Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Gestalt und Atmosphären der Planeten. und nicht mehr bei ihr bleiben könnte. Wegen dieser Centrifu-galkraft wird also auch die Atmosphäre, so wie die Erde selbst, an ihren Polen abgeplattet seyn, und unter dem Aequator eine erhabene Gestalt annehmen. Wegen der ungemeinen Beweglich- keit ihrer Elemente, und der großen Entfernung derselben von der Erde wird diese Abplattung oft sehr bedeutend seyn können. Die Rechnung zeigt aber, daß diese Abplattung ihre Gränzen habe, die sie nicht übersteigen kann, und daß, bei der größtmöglichen Abplattung, die kleine Axe des Luftsphäroids zur großen sich wie die Zahlen 2 zu 3 verhalten müsse. §. 105. (Zodiakallicht.) Man hat das Zodiakallicht als Geſtalt und Atmoſphären der Planeten. und nicht mehr bei ihr bleiben könnte. Wegen dieſer Centrifu-galkraft wird alſo auch die Atmoſphäre, ſo wie die Erde ſelbſt, an ihren Polen abgeplattet ſeyn, und unter dem Aequator eine erhabene Geſtalt annehmen. Wegen der ungemeinen Beweglich- keit ihrer Elemente, und der großen Entfernung derſelben von der Erde wird dieſe Abplattung oft ſehr bedeutend ſeyn können. Die Rechnung zeigt aber, daß dieſe Abplattung ihre Gränzen habe, die ſie nicht überſteigen kann, und daß, bei der größtmöglichen Abplattung, die kleine Axe des Luftſphäroids zur großen ſich wie die Zahlen 2 zu 3 verhalten müſſe. §. 105. (Zodiakallicht.) Man hat das Zodiakallicht als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0165" n="153"/><fw place="top" type="header">Geſtalt und Atmoſphären der Planeten.</fw><lb/> und nicht mehr bei ihr bleiben könnte. Wegen dieſer Centrifu-<lb/> galkraft wird alſo auch die Atmoſphäre, ſo wie die Erde ſelbſt,<lb/> an ihren Polen abgeplattet ſeyn, und unter dem Aequator eine<lb/> erhabene Geſtalt annehmen. Wegen der ungemeinen Beweglich-<lb/> keit ihrer Elemente, und der großen Entfernung derſelben von der<lb/> Erde wird dieſe Abplattung oft ſehr bedeutend ſeyn können. Die<lb/> Rechnung zeigt aber, daß dieſe Abplattung ihre Gränzen habe,<lb/> die ſie nicht überſteigen kann, und daß, bei der größtmöglichen<lb/> Abplattung, die kleine Axe des Luftſphäroids zur großen ſich wie<lb/> die Zahlen 2 zu 3 verhalten müſſe.</p><lb/> <p>§. 105. (Zodiakallicht.) Man hat das <hi rendition="#g">Zodiakallicht</hi> als<lb/> die Atmoſphäre der Sonne anſehen wollen. Dieſes der Milch-<lb/> ſtraße ähnliche, aber hellere Licht erſtreckt ſich in der Geſtalt eines<lb/> Kegels, deſſen Baſis die Sonne iſt, und deſſen Axe in der Ecliptik<lb/> liegt, ſelbſt noch weit über die Erdbahn heraus. Man ſieht es am<lb/> deutlichſten, beſonders in den Tropenländern, in den Monaten<lb/> April und Mai gleich nach Sonnenuntergang, und im Sep-<lb/> tember und October kurz vor Sonnenaufgang. Es hat offenbar<lb/> die Geſtalt einer ſchmalen Linſe, deren große Axe veränderlich<lb/> ſcheint, aber wenigſtens fünfmal größer iſt, als die kleine. Schon<lb/> dieſes Verhältniß der beiden Axen zeigt, daß das Zodiakallicht keine<lb/> Atmoſphäre der Sonne ſeyn kann, bei welcher, nach dem Vorher-<lb/> gehenden dieſes Verhältniß, ſelbſt wenn es am größten iſt, nur<lb/> gleich 3 zu 2 ſeyn kann. Auch läßt ſich durch Rechnung zeigen,<lb/> daß die Atmoſphäre der Sonne, wenn ſie exiſtirt, noch lange nicht<lb/> bis zur Bahn des Merkurs ſich erſtrecken kann, da doch das Zo-<lb/> diakallicht noch über die Erdbahn herausgeht. Vielleicht beſteht<lb/> daſſelbe bloß in dem durch die Nähe der Sonne verdichteten<lb/> Aether, an deſſen Daſeyn im Weltraume man jetzt nicht wohl<lb/> mehr zweifeln kann; vielleicht iſt dieſes Licht ein Ausfluß, eine<lb/> Sammlung von Kometenmaterie, die bei dem Durchgange dieſer<lb/> Himmelskörper durch ihr Perihelium abgeſetzt wird, und ſich um<lb/> die Sonne lagert; vielleicht iſt es ein eigenthümlicher, ſchwacher<lb/> Nebel, in welchen die Sonne eingehüllt iſt, ſo daß dann dieſelbe<lb/> zu den Nebelſternen gezählt werden müßte. Immer ſcheint es,<lb/> daß wir die nähere Unterſuchung dieſes räthſelhaften Gegenſtandes<lb/> unſern Nachkommen überlaſſen müſſen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0165]
Geſtalt und Atmoſphären der Planeten.
