Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
Für 6 Uhr Morgens oder Abends ist die Entfernung des Durchschnittspunktes der Schattenlinien mit der Linie DAE, von A an gezählt, unendlich groß, d. h. diese Schattenlinie fällt in die durch C mit DE parallel gezogene Linie VI, VI. Will man dann noch die übrigen weiter gegen Morgen oder gegen Abend fallenden Schattenlinien auf der Tafel verzeichnen, so wird man nur die bereits erhaltenen Schattenlinien rückwärts über C hinaus verlängern. So gehört z. B. die Schattenlinie C.IX für 9 Uhr Morgens, also auch ihre Verlängerung auf der anderen Seite von C für 9 Uhr Abends, und eben so wird die Linie C.III ver- längert die Schattenlinie für 3 Uhr Morgens geben, wo man diese Linien offenbar nicht weiter fortsetzen wird, als die größte halbe Tageslänge des Orts beträgt, die wir oben (I. S. 205) in einer eigenen Tafel angegeben haben.
§. 27. (Sonnenuhr für jede gegebene Fläche.) So einfach die vorhergehenden Vorschriften zur Verzeichnung einer Sonnen- uhr auf einer ebenen horizontalen Tafel jedermann erscheinen werden, so wird man doch schon ohne ausdrückliche Erinne- rung bemerken, daß die Construction einer Sonnenuhr auf irgend einer anderen, schief gegen den Horizont und gegen den Meridian gestellten Ebene, z. B. auf der Ebene einer senkrechten Mauer oder auf der eines schief liegenden Daches sehr zusammen gesetzt werden kann, und noch mehr werden sich die Schwierigkeiten häufen, wenn eine Sonnenuhr auf irgend einer krummen Fläche, z. B. auf der Seitenwand eines runden Thurms oder auf einem runden Kuppeldache verzeichnet werden soll. Alle diese Uhren werden mit der vorhergehenden Horizontaluhr bloß darin überein kommen, daß der Stab, dessen Schatten die Stunde anzeigt, immer der Weltaxe parallel gestellt werden soll, da dieß, wie wir oben gesehen haben, die Hauptbedingung ist, die jeder Zeit- bestimmung dieser Art zu Grunde liegen muß. Die Verzeichnung der Schattenlinien aber wird bei diesen Uhren, je nach der Stel- lung und Krümmung der Flächen, auf welchen sie verzeichnet werden sollen, für jede Uhr eine andere seyn.
Allein ohne uns hier in die oft sehr verwickelten Regeln ein- zulassen, die man bei der Construction einer solchen Uhr zu beob- achten hat, wollen wir vielmehr ein Mittel suchen, die Horizon-
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Für 6 Uhr Morgens oder Abends iſt die Entfernung des Durchſchnittspunktes der Schattenlinien mit der Linie DAE, von A an gezählt, unendlich groß, d. h. dieſe Schattenlinie fällt in die durch C mit DE parallel gezogene Linie VI, VI. Will man dann noch die übrigen weiter gegen Morgen oder gegen Abend fallenden Schattenlinien auf der Tafel verzeichnen, ſo wird man nur die bereits erhaltenen Schattenlinien rückwärts über C hinaus verlängern. So gehört z. B. die Schattenlinie C.IX für 9 Uhr Morgens, alſo auch ihre Verlängerung auf der anderen Seite von C für 9 Uhr Abends, und eben ſo wird die Linie C.III ver- längert die Schattenlinie für 3 Uhr Morgens geben, wo man dieſe Linien offenbar nicht weiter fortſetzen wird, als die größte halbe Tageslänge des Orts beträgt, die wir oben (I. S. 205) in einer eigenen Tafel angegeben haben.
