Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
zweiten Lage das terrestrische Objekt wieder genau treffe. Hat dieß
nicht statt, so verbessert man die Hälfte des so gefundenen Feh-
lers durch diejenige Schraube, welche das Fadennetz in horizon-
taler Richtung zu bewegen bestimmt ist. Eine Wiederholung die-
ses Verfahrens wird den noch übrig gebliebenen Fehler bald bis
zur völligen Unmerklichkeit desselben vermindern.

§. 39. (Theodolit.) Dieses Instrument unterscheidet sich
nicht wesentlich von dem Multiplicationskreise; die Bauart und
Einrichtung ist in beiden dieselbe, nur daß bei dem Multiplica-
tionskreise der Höhenkreis, bei dem Theodoliten aber der Hori-
zontalkreis der wichtigere und daher auch der mit mehr Sorgfalt
von dem Künstler ausgearbeitete ist. Aus dieser Ursache wird
auch der Theodolit mehr zu geodätischen Messungen, für irdische
Gegenstände, gebraucht, wo man vorzüglich die horizontale Distanz
derselben sucht, während der Multiplicationskreis, wie wir gese-
hen haben, besonders zur Beobachtung der Höhe der Gestirne be-
stimmt ist. Es wäre aber wünschenswerth, beide Kreise bei bei-
den Instrumenten gleich groß und gleich gut zu machen, damit
jedes derselben zu dem geodätischen sowohl, als astronomischen
Zwecke brauchbar werde.

Der Theodolit ist in Fig. 21 vorgestellt. Man sieht hier
wieder die drei starken Fußschrauben K, K', K'' des dreiarmigen
Fußgestells; diese Arme sind an ihren Enden, wo sie die Fuß-
schrauben aufnehmen, in zwei Theile gespalten, und diese Theile
können durch eigene Seitenschrauben k, k', k'' einander genähert
werden, um jede Wankung der Fußschrauben zu verhindern. Diese
letzten Schrauben laufen an ihren unteren Enden in eine konische
Stahlspitze aus, die in einer ähnlichen konischen Vertiefung einer
starken Metallscheibe y, y', y'' sich bewegt, welche Scheiben an
ihrer untern Seite mit anderen drei kurzen, konischen Stahlspitzen
versehen sind, womit sie fest und unverrückbar auf dem Beobach-
tungstische P aufliegen. An der untern Seite dieser drei Arme
des Fußgestelles ist wieder (wie bei Fig. 20) die metallene Spange
a F c angeschraubt. Auf dieser Spange steht die eigentliche verti-
cale Drehungsaxe F E des Theodoliten, die sich in dem hohlen
Cylinder Q Q frei bewegt, und an deren oberen Ende der Hori-
zontalkreis
R R' senkrecht auf jene Axe befestiget ist. Dieser

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
zweiten Lage das terreſtriſche Objekt wieder genau treffe. Hat dieß
nicht ſtatt, ſo verbeſſert man die Hälfte des ſo gefundenen Feh-
lers durch diejenige Schraube, welche das Fadennetz in horizon-
taler Richtung zu bewegen beſtimmt iſt. Eine Wiederholung die-
ſes Verfahrens wird den noch übrig gebliebenen Fehler bald bis
zur völligen Unmerklichkeit deſſelben vermindern.

§. 39. (Theodolit.) Dieſes Inſtrument unterſcheidet ſich
nicht weſentlich von dem Multiplicationskreiſe; die Bauart und
Einrichtung iſt in beiden dieſelbe, nur daß bei dem Multiplica-
tionskreiſe der Höhenkreis, bei dem Theodoliten aber der Hori-
zontalkreis der wichtigere und daher auch der mit mehr Sorgfalt
von dem Künſtler ausgearbeitete iſt. Aus dieſer Urſache wird
auch der Theodolit mehr zu geodätiſchen Meſſungen, für irdiſche
Gegenſtände, gebraucht, wo man vorzüglich die horizontale Diſtanz
derſelben ſucht, während der Multiplicationskreis, wie wir geſe-
hen haben, beſonders zur Beobachtung der Höhe der Geſtirne be-
ſtimmt iſt. Es wäre aber wünſchenswerth, beide Kreiſe bei bei-
den Inſtrumenten gleich groß und gleich gut zu machen, damit
jedes derſelben zu dem geodätiſchen ſowohl, als aſtronomiſchen
Zwecke brauchbar werde.

