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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Doppelsterne.
da sie doch beide nur Abstufungen der in das Rothe spielenden
blauen Farbe sind. Newton, der zuerst sieben Hauptfarben an-
nahm, scheint diese Zahl einer kleinen Schwärmerei zu Liebe vor-
gezogen zu haben, indem er sie mit den sieben Tönen der Octave,
mit den sieben Planeten, und mit andern mystischen Eigenschaften
dieser für heilig gehaltenen Zahl in Verbindung bringen wollte.

Von diesen sechs Farben, roth, orange, gelb, grün, blau und
violet, nennt man nun die drei: roth, gelb und blau, primäre --
und die drei anderen: orange, grün und violet secundäre Farben.
Jene heißen primär, weil man aus ihnen durch Mischung alle
andern Farben erzeugen kann.

Theilt man nun die Peripherie eines Kreises in sechs gleiche
Theile, und nennt den ersten Theil roth, den zweiten angränzenden
orange, den dritten gelb, dann grün, blau und violet, so liegt in
der so bezeichneten Figur jeder primären Farbe diejenige secundäre
gegenüber, die aus der Mischung der beiden anderen primären
Farben entsteht. So liegt z. B. der primären rothen Farbe die
secundäre grüne gegenüber, und die grüne Farbe entsteht, wie
allgemein bekannt, aus der Mischung der beiden primären Farben
gelb und blau. Man nennt aber diese den drei primären Farben
gegenüberstehenden secundären Farben die complementären von
jenen primären Farben. So ist also

grün die complem. Farbe von roth,
violet -- -- -- -- gelb, und
orange -- -- -- -- blau.

Man will bemerkt haben, daß je zwei complementäre Farben
einen gefälligern Eindruck auf das Auge machen, als z. B. grün
und gelb, etwa wie zwei um eine Terze oder Octave entfernte
Töne den Ohren angenehmer sind, als andere. Auch sollen die
complementären Farben entgegengesetzte chemische Eigenschaften
besitzen, indem die einen eine oxydirende und die andern eine
desoxydirende Kraft auf die Körper äußern.

Wie es aber auch mit diesen und andern Eigenschaften der
complementären Farben beschaffen seyn mag, so wollen wir hier
nur einer andern Eigenthümlichkeit derselben erwähnen, die bereits

Doppelſterne.
da ſie doch beide nur Abſtufungen der in das Rothe ſpielenden
blauen Farbe ſind. Newton, der zuerſt ſieben Hauptfarben an-
nahm, ſcheint dieſe Zahl einer kleinen Schwärmerei zu Liebe vor-
gezogen zu haben, indem er ſie mit den ſieben Tönen der Octave,
mit den ſieben Planeten, und mit andern myſtiſchen Eigenſchaften
dieſer für heilig gehaltenen Zahl in Verbindung bringen wollte.

Von dieſen ſechs Farben, roth, orange, gelb, grün, blau und
violet, nennt man nun die drei: roth, gelb und blau, primäre
und die drei anderen: orange, grün und violet ſecundäre Farben.
Jene heißen primär, weil man aus ihnen durch Miſchung alle
andern Farben erzeugen kann.

Theilt man nun die Peripherie eines Kreiſes in ſechs gleiche
Theile, und nennt den erſten Theil roth, den zweiten angränzenden
orange, den dritten gelb, dann grün, blau und violet, ſo liegt in
der ſo bezeichneten Figur jeder primären Farbe diejenige ſecundäre
gegenüber, die aus der Miſchung der beiden anderen primären
Farben entſteht. So liegt z. B. der primären rothen Farbe die
ſecundäre grüne gegenüber, und die grüne Farbe entſteht, wie
allgemein bekannt, aus der Miſchung der beiden primären Farben
gelb und blau. Man nennt aber dieſe den drei primären Farben
gegenüberſtehenden ſecundären Farben die complementären von
jenen primären Farben. So iſt alſo

grün die complem. Farbe von roth,
violet — — — — gelb, und
orange — — — — blau.

Man will bemerkt haben, daß je zwei complementäre Farben
einen gefälligern Eindruck auf das Auge machen, als z. B. grün
und gelb, etwa wie zwei um eine Terze oder Octave entfernte
Töne den Ohren angenehmer ſind, als andere. Auch ſollen die
complementären Farben entgegengeſetzte chemiſche Eigenſchaften
beſitzen, indem die einen eine oxydirende und die andern eine
desoxydirende Kraft auf die Körper äußern.

Wie es aber auch mit dieſen und andern Eigenſchaften der
complementären Farben beſchaffen ſeyn mag, ſo wollen wir hier
nur einer andern Eigenthümlichkeit derſelben erwähnen, die bereits

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[341/0351] Doppelſterne. da ſie doch beide nur Abſtufungen der in das Rothe ſpielenden blauen Farbe ſind. Newton, der zuerſt ſieben Hauptfarben an- nahm, ſcheint dieſe Zahl einer kleinen Schwärmerei zu Liebe vor- gezogen zu haben, indem er ſie mit den ſieben Tönen der Octave, mit den ſieben Planeten, und mit andern myſtiſchen Eigenſchaften dieſer für heilig gehaltenen Zahl in Verbindung bringen wollte. Von dieſen ſechs Farben, roth, orange, gelb, grün, blau und violet, nennt man nun die drei: roth, gelb und blau, primäre — und die drei anderen: orange, grün und violet ſecundäre Farben. Jene heißen primär, weil man aus ihnen durch Miſchung alle andern Farben erzeugen kann. Theilt man nun die Peripherie eines Kreiſes in ſechs gleiche Theile, und nennt den erſten Theil roth, den zweiten angränzenden orange, den dritten gelb, dann grün, blau und violet, ſo liegt in der ſo bezeichneten Figur jeder primären Farbe diejenige ſecundäre gegenüber, die aus der Miſchung der beiden anderen primären Farben entſteht. So liegt z. B. der primären rothen Farbe die ſecundäre grüne gegenüber, und die grüne Farbe entſteht, wie allgemein bekannt, aus der Miſchung der beiden primären Farben gelb und blau. Man nennt aber dieſe den drei primären Farben gegenüberſtehenden ſecundären Farben die complementären von jenen primären Farben. So iſt alſo grün die complem. Farbe von roth, violet — — — — gelb, und orange — — — — blau. Man will bemerkt haben, daß je zwei complementäre Farben einen gefälligern Eindruck auf das Auge machen, als z. B. grün und gelb, etwa wie zwei um eine Terze oder Octave entfernte Töne den Ohren angenehmer ſind, als andere. Auch ſollen die complementären Farben entgegengeſetzte chemiſche Eigenſchaften beſitzen, indem die einen eine oxydirende und die andern eine desoxydirende Kraft auf die Körper äußern. Wie es aber auch mit dieſen und andern Eigenſchaften der complementären Farben beſchaffen ſeyn mag, ſo wollen wir hier nur einer andern Eigenthümlichkeit derſelben erwähnen, die bereits

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/351>, abgerufen am 21.11.2024.