Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
nimmt, so erhält man dadurch den Punkt des Instrumentalkrei- ses, der dem Zenithe entspricht.
§. 34. (Verschiedene Meridiankreise.) Obschon die von Rö- mer vorgeschlagenen ganzen Kreise unbezweifelte und auch gleich anfangs allgemein anerkannte Vorzüge vor den Quadranten be- sitzen, so konnten sie doch die ersten Künstler noch nicht mit der- jenigen Genauigkeit verfertigen, welche den Wünschen der Beob- achter ihrer Zeit zu entsprechen im Stande gewesen wäre. Aus dieser Ursache blieb auch der Mauerquadrant, in Verbindung mit dem Zenithsector, bis nahe zu dem Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts das einzige oder doch das vorzüglichste Instrument zur Beobachtung der Zenithdistanzen der Gestirne. Doch war zu dieser Zeit schon ein ganz vorzüglicher Kreis von sechs Fuß Durch- messer, welchen der berühmte Ramsden in England verfertigt hatte, im Besitze Piazzi's, eines der eifrigsten und geschicktesten Beobach- ters in Palermo. Ein nahe gleich großes Instrument dieser Art wurde um dieselbe Zeit für die Sternwarte in Dublin vollend et, und ein kleinerer, unter der Benennung des Westbury Circle, war in den Händen von Pond. Alle diese Instrumente haben gute Früchte getragen, die schönsten und reichsten aber verdankt man jenem in Palermo, durch welchen uns Piazzi den ersten großen und verläßlichen Sternkatalog von 7456 Sternen geliefert hat. Seit Troughton i. J. 1809 seine vortreffliche Methode, diese In- strumente einzutheilen, bekannt gemacht hat, eine Methode, die später durch Reichenbach wesentliche Verbesserungen erhielt, nahm die Güte und Brauchbarkeit derselben immer zu. Indeß waren jene Kreise von Ramsden in ihrer Bauart wesentlich von den oben beschriebenen verschieden. Diese Kreise waren nämlich zwi- schen zwei metallenen Säulen befestiget, welche letzten wieder auf einer horizontalen Platte ruhten, die sich, sammt Kreis und Säu- len, um ihre vertikale Axe bewegen ließen, daher diese Instru- mente auch mit einem nahe eben so großen horizontalen Kreise versehen waren, um damit die Azimuthe, sowie mit jenem die Zenithdistanzen, zu messen, daher sie auch in England unter der Benennung des altitude and azimuthal instrument oder des rever- sible circle bekannt wurden.
Im Jahre 1812 vollendete Troughton den ersten Mauer-
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
nimmt, ſo erhält man dadurch den Punkt des Inſtrumentalkrei- ſes, der dem Zenithe entſpricht.
§. 34. (Verſchiedene Meridiankreiſe.) Obſchon die von Rö- mer vorgeſchlagenen ganzen Kreiſe unbezweifelte und auch gleich anfangs allgemein anerkannte Vorzüge vor den Quadranten be- ſitzen, ſo konnten ſie doch die erſten Künſtler noch nicht mit der- jenigen Genauigkeit verfertigen, welche den Wünſchen der Beob- achter ihrer Zeit zu entſprechen im Stande geweſen wäre. Aus dieſer Urſache blieb auch der Mauerquadrant, in Verbindung mit dem Zenithſector, bis nahe zu dem Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts das einzige oder doch das vorzüglichſte Inſtrument zur Beobachtung der Zenithdiſtanzen der Geſtirne. Doch war zu dieſer Zeit ſchon ein ganz vorzüglicher Kreis von ſechs Fuß Durch- meſſer, welchen der berühmte Ramsden in England verfertigt hatte, im Beſitze Piazzi’s, eines der eifrigſten und geſchickteſten Beobach- ters in Palermo. Ein nahe gleich großes Inſtrument dieſer Art wurde um dieſelbe Zeit für die Sternwarte in Dublin vollend et, und ein kleinerer, unter der Benennung des Weſtbury Circle, war in den Händen von Pond. Alle dieſe Inſtrumente haben gute Früchte getragen, die ſchönſten und reichſten aber verdankt man jenem in Palermo, durch welchen uns Piazzi den erſten großen und verläßlichen Sternkatalog von 7456 Sternen geliefert hat. Seit Troughton i. J. 1809 ſeine vortreffliche Methode, dieſe In- ſtrumente einzutheilen, bekannt gemacht hat, eine Methode, die ſpäter durch Reichenbach weſentliche Verbeſſerungen erhielt, nahm die Güte und Brauchbarkeit derſelben immer zu. Indeß waren jene Kreiſe von Ramsden in ihrer Bauart weſentlich von den oben beſchriebenen verſchieden. Dieſe Kreiſe waren nämlich zwi- ſchen zwei metallenen Säulen befeſtiget, welche letzten wieder auf einer horizontalen Platte ruhten, die ſich, ſammt Kreis und Säu- len, um ihre vertikale Axe bewegen ließen, daher dieſe Inſtru- mente auch mit einem nahe eben ſo großen horizontalen Kreiſe verſehen waren, um damit die Azimuthe, ſowie mit jenem die Zenithdiſtanzen, zu meſſen, daher ſie auch in England unter der Benennung des altitude and azimuthal instrument oder des rever- sible circle bekannt wurden.
