merkur und Venus, bewegen &#x017F;ich<lb/>
immer innerhalb der Erdbahn um die Sonne, oder ihre Bahnen<lb/>
werden von jener der Erde einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Mars i&#x017F;t der er&#x017F;te, der<lb/>
im Gegentheile &#x017F;ich außerhalb der Erdbahn bewegt, oder er i&#x017F;t der<lb/>
er&#x017F;te der <hi rendition="#g">obern</hi> Planeten. Aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache i&#x017F;t er nicht mehr,<lb/>
wie jene, in be&#x017F;timmten Entfernungen von der Sonne einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
oder man &#x017F;ieht ihn nicht bloß in der Nachbar&#x017F;chaft der Sonne,<lb/>
&#x017F;ondern vielmehr unter allen möglichen Winkeln mit der&#x017F;elben,<lb/>
al&#x017F;o zuweilen &#x017F;ogar ihr gegenüber, wo er um Mitternacht durch<lb/>
den Meridian geht, und, wie man &#x017F;agt, mit der Sonne in Oppo-<lb/>
&#x017F;ition i&#x017F;t, was nicht möglich wäre, wenn nicht die Erde, zur Zeit<lb/>
der Oppo&#x017F;ition, zwi&#x017F;chen ihm und der Sonne &#x017F;tünde, wenn al&#x017F;o die<lb/>
Erdbahn von der Marsbahn nicht einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en würde. Auch &#x017F;ieht<lb/>
man ihn, aus der&#x017F;elben Ur&#x017F;ache nie in der Ge&#x017F;talt einer Sichel,<lb/>
wie Merkur und Venus. Zwar bemerkt man zu der Zeit, wo<lb/>
Mars neunzig Grade von der Sonne entfernt i&#x017F;t, den ö&#x017F;tlichen<lb/>
oder we&#x017F;tlichen Rand de&#x017F;&#x017F;elben be&#x017F;chattet oder dunkel, nahe wie<lb/>
un&#x017F;ern Mond drei Tage vor oder nach dem Vollmonde. Aber<lb/>
die&#x017F;er dunkle Theil beträgt, &#x017F;elb&#x017F;t wenn er, wie hier, am größten<lb/>
i&#x017F;t, noch nicht den achten Theil der ganzen uns &#x017F;ichtbaren Hälfte<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[108]/0118] Kapitel IV. Mars. §. 78. (Obere und untere Planeten.) Die beiden vorher- gehenden untern Planeten, Merkur und Venus, bewegen ſich immer innerhalb der Erdbahn um die Sonne, oder ihre Bahnen werden von jener der Erde eingeſchloſſen. Mars iſt der erſte, der im Gegentheile ſich außerhalb der Erdbahn bewegt, oder er iſt der erſte der obern Planeten. Aus dieſer Urſache iſt er nicht mehr, wie jene, in beſtimmten Entfernungen von der Sonne eingeſchloſſen, oder man ſieht ihn nicht bloß in der Nachbarſchaft der Sonne, ſondern vielmehr unter allen möglichen Winkeln mit derſelben, alſo zuweilen ſogar ihr gegenüber, wo er um Mitternacht durch den Meridian geht, und, wie man ſagt, mit der Sonne in Oppo- ſition iſt, was nicht möglich wäre, wenn nicht die Erde, zur Zeit der Oppoſition, zwiſchen ihm und der Sonne ſtünde, wenn alſo die Erdbahn von der Marsbahn nicht eingeſchloſſen würde. Auch ſieht man ihn, aus derſelben Urſache nie in der Geſtalt einer Sichel, wie Merkur und Venus. Zwar bemerkt man zu der Zeit, wo Mars neunzig Grade von der Sonne entfernt iſt, den öſtlichen oder weſtlichen Rand deſſelben beſchattet oder dunkel, nahe wie unſern Mond drei Tage vor oder nach dem Vollmonde. Aber dieſer dunkle Theil beträgt, ſelbſt wenn er, wie hier, am größten iſt, noch nicht den achten Theil der ganzen uns ſichtbaren Hälfte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/118
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. [108]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/118>, abgerufen am 23.11.2024.