Subtrahirt man die Zahlen der ersten Columne dieser Tafel von der beobachteten Präcession 5021,"13 in einem Jahrhundert, so erhält man die säculäre siderische Bewegung dieser Knoten in Beziehung auf die Fixsterne, die daher, wie man sieht, durchaus rückgängig oder von Ost nach West gerichtet ist. So ist die sä- culäre siderische Bewegung der Knoten Merkurs 782,23", der Venus 1869,8" u. s. w. Uebrigens sind alle diese Zahlen nur genähert, und können bloß für einige Jahrhunderte vor und nach der gegenwärtigen Zeit gelten, daher man auch nicht annehmen darf, daß z. B. die Knoten der Planetenbahnen auf der Ecliptik immer in derselben Richtung fortgehen, oder daß die Neigungen derselben immerwährend zu- oder abnehmen. Vielmehr sind diese Größen alle in bestimmte Gränzen eingeschlossen, die sie nie über- steigen können. So wanken z. B. die aufsteigenden Knoten der Jupitersbahn immer zwischen den beiden Längen von 90 und 117 Graden, und die des Saturn zwischen 72 und 136, so daß der mittlere Ort beider Knoten nahe in der Länge von 104 Graden liegt, von welchen die Ausweichung bei Jupiter 13, und die bei Saturn 32 Grade beträgt. Eben so ist auch die Neigung der Jupitersbahn gegen die Ecliptik immer zwischen den Gränzen 1°17' und 2°3', und die der Saturnsbahn zwischen 0°47' und 2°33' enthalten, aber die Perioden, in welchen diese Größen von einer Gränze zur andern übergehen, schließen eine große Anzahl von Jahrtausenden, nahe 25000 Jahre, in sich; beide werden erst von unsern spätern Nachkommen mit der nöthigen Schärfe bestimmt werden können.
§. 95. (Säculäre Störungen der Absidenlinie.) Nachdem wir so die Aenderungen beider Elemente, durch welche die Lage der Planetenbahnen im Weltraume bestimmt wird, kennen gelernt
Säculäre Störungen.
Säculäre Aenderung.
der Knoten der Neigung
Merkur . . 4238,9 18,3 zunehmend
Venus . . 3151,3 4,5 abnehmend
Mars . . 2692,7 0,1 abnehmend
Jupiter . . 3443,6 22,6 abnehmend
Saturn . . 2754,7 15,5 abnehmend
Uranus . . 1423,2 1,1 zunehmend.
Subtrahirt man die Zahlen der erſten Columne dieſer Tafel von der beobachteten Präceſſion 5021,″13 in einem Jahrhundert, ſo erhält man die ſäculäre ſideriſche Bewegung dieſer Knoten in Beziehung auf die Fixſterne, die daher, wie man ſieht, durchaus rückgängig oder von Oſt nach Weſt gerichtet iſt. So iſt die ſä- culäre ſideriſche Bewegung der Knoten Merkurs 782,23″, der Venus 1869,8″ u. ſ. w. Uebrigens ſind alle dieſe Zahlen nur genähert, und können bloß für einige Jahrhunderte vor und nach der gegenwärtigen Zeit gelten, daher man auch nicht annehmen darf, daß z. B. die Knoten der Planetenbahnen auf der Ecliptik immer in derſelben Richtung fortgehen, oder daß die Neigungen derſelben immerwährend zu- oder abnehmen. Vielmehr ſind dieſe Größen alle in beſtimmte Gränzen eingeſchloſſen, die ſie nie über- ſteigen können. So wanken z. B. die aufſteigenden Knoten der Jupitersbahn immer zwiſchen den beiden Längen von 90 und 117 Graden, und die des Saturn zwiſchen 72 und 136, ſo daß der mittlere Ort beider Knoten nahe in der Länge von 104 Graden liegt, von welchen die Ausweichung bei Jupiter 13, und die bei Saturn 32 Grade beträgt. Eben ſo iſt auch die Neigung der Jupitersbahn gegen die Ecliptik immer zwiſchen den Gränzen 1°17′ und 2°3′, und die der Saturnsbahn zwiſchen 0°47′ und 2°33′ enthalten, aber die Perioden, in welchen dieſe Größen von einer Gränze zur andern übergehen, ſchließen eine große Anzahl von Jahrtauſenden, nahe 25000 Jahre, in ſich; beide werden erſt von unſern ſpätern Nachkommen mit der nöthigen Schärfe beſtimmt werden können.