Der Theodolit iſt in Fig. 21 vorgeſtellt. Man ſieht hier
wieder die drei ſtarken Fußſchrauben K, K', K'' des dreiarmigen
Fußgeſtells; dieſe Arme ſind an ihren Enden, wo ſie die Fuß-
ſchrauben aufnehmen, in zwei Theile geſpalten, und dieſe Theile
können durch eigene Seitenſchrauben k, k', k'' einander genähert
werden, um jede Wankung der Fußſchrauben zu verhindern. Dieſe
letzten Schrauben laufen an ihren unteren Enden in eine koniſche
Stahlſpitze aus, die in einer ähnlichen koniſchen Vertiefung einer
ſtarken Metallſcheibe y, y', y'' ſich bewegt, welche Scheiben an
ihrer untern Seite mit anderen drei kurzen, koniſchen Stahlſpitzen
verſehen ſind, womit ſie feſt und unverrückbar auf dem Beobach-
tungstiſche P aufliegen. An der untern Seite dieſer drei Arme
des Fußgeſtelles iſt wieder (wie bei Fig. 20) die metallene Spange
a F c angeſchraubt. Auf dieſer Spange ſteht die eigentliche verti-
cale Drehungsaxe F E des Theodoliten, die ſich in dem hohlen
Cylinder Q Q frei bewegt, und an deren oberen Ende der Hori-
zontalkreis
R R' ſenkrecht auf jene Axe befeſtiget iſt. Dieſer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0356" n="344"/><fw place="top" type="header">Be&#x017F;chreibung und Gebrauch der a&#x017F;tronom. In&#x017F;trumente.</fw><lb/>
zweiten Lage das terre&#x017F;tri&#x017F;che Objekt wieder genau treffe. Hat dieß<lb/>
nicht &#x017F;tatt, &#x017F;o verbe&#x017F;&#x017F;ert man die Hälfte des &#x017F;o gefundenen Feh-<lb/>
lers durch diejenige Schraube, welche das Fadennetz in horizon-<lb/>
taler Richtung zu bewegen be&#x017F;timmt i&#x017F;t. Eine Wiederholung die-<lb/>
&#x017F;es Verfahrens wird den noch übrig gebliebenen Fehler bald bis<lb/>
zur völligen Unmerklichkeit de&#x017F;&#x017F;elben vermindern.</p><lb/>
            <p>§. 39. (Theodolit.) Die&#x017F;es In&#x017F;trument unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich<lb/>
nicht we&#x017F;entlich von dem Multiplicationskrei&#x017F;e; die Bauart und<lb/>
Einrichtung i&#x017F;t in beiden die&#x017F;elbe, nur daß bei dem Multiplica-<lb/>
tionskrei&#x017F;e der Höhenkreis, bei dem Theodoliten aber der Hori-<lb/>
zontalkreis der wichtigere und daher auch der mit mehr Sorgfalt<lb/>
von dem Kün&#x017F;tler ausgearbeitete i&#x017F;t. Aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache wird<lb/>
auch der Theodolit mehr zu geodäti&#x017F;chen Me&#x017F;&#x017F;ungen, für irdi&#x017F;che<lb/>
Gegen&#x017F;tände, gebraucht, wo man vorzüglich die horizontale Di&#x017F;tanz<lb/>
der&#x017F;elben &#x017F;ucht, während der Multiplicationskreis, wie wir ge&#x017F;e-<lb/>
hen haben, be&#x017F;onders zur Beobachtung der Höhe der Ge&#x017F;tirne be-<lb/>
&#x017F;timmt i&#x017F;t. Es wäre aber wün&#x017F;chenswerth, beide Krei&#x017F;e bei bei-<lb/>
den In&#x017F;trumenten gleich groß und gleich gut zu machen, damit<lb/>
jedes der&#x017F;elben zu dem geodäti&#x017F;chen &#x017F;owohl, als a&#x017F;tronomi&#x017F;chen<lb/>
Zwecke brauchbar werde.</p><lb/>
            <p>Der Theodolit i&#x017F;t in Fig. 21 vorge&#x017F;tellt. Man &#x017F;ieht hier<lb/>
wieder die drei &#x017F;tarken Fuß&#x017F;chrauben <hi rendition="#aq">K</hi>, <hi rendition="#aq">K'</hi>, <hi rendition="#aq">K''</hi> des dreiarmigen<lb/>
Fußge&#x017F;tells; die&#x017F;e Arme &#x017F;ind an ihren Enden, wo &#x017F;ie die Fuß-<lb/>
&#x017F;chrauben aufnehmen, in zwei Theile ge&#x017F;palten, und die&#x017F;e Theile<lb/>
können durch eigene Seiten&#x017F;chrauben <hi rendition="#aq">k</hi>, <hi rendition="#aq">k'</hi>, <hi rendition="#aq">k''</hi> einander genähert<lb/>
werden, um jede Wankung der Fuß&#x017F;chrauben zu verhindern. Die&#x017F;e<lb/>
