Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Saturn und sein Ring. chen, wahrscheinlich, weil ihre Fernröhre alle zu unvollkommenwaren, um diesen entfernten Himmelskörper in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Noch im Jahre 1633 sah Gassendi aller seiner Mühe ungeachtet doch nichts als diese eingebildeten Monde. He- velius, der diesen Planeten von den Jahren 1647 bis 1656 eifrig verfolgte, bemerkte wohl, daß diese zwei kleinen Seitenkugeln, diese imaginairen Monde mit der großen Kugel Saturns durch Arme oder Henkel zusammen hängen und daß Saturn seine Ge- stalt überhaupt von Jahr zu Jahr auf eine sehr sonderbare Weise ändere, aber er konnte doch den eigentlichen Grund dieser auffal- lenden Veränderungen nicht entdecken. Dafür gab er in seinem Werke (De Saturni facie. Danzig 1656) eine Menge von barba- rischen Namen an, durch welche er die verschiedenen Gestalten dieses Planeten näher bezeichnen wollte. Hodierna war der Mei- nung, daß Saturn die Gestalt eines Eyes habe, mit zwei dun- keln Flecken an den beiden Seiten, und daß die Abwechslung seiner Gestalt von einer Umdrehung dieses Eyes um seine Axe komme. Riccioli behauptete, daß Saturn mit einem dünnen Armillarringe umgeben sey, der in zweien seiner Punkte an der Kugel des Pla- neten befestiget seyn sollte, womit dieser Jesuit, der auch Coper- nicus und Kepler verbessern wollte, die Entdeckung Huygen's, die damals schon allgemein bekannt war, zu rectificiren gedachte. §. 107. (Huygens entdeckt den Ring Saturns.) Im Jahre Saturn und ſein Ring. chen, wahrſcheinlich, weil ihre Fernröhre alle zu unvollkommenwaren, um dieſen entfernten Himmelskörper in ſeiner wahren Geſtalt zu zeigen. Noch im Jahre 1633 ſah Gaſſendi aller ſeiner Mühe ungeachtet doch nichts als dieſe eingebildeten Monde. He- velius, der dieſen Planeten von den Jahren 1647 bis 1656 eifrig verfolgte, bemerkte wohl, daß dieſe zwei kleinen Seitenkugeln, dieſe imaginairen Monde mit der großen Kugel Saturns durch Arme oder Henkel zuſammen hängen und daß Saturn ſeine Ge- ſtalt überhaupt von Jahr zu Jahr auf eine ſehr ſonderbare Weiſe ändere, aber er konnte doch den eigentlichen Grund dieſer auffal- lenden Veränderungen nicht entdecken. Dafür gab er in ſeinem Werke (De Saturni facie. Danzig 1656) eine Menge von barba- riſchen Namen an, durch welche er die verſchiedenen Geſtalten dieſes Planeten näher bezeichnen wollte. Hodierna war der Mei- nung, daß Saturn die Geſtalt eines Eyes habe, mit zwei dun- keln Flecken an den beiden Seiten, und daß die Abwechslung ſeiner Geſtalt von einer Umdrehung dieſes Eyes um ſeine Axe komme. Riccioli behauptete, daß Saturn mit einem dünnen Armillarringe umgeben ſey, der in zweien ſeiner Punkte an der Kugel des Pla- neten befeſtiget ſeyn ſollte, womit dieſer Jeſuit, der auch Coper- nicus und Kepler verbeſſern wollte, die Entdeckung Huygen’s, die damals ſchon allgemein bekannt war, zu rectificiren gedachte. §. 107. (Huygens entdeckt den Ring Saturns.) Im Jahre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0150" n="140"/><fw place="top" type="header">Saturn und ſein Ring.</fw><lb/> chen, wahrſcheinlich, weil ihre Fernröhre alle zu unvollkommen<lb/> waren, um dieſen entfernten Himmelskörper in ſeiner wahren<lb/> Geſtalt zu zeigen. Noch im Jahre 1633 ſah Gaſſendi aller ſeiner<lb/> Mühe ungeachtet doch nichts als dieſe eingebildeten Monde. 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Saturn und ſein Ring.
chen, wahrſcheinlich, weil ihre Fernröhre alle zu unvollkommen
waren, um dieſen entfernten Himmelskörper in ſeiner wahren
Geſtalt zu zeigen. Noch im Jahre 1633 ſah Gaſſendi aller ſeiner
Mühe ungeachtet doch nichts als dieſe eingebildeten Monde. He-
velius, der dieſen Planeten von den Jahren 1647 bis 1656 eifrig
verfolgte, bemerkte wohl, daß dieſe zwei kleinen Seitenkugeln,
dieſe imaginairen Monde mit der großen Kugel Saturns durch
Arme oder Henkel zuſammen hängen und daß Saturn ſeine Ge-
ſtalt überhaupt von Jahr zu Jahr auf eine ſehr ſonderbare Weiſe
ändere, aber er konnte doch den eigentlichen Grund dieſer auffal-
lenden Veränderungen nicht entdecken. Dafür gab er in ſeinem
Werke (De Saturni facie. Danzig 1656) eine Menge von barba-
riſchen Namen an, durch welche er die verſchiedenen Geſtalten
dieſes Planeten näher bezeichnen wollte. Hodierna war der Mei-
nung, daß Saturn die Geſtalt eines Eyes habe, mit zwei dun-
keln Flecken an den beiden Seiten, und daß die Abwechslung ſeiner
Geſtalt von einer Umdrehung dieſes Eyes um ſeine Axe komme.
Riccioli behauptete, daß Saturn mit einem dünnen Armillarringe
umgeben ſey, der in zweien ſeiner Punkte an der Kugel des Pla-
neten befeſtiget ſeyn ſollte, womit dieſer Jeſuit, der auch Coper-
nicus und Kepler verbeſſern wollte, die Entdeckung Huygen’s, die
damals ſchon allgemein bekannt war, zu rectificiren gedachte.
§. 107. (Huygens entdeckt den Ring Saturns.) Im Jahre
1659 erſchien nämlich das Systema Saturnium von Huygens,
in welchem dieſer vortreffliche Aſtronom und große Beobachter die
wahre Geſtalt dieſes Planeten bekannt machte, ſo wie er ſie durch
das von ihm ſelbſt verfertigte, für ſeine Zeit ſehr gute Fernrohr
i. J. 1655 geſehen hatte. Er zeigte, daß die Kugel Saturns
ringsum von einem dünnen, breiten, freiſchwebenden Ringe um-
geben iſt. Sofort erſchienen mehrere Widerlegungen, wie dieß
bei allen wichtigen Entdeckungen, die ſich auch andere gerne zueig-
nen möchten, zu geſchehen pflegt. Außer der bereits erwähnten
von Riccioli erhob ſich ein gewiſſer Fabri, aus demſelben Orden,
der unter dem falſchen Namen eines Eustachius de divinis die
Erklärung Huygens heftig angriff, nebſt mehrern andern, die
jetzt keiner weitern Erwähnung mehr werth ſind. Alle beſonnenen,
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