Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
sonderbaren Fehlschluß verleitet worden war, lange Zeit aufgehal- ten wurde.
Leonhard Euler war der erste, der aus der Einrichtung des menschlichen Auges den Schluß zog, es müsse möglich seyn, jene beiden Fehler der Fernröhre, durch eine zweckmäßigere Einrichtung dieser Instrumente, aufzuheben, weil sie die Natur in unserem Auge in der That gehoben hat. Er schlug zu diesem Zwecke, nach der Analogie der inneren Einrichtung des Auges, zwei Glaslinsen vor, welche zwischen ihren inneren concaven Flächen verschiedene Flüssigkeiten enthalten sollten. Er stellte darüber nicht sowohl praktische Versuche, die hier vorzüglich erfordert wurden, sondern bloß theoretische Untersuchungen an. Im Jahre 1747 theilte er seine Berechnung eines solchen farbenlosen oder achromatischen Fernrohrs mit, wo er zu der in ihm enthaltenen Flüssigkeit Wasser gewählt hatte. Der größte Künstler seiner Zeit, John Dol- lond, suchte auch diesen Versuch praktisch auszuführen, aber da ihm seine ersten Bemühungen mißlangen, so gab er die Sache bald auf, um so mehr, da er Newton's Ansicht, daß fehlerfreie Refractoren ganz unmöglich wären, auch zu der seinigen gemacht hatte.
Erst i. J. 1754 zeigte Klingenstierna, ein ausgezeichneter schwedischer Geometer, daß Newton sich in seinem Schlusse geirrt habe, und dadurch aufgemuntert, nahm Dollond seine früheren Versuche wieder vor. Allein statt der Flüssigkeiten, die Euler vor- geschlagen hatte, wählte er zwei verschiedene Glasarten, die in England unter den Namen des Kron- und Flint-Glases bekannt sind. Mehr durch eine Art dunklen Gefühls, als durch mathe- matische Schlüsse, deren Hülfe er nicht zu Rathe ziehen konnte, fand er endlich, daß sich der Zweck, ein fehlerfreies Objektiv zu erhalten, dadurch erreichen lasse, daß man dasselbe aus zwei nahe an einander gestellten Linsen, einer biconvexen von Kronglas und einer concaven von Flintglas, verfertigte. So gelang es ihm nach vielen darüber angestellten Versuchen i. J. 1758, das erste achromatische Fernrohr von fünf Fuß Länge zu Stande zu bringen. Es wurde mit allgemeinem Beifall aufgenommen, da es in seinen Wirkungen die besten bisher bekannten Fernröhre von viel größerer Länge weit übertraf. Er verwendete die letzten drei Jahre seines
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
ſonderbaren Fehlſchluß verleitet worden war, lange Zeit aufgehal- ten wurde.
Leonhard Euler war der erſte, der aus der Einrichtung des menſchlichen Auges den Schluß zog, es müſſe möglich ſeyn, jene beiden Fehler der Fernröhre, durch eine zweckmäßigere Einrichtung dieſer Inſtrumente, aufzuheben, weil ſie die Natur in unſerem Auge in der That gehoben hat. Er ſchlug zu dieſem Zwecke, nach der Analogie der inneren Einrichtung des Auges, zwei Glaslinſen vor, welche zwiſchen ihren inneren concaven Flächen verſchiedene Flüſſigkeiten enthalten ſollten. Er ſtellte darüber nicht ſowohl praktiſche Verſuche, die hier vorzüglich erfordert wurden, ſondern bloß theoretiſche Unterſuchungen an. Im Jahre 1747 theilte er ſeine Berechnung eines ſolchen farbenloſen oder achromatiſchen Fernrohrs mit, wo er zu der in ihm enthaltenen Flüſſigkeit Waſſer gewählt hatte. Der größte Künſtler ſeiner Zeit, John Dol- lond, ſuchte auch dieſen Verſuch praktiſch auszuführen, aber da ihm ſeine erſten Bemühungen mißlangen, ſo gab er die Sache bald auf, um ſo mehr, da er Newton’s Anſicht, daß fehlerfreie Refractoren ganz unmöglich wären, auch zu der ſeinigen gemacht hatte.