letzten Schrauben laufen an ihren unteren Enden in eine koni&#x017F;che<lb/>
Stahl&#x017F;pitze aus, die in einer ähnlichen koni&#x017F;chen Vertiefung einer<lb/>
&#x017F;tarken Metall&#x017F;cheibe <hi rendition="#aq">y</hi>, <hi rendition="#aq">y'</hi>, <hi rendition="#aq">y''</hi> &#x017F;ich bewegt, welche Scheiben an<lb/>
ihrer untern Seite mit anderen drei kurzen, koni&#x017F;chen Stahl&#x017F;pitzen<lb/>
ver&#x017F;ehen &#x017F;ind, womit &#x017F;ie fe&#x017F;t und unverrückbar auf dem Beobach-<lb/>
tungsti&#x017F;che <hi rendition="#aq">P</hi> aufliegen. An der untern Seite die&#x017F;er drei Arme<lb/>
des Fußge&#x017F;telles i&#x017F;t wieder (wie bei Fig. 20) die metallene Spange<lb/><hi rendition="#aq">a F c</hi> ange&#x017F;chraubt. Auf die&#x017F;er Spange &#x017F;teht die eigentliche verti-<lb/>
cale Drehungsaxe <hi rendition="#aq">F E</hi> des Theodoliten, die &#x017F;ich in dem hohlen<lb/>
Cylinder <hi rendition="#aq">Q Q</hi> frei bewegt, und an deren oberen Ende der <hi rendition="#g">Hori-<lb/>
zontalkreis</hi> <hi rendition="#aq">R R'</hi> &#x017F;enkrecht auf jene Axe befe&#x017F;tiget i&#x017F;t. Die&#x017F;er<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0356] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. zweiten Lage das terreſtriſche Objekt wieder genau treffe. Hat dieß nicht ſtatt, ſo verbeſſert man die Hälfte des ſo gefundenen Feh- lers durch diejenige Schraube, welche das Fadennetz in horizon- taler Richtung zu bewegen beſtimmt iſt. Eine Wiederholung die- ſes Verfahrens wird den noch übrig gebliebenen Fehler bald bis zur völligen Unmerklichkeit deſſelben vermindern. §. 39. (Theodolit.) Dieſes Inſtrument unterſcheidet ſich nicht weſentlich von dem Multiplicationskreiſe; die Bauart und Einrichtung iſt in beiden dieſelbe, nur daß bei dem Multiplica- tionskreiſe der Höhenkreis, bei dem Theodoliten aber der Hori- zontalkreis der wichtigere und daher auch der mit mehr Sorgfalt von dem Künſtler ausgearbeitete iſt. Aus dieſer Urſache wird auch der Theodolit mehr zu geodätiſchen Meſſungen, für irdiſche Gegenſtände, gebraucht, wo man vorzüglich die horizontale Diſtanz derſelben ſucht, während der Multiplicationskreis, wie wir geſe- hen haben, beſonders zur Beobachtung der Höhe der Geſtirne be- ſtimmt iſt. Es wäre aber wünſchenswerth, beide Kreiſe bei bei- den Inſtrumenten gleich groß und gleich gut zu machen, damit jedes derſelben zu dem geodätiſchen ſowohl, als aſtronomiſchen Zwecke brauchbar werde. Der Theodolit iſt in Fig. 21 vorgeſtellt. Man ſieht hier wieder die drei ſtarken Fußſchrauben K, K', K'' des dreiarmigen Fußgeſtells; dieſe Arme ſind an ihren Enden, wo ſie die Fuß- ſchrauben aufnehmen, in zwei Theile geſpalten, und dieſe Theile können durch eigene Seitenſchrauben k, k', k'' einander genähert werden, um jede Wankung der Fußſchrauben zu verhindern. Dieſe letzten Schrauben laufen an ihren unteren Enden in eine koniſche Stahlſpitze aus, die in einer ähnlichen koniſchen Vertiefung einer ſtarken Metallſcheibe y, y', y'' ſich bewegt, welche Scheiben an ihrer untern Seite mit anderen drei kurzen, koniſchen Stahlſpitzen verſehen ſind, womit ſie feſt und unverrückbar auf dem Beobach- tungstiſche P aufliegen. An der untern Seite dieſer drei Arme des Fußgeſtelles iſt wieder (wie bei Fig. 20) die metallene Spange a F c angeſchraubt. Auf dieſer Spange ſteht die eigentliche verti- cale Drehungsaxe F E des Theodoliten, die ſich in dem hohlen Cylinder Q Q frei bewegt, und an deren oberen Ende der Hori- zontalkreis R R' ſenkrecht auf jene Axe befeſtiget iſt. Dieſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/356
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/356>, abgerufen am 25.11.2024.