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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
tersuchungen eine, wie er glaubte, fixe und unveränderliche Stel-
lung zu geben. Allein er bemerkte bald, daß die Lage dieses
Fernrohrs sich änderte, wenn das Gebäude von der einen oder
der andern Seite von der Sonne beschienen war. Durch einge-
mauerte Libellen, die nie von dem Sonnenlichte unmittelbar ge-
troffen werden konnten, beobachteten die Mailänder Astronomen
an dem sehr soliden Gebäude ihrer Sternwarte regelmäßige,
tägliche Schwankungen, die sich nach dem Stande der Sonne
gegen das Gebäude richteten. Die Sternwarte Piazzi's in Pa-
lermo, ein Thurm eines ehemaligen arabischen Emirs, ist äußerst
solid, und die Dicke der Wände derselben beträgt gegen sechs
Fuß. Auf dieser Sternwarte beobachtete Piazzi durch mehrere
Jahre den Polarstern, in der Hoffnung, in der Bewegung desselben
eine jährliche Parallaxe (I. S. 159) dieses Sterns zu entdecken.
Er fand auch in der That solche Veränderungen der Lage dersel-
ben, die mit den Jahreszeiten periodisch wiederkehrten, und sich
mit einer parallactischen Bewegung des Sterns nahe genug in
Uebereinstimmung bringen ließen. Allein da alle andern Beob-
achter nichts Aehnliches an dem Polarstern finden konnten, so
konnte man nicht umhin, an der Richtigkeit der Voraussetzung
Piazzi's zu zweifeln, bis endlich er selbst auf die Erklärung ver-
fiel, daß nicht der Stern, sondern seine Sternwarte, ihrer Soli-
dität ungeachtet, solchen periodischen, von der Jahreszeit abhän-
gigen Schwankungen unterworfen sey, eine Idee, die sich bald
darauf vollkommen bestätiget fand, und die wahrscheinlich auch
andere Astronomen, die höhere gebaute Sternwarten bewohnen,
für richtig erkennen würden, wenn sie darauf mehr aufmerksam
wären.

§. 4. (Instrumente der Alten: Triquetrum, Astrolabium, Ar-
millen.) Die Griechen der alexandrinischen Schule bedienten sich
zum Höhenmessen der Gestirne eines Instrumentes, das aus drei
Linialen zusammen gesetzt war, und das sie deßhalb Triquetrum
nannten. Es ist in Fig. 7 so abgebildet, wie es Ptolemäus in
seinem Almagest (Lib. V. 12) beschreibt. Es besteht aus einer
verticalen Säule AB, an welcher sich zwei Regeln BC und AC
in Gewinden auf und ab bewegen. Die Regel BC trägt zwei
auf sie senkrecht gestellte Absehen m und n, deren jede mit einer

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
terſuchungen eine, wie er glaubte, fixe und unveränderliche Stel-
lung zu geben. Allein er bemerkte bald, daß die Lage dieſes
Fernrohrs ſich änderte, wenn das Gebäude von der einen oder
der andern Seite von der Sonne beſchienen war. Durch einge-
mauerte Libellen, die nie von dem Sonnenlichte unmittelbar ge-
troffen werden konnten, beobachteten die Mailänder Aſtronomen
an dem ſehr ſoliden Gebäude ihrer Sternwarte regelmäßige,
tägliche Schwankungen, die ſich nach dem Stande der Sonne
gegen das Gebäude richteten. Die Sternwarte Piazzi’s in Pa-
lermo, ein Thurm eines ehemaligen arabiſchen Emirs, iſt äußerſt
ſolid, und die Dicke der Wände derſelben beträgt gegen ſechs
Fuß. Auf dieſer Sternwarte beobachtete Piazzi durch mehrere
Jahre den Polarſtern, in der Hoffnung, in der Bewegung deſſelben
eine jährliche Parallaxe (I. S. 159) dieſes Sterns zu entdecken.
Er fand auch in der That ſolche Veränderungen der Lage derſel-
ben, die mit den Jahreszeiten periodiſch wiederkehrten, und ſich
mit einer parallactiſchen Bewegung des Sterns nahe genug in
Uebereinſtimmung bringen ließen. Allein da alle andern Beob-
achter nichts Aehnliches an dem Polarſtern finden konnten, ſo
konnte man nicht umhin, an der Richtigkeit der Vorausſetzung
Piazzi’s zu zweifeln, bis endlich er ſelbſt auf die Erklärung ver-
fiel, daß nicht der Stern, ſondern ſeine Sternwarte, ihrer Soli-
dität ungeachtet, ſolchen periodiſchen, von der Jahreszeit abhän-
gigen Schwankungen unterworfen ſey, eine Idee, die ſich bald
darauf vollkommen beſtätiget fand, und die wahrſcheinlich auch
andere Aſtronomen, die höhere gebaute Sternwarten bewohnen,
für richtig erkennen würden, wenn ſie darauf mehr aufmerkſam
wären.

