Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Die Sonne. Entladungen bewirkt? Wie man immer diese Erscheinungen zuerklären versucht, so sollte man doch die etwas zu krasse Vor- stellung eines eigentlichen ponderablen Futters zu vermeiden suchen, da wir selbst auf der Erde viele Feuer ohne diese Nahrung kennen. Unser Küchenfeuer mag immerhin ausgehen, wenn nicht immer frisches Holz zugelegt wird. Auf eine ähnliche Art läßt Newton der Sonne durch die in sie stürzenden Kometen von Zeit zu Zeit neue Nahrung zuführen. Allein wie viele Mittel mag die Natur besitzen, Licht und Wärme auch ohne solche äußere Hülfe zu entwickeln und selbst sehr lange zu erhalten. Es ist bekannt, daß die Electricität, wenn sie eine sehr verdünnte Luft durchzieht, Licht, also wohl auch Wärme gibt. Warum sollte nicht ein solcher electrischer Strom auch die Sonne umgeben? Warum sollte unser Nordlicht nicht vielleicht etwas Aehnliches für unsere Erde seyn können? §. 29. (Abnahme des Sonnendurchmessers.) Wer bürgt uns Die Sonne. Entladungen bewirkt? Wie man immer dieſe Erſcheinungen zuerklären verſucht, ſo ſollte man doch die etwas zu kraſſe Vor- ſtellung eines eigentlichen ponderablen Futters zu vermeiden ſuchen, da wir ſelbſt auf der Erde viele Feuer ohne dieſe Nahrung kennen. Unſer Küchenfeuer mag immerhin ausgehen, wenn nicht immer friſches Holz zugelegt wird. Auf eine ähnliche Art läßt Newton der Sonne durch die in ſie ſtürzenden Kometen von Zeit zu Zeit neue Nahrung zuführen. Allein wie viele Mittel mag die Natur beſitzen, Licht und Wärme auch ohne ſolche äußere Hülfe zu entwickeln und ſelbſt ſehr lange zu erhalten. Es iſt bekannt, daß die Electricität, wenn ſie eine ſehr verdünnte Luft durchzieht, Licht, alſo wohl auch Wärme gibt. Warum ſollte nicht ein ſolcher electriſcher Strom auch die Sonne umgeben? Warum ſollte unſer Nordlicht nicht vielleicht etwas Aehnliches für unſere Erde ſeyn können? §. 29. (Abnahme des Sonnendurchmeſſers.) Wer bürgt uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0048" n="38"/><fw place="top" type="header">Die Sonne.</fw><lb/> Entladungen bewirkt? Wie man immer dieſe Erſcheinungen zu<lb/> erklären verſucht, ſo ſollte man doch die etwas zu kraſſe Vor-<lb/> ſtellung eines eigentlichen ponderablen <hi rendition="#g">Futters</hi> zu vermeiden<lb/> ſuchen, da wir ſelbſt auf der Erde viele Feuer ohne dieſe Nahrung<lb/> kennen. Unſer Küchenfeuer mag immerhin ausgehen, wenn nicht<lb/> immer friſches Holz zugelegt wird. Auf eine ähnliche Art läßt<lb/> Newton der Sonne durch die in ſie ſtürzenden Kometen von Zeit<lb/> zu Zeit neue Nahrung zuführen. Allein wie viele Mittel mag<lb/> die Natur beſitzen, Licht und Wärme auch ohne ſolche äußere<lb/> Hülfe zu entwickeln und ſelbſt ſehr lange zu erhalten. Es iſt<lb/> bekannt, daß die Electricität, wenn ſie eine ſehr verdünnte Luft<lb/> durchzieht, Licht, alſo wohl auch Wärme gibt. Warum ſollte<lb/> nicht ein ſolcher electriſcher Strom auch die Sonne umgeben?<lb/> Warum ſollte unſer Nordlicht nicht vielleicht etwas Aehnliches<lb/> für unſere Erde ſeyn können?</p><lb/> <p>§. 