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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Venus.

§. 69. (Methode, aus diesen Durchgängen die Sonnenparall-
axe zu finden.) Es ist nun noch übrig zu zeigen, auf welche
Weise man aus den Beobachtungen dieser Durchgänge die Son-
nenparallaxe durch Rechnungen ableiten kann, und warum die aus
diesen Beobachtungen geschlossenen Resultate den hohen Grad von
Verläßlichkeit haben, der bereits oben von ihnen gerühmt wor-
den ist.

Man bemerkt wohl ohne meine ausdrückliche Erinnerung,
daß ein rabenschwarzer kleiner Kreis auf dem hellleuchtenden Hinter-
grunde der Sonne, denn so stellt sich zur Zeit des Durchgangs
die Venus dem Beobachter dar, mit der größten Schärfe gesehen
werden kann, so daß man also den Ort, welchen dieser schwarze
Kreis in der Sonne einnimmt, für jeden Augenblick mit völliger
Sicherheit angeben wird. Allein es handelt sich hier nicht um
jeden dieser Orte, den Venus nach und nach während ihrer Durch-
gänge einnimmt, sondern nur um einige wenige und gerade um
dieselben, die unter allen am leichtesten und besten, selbst ohne
alle Instrumente, blos durch ein gutes Fernrohr, bestimmt wer-
den können. Man braucht nämlich nur die vier Momente der
äußern und innern Ein- und Austritte, oder die vier Augenblicke
zu beobachten, wann die Ränder der Venus und der Sonne sich,
sowohl von außen als auch von innen, berühren. Der erste
äußere Eintritt bei a (Fig. 5) kann vielleicht zu spät beobachtet
werden, wenn man den Punkt des östlichen Sonnenrandes nicht
genau weiß, an welchem die Venus eintreten soll, obschon man
diesen Punkt durch Rechnung schon genau voraus bestimmen
kann. Allein der zweite oder innere Eintritt bei b, so wie der
innere Austritt bei c läßt sich auf das schärfste mit dem Auge
verfolgen, bis der eigentlich entscheidende Augenblick, d. h. die
Bildung des feinen Lichtfadens eintritt, der zwischen den Rändern
der beiden Himmelskörper bei ihrer Berührung entsteht, und
nicht viel weniger genau wird man auch den letzten entscheiden-
den Punkt des schwarzen Kreises in d angeben, der an dem Ran-
de der Sonne in dem Augenblicke erscheint, wenn er von der
Venus völlig verlassen wird.

§. 70. (Sicherheit dieser Methode.) Ueber die Sicherheit die-

Venus.

§. 69. (Methode, aus dieſen Durchgängen die Sonnenparall-
axe zu finden.) Es iſt nun noch übrig zu zeigen, auf welche
Weiſe man aus den Beobachtungen dieſer Durchgänge die Son-
nenparallaxe durch Rechnungen ableiten kann, und warum die aus
dieſen Beobachtungen geſchloſſenen Reſultate den hohen Grad von
Verläßlichkeit haben, der bereits oben von ihnen gerühmt wor-
den iſt.

