Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente. her z. B. auf einem Kreise noch die einzelnen Sekunden lesenwollte, so müßte man auf seiner Peripherie nicht weniger als 1,296,000 Theilstriche anbringen, die alle von einander gleichweit abstehen. Dadurch würden aber, der Schwierigkeit der Ausfüh- rung für den Künstler nicht zu gedenken, selbst bei einem Kreise von beträchtlichem Halbmesser diese Theilstriche so nahe an ein- ander stehen, daß es schwer seyn würde, sie deutlich von einander zu unterscheiden. Diesem Umstande abzuhelfen, hat Peter Ver- nier, ein französischer Geometer, i. J. 1631 eine eben so einfache als sinnreiche Vorrichtung ausgedacht, die jetzt ihrer Vorzüglich- keit wegen allgemein angenommen ist. Man hat sonst wohl auch den Portugiesen Nonius, der mehrere Jahrhunderte vor Ver- nier lebte, für den Erfinder dieser Einrichtung gehalten, daher dieselbe auch zuweilen den Namen des letzteren erhält, aber mit Unrecht, da das von Nonius zu diesem Zwecke vorgeschlagene Mittel von dem des Vernier ganz verschieden ist und auch an Anwendbarkeit weit hinter ihm zurücksteht. Sey a b (Fig. 24) ein Theil des eingetheilten Kreisbogens Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. her z. B. auf einem Kreiſe noch die einzelnen Sekunden leſenwollte, ſo müßte man auf ſeiner Peripherie nicht weniger als 1,296,000 Theilſtriche anbringen, die alle von einander gleichweit abſtehen. Dadurch würden aber, der Schwierigkeit der Ausfüh- rung für den Künſtler nicht zu gedenken, ſelbſt bei einem Kreiſe von beträchtlichem Halbmeſſer dieſe Theilſtriche ſo nahe an ein- ander ſtehen, daß es ſchwer ſeyn würde, ſie deutlich von einander zu unterſcheiden. Dieſem Umſtande abzuhelfen, hat Peter Ver- nier, ein franzöſiſcher Geometer, i. J. 1631 eine eben ſo einfache als ſinnreiche Vorrichtung ausgedacht, die jetzt ihrer Vorzüglich- keit wegen allgemein angenommen iſt. Man hat ſonſt wohl auch den Portugieſen Nonius, der mehrere Jahrhunderte vor Ver- nier lebte, für den Erfinder dieſer Einrichtung gehalten, daher dieſelbe auch zuweilen den Namen des letzteren erhält, aber mit Unrecht, da das von Nonius zu dieſem Zwecke vorgeſchlagene Mittel von dem des Vernier ganz verſchieden iſt und auch an Anwendbarkeit weit hinter ihm zurückſteht. Sey a b (Fig. 24) ein Theil des eingetheilten Kreisbogens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0379" n="367"/><fw place="top" type="header">Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.</fw><lb/> her z. 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Neben oder<lb/> hier unter ihm ſey der concentriſche Kreisbogen des Verniers an-<lb/> gebracht, ſo daß, wenn die den Vernier tragende Alhidade um ihren<lb/> Mittelpunkt bewegt wird, der Bogen des Verniers an dem feſten<lb/> Bogen des Kreiſes ſich auf und ab bewegt. Allein dieſer Bogen des<lb/> Verniers ſey nur ſo groß, als 9 Intervalle des oberen Kreisbogens<lb/> ſind, er betrage alſo 9mal 10 oder nur 90 Minuten und ſey dem un-<lb/> geachtet doch wieder, wie jener, in 10 gleiche Theile getheilt. Daraus<lb/> folgt alſo, daß 10 Intervalle des Verniers gleich 9 Intervallen des Krei-<lb/> ſes, daß alſo auch jedes einzelne Intervall des Verniers nur 9/10 eines<lb/> Intervalls des Kreiſes, d. h. daß jedes Intervall des Verniers, auf<lb/> dem Kreiſe genommen, genau gleich neun Minuten iſt. Legt man<lb/> daher den Vernier an den Kreis ſo an, daß die beiden erſten<lb/> Theilſtriche 0,0 mit einander übereinſtimmen oder nur eine einzige<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [367/0379]
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
her z. B. auf einem Kreiſe noch die einzelnen Sekunden leſen
wollte, ſo müßte man auf ſeiner Peripherie nicht weniger als
1,296,000 Theilſtriche anbringen, die alle von einander gleichweit
abſtehen. Dadurch würden aber, der Schwierigkeit der Ausfüh-
rung für den Künſtler nicht zu gedenken, ſelbſt bei einem Kreiſe
von beträchtlichem Halbmeſſer dieſe Theilſtriche ſo nahe an ein-
ander ſtehen, daß es ſchwer ſeyn würde, ſie deutlich von einander
zu unterſcheiden. Dieſem Umſtande abzuhelfen, hat Peter Ver-
nier, ein franzöſiſcher Geometer, i. J. 1631 eine eben ſo einfache
als ſinnreiche Vorrichtung ausgedacht, die jetzt ihrer Vorzüglich-
keit wegen allgemein angenommen iſt. Man hat ſonſt wohl auch
den Portugieſen Nonius, der mehrere Jahrhunderte vor Ver-
nier lebte, für den Erfinder dieſer Einrichtung gehalten, daher
dieſelbe auch zuweilen den Namen des letzteren erhält, aber mit
Unrecht, da das von Nonius zu dieſem Zwecke vorgeſchlagene
Mittel von dem des Vernier ganz verſchieden iſt und auch an
Anwendbarkeit weit hinter ihm zurückſteht.
Sey a b (Fig. 24) ein Theil des eingetheilten Kreisbogens
irgend eines Inſtruments. Daſſelbe ſey z. B. durch die in der
Zeichnung bemerkten Striche in mehrere gleiche Theile getheilt,
deren jeder 10 Minuten halten ſoll, ſo daß alſo das Intervall 0,1
oder 1,2 oder 2,3 u. f. zehn Minuten beträgt. Neben oder
hier unter ihm ſey der concentriſche Kreisbogen des Verniers an-
gebracht, ſo daß, wenn die den Vernier tragende Alhidade um ihren
Mittelpunkt bewegt wird, der Bogen des Verniers an dem feſten
Bogen des Kreiſes ſich auf und ab bewegt. Allein dieſer Bogen des
Verniers ſey nur ſo groß, als 9 Intervalle des oberen Kreisbogens
ſind, er betrage alſo 9mal 10 oder nur 90 Minuten und ſey dem un-
geachtet doch wieder, wie jener, in 10 gleiche Theile getheilt. Daraus
folgt alſo, daß 10 Intervalle des Verniers gleich 9 Intervallen des Krei-
ſes, daß alſo auch jedes einzelne Intervall des Verniers nur 9/10 eines
Intervalls des Kreiſes, d. h. daß jedes Intervall des Verniers, auf
dem Kreiſe genommen, genau gleich neun Minuten iſt. Legt man
daher den Vernier an den Kreis ſo an, daß die beiden erſten
Theilſtriche 0,0 mit einander übereinſtimmen oder nur eine einzige
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