§. 4. (Inſtrumente der Alten: Triquetrum, Aſtrolabium, Ar-
millen.) Die Griechen der alexandriniſchen Schule bedienten ſich
zum Höhenmeſſen der Geſtirne eines Inſtrumentes, das aus drei
Linialen zuſammen geſetzt war, und das ſie deßhalb Triquetrum
nannten. Es iſt in Fig. 7 ſo abgebildet, wie es Ptolemäus in
ſeinem Almageſt (Lib. V. 12) beſchreibt. Es beſteht aus einer
verticalen Säule AB, an welcher ſich zwei Regeln BC und AC
in Gewinden auf und ab bewegen. Die Regel BC trägt zwei
auf ſie ſenkrecht geſtellte Abſehen m und n, deren jede mit einer

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[233/0245] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. terſuchungen eine, wie er glaubte, fixe und unveränderliche Stel- lung zu geben. Allein er bemerkte bald, daß die Lage dieſes Fernrohrs ſich änderte, wenn das Gebäude von der einen oder der andern Seite von der Sonne beſchienen war. Durch einge- mauerte Libellen, die nie von dem Sonnenlichte unmittelbar ge- troffen werden konnten, beobachteten die Mailänder Aſtronomen an dem ſehr ſoliden Gebäude ihrer Sternwarte regelmäßige, tägliche Schwankungen, die ſich nach dem Stande der Sonne gegen das Gebäude richteten. Die Sternwarte Piazzi’s in Pa- lermo, ein Thurm eines ehemaligen arabiſchen Emirs, iſt äußerſt ſolid, und die Dicke der Wände derſelben beträgt gegen ſechs Fuß. Auf dieſer Sternwarte beobachtete Piazzi durch mehrere Jahre den Polarſtern, in der Hoffnung, in der Bewegung deſſelben eine jährliche Parallaxe (I. S. 159) dieſes Sterns zu entdecken. Er fand auch in der That ſolche Veränderungen der Lage derſel- ben, die mit den Jahreszeiten periodiſch wiederkehrten, und ſich mit einer parallactiſchen Bewegung des Sterns nahe genug in Uebereinſtimmung bringen ließen. Allein da alle andern Beob- achter nichts Aehnliches an dem Polarſtern finden konnten, ſo konnte man nicht umhin, an der Richtigkeit der Vorausſetzung Piazzi’s zu zweifeln, bis endlich er ſelbſt auf die Erklärung ver- fiel, daß nicht der Stern, ſondern ſeine Sternwarte, ihrer Soli- dität ungeachtet, ſolchen periodiſchen, von der Jahreszeit abhän- gigen Schwankungen unterworfen ſey, eine Idee, die ſich bald darauf vollkommen beſtätiget fand, und die wahrſcheinlich auch andere Aſtronomen, die höhere gebaute Sternwarten bewohnen, für richtig erkennen würden, wenn ſie darauf mehr aufmerkſam wären. §. 4. (Inſtrumente der Alten: Triquetrum, Aſtrolabium, Ar- millen.) Die Griechen der alexandriniſchen Schule bedienten ſich zum Höhenmeſſen der Geſtirne eines Inſtrumentes, das aus drei Linialen zuſammen geſetzt war, und das ſie deßhalb Triquetrum nannten. Es iſt in Fig. 7 ſo abgebildet, wie es Ptolemäus in ſeinem Almageſt (Lib. V. 12) beſchreibt. Es beſteht aus einer verticalen Säule AB, an welcher ſich zwei Regeln BC und AC in Gewinden auf und ab bewegen. Die Regel BC trägt zwei auf ſie ſenkrecht geſtellte Abſehen m und n, deren jede mit einer

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/245>, abgerufen am 21.11.2024.