29. (Abnahme des Sonnendurchmeſſers.) Wer bürgt uns<lb/> übrigens dafür, daß die Größe der Sonne durch ihr immer-<lb/> währendes Ausſcheiden der Lichtmaterie in der That in ſteter Ab-<lb/> nahme begriffen iſt? Wir haben dieſe Abnahme noch nicht beobachtet,<lb/> allein wie lange iſt es denn, daß wir den Durchmeſſer der Sonne<lb/> ſo genau kennen? — Seit der Erfindung der Fernröhre, oder<lb/> eigentlich, ſeit der Anbringung der Mikrometer an dieſe Fernröhre,<lb/> d. h. ſeit dem Jahre 1640, von welcher Epoche ſich unſere beſſern<lb/> Beobachtungen datiren. Ja ſelbſt jetzt noch kennen wir dieſen<lb/> Durchmeſſer der Sonne nicht bis auf eine Secunde, d. h. wir<lb/> ſind in dem wahren Werthe deſſelben wenigſtens noch auf 100<lb/> deutſche Meilen ungewiß. Wenn daher der <hi rendition="#g">wahre</hi> Durchmeſſer<lb/> ſeit den letzten zwei Jahrhunderten auch um 2,280,000 Fuß ab-<lb/> genommen hätte, ſo würden wir jetzt den <hi rendition="#g">ſcheinbaren</hi> Durch-<lb/> meſſer nur um eine Secunde, d. h. um eine Größe kleiner ſehen,<lb/> über die unſere beſten Beobachter noch ganz in Zweifel ſind. Ja<lb/> wenn der wahre Durchmeſſer der Sonne ſelbſt täglich um einen<lb/> Fuß kleiner würde, ſo würde dieß in dem ſcheinbaren <choice><sic>Dnrchmeſſer</sic><corr>Durchmeſſer</corr></choice><lb/> erſt nach 12,000 Jahren eine Verminderung von zwei Secunden<lb/> erzeugen. Demungeachtet kann man nicht läugnen, daß dieſe<lb/> Abnahme, ſo klein ſie auch an ſich ſelbſt ſeyn mag, in der Folge<lb/> von vielen Jahrtauſenden endlich beträchtlich werden muß, ſelbſt<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0048]
Die Sonne.
Entladungen bewirkt? Wie man immer dieſe Erſcheinungen zu
erklären verſucht, ſo ſollte man doch die etwas zu kraſſe Vor-
ſtellung eines eigentlichen ponderablen Futters zu vermeiden
ſuchen, da wir ſelbſt auf der Erde viele Feuer ohne dieſe Nahrung
kennen. Unſer Küchenfeuer mag immerhin ausgehen, wenn nicht
immer friſches Holz zugelegt wird. Auf eine ähnliche Art läßt
Newton der Sonne durch die in ſie ſtürzenden Kometen von Zeit
zu Zeit neue Nahrung zuführen. Allein wie viele Mittel mag
die Natur beſitzen, Licht und Wärme auch ohne ſolche äußere
Hülfe zu entwickeln und ſelbſt ſehr lange zu erhalten. Es iſt
bekannt, daß die Electricität, wenn ſie eine ſehr verdünnte Luft
durchzieht, Licht, alſo wohl auch Wärme gibt. Warum ſollte
nicht ein ſolcher electriſcher Strom auch die Sonne umgeben?
Warum ſollte unſer Nordlicht nicht vielleicht etwas Aehnliches
für unſere Erde ſeyn können?
§. 29. (Abnahme des Sonnendurchmeſſers.) Wer bürgt uns
übrigens dafür, daß die Größe der Sonne durch ihr immer-
währendes Ausſcheiden der Lichtmaterie in der That in ſteter Ab-
nahme begriffen iſt? Wir haben dieſe Abnahme noch nicht beobachtet,
allein wie lange iſt es denn, daß wir den Durchmeſſer der Sonne
ſo genau kennen? — Seit der Erfindung der Fernröhre, oder
eigentlich, ſeit der Anbringung der Mikrometer an dieſe Fernröhre,
d. h. ſeit dem Jahre 1640, von welcher Epoche ſich unſere beſſern
Beobachtungen datiren. Ja ſelbſt jetzt noch kennen wir dieſen
Durchmeſſer der Sonne nicht bis auf eine Secunde, d. h. wir
ſind in dem wahren Werthe deſſelben wenigſtens noch auf 100
deutſche Meilen ungewiß. Wenn daher der wahre Durchmeſſer
ſeit den letzten zwei Jahrhunderten auch um 2,280,000 Fuß ab-
genommen hätte, ſo würden wir jetzt den ſcheinbaren Durch-
meſſer nur um eine Secunde, d. h. um eine Größe kleiner ſehen,
über die unſere beſten Beobachter noch ganz in Zweifel ſind. Ja
wenn der wahre Durchmeſſer der Sonne ſelbſt täglich um einen
Fuß kleiner würde, ſo würde dieß in dem ſcheinbaren Durchmeſſer
erſt nach 12,000 Jahren eine Verminderung von zwei Secunden
erzeugen. Demungeachtet kann man nicht läugnen, daß dieſe
Abnahme, ſo klein ſie auch an ſich ſelbſt ſeyn mag, in der Folge
von vielen Jahrtauſenden endlich beträchtlich werden muß, ſelbſt
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