§. 27. (Sonnenuhr für jede gegebene Fläche.) So einfach die vorhergehenden Vorſchriften zur Verzeichnung einer Sonnen- uhr auf einer ebenen horizontalen Tafel jedermann erſcheinen werden, ſo wird man doch ſchon ohne ausdrückliche Erinne- rung bemerken, daß die Conſtruction einer Sonnenuhr auf irgend einer anderen, ſchief gegen den Horizont und gegen den Meridian geſtellten Ebene, z. B. auf der Ebene einer ſenkrechten Mauer oder auf der eines ſchief liegenden Daches ſehr zuſammen geſetzt werden kann, und noch mehr werden ſich die Schwierigkeiten häufen, wenn eine Sonnenuhr auf irgend einer krummen Fläche, z. B. auf der Seitenwand eines runden Thurms oder auf einem runden Kuppeldache verzeichnet werden ſoll. Alle dieſe Uhren werden mit der vorhergehenden Horizontaluhr bloß darin überein kommen, daß der Stab, deſſen Schatten die Stunde anzeigt, immer der Weltaxe parallel geſtellt werden ſoll, da dieß, wie wir oben geſehen haben, die Hauptbedingung iſt, die jeder Zeit- beſtimmung dieſer Art zu Grunde liegen muß. Die Verzeichnung der Schattenlinien aber wird bei dieſen Uhren, je nach der Stel- lung und Krümmung der Flächen, auf welchen ſie verzeichnet werden ſollen, für jede Uhr eine andere ſeyn.
Allein ohne uns hier in die oft ſehr verwickelten Regeln ein- zulaſſen, die man bei der Conſtruction einer ſolchen Uhr zu beob- achten hat, wollen wir vielmehr ein Mittel ſuchen, die Horizon-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0325"n="313"/><fwplace="top"type="header">Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.</fw><lb/><p>Für 6 Uhr Morgens oder Abends iſt die Entfernung des<lb/>
Durchſchnittspunktes der Schattenlinien mit der Linie <hirendition="#aq">DAE</hi>, von<lb/><hirendition="#aq">A</hi> an gezählt, unendlich groß, d. h. dieſe Schattenlinie fällt in<lb/>
die durch <hirendition="#aq">C</hi> mit <hirendition="#aq">DE</hi> parallel gezogene Linie <hirendition="#aq">VI, VI.</hi> Will man<lb/>
dann noch die übrigen weiter gegen Morgen oder gegen Abend<lb/>
fallenden Schattenlinien auf der Tafel verzeichnen, ſo wird man<lb/>
nur die bereits erhaltenen Schattenlinien rückwärts über <hirendition="#aq">C</hi> hinaus<lb/>
verlängern. So gehört z. B. die Schattenlinie <hirendition="#aq">C.IX</hi> für 9 Uhr<lb/>
Morgens, alſo auch ihre Verlängerung auf der anderen Seite<lb/>
von <hirendition="#aq">C</hi> für 9 Uhr Abends, und eben ſo wird die Linie <hirendition="#aq">C.III</hi> ver-<lb/>
längert die Schattenlinie für 3 Uhr Morgens geben, wo man<lb/>
dieſe Linien offenbar nicht weiter fortſetzen wird, als die größte<lb/>
halbe Tageslänge des Orts beträgt, die wir oben (<hirendition="#aq">I.</hi> S. 205)<lb/>
in einer eigenen Tafel angegeben haben.</p><lb/><p>§. 27. (Sonnenuhr für jede gegebene Fläche.) So einfach<lb/>
die vorhergehenden Vorſchriften zur Verzeichnung einer Sonnen-<lb/>
uhr auf einer ebenen horizontalen Tafel jedermann erſcheinen<lb/>
werden, ſo wird man doch ſchon ohne ausdrückliche Erinne-<lb/>
rung bemerken, daß die Conſtruction einer Sonnenuhr auf irgend<lb/>
einer anderen, ſchief gegen den Horizont und gegen den Meridian<lb/>
geſtellten Ebene, z. B. auf der Ebene einer ſenkrechten Mauer<lb/>
oder auf der eines ſchief liegenden Daches ſehr zuſammen geſetzt<lb/>
werden kann, und noch mehr werden ſich die Schwierigkeiten<lb/>
häufen, wenn eine Sonnenuhr auf irgend einer krummen Fläche,<lb/>