§. 95. (Säculäre Störungen der Abſidenlinie.) Nachdem wir ſo die Aenderungen beider Elemente, durch welche die Lage der Planetenbahnen im Weltraume beſtimmt wird, kennen gelernt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0151"n="139"/><fwplace="top"type="header">Säculäre Störungen.</fw><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#g">Säculäre Aenderung</hi>.</hi></p><lb/><list><item>der Knoten der Neigung</item><lb/><item>Merkur . . 4238,<hirendition="#sub">9</hi> 18,<hirendition="#sub">3</hi> zunehmend</item><lb/><item>Venus . . 3151,<hirendition="#sub">3</hi> 4,<hirendition="#sub">5</hi> abnehmend</item><lb/><item>Mars . . 2692,<hirendition="#sub">7</hi> 0,<hirendition="#sub">1</hi> abnehmend</item><lb/><item>Jupiter . . 3443,<hirendition="#sub">6</hi> 22,<hirendition="#sub">6</hi> abnehmend</item><lb/><item>Saturn . . 2754,<hirendition="#sub">7</hi> 15,<hirendition="#sub">5</hi> abnehmend</item><lb/><item>Uranus . . 1423,<hirendition="#sub">2</hi> 1,<hirendition="#sub">1</hi> zunehmend.</item></list><lb/><p>Subtrahirt man die Zahlen der erſten Columne dieſer Tafel<lb/>
von der beobachteten Präceſſion 5021,″<hirendition="#sub">13</hi> in einem Jahrhundert,<lb/>ſo erhält man die ſäculäre ſideriſche Bewegung dieſer Knoten in<lb/>
Beziehung auf die Fixſterne, die daher, wie man ſieht, durchaus<lb/>
rückgängig oder von Oſt nach Weſt gerichtet iſt. So iſt die ſä-<lb/>
culäre ſideriſche Bewegung der Knoten Merkurs 782,<hirendition="#sub">23</hi>″, der<lb/>
Venus 1869,<hirendition="#sub">8</hi>″ u. ſ. w. Uebrigens ſind alle dieſe Zahlen nur<lb/>
genähert, und können bloß für einige Jahrhunderte vor und nach<lb/>
der gegenwärtigen Zeit gelten, daher man auch nicht annehmen<lb/>
darf, daß z. B. die Knoten der Planetenbahnen auf der Ecliptik<lb/>
immer in derſelben Richtung fortgehen, oder daß die Neigungen<lb/>
derſelben immerwährend zu- oder abnehmen. Vielmehr ſind dieſe<lb/>
Größen alle in beſtimmte Gränzen eingeſchloſſen, die ſie nie über-<lb/>ſteigen können. So wanken z. B. die aufſteigenden Knoten der<lb/>
Jupitersbahn immer zwiſchen den beiden Längen von 90 und 117<lb/>
Graden, und die des Saturn zwiſchen 72 und 136, ſo daß der<lb/>
mittlere Ort beider Knoten nahe in der Länge von 104 Graden<lb/>
liegt, von welchen die Ausweichung bei Jupiter 13, und die bei<lb/>
Saturn 32 Grade beträgt. Eben ſo iſt auch die Neigung der<lb/>
Jupitersbahn gegen die Ecliptik immer zwiſchen den Gränzen<lb/>
1°<hirendition="#sub">17</hi>′ und 2°<hirendition="#sub">3</hi>′, und die der Saturnsbahn zwiſchen 0°<hirendition="#sub">47</hi>′ und 2°<hirendition="#sub">33</hi>′<lb/>
enthalten, aber die Perioden, in welchen dieſe Größen von einer<lb/>
Gränze zur andern übergehen, ſchließen eine große Anzahl von<lb/>
Jahrtauſenden, nahe 25000 Jahre, in ſich; beide werden erſt von<lb/>
unſern ſpätern Nachkommen mit der nöthigen Schärfe beſtimmt<lb/>
werden können.</p><lb/><p>§. 95. (Säculäre Störungen der Abſidenlinie.) Nachdem<lb/>
wir ſo die Aenderungen beider Elemente, durch welche die <hirendition="#g">Lage</hi><lb/>
der Planetenbahnen im Weltraume beſtimmt wird, kennen gelernt<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[139/0151]
Säculäre Störungen.
Säculäre Aenderung.
der Knoten der Neigung
Merkur . . 4238,9 18,3 zunehmend
Venus . . 3151,3 4,5 abnehmend
Mars . . 2692,7 0,1 abnehmend
Jupiter . . 3443,6 22,6 abnehmend
Saturn . . 2754,7 15,5 abnehmend
Uranus . . 1423,2 1,1 zunehmend.
Subtrahirt man die Zahlen der erſten Columne dieſer Tafel
von der beobachteten Präceſſion 5021,″13 in einem Jahrhundert,
ſo erhält man die ſäculäre ſideriſche Bewegung dieſer Knoten in
Beziehung auf die Fixſterne, die daher, wie man ſieht, durchaus
rückgängig oder von Oſt nach Weſt gerichtet iſt. So iſt die ſä-
culäre ſideriſche Bewegung der Knoten Merkurs 782,23″, der
Venus 1869,8″ u. ſ. w. Uebrigens ſind alle dieſe Zahlen nur
genähert, und können bloß für einige Jahrhunderte vor und nach
der gegenwärtigen Zeit gelten, daher man auch nicht annehmen
darf, daß z. B. die Knoten der Planetenbahnen auf der Ecliptik
immer in derſelben Richtung fortgehen, oder daß die Neigungen
derſelben immerwährend zu- oder abnehmen. Vielmehr ſind dieſe
Größen alle in beſtimmte Gränzen eingeſchloſſen, die ſie nie über-
ſteigen können. So wanken z. B. die aufſteigenden Knoten der
Jupitersbahn immer zwiſchen den beiden Längen von 90 und 117
Graden, und die des Saturn zwiſchen 72 und 136, ſo daß der
mittlere Ort beider Knoten nahe in der Länge von 104 Graden
liegt, von welchen die Ausweichung bei Jupiter 13, und die bei
Saturn 32 Grade beträgt. Eben ſo iſt auch die Neigung der
Jupitersbahn gegen die Ecliptik immer zwiſchen den Gränzen
1°17′ und 2°3′, und die der Saturnsbahn zwiſchen 0°47′ und 2°33′
enthalten, aber die Perioden, in welchen dieſe Größen von einer
Gränze zur andern übergehen, ſchließen eine große Anzahl von
Jahrtauſenden, nahe 25000 Jahre, in ſich; beide werden erſt von
unſern ſpätern Nachkommen mit der nöthigen Schärfe beſtimmt
werden können.
§. 95. (Säculäre Störungen der Abſidenlinie.) Nachdem
wir ſo die Aenderungen beider Elemente, durch welche die Lage
der Planetenbahnen im Weltraume beſtimmt wird, kennen gelernt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/151>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.