von 1/4 Secunde erscheinen, und da sein Licht 360 mal schwächer seyn würde, so würden wir, auch mit unsern besten Fernröhren, keine Spur mehr von ihm entdecken können.
§. 120. (Tages- und Jahreszeiten des Uranus.) Es ist be- reits oben (I. S. 340) bemerkt worden, daß die Bahnen dieser sechs Uranusmonde auf der Uranusbahn, die sehr nahe mit unserer Ecliptik zusammen fällt, beinahe senkrecht stehen. Da wir nun bisher bei allen Planeten die Satelliten derselben sich in der Ebene des Aequators ihres Planeten bewegen sehen, und da dieß auch mit der Theorie der Entstehung dieser Satelliten übereinstimmt, so werden wir mit der größten Wahrscheinlichkeit auch annehmen müssen, daß der Aequator des Uranus nahe senkrecht auf seiner Bahn steht, oder daß die Schiefe der Ecliptik bei diesem Pla- neten nahe 90 Grade beträgt. Wir haben aber bereits oben (I. §. 91) gezeigt, welche Folgen eine solche Einrichtung auf die Klimate und Jahreszeiten eines Planeten nach sich ziehen muß. Der Unterschied der Klimate wird nämlich auf Uranus beinahe ganz aufgehoben seyn, das heißt, es wird in Beziehung auf den Rand der Sonne in verschiedenen Theilen des Jahres einerlei seyn, ob das Land nahe bei dem Aequator oder nahe bei den Po- len liegt, da jeder Punkt der Oberfläche dieses Planeten, selbst die beiden Pole nicht ausgenommen, im Laufe des Jahres die Sonne zweimal in seinem Zenithe sieht. Im Anfange des Frühlings und des Herbstes steht nämlich die Sonne in dem Scheitel derjenigen, die den Aequator bewohnen, während sie den beiden Polen nur in ihrem Horizonte erscheint, und während überall, auf der ganzen Oberfläche des Uranus, Tag und Nacht einander gleich ist. Allein nur kurze Zeit nach dieser Epoche werden selbst diejenigen, die in der Nähe des Aequators wohnen, schon einen bedeutenden Unterschied in der Länge ihrer Tage und Nächte bemerken und im Anfange des Sommers oder des Winters wird der nördliche oder der süd- liche Pol die Sonne in seinem Zenithe sehen und die diesen Polen zunächst liegenden Länder werden 42 unserer Jahre immerwährend Tag, und eben so lange wieder Nacht haben. Durch diese Ein- richtung wird also auch der Unterschied der vier Jahreszeiten der größtmögliche seyn, oder mit andern Worten, so wenig es, in
Uranus.
von ¼ Secunde erſcheinen, und da ſein Licht 360 mal ſchwächer ſeyn würde, ſo würden wir, auch mit unſern beſten Fernröhren, keine Spur mehr von ihm entdecken können.
§. 120. (Tages- und Jahreszeiten des Uranus.) Es iſt be- reits oben (I. S. 340) bemerkt worden, daß die Bahnen dieſer ſechs Uranusmonde auf der Uranusbahn, die ſehr nahe mit unſerer Ecliptik zuſammen fällt, beinahe ſenkrecht ſtehen. Da wir nun bisher bei allen Planeten die Satelliten derſelben ſich in der Ebene des Aequators ihres Planeten bewegen ſehen, und da dieß auch mit der Theorie der Entſtehung dieſer Satelliten übereinſtimmt, ſo werden wir mit der größten Wahrſcheinlichkeit auch annehmen müſſen, daß der Aequator des Uranus nahe ſenkrecht auf ſeiner Bahn ſteht, oder daß die Schiefe der Ecliptik bei dieſem Pla- neten nahe 90 Grade beträgt. Wir haben aber bereits oben (I. §. 91) gezeigt, welche Folgen eine ſolche Einrichtung auf die Klimate und Jahreszeiten eines Planeten nach ſich ziehen muß. Der Unterſchied der Klimate wird nämlich auf Uranus beinahe ganz aufgehoben ſeyn, das heißt, es wird in Beziehung auf den Rand der Sonne in verſchiedenen Theilen des Jahres einerlei ſeyn, ob das Land nahe bei dem Aequator oder nahe bei den Po- len liegt, da jeder Punkt der Oberfläche dieſes Planeten, ſelbſt die beiden Pole nicht ausgenommen, im Laufe des Jahres die Sonne zweimal in ſeinem Zenithe ſieht. Im Anfange des Frühlings und des Herbſtes ſteht nämlich die Sonne in dem Scheitel derjenigen, die den Aequator bewohnen, während ſie den beiden Polen nur in ihrem Horizonte erſcheint, und während überall, auf der ganzen Oberfläche des Uranus, Tag und Nacht einander gleich iſt. Allein nur kurze Zeit nach dieſer Epoche werden ſelbſt diejenigen, die in der Nähe des Aequators wohnen, ſchon einen bedeutenden Unterſchied in der Länge ihrer Tage und Nächte bemerken und im Anfange des Sommers oder des Winters wird der nördliche oder der ſüd- liche Pol die Sonne in ſeinem Zenithe ſehen und die dieſen Polen zunächſt liegenden Länder werden 42 unſerer Jahre immerwährend Tag, und eben ſo lange wieder Nacht haben. Durch dieſe Ein- richtung wird alſo auch der Unterſchied der vier Jahreszeiten der größtmögliche ſeyn, oder mit andern Worten, ſo wenig es, in
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Uranus.
