Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
3 Min. 42 Sek. beträgt, so daß also die gesuchte mittlere Zeit jenes Tages 3 St., 18 Min., 10 Sek. ist, oder daß die Uhr an diesem Tage um 2 Min. 38 Sek. gegen mittlere Zeit zu früh geht, und so fort mit allen andern Tagen des Jahres.
§. 24. (Sonnenuhren.) Nachdem wir uns über den wichti- gen Gegenstand der Zeitbestimmung so umständlich verbreitet haben, würde es unangemessen scheinen, eines der im gemeinen Leben gewöhnlichsten Mittel zu diesem Zwecke hier ganz mit Stillschweigen zu übergehen.
Unsere Erde bewegt sich in einem Sterntage (I. S. 306) um ihre Axe von West nach Ost, und zwar, wie wir oben (I. S. 64 und 305) gesehen haben, auf eine ganz gleichförmige Weise oder mit einer völlig unveränderlichen Geschwindigkeit. Wir haben bereits früher (I. Kap. II) gezeigt, daß man sich die daraus fol- genden Erscheinungen ganz eben so gut dadurch erklären kann, daß man die Erde in Ruhe läßt, und dafür den ganzen Himmel in derselben Zeit, aber in verkehrter Richtung, oder von Ost nach West, sich um die Erde bewegen läßt. Nehmen wir diese letztere, als die gewöhnlichste und augenfälligste Erklärung an, so würde also die Sonne, wenn sie immer denselben Ort am Himmel ein- nähme, so wie alle Fixsterne, während jeden Sterntages um die ruhende Erdaxe die ganze Peripherie eines Kreises zurücklegen. Denken wir uns hinter der Erde, auf der der Sonne entgegenge- setzten Seite, irgend eine ebene oder krumme aber feste und un- veränderliche Fläche, so wird der Schatten, welchen die von der Sonne beschienene Erdaxe hinter sich wirft, auf diese Ebene fallen und auf ihr eben so gleichförmig weiter gehen, wie die Sonne selbst mit dem ganzen Himmel um die ruhende Erde in ihrer täglichen Bewegung weiter schreitet, und so oft diese Sonne, in den folgenden Tagen, von dem Meridian eines bestimmten Beob- achters wieder dieselbe Entfernung, d. h. so oft die Sonne wieder denselben Stundenwinkel hat (I. S. 30), so oft wird auch der Schatten der Erdaxe wieder dieselbe Stelle auf jener Ebene einnehmen, so daß, wenn man nur einmal weiß, welche Stelle er für 1, 2, 3.. Uhr einnimmt, man künftig auch immer rückwärts, aus dem Orte des Schattens auf die ihm entsprechende Tageszeit, schließen wird.
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
3 Min. 42 Sek. beträgt, ſo daß alſo die geſuchte mittlere Zeit jenes Tages 3 St., 18 Min., 10 Sek. iſt, oder daß die Uhr an dieſem Tage um 2 Min. 38 Sek. gegen mittlere Zeit zu früh geht, und ſo fort mit allen andern Tagen des Jahres.
§. 24. (Sonnenuhren.) Nachdem wir uns über den wichti- gen Gegenſtand der Zeitbeſtimmung ſo umſtändlich verbreitet haben, würde es unangemeſſen ſcheinen, eines der im gemeinen Leben gewöhnlichſten Mittel zu dieſem Zwecke hier ganz mit Stillſchweigen zu übergehen.