Erſt i. J. 1754 zeigte Klingenſtierna, ein ausgezeichneter ſchwediſcher Geometer, daß Newton ſich in ſeinem Schluſſe geirrt habe, und dadurch aufgemuntert, nahm Dollond ſeine früheren Verſuche wieder vor. Allein ſtatt der Flüſſigkeiten, die Euler vor- geſchlagen hatte, wählte er zwei verſchiedene Glasarten, die in England unter den Namen des Kron- und Flint-Glaſes bekannt ſind. Mehr durch eine Art dunklen Gefühls, als durch mathe- matiſche Schlüſſe, deren Hülfe er nicht zu Rathe ziehen konnte, fand er endlich, daß ſich der Zweck, ein fehlerfreies Objektiv zu erhalten, dadurch erreichen laſſe, daß man daſſelbe aus zwei nahe an einander geſtellten Linſen, einer biconvexen von Kronglas und einer concaven von Flintglas, verfertigte. So gelang es ihm nach vielen darüber angeſtellten Verſuchen i. J. 1758, das erſte achromatiſche Fernrohr von fünf Fuß Länge zu Stande zu bringen. Es wurde mit allgemeinem Beifall aufgenommen, da es in ſeinen Wirkungen die beſten bisher bekannten Fernröhre von viel größerer Länge weit übertraf. Er verwendete die letzten drei Jahre ſeines
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Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
ſonderbaren Fehlſchluß verleitet worden war, lange Zeit aufgehal-
ten wurde.
Leonhard Euler war der erſte, der aus der Einrichtung des
menſchlichen Auges den Schluß zog, es müſſe möglich ſeyn, jene
beiden Fehler der Fernröhre, durch eine zweckmäßigere Einrichtung
dieſer Inſtrumente, aufzuheben, weil ſie die Natur in unſerem
Auge in der That gehoben hat. Er ſchlug zu dieſem Zwecke, nach
der Analogie der inneren Einrichtung des Auges, zwei Glaslinſen
vor, welche zwiſchen ihren inneren concaven Flächen verſchiedene
Flüſſigkeiten enthalten ſollten. Er ſtellte darüber nicht ſowohl
praktiſche Verſuche, die hier vorzüglich erfordert wurden, ſondern
bloß theoretiſche Unterſuchungen an. Im Jahre 1747 theilte er
ſeine Berechnung eines ſolchen farbenloſen oder achromatiſchen
Fernrohrs mit, wo er zu der in ihm enthaltenen Flüſſigkeit
Waſſer gewählt hatte. Der größte Künſtler ſeiner Zeit, John Dol-
lond, ſuchte auch dieſen Verſuch praktiſch auszuführen, aber da
ihm ſeine erſten Bemühungen mißlangen, ſo gab er die Sache
bald auf, um ſo mehr, da er Newton’s Anſicht, daß fehlerfreie
Refractoren ganz unmöglich wären, auch zu der ſeinigen gemacht
hatte.
Erſt i. J. 1754 zeigte Klingenſtierna, ein ausgezeichneter
ſchwediſcher Geometer, daß Newton ſich in ſeinem Schluſſe geirrt
habe, und dadurch aufgemuntert, nahm Dollond ſeine früheren
Verſuche wieder vor. Allein ſtatt der Flüſſigkeiten, die Euler vor-
geſchlagen hatte, wählte er zwei verſchiedene Glasarten, die in
England unter den Namen des Kron- und Flint-Glaſes bekannt
ſind. Mehr durch eine Art dunklen Gefühls, als durch mathe-
matiſche Schlüſſe, deren Hülfe er nicht zu Rathe ziehen konnte,
fand er endlich, daß ſich der Zweck, ein fehlerfreies Objektiv zu
erhalten, dadurch erreichen laſſe, daß man daſſelbe aus zwei
nahe an einander geſtellten Linſen, einer biconvexen von Kronglas
und einer concaven von Flintglas, verfertigte. So gelang es ihm
nach vielen darüber angeſtellten Verſuchen i. J. 1758, das erſte
achromatiſche Fernrohr von fünf Fuß Länge zu Stande zu bringen.
Es wurde mit allgemeinem Beifall aufgenommen, da es in ſeinen
Wirkungen die beſten bisher bekannten Fernröhre von viel größerer
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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