Man bemerkt wohl ohne meine ausdrückliche Erinnerung,
daß ein rabenſchwarzer kleiner Kreis auf dem hellleuchtenden Hinter-
grunde der Sonne, denn ſo ſtellt ſich zur Zeit des Durchgangs
die Venus dem Beobachter dar, mit der größten Schärfe geſehen
werden kann, ſo daß man alſo den Ort, welchen dieſer ſchwarze
Kreis in der Sonne einnimmt, für jeden Augenblick mit völliger
Sicherheit angeben wird. Allein es handelt ſich hier nicht um
jeden dieſer Orte, den Venus nach und nach während ihrer Durch-
gänge einnimmt, ſondern nur um einige wenige und gerade um
dieſelben, die unter allen am leichteſten und beſten, ſelbſt ohne
alle Inſtrumente, blos durch ein gutes Fernrohr, beſtimmt wer-
den können. Man braucht nämlich nur die vier Momente der
äußern und innern Ein- und Austritte, oder die vier Augenblicke
zu beobachten, wann die Ränder der Venus und der Sonne ſich,
ſowohl von außen als auch von innen, berühren. Der erſte
äußere Eintritt bei a (Fig. 5) kann vielleicht zu ſpät beobachtet
werden, wenn man den Punkt des öſtlichen Sonnenrandes nicht
genau weiß, an welchem die Venus eintreten ſoll, obſchon man
dieſen Punkt durch Rechnung ſchon genau voraus beſtimmen
kann. Allein der zweite oder innere Eintritt bei b, ſo wie der
innere Austritt bei c läßt ſich auf das ſchärfſte mit dem Auge
verfolgen, bis der eigentlich entſcheidende Augenblick, d. h. die
Bildung des feinen Lichtfadens eintritt, der zwiſchen den Rändern
der beiden Himmelskörper bei ihrer Berührung entſteht, und
nicht viel weniger genau wird man auch den letzten entſcheiden-
den Punkt des ſchwarzen Kreiſes in d angeben, der an dem Ran-
de der Sonne in dem Augenblicke erſcheint, wenn er von der
Venus völlig verlaſſen wird.

§. 70. (Sicherheit dieſer Methode.) Ueber die Sicherheit die-

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[88/0098] Venus. §. 69. (Methode, aus dieſen Durchgängen die Sonnenparall- axe zu finden.) Es iſt nun noch übrig zu zeigen, auf welche Weiſe man aus den Beobachtungen dieſer Durchgänge die Son- nenparallaxe durch Rechnungen ableiten kann, und warum die aus dieſen Beobachtungen geſchloſſenen Reſultate den hohen Grad von Verläßlichkeit haben, der bereits oben von ihnen gerühmt wor- den iſt. Man bemerkt wohl ohne meine ausdrückliche Erinnerung, daß ein rabenſchwarzer kleiner Kreis auf dem hellleuchtenden Hinter- grunde der Sonne, denn ſo ſtellt ſich zur Zeit des Durchgangs die Venus dem Beobachter dar, mit der größten Schärfe geſehen werden kann, ſo daß man alſo den Ort, welchen dieſer ſchwarze Kreis in der Sonne einnimmt, für jeden Augenblick mit völliger Sicherheit angeben wird. Allein es handelt ſich hier nicht um jeden dieſer Orte, den Venus nach und nach während ihrer Durch- gänge einnimmt, ſondern nur um einige wenige und gerade um dieſelben, die unter allen am leichteſten und beſten, ſelbſt ohne alle Inſtrumente, blos durch ein gutes Fernrohr, beſtimmt wer- den können. Man braucht nämlich nur die vier Momente der äußern und innern Ein- und Austritte, oder die vier Augenblicke zu beobachten, wann die Ränder der Venus und der Sonne ſich, ſowohl von außen als auch von innen, berühren. Der erſte äußere Eintritt bei a (Fig. 5) kann vielleicht zu ſpät beobachtet werden, wenn man den Punkt des öſtlichen Sonnenrandes nicht genau weiß, an welchem die Venus eintreten ſoll, obſchon man dieſen Punkt durch Rechnung ſchon genau voraus beſtimmen kann. Allein der zweite oder innere Eintritt bei b, ſo wie der innere Austritt bei c läßt ſich auf das ſchärfſte mit dem Auge verfolgen, bis der eigentlich entſcheidende Augenblick, d. h. die Bildung des feinen Lichtfadens eintritt, der zwiſchen den Rändern der beiden Himmelskörper bei ihrer Berührung entſteht, und nicht viel weniger genau wird man auch den letzten entſcheiden- den Punkt des ſchwarzen Kreiſes in d angeben, der an dem Ran- de der Sonne in dem Augenblicke erſcheint, wenn er von der Venus völlig verlaſſen wird. §. 70. (Sicherheit dieſer Methode.) Ueber die Sicherheit die-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/98>, abgerufen am 23.11.2024.