Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Venus. Secunden, aber da beide Beobachtungsarten ihren Naturen nachkeiner sehr großen Genauigkeit fähig sind, besonders für die noch unvollkommenen Instrumente jener Zeit, so wurde es wohl sehr wahrscheinlich gemacht, daß die Parallaxe der Sonne nahe 9 Secun- den betrage, aber die Astronomen mußten noch immer wünschens- werth finden, eine andere, genauere Methode zu besitzen, um sich von der wahren Größe dieses wichtigen Planeten vollkom- men zu versichern. Der Venusdurchgang des Jahres 1761 hatte ein Mittel, die- §. 67. (Durchgang von 1769.) Unter diesen Umständen er- Die Monarchen aller gebildeten Nationen Europa's bemüh- Venus. Secunden, aber da beide Beobachtungsarten ihren Naturen nachkeiner ſehr großen Genauigkeit fähig ſind, beſonders für die noch unvollkommenen Inſtrumente jener Zeit, ſo wurde es wohl ſehr wahrſcheinlich gemacht, daß die Parallaxe der Sonne nahe 9 Secun- den betrage, aber die Aſtronomen mußten noch immer wünſchens- werth finden, eine andere, genauere Methode zu beſitzen, um ſich von der wahren Größe dieſes wichtigen Planeten vollkom- men zu verſichern. Der Venusdurchgang des Jahres 1761 hatte ein Mittel, die- §. 67. (Durchgang von 1769.) Unter dieſen Umſtänden er- Die Monarchen aller gebildeten Nationen Europa’s bemüh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0095" n="85"/><fw place="top" type="header">Venus.</fw><lb/> Secunden, aber da beide Beobachtungsarten ihren Naturen nach<lb/> keiner ſehr großen Genauigkeit fähig ſind, beſonders für die noch<lb/> unvollkommenen Inſtrumente jener Zeit, ſo wurde es wohl ſehr<lb/> wahrſcheinlich gemacht, daß die Parallaxe der Sonne nahe 9 Secun-<lb/> den betrage, aber die Aſtronomen mußten noch immer wünſchens-<lb/> werth finden, eine andere, genauere Methode zu beſitzen, um<lb/> ſich von der wahren Größe dieſes wichtigen Planeten vollkom-<lb/> men zu verſichern.</p><lb/> <p>Der Venusdurchgang des Jahres 1761 hatte ein Mittel, die-<lb/> ſen Zweck zu erreichen, dargeboten. Allein man ſah bald, daß<lb/> der Durchgang dieſes Jahres mit mehreren ungünſtigen Verhält-<lb/> niſſen verbunden war, und daß man ſich daher zufrieden ſtellen<lb/> mußte, wenigſtens eine Beſtätigung der von Caſſini aufgeſtellten<lb/> Parallaxe gefunden zu haben, obſchon man ſie, wie man doch an-<lb/> fangs gehofft hatte, nicht genauer beſtimmen oder in engere<lb/> Gränzen einſchließen konnte.</p><lb/> <p>§. 67. (Durchgang von 1769.) Unter dieſen Umſtänden er-<lb/> wartete man mit Ungeduld den nächſtfolgenden Durchgang der<lb/> Venus, am 3 Junius 1769, von dem man ſich durch Rechnung<lb/> voraus verſichert hatte, daß er viel günſtigere Verhältniſſe zur<lb/> Beſtimmung der Sonnenparallaxe bieten würde, wenn die<lb/> Beobachtungen in den zu dieſem Zwecke angemeſſenſten Orten<lb/> der Erde angeſtellt werden ſollten. Die dazu geeignetſten waren<lb/> das Südmeer, Californien und die nördlichſten Gegenden von<lb/> Europa ſowohl als auch von Aſien.</p><lb/> <p>Die Monarchen aller gebildeten Nationen Europa’s bemüh-<lb/> ten ſich, ihre Aſtronomen zur Erreichung ihres für die Wiſſen-<lb/> ſchaft wichtigen und für Alle intereſſanten Zweckes mit ruhmwür-<lb/> digem Wetteifer zu unterſtützen. <hi rendition="#g">Frankreich</hi>, deſſen Miniſter<lb/> Choiſeul ſich der Sache mit beſonderem Eifer annahm, ſendete<lb/> die Aſtronomen La Chappe nach Californien, Pingr<hi rendition="#aq">é</hi> nach St.<lb/> Domingo und Veron nach Oſtindien. Die K. Academie der<lb/> Wiſſenſchaften in London ſchickte, auf Befehl und Koſten des Kö-<lb/> nigs, ihre Mitglieder Dymond und Wales nach Nordamerica;<lb/> Call nach Madras und Green nach Otaheiti, welch Letzterer ſeine<lb/> Reiſe auf einem von dem berühmten Capitain Cook commandirten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0095]
Venus.
Secunden, aber da beide Beobachtungsarten ihren Naturen nach
keiner ſehr großen Genauigkeit fähig ſind, beſonders für die noch
unvollkommenen Inſtrumente jener Zeit, ſo wurde es wohl ſehr
wahrſcheinlich gemacht, daß die Parallaxe der Sonne nahe 9 Secun-
den betrage, aber die Aſtronomen mußten noch immer wünſchens-
werth finden, eine andere, genauere Methode zu beſitzen, um
ſich von der wahren Größe dieſes wichtigen Planeten vollkom-
men zu verſichern.
Der Venusdurchgang des Jahres 1761 hatte ein Mittel, die-
ſen Zweck zu erreichen, dargeboten. Allein man ſah bald, daß
der Durchgang dieſes Jahres mit mehreren ungünſtigen Verhält-
niſſen verbunden war, und daß man ſich daher zufrieden ſtellen
mußte, wenigſtens eine Beſtätigung der von Caſſini aufgeſtellten
Parallaxe gefunden zu haben, obſchon man ſie, wie man doch an-
fangs gehofft hatte, nicht genauer beſtimmen oder in engere
Gränzen einſchließen konnte.
§. 67. (Durchgang von 1769.) Unter dieſen Umſtänden er-
wartete man mit Ungeduld den nächſtfolgenden Durchgang der
Venus, am 3 Junius 1769, von dem man ſich durch Rechnung
voraus verſichert hatte, daß er viel günſtigere Verhältniſſe zur
Beſtimmung der Sonnenparallaxe bieten würde, wenn die
Beobachtungen in den zu dieſem Zwecke angemeſſenſten Orten
der Erde angeſtellt werden ſollten. Die dazu geeignetſten waren
das Südmeer, Californien und die nördlichſten Gegenden von
Europa ſowohl als auch von Aſien.
Die Monarchen aller gebildeten Nationen Europa’s bemüh-
ten ſich, ihre Aſtronomen zur Erreichung ihres für die Wiſſen-
ſchaft wichtigen und für Alle intereſſanten Zweckes mit ruhmwür-
digem Wetteifer zu unterſtützen. Frankreich, deſſen Miniſter
Choiſeul ſich der Sache mit beſonderem Eifer annahm, ſendete
die Aſtronomen La Chappe nach Californien, Pingré nach St.
Domingo und Veron nach Oſtindien. Die K. Academie der
Wiſſenſchaften in London ſchickte, auf Befehl und Koſten des Kö-
nigs, ihre Mitglieder Dymond und Wales nach Nordamerica;
Call nach Madras und Green nach Otaheiti, welch Letzterer ſeine
Reiſe auf einem von dem berühmten Capitain Cook commandirten
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