von ¼ Secunde erſcheinen, und da ſein Licht 360 mal ſchwächer
ſeyn würde, ſo würden wir, auch mit unſern beſten Fernröhren,
keine Spur mehr von ihm entdecken können.
§. 120. (Tages- und Jahreszeiten des Uranus.) Es iſt be-
reits oben (I. S. 340) bemerkt worden, daß die Bahnen dieſer
ſechs Uranusmonde auf der Uranusbahn, die ſehr nahe mit unſerer
Ecliptik zuſammen fällt, beinahe ſenkrecht ſtehen. Da wir nun
bisher bei allen Planeten die Satelliten derſelben ſich in der Ebene
des Aequators ihres Planeten bewegen ſehen, und da dieß auch
mit der Theorie der Entſtehung dieſer Satelliten übereinſtimmt, ſo
werden wir mit der größten Wahrſcheinlichkeit auch annehmen
müſſen, daß der Aequator des Uranus nahe ſenkrecht auf ſeiner
Bahn ſteht, oder daß die Schiefe der Ecliptik bei dieſem Pla-
neten nahe 90 Grade beträgt. Wir haben aber bereits oben
(I. §. 91) gezeigt, welche Folgen eine ſolche Einrichtung auf die
Klimate und Jahreszeiten eines Planeten nach ſich ziehen muß.
Der Unterſchied der Klimate wird nämlich auf Uranus beinahe
ganz aufgehoben ſeyn, das heißt, es wird in Beziehung auf den
Rand der Sonne in verſchiedenen Theilen des Jahres einerlei
ſeyn, ob das Land nahe bei dem Aequator oder nahe bei den Po-
len liegt, da jeder Punkt der Oberfläche dieſes Planeten, ſelbſt die
beiden Pole nicht ausgenommen, im Laufe des Jahres die Sonne
zweimal in ſeinem Zenithe ſieht. Im Anfange des Frühlings und
des Herbſtes ſteht nämlich die Sonne in dem Scheitel derjenigen,
die den Aequator bewohnen, während ſie den beiden Polen nur in
ihrem Horizonte erſcheint, und während überall, auf der ganzen
Oberfläche des Uranus, Tag und Nacht einander gleich iſt. Allein nur
kurze Zeit nach dieſer Epoche werden ſelbſt diejenigen, die in der
Nähe des Aequators wohnen, ſchon einen bedeutenden Unterſchied
in der Länge ihrer Tage und Nächte bemerken und im Anfange
des Sommers oder des Winters wird der nördliche oder der ſüd-
liche Pol die Sonne in ſeinem Zenithe ſehen und die dieſen Polen
zunächſt liegenden Länder werden 42 unſerer Jahre immerwährend
Tag, und eben ſo lange wieder Nacht haben. Durch dieſe Ein-
richtung wird alſo auch der Unterſchied der vier Jahreszeiten der
größtmögliche ſeyn, oder mit andern Worten, ſo wenig es, in
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/169>, abgerufen am 24.11.2024.
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