z. B. auf der Seitenwand eines runden Thurms oder auf einem<lb/>
runden Kuppeldache verzeichnet werden ſoll. Alle dieſe Uhren<lb/>
werden mit der vorhergehenden Horizontaluhr bloß darin überein<lb/>
kommen, daß der Stab, deſſen Schatten die Stunde anzeigt,<lb/><hirendition="#g">immer</hi> der Weltaxe parallel geſtellt werden ſoll, da dieß, wie<lb/>
wir oben geſehen haben, die Hauptbedingung iſt, die jeder Zeit-<lb/>
beſtimmung dieſer Art zu Grunde liegen muß. Die Verzeichnung<lb/>
der Schattenlinien aber wird bei dieſen Uhren, je nach der Stel-<lb/>
lung und Krümmung der Flächen, auf welchen ſie verzeichnet<lb/>
werden ſollen, für jede Uhr eine andere ſeyn.</p><lb/><p>Allein ohne uns hier in die oft ſehr verwickelten Regeln ein-<lb/>
zulaſſen, die man bei der Conſtruction einer ſolchen Uhr zu beob-<lb/>
achten hat, wollen wir vielmehr ein Mittel ſuchen, die Horizon-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[313/0325]
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Für 6 Uhr Morgens oder Abends iſt die Entfernung des
Durchſchnittspunktes der Schattenlinien mit der Linie DAE, von
A an gezählt, unendlich groß, d. h. dieſe Schattenlinie fällt in
die durch C mit DE parallel gezogene Linie VI, VI. Will man
dann noch die übrigen weiter gegen Morgen oder gegen Abend
fallenden Schattenlinien auf der Tafel verzeichnen, ſo wird man
nur die bereits erhaltenen Schattenlinien rückwärts über C hinaus
verlängern. So gehört z. B. die Schattenlinie C.IX für 9 Uhr
Morgens, alſo auch ihre Verlängerung auf der anderen Seite
von C für 9 Uhr Abends, und eben ſo wird die Linie C.III ver-
längert die Schattenlinie für 3 Uhr Morgens geben, wo man
dieſe Linien offenbar nicht weiter fortſetzen wird, als die größte
halbe Tageslänge des Orts beträgt, die wir oben (I. S. 205)
in einer eigenen Tafel angegeben haben.
§. 27. (Sonnenuhr für jede gegebene Fläche.) So einfach
die vorhergehenden Vorſchriften zur Verzeichnung einer Sonnen-
uhr auf einer ebenen horizontalen Tafel jedermann erſcheinen
werden, ſo wird man doch ſchon ohne ausdrückliche Erinne-
rung bemerken, daß die Conſtruction einer Sonnenuhr auf irgend
einer anderen, ſchief gegen den Horizont und gegen den Meridian
geſtellten Ebene, z. B. auf der Ebene einer ſenkrechten Mauer
oder auf der eines ſchief liegenden Daches ſehr zuſammen geſetzt
werden kann, und noch mehr werden ſich die Schwierigkeiten
häufen, wenn eine Sonnenuhr auf irgend einer krummen Fläche,
z. B. auf der Seitenwand eines runden Thurms oder auf einem
runden Kuppeldache verzeichnet werden ſoll. Alle dieſe Uhren
werden mit der vorhergehenden Horizontaluhr bloß darin überein
kommen, daß der Stab, deſſen Schatten die Stunde anzeigt,
immer der Weltaxe parallel geſtellt werden ſoll, da dieß, wie
wir oben geſehen haben, die Hauptbedingung iſt, die jeder Zeit-
beſtimmung dieſer Art zu Grunde liegen muß. Die Verzeichnung
der Schattenlinien aber wird bei dieſen Uhren, je nach der Stel-
lung und Krümmung der Flächen, auf welchen ſie verzeichnet
werden ſollen, für jede Uhr eine andere ſeyn.
Allein ohne uns hier in die oft ſehr verwickelten Regeln ein-
zulaſſen, die man bei der Conſtruction einer ſolchen Uhr zu beob-
achten hat, wollen wir vielmehr ein Mittel ſuchen, die Horizon-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/325>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.