Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Der Mond. die Beleuchtung ist dafür desto gleichförmiger und keine Zonesieht die Sonne längere Zeit, als die andere, da auf dem ganzen Monde Tag und Nacht beständig sehr nahe gleich sind und jede dieser Zeiten 143/4 unserer Tage dauert, so daß die Mondbürger in 291/2 unserer Tage die Sonne und alle Sterne nur einmal auf- und untergehen sehen. §. 131. (Wie auf dem Monde der Himmel erscheint.) Allein Der Mond. die Beleuchtung iſt dafür deſto gleichförmiger und keine Zoneſieht die Sonne längere Zeit, als die andere, da auf dem ganzen Monde Tag und Nacht beſtändig ſehr nahe gleich ſind und jede dieſer Zeiten 14¾ unſerer Tage dauert, ſo daß die Mondbürger in 29½ unſerer Tage die Sonne und alle Sterne nur einmal auf- und untergehen ſehen. §. 131. (Wie auf dem Monde der Himmel erſcheint.) Allein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0194" n="184"/><fw place="top" type="header">Der Mond.</fw><lb/> die Beleuchtung iſt dafür deſto gleichförmiger und keine Zone<lb/> ſieht die Sonne längere Zeit, als die andere, da auf dem ganzen<lb/> Monde Tag und Nacht beſtändig ſehr nahe gleich ſind und jede<lb/> dieſer Zeiten 14¾ unſerer Tage dauert, ſo daß die Mondbürger<lb/> in 29½ unſerer Tage die Sonne und alle Sterne nur einmal<lb/> auf- und untergehen ſehen.</p><lb/> <p>§. 131. (Wie auf dem Monde der Himmel erſcheint.) Allein<lb/> bei dieſer zwar ſehr langſamen, aber allgemeinen Umwälzung der<lb/> Himmelskörper giebt es <hi rendition="#g">einen</hi>, der an dieſer Bewegung keinen<lb/> Theil nimmt, und in abſoluter Ruhe am Himmel zu ſtehen ſcheint,<lb/> und dieſer Himmelskörper iſt ſcheinbar größer, als alle übrigen,<lb/> ſelbſt viel größer, als die Sonne, und dieß iſt — <hi rendition="#g">unſere Erde</hi>.<lb/> Da ſich nämlich der Mond in derſelben Zeit um die Erde bewegt,<lb/> in welcher er ſich um ſich ſelbſt dreht, und da der der Erde nächſte<lb/> Punkt ſeiner Oberfläche ihr auch immer der nächſte bleibt, ſo daß<lb/> er gleichſam, wie ſchon oben (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 326) geſagt wurde, durch<lb/> eine feſte Stange unveränderlich mit uns verbunden iſt, ſo folgt<lb/> daraus, daß die Seleniten, ſo lange ſie nur ſelbſt ihren Ort auf<lb/> dem Monde nicht ändern, unſere Erde immer in derſelben Ent-<lb/> fernung von ihrem Zenithe ruhig am Himmel ſtehen ſehen. Die<lb/> in der Mitte der uns ſichtbaren Scheibe wohnenden Mondbürger<lb/> ſehen die Erde <hi rendition="#g">immer</hi> in ihrem Scheitel, die am Rande dieſer<lb/> Scheibe wohnenden ſehen ſie eben ſo <hi rendition="#g">immer</hi> in ihrem Horizonte,<lb/> und die zwiſchen Rand und Mittelpunkt wohnenden endlich, ſehen<lb/> die Erde das ganze Jahr durch ſtets in derſelben und zwar in<lb/> einer um ſo größern Höhe über ihrem Horizonte, je näher ſie<lb/> ſelbſt bei dem Mittelpunkt der uns ſichtbaren Mondſcheibe ſich<lb/> aufhalten. Sonne, Planeten und alle anderen Geſtirne des<lb/> Himmels gehen für den Mond alle 14 oder 15 unſerer Tage ein-<lb/> mal auf und unter, aber für die Erde hat weder Auf- noch<lb/> Untergang ſtatt. Dieſe Erde erſcheint ihnen dreizehnmal größer,<lb/> als uns der Mond, und dieſe gewaltige Lichtſcheibe ſcheint ihnen<lb/> feſt und unveränderlich am Himmel zu ſtehen, während ſich alle<lb/> anderen Geſtirne, ſelbſt die Sonne, in 29½ unſerer Tage um<lb/> dieſe Scheibe zu bewegen und täglich dreizehn Grade ſich von ihr<lb/> gen Weſt zu entfernen ſcheinen. Welch’ einen Anblick mag dieß<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0194]
Der Mond.
die Beleuchtung iſt dafür deſto gleichförmiger und keine Zone
ſieht die Sonne längere Zeit, als die andere, da auf dem ganzen
Monde Tag und Nacht beſtändig ſehr nahe gleich ſind und jede
dieſer Zeiten 14¾ unſerer Tage dauert, ſo daß die Mondbürger
in 29½ unſerer Tage die Sonne und alle Sterne nur einmal
auf- und untergehen ſehen.
§. 131. (Wie auf dem Monde der Himmel erſcheint.) Allein
bei dieſer zwar ſehr langſamen, aber allgemeinen Umwälzung der
Himmelskörper giebt es einen, der an dieſer Bewegung keinen
Theil nimmt, und in abſoluter Ruhe am Himmel zu ſtehen ſcheint,
und dieſer Himmelskörper iſt ſcheinbar größer, als alle übrigen,
ſelbſt viel größer, als die Sonne, und dieß iſt — unſere Erde.
Da ſich nämlich der Mond in derſelben Zeit um die Erde bewegt,
in welcher er ſich um ſich ſelbſt dreht, und da der der Erde nächſte
Punkt ſeiner Oberfläche ihr auch immer der nächſte bleibt, ſo daß
er gleichſam, wie ſchon oben (I. S. 326) geſagt wurde, durch
eine feſte Stange unveränderlich mit uns verbunden iſt, ſo folgt
daraus, daß die Seleniten, ſo lange ſie nur ſelbſt ihren Ort auf
dem Monde nicht ändern, unſere Erde immer in derſelben Ent-
fernung von ihrem Zenithe ruhig am Himmel ſtehen ſehen. Die
in der Mitte der uns ſichtbaren Scheibe wohnenden Mondbürger
ſehen die Erde immer in ihrem Scheitel, die am Rande dieſer
Scheibe wohnenden ſehen ſie eben ſo immer in ihrem Horizonte,
und die zwiſchen Rand und Mittelpunkt wohnenden endlich, ſehen
die Erde das ganze Jahr durch ſtets in derſelben und zwar in
einer um ſo größern Höhe über ihrem Horizonte, je näher ſie
ſelbſt bei dem Mittelpunkt der uns ſichtbaren Mondſcheibe ſich
aufhalten. Sonne, Planeten und alle anderen Geſtirne des
Himmels gehen für den Mond alle 14 oder 15 unſerer Tage ein-
mal auf und unter, aber für die Erde hat weder Auf- noch
Untergang ſtatt. Dieſe Erde erſcheint ihnen dreizehnmal größer,
als uns der Mond, und dieſe gewaltige Lichtſcheibe ſcheint ihnen
feſt und unveränderlich am Himmel zu ſtehen, während ſich alle
anderen Geſtirne, ſelbſt die Sonne, in 29½ unſerer Tage um
dieſe Scheibe zu bewegen und täglich dreizehn Grade ſich von ihr
gen Weſt zu entfernen ſcheinen. Welch’ einen Anblick mag dieß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |