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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Der Mond.
Karte des Puy de Dome von Desmaret sieht, ja in einigen die-
ser Krater bemerkt man sogar mit sehr guten Fernröhren deutliche
Spuren von vulkanischen Stratificationen, die von einander fol-
genden Auswürfen entstanden sind und sich so schichtenweise über
einander gelagert haben.

§. 137. (Streifen des Mondes.) Die bereits erwähnten Strei-
fen, welche diese Ringgebirge, nach Art unserer Straßen zu ver-
binden scheinen, sind gewiß keine Flüsse, wie man früher wohl
geglaubt hat. Denn abgesehen, daß es auf dem Monde an Flüs-
sigkeiten aller Art zu fehlen scheint, bemerkt man auch keine Sei-
tenadern derselben, durch welche sie Zufluß erhalten könnten, wohl
oft tiefe Abgründe, durch welche sie ungehindert ziehen, und in
welchen man wieder nichts als Unebenheiten, aber nichts unserem,
an seiner Oberfläche immer ebenen, Wasser Aehnliches bemerkt.
Ja diese Straßen gehen nicht nur über jene Abgründe und Schluchten,
sondern oft selbst mitten durch die großen Krater der Vulkane
und durchbrechen zuweilen ganze Systeme von Gebirgen, um auf
der entgegengesetzten Seite derselben ihren Gang wieder ungestört
und in der alten Richtung fortzusetzen. Vielleicht sind sie seit
Jahrtausenden ausgetrocknete Flußbette oder Kanäle, durch welche
jene Vulkane ehemals in Verbindung standen.

§. 138. (Vulkane auf dem Monde.) Daß wenigstens einige
dieser Vulkane des Mondes selbst jetzt noch thätig sind, scheinen
die Beobachtungen Schröters und anderer Astronomen zu bestäti-
gen. Halley will Blitze auf dem Monde und Ulloa in Spanien
sogar ein Loch durch den ganzen Mond gesehen haben. Bianchini
sah ein vorübergehendes Licht im Flecken des Plato, welches er
durch Sonnenstrahlen zu erklären sucht, die durch das Loch des
Felsens in der Seitenwand des Fleckens eingefallen sind. Der
ältere Herschel sah auf dem nicht beleuchteten Theile des Mondes
einen hellleuchtenden Punkt, den er für das Feuer eines Vul-
kans zu halten sich veranlaßt fand. Schröter fand i. J. 1788 bei
dem Flecken Hevelius (am östlichen Rande der Karte) einen
11/2 Meilen im Durchmesser haltenden neuen Krater, von dem
er fest überzeugt war, daß er im verflossenen Jahre, wo er diese
Gegend auf das genaueste untersucht hatte, noch nicht vorhanden

Der Mond.
Karte des Puy de Dôme von Desmaret ſieht, ja in einigen die-
ſer Krater bemerkt man ſogar mit ſehr guten Fernröhren deutliche
Spuren von vulkaniſchen Stratificationen, die von einander fol-
genden Auswürfen entſtanden ſind und ſich ſo ſchichtenweiſe über
einander gelagert haben.

§. 137. (Streifen des Mondes.) Die bereits erwähnten Strei-
fen, welche dieſe Ringgebirge, nach Art unſerer Straßen zu ver-
binden ſcheinen, ſind gewiß keine Flüſſe, wie man früher wohl
geglaubt hat. Denn abgeſehen, daß es auf dem Monde an Flüſ-
ſigkeiten aller Art zu fehlen ſcheint, bemerkt man auch keine Sei-
tenadern derſelben, durch welche ſie Zufluß erhalten könnten, wohl
oft tiefe Abgründe, durch welche ſie ungehindert ziehen, und in
welchen man wieder nichts als Unebenheiten, aber nichts unſerem,
an ſeiner Oberfläche immer ebenen, Waſſer Aehnliches bemerkt.
Ja dieſe Straßen gehen nicht nur über jene Abgründe und Schluchten,
ſondern oft ſelbſt mitten durch die großen Krater der Vulkane
und durchbrechen zuweilen ganze Syſteme von Gebirgen, um auf
der entgegengeſetzten Seite derſelben ihren Gang wieder ungeſtört
und in der alten Richtung fortzuſetzen. Vielleicht ſind ſie ſeit
Jahrtauſenden ausgetrocknete Flußbette oder Kanäle, durch welche
jene Vulkane ehemals in Verbindung ſtanden.

§. 138. (Vulkane auf dem Monde.) Daß wenigſtens einige
dieſer Vulkane des Mondes ſelbſt jetzt noch thätig ſind, ſcheinen
die Beobachtungen Schröters und anderer Aſtronomen zu beſtäti-
gen. Halley will Blitze auf dem Monde und Ulloa in Spanien
ſogar ein Loch durch den ganzen Mond geſehen haben. Bianchini
ſah ein vorübergehendes Licht im Flecken des Plato, welches er
durch Sonnenſtrahlen zu erklären ſucht, die durch das Loch des
Felſens in der Seitenwand des Fleckens eingefallen ſind. Der
ältere Herſchel ſah auf dem nicht beleuchteten Theile des Mondes
einen hellleuchtenden Punkt, den er für das Feuer eines Vul-
kans zu halten ſich veranlaßt fand. Schröter fand i. J. 1788 bei
dem Flecken Hevelius (am öſtlichen Rande der Karte) einen
1½ Meilen im Durchmeſſer haltenden neuen Krater, von dem
er feſt überzeugt war, daß er im verfloſſenen Jahre, wo er dieſe
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[192/0202] Der Mond. Karte des Puy de Dôme von Desmaret ſieht, ja in einigen die- ſer Krater bemerkt man ſogar mit ſehr guten Fernröhren deutliche Spuren von vulkaniſchen Stratificationen, die von einander fol- genden Auswürfen entſtanden ſind und ſich ſo ſchichtenweiſe über einander gelagert haben. §. 137. (Streifen des Mondes.) Die bereits erwähnten Strei- fen, welche dieſe Ringgebirge, nach Art unſerer Straßen zu ver- binden ſcheinen, ſind gewiß keine Flüſſe, wie man früher wohl geglaubt hat. Denn abgeſehen, daß es auf dem Monde an Flüſ- ſigkeiten aller Art zu fehlen ſcheint, bemerkt man auch keine Sei- tenadern derſelben, durch welche ſie Zufluß erhalten könnten, wohl oft tiefe Abgründe, durch welche ſie ungehindert ziehen, und in welchen man wieder nichts als Unebenheiten, aber nichts unſerem, an ſeiner Oberfläche immer ebenen, Waſſer Aehnliches bemerkt. Ja dieſe Straßen gehen nicht nur über jene Abgründe und Schluchten, ſondern oft ſelbſt mitten durch die großen Krater der Vulkane und durchbrechen zuweilen ganze Syſteme von Gebirgen, um auf der entgegengeſetzten Seite derſelben ihren Gang wieder ungeſtört und in der alten Richtung fortzuſetzen. Vielleicht ſind ſie ſeit Jahrtauſenden ausgetrocknete Flußbette oder Kanäle, durch welche jene Vulkane ehemals in Verbindung ſtanden. §. 138. (Vulkane auf dem Monde.) Daß wenigſtens einige dieſer Vulkane des Mondes ſelbſt jetzt noch thätig ſind, ſcheinen die Beobachtungen Schröters und anderer Aſtronomen zu beſtäti- gen. Halley will Blitze auf dem Monde und Ulloa in Spanien ſogar ein Loch durch den ganzen Mond geſehen haben. Bianchini ſah ein vorübergehendes Licht im Flecken des Plato, welches er durch Sonnenſtrahlen zu erklären ſucht, die durch das Loch des Felſens in der Seitenwand des Fleckens eingefallen ſind. Der ältere Herſchel ſah auf dem nicht beleuchteten Theile des Mondes einen hellleuchtenden Punkt, den er für das Feuer eines Vul- kans zu halten ſich veranlaßt fand. Schröter fand i. J. 1788 bei dem Flecken Hevelius (am öſtlichen Rande der Karte) einen 1½ Meilen im Durchmeſſer haltenden neuen Krater, von dem er feſt überzeugt war, daß er im verfloſſenen Jahre, wo er dieſe Gegend auf das genaueſte unterſucht hatte, noch nicht vorhanden

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/202>, abgerufen am 21.11.2024.