und nicht mehr bei ihr bleiben könnte. Wegen dieſer Centrifu-
galkraft wird alſo auch die Atmoſphäre, ſo wie die Erde ſelbſt,
an ihren Polen abgeplattet ſeyn, und unter dem Aequator eine
erhabene Geſtalt annehmen. Wegen der ungemeinen Beweglich-
keit ihrer Elemente, und der großen Entfernung derſelben von der
Erde wird dieſe Abplattung oft ſehr bedeutend ſeyn können. Die
Rechnung zeigt aber, daß dieſe Abplattung ihre Gränzen habe,
die ſie nicht überſteigen kann, und daß, bei der größtmöglichen
Abplattung, die kleine Axe des Luftſphäroids zur großen ſich wie
die Zahlen 2 zu 3 verhalten müſſe.
§. 105. (Zodiakallicht.) Man hat das Zodiakallicht als
die Atmoſphäre der Sonne anſehen wollen. Dieſes der Milch-
ſtraße ähnliche, aber hellere Licht erſtreckt ſich in der Geſtalt eines
Kegels, deſſen Baſis die Sonne iſt, und deſſen Axe in der Ecliptik
liegt, ſelbſt noch weit über die Erdbahn heraus. Man ſieht es am
deutlichſten, beſonders in den Tropenländern, in den Monaten
April und Mai gleich nach Sonnenuntergang, und im Sep-
tember und October kurz vor Sonnenaufgang. Es hat offenbar
die Geſtalt einer ſchmalen Linſe, deren große Axe veränderlich
ſcheint, aber wenigſtens fünfmal größer iſt, als die kleine. Schon
dieſes Verhältniß der beiden Axen zeigt, daß das Zodiakallicht keine
Atmoſphäre der Sonne ſeyn kann, bei welcher, nach dem Vorher-
gehenden dieſes Verhältniß, ſelbſt wenn es am größten iſt, nur
gleich 3 zu 2 ſeyn kann. Auch läßt ſich durch Rechnung zeigen,
daß die Atmoſphäre der Sonne, wenn ſie exiſtirt, noch lange nicht
bis zur Bahn des Merkurs ſich erſtrecken kann, da doch das Zo-
diakallicht noch über die Erdbahn herausgeht. Vielleicht beſteht
daſſelbe bloß in dem durch die Nähe der Sonne verdichteten
Aether, an deſſen Daſeyn im Weltraume man jetzt nicht wohl
mehr zweifeln kann; vielleicht iſt dieſes Licht ein Ausfluß, eine
Sammlung von Kometenmaterie, die bei dem Durchgange dieſer
Himmelskörper durch ihr Perihelium abgeſetzt wird, und ſich um
die Sonne lagert; vielleicht iſt es ein eigenthümlicher, ſchwacher
Nebel, in welchen die Sonne eingehüllt iſt, ſo daß dann dieſelbe
zu den Nebelſternen gezählt werden müßte. Immer ſcheint es,
daß wir die nähere Unterſuchung dieſes räthſelhaften Gegenſtandes
unſern Nachkommen überlaſſen müſſen.
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