§. 127. (Betrachtungen über eine Reise in den Mond.) Die vorzüglichsten astronomischen Erscheinungen des Mondes haben wir bereits oben (I. Cap. XI) angegeben. Hier wollen wir dasjenige kurz zusammen stellen, was uns über die physische Beschaffen- heit seiner Oberfläche bekannt geworden ist.
Diese würden wir nun allerdings am besten kennen lernen, wenn es uns gegönnt wäre, eine Reise in den Mond zu machen und ihn dann in der Nähe zu untersuchen. Da aber bisher noch Niemand, so viel wir wissen, eine solche Reise unternommen hat, so wollen wir zuerst zusehen, welche Hoffnung wir haben, daß wenigstens in der Zukunft ein Unternehmen dieser Art von irgend einem unter uns glücklich ausgeführt werde.
Erstens ist es etwas weit von uns bis zu dem Monde, ob- schon er unter allen andern Himmelskörpern uns am nächsten steht, und wer sich nicht einer besondern Geduld und Ausdauer bewußt ist, wird besser thun, zu Hause zu bleiben. Seine mittlere Entfernung von uns beträgt (I. S. 321) 51812 d. Meilen. Unsere Dampfeilwägen sollen in jeder Stunde 8 Meilen zurück- legen, sie würden also erst in 270 Tagen, den Tag zu 24 Stun- den genommen, dort ankommen. Mit unseren schnellsten Post- wägen, die täglich etwa 25 Meilen machen, würde man den Mond erst in 5 Jahren und 247 Tagen erreichen, und diese Zeit wird
KapitelIX. Der Mond.
§. 127. (Betrachtungen über eine Reiſe in den Mond.) Die vorzüglichſten aſtronomiſchen Erſcheinungen des Mondes haben wir bereits oben (I. Cap. XI) angegeben. Hier wollen wir dasjenige kurz zuſammen ſtellen, was uns über die phyſiſche Beſchaffen- heit ſeiner Oberfläche bekannt geworden iſt.
Dieſe würden wir nun allerdings am beſten kennen lernen, wenn es uns gegönnt wäre, eine Reiſe in den Mond zu machen und ihn dann in der Nähe zu unterſuchen. Da aber bisher noch Niemand, ſo viel wir wiſſen, eine ſolche Reiſe unternommen hat, ſo wollen wir zuerſt zuſehen, welche Hoffnung wir haben, daß wenigſtens in der Zukunft ein Unternehmen dieſer Art von irgend einem unter uns glücklich ausgeführt werde.
Erſtens iſt es etwas weit von uns bis zu dem Monde, ob- ſchon er unter allen andern Himmelskörpern uns am nächſten ſteht, und wer ſich nicht einer beſondern Geduld und Ausdauer bewußt iſt, wird beſſer thun, zu Hauſe zu bleiben. Seine mittlere Entfernung von uns beträgt (I. S. 321) 51812 d. Meilen. Unſere Dampfeilwägen ſollen in jeder Stunde 8 Meilen zurück- legen, ſie würden alſo erſt in 270 Tagen, den Tag zu 24 Stun- den genommen, dort ankommen. Mit unſeren ſchnellſten Poſt- wägen, die täglich etwa 25 Meilen machen, würde man den Mond erſt in 5 Jahren und 247 Tagen erreichen, und dieſe Zeit wird
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Kapitel IX.
Der Mond.
§. 127. (Betrachtungen über eine Reiſe in den Mond.) Die
vorzüglichſten aſtronomiſchen Erſcheinungen des Mondes haben wir
bereits oben (I. Cap. XI) angegeben. Hier wollen wir dasjenige
kurz zuſammen ſtellen, was uns über die phyſiſche Beſchaffen-
heit ſeiner Oberfläche bekannt geworden iſt.
Dieſe würden wir nun allerdings am beſten kennen lernen,
wenn es uns gegönnt wäre, eine Reiſe in den Mond zu machen
und ihn dann in der Nähe zu unterſuchen. Da aber bisher noch
Niemand, ſo viel wir wiſſen, eine ſolche Reiſe unternommen hat,
ſo wollen wir zuerſt zuſehen, welche Hoffnung wir haben, daß
wenigſtens in der Zukunft ein Unternehmen dieſer Art von irgend
einem unter uns glücklich ausgeführt werde.
Erſtens iſt es etwas weit von uns bis zu dem Monde, ob-
ſchon er unter allen andern Himmelskörpern uns am nächſten
ſteht, und wer ſich nicht einer beſondern Geduld und Ausdauer
bewußt iſt, wird beſſer thun, zu Hauſe zu bleiben. Seine mittlere
Entfernung von uns beträgt (I. S. 321) 51812 d. Meilen.
Unſere Dampfeilwägen ſollen in jeder Stunde 8 Meilen zurück-
legen, ſie würden alſo erſt in 270 Tagen, den Tag zu 24 Stun-
den genommen, dort ankommen. Mit unſeren ſchnellſten Poſt-
wägen, die täglich etwa 25 Meilen machen, würde man den Mond
erſt in 5 Jahren und 247 Tagen erreichen, und dieſe Zeit wird
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. [175]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/185>, abgerufen am 21.11.2024.
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