Im Jahre 1812 vollendete Troughton den erſten Mauer-
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Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
nimmt, ſo erhält man dadurch den Punkt des Inſtrumentalkrei-
ſes, der dem Zenithe entſpricht.
§. 34. (Verſchiedene Meridiankreiſe.) Obſchon die von Rö-
mer vorgeſchlagenen ganzen Kreiſe unbezweifelte und auch gleich
anfangs allgemein anerkannte Vorzüge vor den Quadranten be-
ſitzen, ſo konnten ſie doch die erſten Künſtler noch nicht mit der-
jenigen Genauigkeit verfertigen, welche den Wünſchen der Beob-
achter ihrer Zeit zu entſprechen im Stande geweſen wäre. Aus
dieſer Urſache blieb auch der Mauerquadrant, in Verbindung mit
dem Zenithſector, bis nahe zu dem Anfange des gegenwärtigen
Jahrhunderts das einzige oder doch das vorzüglichſte Inſtrument
zur Beobachtung der Zenithdiſtanzen der Geſtirne. Doch war zu
dieſer Zeit ſchon ein ganz vorzüglicher Kreis von ſechs Fuß Durch-
meſſer, welchen der berühmte Ramsden in England verfertigt hatte,
im Beſitze Piazzi’s, eines der eifrigſten und geſchickteſten Beobach-
ters in Palermo. Ein nahe gleich großes Inſtrument dieſer Art
wurde um dieſelbe Zeit für die Sternwarte in Dublin vollend et,
und ein kleinerer, unter der Benennung des Weſtbury Circle, war
in den Händen von Pond. Alle dieſe Inſtrumente haben gute
Früchte getragen, die ſchönſten und reichſten aber verdankt man
jenem in Palermo, durch welchen uns Piazzi den erſten großen
und verläßlichen Sternkatalog von 7456 Sternen geliefert hat.
Seit Troughton i. J. 1809 ſeine vortreffliche Methode, dieſe In-
ſtrumente einzutheilen, bekannt gemacht hat, eine Methode, die
ſpäter durch Reichenbach weſentliche Verbeſſerungen erhielt, nahm
die Güte und Brauchbarkeit derſelben immer zu. Indeß waren
jene Kreiſe von Ramsden in ihrer Bauart weſentlich von den
oben beſchriebenen verſchieden. Dieſe Kreiſe waren nämlich zwi-
ſchen zwei metallenen Säulen befeſtiget, welche letzten wieder auf
einer horizontalen Platte ruhten, die ſich, ſammt Kreis und Säu-
len, um ihre vertikale Axe bewegen ließen, daher dieſe Inſtru-
mente auch mit einem nahe eben ſo großen horizontalen Kreiſe
verſehen waren, um damit die Azimuthe, ſowie mit jenem die
Zenithdiſtanzen, zu meſſen, daher ſie auch in England unter der
Benennung des altitude and azimuthal instrument oder des rever-
sible circle bekannt wurden.
Im Jahre 1812 vollendete Troughton den erſten Mauer-
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/344>, abgerufen am 24.11.2024.
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