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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Die Sonne.
schief sehen, oder wenn er eine Neigung gegen die Ecliptik hat,
die größer als Null und kleiner als 90° ist.

§. 36. (Wie uns die Bahnen der Sonnenflecken erscheinen.)
Der letzte dieser drei Fälle ist der, in welchem sich die Erde in
Beziehung gegen die Sonne befindet. Wir sehen die an sich kreis-
förmigen Bahnen der Sonnenflecken im Allgemeinen als Ellipsen,
also müssen sie, und daher auch der, ihnen allen parallele Aequator,
in einer, gegen unser Auge, schiefen Lage stehen. Da aber unser
Auge selbst sich, sammt der Erde, um die Sonne bewegt, so kann
jene Lage gegen uns eine veränderliche seyn, selbst wenn, wie es
sehr wahrscheinlich ist, die Lage des Sonnenäquators gegen die
feste Ecliptik, ebenfalls fest und unveränderlich wäre.

Da dieser Aequator, dessen Ebene man sich, wie eine endlose
Tafel, nach allen Seiten unbegränzt verlängert denken kann, mit
der Ebene der Ecliptik, in welcher sich die Erde bewegt, nicht
zusammenfällt, so wird die Erde, während ihrer Bewegung um
die Sonne, ein halbes Jahr über, und eben so lange unter diesen
Aequator, und nur zwei Augenblicke im Jahre wird sie in der
Ebene dieses Aequators selbst sich aufhalten müssen. In diesen
beiden letzten Momenten werden uns demnach die Bahnen der
Flecken als gerade Linien erscheinen müssen, und da dieß, wie
gesagt, am 10 Junius und am 10 Dezember geschieht, wo die
Länge der Erde, von der Sonne gesehen, 258 und 78 Grade be-
trägt, so muß die durch die Sonne gehende Knotenlinie des
Sonnenäquators mit der Ecliptik auch dieselbe Länge haben.
Kennt man aber einmal diese Durchschnittslinie beider Bahnen,
so wird man durch einige leichte geometrische Betrachtungen auch
bald den Winkel finden, unter welchem diese Bahnen gegen ein-
ander geneigt sind. Man sieht, daß die Beobachtung der größten
Krümmungen jener Curven, im Februar und August, dazu vor-
züglich geschickt seyn wird. Auf diese Weise hat man gefunden,
daß die Länge des aufsteigenden Knotens des Sonnenäquators
(§. I.) mit der Ecliptik 258 Grade, und daß die Neigung dieser
beiden Ebenen etwas über 8 Grade beträgt, wodurch nun die
Lage des Sonnenäquators im Weltraume vollkommen bestimmt ist.

§. 37. (Rotationszeit der Sonne.) Noch ist die Beantwortung
der Frage übrig, in welcher Zeit sich die Sonne um ihre Axe

Die Sonne.
ſchief ſehen, oder wenn er eine Neigung gegen die Ecliptik hat,
die größer als Null und kleiner als 90° iſt.

§. 36. (Wie uns die Bahnen der Sonnenflecken erſcheinen.)
Der letzte dieſer drei Fälle iſt der, in welchem ſich die Erde in
Beziehung gegen die Sonne befindet. Wir ſehen die an ſich kreis-
förmigen Bahnen der Sonnenflecken im Allgemeinen als Ellipſen,
alſo müſſen ſie, und daher auch der, ihnen allen parallele Aequator,
in einer, gegen unſer Auge, ſchiefen Lage ſtehen. Da aber unſer
Auge ſelbſt ſich, ſammt der Erde, um die Sonne bewegt, ſo kann
jene Lage gegen uns eine veränderliche ſeyn, ſelbſt wenn, wie es
ſehr wahrſcheinlich iſt, die Lage des Sonnenäquators gegen die
feſte Ecliptik, ebenfalls feſt und unveränderlich wäre.

