Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Venus. dieser Zone würde man die Sonne nie im Scheitel sehen. Diegemäßigte Zone aber, die zwischen jenen beiden in der Mitte liegt und eine Breite von 54 Graden hat, würde einen Theil des Jahres hindurch die Sonne gar nicht sehen, wie in der irdischen kalten Zone, und einen andern Theil des Jahres würde sie wieder die Sonne in ihrem Zenithe haben, wie in unserer heißen Zone, so daß also die sogenannte gemäßigte Zone der Venus aus der heißen und kalten gleichsam zusammengesetzt seyn würde. Die Folge davon wird seyn, daß die ganze Oberfläche der Venus, nur die beiden kleinen kalten Zonen ausgenommen, die Sonnenstrahlen zuweilen in senkrechter Richtung erhalten wird. Die Bewohner der Grenze der beiden kalten Zonen werden in ihrem Sommer die Sonne im Mittage sehr nahe bei ihrem Zenithe sehen, ja selbst für die Bewohner der beiden Pole wird sie sich noch bis auf eine Höhe von 72 Graden erheben, wie dieß bei uns für das südliche Spanien und Griechenland der Fall ist. Diese Polar- bewohner werden an ihren längsten Tagen, wo ihnen die Sonne nicht untergeht, im Augenblicke der Mitternacht diese Sonne noch in einer Höhe von 54 Graden, also in derselben Höhe sehen, in welcher bei uns die Bewohner von Petersburg die Sonne im Mittage ihres längsten Tages erblicken. Die von dem Aequator über 18 Grade entfernten, noch in der heißen Zone liegenden Länder werden einen Theil des Jahres durch von den senkrechten Strahlen der Sonne verbrannt, und zu einer andern Zeit wieder von Wochen langen Nächten abgekühlt und alles Sonnenlichtes gänzlich beraubt werden. Die Bewohner dieses Planeten werden daher mit sehr schroffen Abwechslungen ihrer Jahreszeiten zu kämpfen haben, die übrigens dadurch einigermaßen gemildert werden mögen, daß sie, wegen der kurzen Umlaufszeit der Venus um die Sonne, nur etwa halb so lange dauern, als die Jahres- zeiten der Erde. §. 60. (Anblick des Himmels von der Venus.) Wenn wir Venus. dieſer Zone würde man die Sonne nie im Scheitel ſehen. Diegemäßigte Zone aber, die zwiſchen jenen beiden in der Mitte liegt und eine Breite von 54 Graden hat, würde einen Theil des Jahres hindurch die Sonne gar nicht ſehen, wie in der irdiſchen kalten Zone, und einen andern Theil des Jahres würde ſie wieder die Sonne in ihrem Zenithe haben, wie in unſerer heißen Zone, ſo daß alſo die ſogenannte gemäßigte Zone der Venus aus der heißen und kalten gleichſam zuſammengeſetzt ſeyn würde. Die Folge davon wird ſeyn, daß die ganze Oberfläche der Venus, nur die beiden kleinen kalten Zonen ausgenommen, die Sonnenſtrahlen zuweilen in ſenkrechter Richtung erhalten wird. Die Bewohner der Grenze der beiden kalten Zonen werden in ihrem Sommer die Sonne im Mittage ſehr nahe bei ihrem Zenithe ſehen, ja ſelbſt für die Bewohner der beiden Pole wird ſie ſich noch bis auf eine Höhe von 72 Graden erheben, wie dieß bei uns für das ſüdliche Spanien und Griechenland der Fall iſt. Dieſe Polar- bewohner werden an ihren längſten Tagen, wo ihnen die Sonne nicht untergeht, im Augenblicke der Mitternacht dieſe Sonne noch in einer Höhe von 54 Graden, alſo in derſelben Höhe ſehen, in welcher bei uns die Bewohner von Petersburg die Sonne im Mittage ihres längſten Tages erblicken. Die von dem Aequator über 18 Grade entfernten, noch in der heißen Zone liegenden Länder werden einen Theil des Jahres durch von den ſenkrechten Strahlen der Sonne verbrannt, und zu einer andern Zeit wieder von Wochen langen Nächten abgekühlt und alles Sonnenlichtes gänzlich beraubt werden. Die Bewohner dieſes Planeten werden daher mit ſehr ſchroffen Abwechslungen ihrer Jahreszeiten zu kämpfen haben, die übrigens dadurch einigermaßen gemildert werden mögen, daß ſie, wegen der kurzen Umlaufszeit der Venus um die Sonne, nur etwa halb ſo lange dauern, als die Jahres- zeiten der Erde. §. 60. (Anblick des Himmels von der Venus.) Wenn wir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0084" n="74"/><fw place="top" type="header">Venus.</fw><lb/> dieſer Zone würde man die Sonne nie im Scheitel ſehen. 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Venus.
dieſer Zone würde man die Sonne nie im Scheitel ſehen. Die
gemäßigte Zone aber, die zwiſchen jenen beiden in der Mitte liegt
und eine Breite von 54 Graden hat, würde einen Theil des
Jahres hindurch die Sonne gar nicht ſehen, wie in der irdiſchen
kalten Zone, und einen andern Theil des Jahres würde ſie wieder
die Sonne in ihrem Zenithe haben, wie in unſerer heißen Zone,
ſo daß alſo die ſogenannte gemäßigte Zone der Venus aus der
heißen und kalten gleichſam zuſammengeſetzt ſeyn würde. Die
Folge davon wird ſeyn, daß die ganze Oberfläche der Venus, nur
die beiden kleinen kalten Zonen ausgenommen, die Sonnenſtrahlen
zuweilen in ſenkrechter Richtung erhalten wird. Die Bewohner
der Grenze der beiden kalten Zonen werden in ihrem Sommer
die Sonne im Mittage ſehr nahe bei ihrem Zenithe ſehen, ja
ſelbſt für die Bewohner der beiden Pole wird ſie ſich noch bis
auf eine Höhe von 72 Graden erheben, wie dieß bei uns für das
ſüdliche Spanien und Griechenland der Fall iſt. Dieſe Polar-
bewohner werden an ihren längſten Tagen, wo ihnen die Sonne
nicht untergeht, im Augenblicke der Mitternacht dieſe Sonne
noch in einer Höhe von 54 Graden, alſo in derſelben Höhe ſehen,
in welcher bei uns die Bewohner von Petersburg die Sonne im
Mittage ihres längſten Tages erblicken. Die von dem Aequator
über 18 Grade entfernten, noch in der heißen Zone liegenden
Länder werden einen Theil des Jahres durch von den ſenkrechten
Strahlen der Sonne verbrannt, und zu einer andern Zeit wieder
von Wochen langen Nächten abgekühlt und alles Sonnenlichtes
gänzlich beraubt werden. Die Bewohner dieſes Planeten werden
daher mit ſehr ſchroffen Abwechslungen ihrer Jahreszeiten zu
kämpfen haben, die übrigens dadurch einigermaßen gemildert
werden mögen, daß ſie, wegen der kurzen Umlaufszeit der Venus
um die Sonne, nur etwa halb ſo lange dauern, als die Jahres-
zeiten der Erde.
§. 60. (Anblick des Himmels von der Venus.) Wenn wir
uns durch dieſe Verhältniſſe etwas eingeengt fühlen müßten, ſo
würden wir uns, auf dieſen Planeten verſetzt, durch andere Genüſſe
vielleicht wieder entſchädigt finden, vorausgeſetzt, daß unſere Or-
ganiſation eine ſolche Veränderung unſeres Wohnortes ertragen
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