Unſere Erde bewegt ſich in einem Sterntage (I. S. 306) um ihre Axe von Weſt nach Oſt, und zwar, wie wir oben (I. S. 64 und 305) geſehen haben, auf eine ganz gleichförmige Weiſe oder mit einer völlig unveränderlichen Geſchwindigkeit. Wir haben bereits früher (I. Kap. II) gezeigt, daß man ſich die daraus fol- genden Erſcheinungen ganz eben ſo gut dadurch erklären kann, daß man die Erde in Ruhe läßt, und dafür den ganzen Himmel in derſelben Zeit, aber in verkehrter Richtung, oder von Oſt nach Weſt, ſich um die Erde bewegen läßt. Nehmen wir dieſe letztere, als die gewöhnlichſte und augenfälligſte Erklärung an, ſo würde alſo die Sonne, wenn ſie immer denſelben Ort am Himmel ein- nähme, ſo wie alle Fixſterne, während jeden Sterntages um die ruhende Erdaxe die ganze Peripherie eines Kreiſes zurücklegen. Denken wir uns hinter der Erde, auf der der Sonne entgegenge- ſetzten Seite, irgend eine ebene oder krumme aber feſte und un- veränderliche Fläche, ſo wird der Schatten, welchen die von der Sonne beſchienene Erdaxe hinter ſich wirft, auf dieſe Ebene fallen und auf ihr eben ſo gleichförmig weiter gehen, wie die Sonne ſelbſt mit dem ganzen Himmel um die ruhende Erde in ihrer täglichen Bewegung weiter ſchreitet, und ſo oft dieſe Sonne, in den folgenden Tagen, von dem Meridian eines beſtimmten Beob- achters wieder dieſelbe Entfernung, d. h. ſo oft die Sonne wieder denſelben Stundenwinkel hat (I. S. 30), ſo oft wird auch der Schatten der Erdaxe wieder dieſelbe Stelle auf jener Ebene einnehmen, ſo daß, wenn man nur einmal weiß, welche Stelle er für 1, 2, 3.. Uhr einnimmt, man künftig auch immer rückwärts, aus dem Orte des Schattens auf die ihm entſprechende Tageszeit, ſchließen wird.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0318"n="306"/><fwplace="top"type="header">Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.</fw><lb/>
3 Min. 42 Sek. beträgt, ſo daß alſo die geſuchte mittlere Zeit<lb/>
jenes Tages 3 St., 18 Min., 10 Sek. iſt, oder daß die Uhr an<lb/>
dieſem Tage um 2 Min. 38 Sek. gegen mittlere Zeit zu früh<lb/>
geht, und ſo fort mit allen andern Tagen des Jahres.</p><lb/><p>§. 24. (Sonnenuhren.) Nachdem wir uns über den wichti-<lb/>
gen Gegenſtand der Zeitbeſtimmung ſo umſtändlich verbreitet<lb/>
haben, würde es unangemeſſen ſcheinen, eines der im gemeinen<lb/>
Leben gewöhnlichſten Mittel zu dieſem Zwecke hier ganz mit<lb/>
Stillſchweigen zu übergehen.</p><lb/><p>Unſere Erde bewegt ſich in einem Sterntage (<hirendition="#aq">I.</hi> S. 306) um<lb/>
ihre Axe von Weſt nach Oſt, und zwar, wie wir oben (<hirendition="#aq">I.</hi> S. 64<lb/>
und 305) geſehen haben, auf eine ganz gleichförmige Weiſe oder<lb/>
mit einer völlig unveränderlichen Geſchwindigkeit. Wir haben<lb/>
bereits früher (<hirendition="#aq">I.</hi> Kap. <hirendition="#aq">II</hi>) gezeigt, daß man ſich die daraus fol-<lb/>
genden Erſcheinungen ganz eben ſo gut dadurch erklären kann,<lb/>
daß man die Erde in Ruhe läßt, und dafür den ganzen Himmel<lb/>
in derſelben Zeit, aber in verkehrter Richtung, oder von Oſt nach<lb/>
Weſt, ſich um die Erde bewegen läßt. Nehmen wir dieſe letztere,<lb/>
als die gewöhnlichſte und augenfälligſte Erklärung an, ſo würde<lb/>
alſo die Sonne, wenn ſie immer denſelben Ort am Himmel ein-<lb/>
nähme, ſo wie alle Fixſterne, während jeden Sterntages um die<lb/>
ruhende Erdaxe die ganze Peripherie eines Kreiſes zurücklegen.<lb/>