Da dieſer Aequator, deſſen Ebene man ſich, wie eine endloſe
Tafel, nach allen Seiten unbegränzt verlängert denken kann, mit
der Ebene der Ecliptik, in welcher ſich die Erde bewegt, nicht
zuſammenfällt, ſo wird die Erde, während ihrer Bewegung um
die Sonne, ein halbes Jahr über, und eben ſo lange unter dieſen
Aequator, und nur zwei Augenblicke im Jahre wird ſie in der
Ebene dieſes Aequators ſelbſt ſich aufhalten müſſen. In dieſen
beiden letzten Momenten werden uns demnach die Bahnen der
Flecken als gerade Linien erſcheinen müſſen, und da dieß, wie
geſagt, am 10 Junius und am 10 Dezember geſchieht, wo die
Länge der Erde, von der Sonne geſehen, 258 und 78 Grade be-
trägt, ſo muß die durch die Sonne gehende Knotenlinie des
Sonnenäquators mit der Ecliptik auch dieſelbe Länge haben.
Kennt man aber einmal dieſe Durchſchnittslinie beider Bahnen,
ſo wird man durch einige leichte geometriſche Betrachtungen auch
bald den Winkel finden, unter welchem dieſe Bahnen gegen ein-
ander geneigt ſind. Man ſieht, daß die Beobachtung der größten
Krümmungen jener Curven, im Februar und Auguſt, dazu vor-
züglich geſchickt ſeyn wird. Auf dieſe Weiſe hat man gefunden,
daß die Länge des aufſteigenden Knotens des Sonnenäquators
(§. I.) mit der Ecliptik 258 Grade, und daß die Neigung dieſer
beiden Ebenen etwas über 8 Grade beträgt, wodurch nun die
Lage des Sonnenäquators im Weltraume vollkommen beſtimmt iſt.

§. 37. (Rotationszeit der Sonne.) Noch iſt die Beantwortung
der Frage übrig, in welcher Zeit ſich die Sonne um ihre Axe

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[48/0058] Die Sonne. ſchief ſehen, oder wenn er eine Neigung gegen die Ecliptik hat, die größer als Null und kleiner als 90° iſt. §. 36. (Wie uns die Bahnen der Sonnenflecken erſcheinen.) Der letzte dieſer drei Fälle iſt der, in welchem ſich die Erde in Beziehung gegen die Sonne befindet. Wir ſehen die an ſich kreis- förmigen Bahnen der Sonnenflecken im Allgemeinen als Ellipſen, alſo müſſen ſie, und daher auch der, ihnen allen parallele Aequator, in einer, gegen unſer Auge, ſchiefen Lage ſtehen. Da aber unſer Auge ſelbſt ſich, ſammt der Erde, um die Sonne bewegt, ſo kann jene Lage gegen uns eine veränderliche ſeyn, ſelbſt wenn, wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, die Lage des Sonnenäquators gegen die feſte Ecliptik, ebenfalls feſt und unveränderlich wäre. Da dieſer Aequator, deſſen Ebene man ſich, wie eine endloſe Tafel, nach allen Seiten unbegränzt verlängert denken kann, mit der Ebene der Ecliptik, in welcher ſich die Erde bewegt, nicht zuſammenfällt, ſo wird die Erde, während ihrer Bewegung um die Sonne, ein halbes Jahr über, und eben ſo lange unter dieſen Aequator, und nur zwei Augenblicke im Jahre wird ſie in der Ebene dieſes Aequators ſelbſt ſich aufhalten müſſen. In dieſen beiden letzten Momenten werden uns demnach die Bahnen der Flecken als gerade Linien erſcheinen müſſen, und da dieß, wie geſagt, am 10 Junius und am 10 Dezember geſchieht, wo die Länge der Erde, von der Sonne geſehen, 258 und 78 Grade be- trägt, ſo muß die durch die Sonne gehende Knotenlinie des Sonnenäquators mit der Ecliptik auch dieſelbe Länge haben. Kennt man aber einmal dieſe Durchſchnittslinie beider Bahnen, ſo wird man durch einige leichte geometriſche Betrachtungen auch bald den Winkel finden, unter welchem dieſe Bahnen gegen ein- ander geneigt ſind. Man ſieht, daß die Beobachtung der größten Krümmungen jener Curven, im Februar und Auguſt, dazu vor- züglich geſchickt ſeyn wird. Auf dieſe Weiſe hat man gefunden, daß die Länge des aufſteigenden Knotens des Sonnenäquators (§. I.) mit der Ecliptik 258 Grade, und daß die Neigung dieſer beiden Ebenen etwas über 8 Grade beträgt, wodurch nun die Lage des Sonnenäquators im Weltraume vollkommen beſtimmt iſt. §. 37. (Rotationszeit der Sonne.) Noch iſt die Beantwortung der Frage übrig, in welcher Zeit ſich die Sonne um ihre Axe

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/58>, abgerufen am 27.11.2024.