Denken wir uns hinter der Erde, auf der der Sonne entgegenge-<lb/>ſetzten Seite, irgend eine ebene oder krumme aber feſte und un-<lb/>
veränderliche Fläche, ſo wird der Schatten, welchen die von der<lb/>
Sonne beſchienene Erdaxe hinter ſich wirft, auf dieſe Ebene fallen<lb/>
und auf ihr eben ſo gleichförmig weiter gehen, wie die Sonne<lb/>ſelbſt mit dem ganzen Himmel um die ruhende Erde in ihrer<lb/>
täglichen Bewegung weiter ſchreitet, und ſo oft dieſe Sonne, in<lb/>
den folgenden Tagen, von dem Meridian eines beſtimmten Beob-<lb/>
achters wieder dieſelbe Entfernung, d. h. ſo oft die Sonne wieder<lb/>
denſelben <hirendition="#g">Stundenwinkel</hi> hat (<hirendition="#aq">I.</hi> S. 30), ſo oft wird auch<lb/>
der Schatten der Erdaxe wieder <hirendition="#g">dieſelbe</hi> Stelle auf jener Ebene<lb/>
einnehmen, ſo daß, wenn man nur einmal weiß, welche Stelle er<lb/>
für 1, 2, 3.. Uhr einnimmt, man künftig auch immer rückwärts,<lb/>
aus dem Orte des Schattens auf die ihm entſprechende Tageszeit,<lb/>ſchließen wird.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[306/0318]
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
3 Min. 42 Sek. beträgt, ſo daß alſo die geſuchte mittlere Zeit
jenes Tages 3 St., 18 Min., 10 Sek. iſt, oder daß die Uhr an
dieſem Tage um 2 Min. 38 Sek. gegen mittlere Zeit zu früh
geht, und ſo fort mit allen andern Tagen des Jahres.
§. 24. (Sonnenuhren.) Nachdem wir uns über den wichti-
gen Gegenſtand der Zeitbeſtimmung ſo umſtändlich verbreitet
haben, würde es unangemeſſen ſcheinen, eines der im gemeinen
Leben gewöhnlichſten Mittel zu dieſem Zwecke hier ganz mit
Stillſchweigen zu übergehen.
Unſere Erde bewegt ſich in einem Sterntage (I. S. 306) um
ihre Axe von Weſt nach Oſt, und zwar, wie wir oben (I. S. 64
und 305) geſehen haben, auf eine ganz gleichförmige Weiſe oder
mit einer völlig unveränderlichen Geſchwindigkeit. Wir haben
bereits früher (I. Kap. II) gezeigt, daß man ſich die daraus fol-
genden Erſcheinungen ganz eben ſo gut dadurch erklären kann,
daß man die Erde in Ruhe läßt, und dafür den ganzen Himmel
in derſelben Zeit, aber in verkehrter Richtung, oder von Oſt nach
Weſt, ſich um die Erde bewegen läßt. Nehmen wir dieſe letztere,
als die gewöhnlichſte und augenfälligſte Erklärung an, ſo würde
alſo die Sonne, wenn ſie immer denſelben Ort am Himmel ein-
nähme, ſo wie alle Fixſterne, während jeden Sterntages um die
ruhende Erdaxe die ganze Peripherie eines Kreiſes zurücklegen.
Denken wir uns hinter der Erde, auf der der Sonne entgegenge-
ſetzten Seite, irgend eine ebene oder krumme aber feſte und un-
veränderliche Fläche, ſo wird der Schatten, welchen die von der
Sonne beſchienene Erdaxe hinter ſich wirft, auf dieſe Ebene fallen
und auf ihr eben ſo gleichförmig weiter gehen, wie die Sonne
ſelbſt mit dem ganzen Himmel um die ruhende Erde in ihrer
täglichen Bewegung weiter ſchreitet, und ſo oft dieſe Sonne, in
den folgenden Tagen, von dem Meridian eines beſtimmten Beob-
achters wieder dieſelbe Entfernung, d. h. ſo oft die Sonne wieder
denſelben Stundenwinkel hat (I. S. 30), ſo oft wird auch
der Schatten der Erdaxe wieder dieſelbe Stelle auf jener Ebene
einnehmen, ſo daß, wenn man nur einmal weiß, welche Stelle er
für 1, 2, 3.. Uhr einnimmt, man künftig auch immer rückwärts,
aus dem Orte des Schattens auf die ihm entſprechende Tageszeit,
ſchließen wird.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/318>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.