Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente. Instrumente auch die geographische Länge (I. S. 33) seinesBeobachtungsortes bestimmen kann, dieses wichtige Element, ohne welches wir nicht wüßten, welchen Punkt der Oberfläche der Erde, oder wenigstens, welchen Punkt unseres irdischen Parallelkreises wir bewohnen, und dessen Unkenntniß besonders den Schiffer auf der hohen See in die größten Gefahren bringen könnte. Dem Seemanne, der auf seiner Fahrt in entlegene Gegenden Was nun die Breite oder die Polhöhe betrifft, so ist bereits Bemerken wir zuerst, daß man die geographische Länge eines Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. Inſtrumente auch die geographiſche Länge (I. S. 33) ſeinesBeobachtungsortes beſtimmen kann, dieſes wichtige Element, ohne welches wir nicht wüßten, welchen Punkt der Oberfläche der Erde, oder wenigſtens, welchen Punkt unſeres irdiſchen Parallelkreiſes wir bewohnen, und deſſen Unkenntniß beſonders den Schiffer auf der hohen See in die größten Gefahren bringen könnte. Dem Seemanne, der auf ſeiner Fahrt in entlegene Gegenden Was nun die Breite oder die Polhöhe betrifft, ſo iſt bereits Bemerken wir zuerſt, daß man die geographiſche Länge eines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0389" n="377"/><fw place="top" type="header">Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.</fw><lb/> Inſtrumente auch die <hi rendition="#g">geographiſche Länge</hi> (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 33) ſeines<lb/> Beobachtungsortes beſtimmen kann, dieſes wichtige Element, ohne<lb/> welches wir nicht wüßten, welchen Punkt der Oberfläche der Erde,<lb/> oder wenigſtens, welchen Punkt unſeres irdiſchen Parallelkreiſes<lb/> wir bewohnen, und deſſen Unkenntniß beſonders den Schiffer auf<lb/> der hohen See in die größten Gefahren bringen könnte.</p><lb/> <p>Dem Seemanne, der auf ſeiner Fahrt in entlegene Gegenden<lb/> oft nichts als Himmel und Waſſer vor ſich ſieht, muß es näm-<lb/> lich von der äußerſten Wichtigkeit ſeyn, jeden Tag, ja jede Stunde<lb/> genau zu wiſſen, auf welchem Punkte der Oberfläche der Erde<lb/> er ſich befindet, ſowohl um von dieſem Punkte aus die rechte<lb/> Richtung nach dem beſtimmten Lande einzuſchlagen, als auch um ſich<lb/> vor Klippen und Untiefen, die vielleicht in ſeiner Nähe ſind, zu be-<lb/> wahren. Dieſe für ſein Schiff gefährlichen Stellen ſind nämlich<lb/> größtentheils von frühern Seefahrern bereits bemerkt und in ihre<lb/> Karten aufgenommen worden. Man kennt daher die geographi-<lb/> ſche Länge und Breite derſelben, und es iſt nun Sache ihrer<lb/> Nachfolger, zu wiſſen, ob ſie in der Nähe ſolcher Stellen ſind,<lb/> d. h. zu wiſſen, welches in jedem Augenblicke ihre eigene Länge<lb/> und Breite iſt.</p><lb/> <p>Was nun die Breite oder die Polhöhe betrifft, ſo iſt bereits<lb/> oben (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 150 u. f.) umſtändlich gezeigt worden, wie man ſie<lb/> durch Beobachtungen der Höhe der Geſtirne finden kann, daher<lb/> wir uns hier nicht weiter dabei aufhalten. Nicht ſo verhält es<lb/> ſich mit der geographiſchen Länge, die daher hier noch einige Er-<lb/> läuterungen erfordert.</p><lb/> <p>Bemerken wir zuerſt, daß man die geographiſche Länge eines<lb/> Ortes in Beziehung auf einen andern bereits bekannten Ort, z. B.<lb/> auf Paris, kennen wird, wenn man weiß, wie viel es in demſelben<lb/> Augenblicke an dieſen beiden Orten Uhr ſey. Geſetzt ein Schif-<lb/> fer habe nach einem heftigen Sturm, der ihn in ganz unbekannte<lb/> Gegenden verſchlagen, in der erſten heitern Stunde, nachdem ſich<lb/> der Himmel wieder aufgeklärt hat, ſeine Breite 8° 10′ nördlich<lb/> gefunden und damit zugleich, durch irgend eine beobachtete Höhe<lb/> der Sonne oder irgend eines andern Geſtirns außer dem Meri-<lb/> dian gefunden, daß ſeine Uhr, die im Augenblicke dieſer Beobach-<lb/> tung 8<hi rendition="#aq">h</hi> 26′ 50″ zeigte, um volle 8<hi rendition="#aq">h</hi> 3′ 30″ gegen mittlere Sonnen-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [377/0389]
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Inſtrumente auch die geographiſche Länge (I. S. 33) ſeines
Beobachtungsortes beſtimmen kann, dieſes wichtige Element, ohne
welches wir nicht wüßten, welchen Punkt der Oberfläche der Erde,
oder wenigſtens, welchen Punkt unſeres irdiſchen Parallelkreiſes
wir bewohnen, und deſſen Unkenntniß beſonders den Schiffer auf
der hohen See in die größten Gefahren bringen könnte.
Dem Seemanne, der auf ſeiner Fahrt in entlegene Gegenden
oft nichts als Himmel und Waſſer vor ſich ſieht, muß es näm-
lich von der äußerſten Wichtigkeit ſeyn, jeden Tag, ja jede Stunde
genau zu wiſſen, auf welchem Punkte der Oberfläche der Erde
er ſich befindet, ſowohl um von dieſem Punkte aus die rechte
Richtung nach dem beſtimmten Lande einzuſchlagen, als auch um ſich
vor Klippen und Untiefen, die vielleicht in ſeiner Nähe ſind, zu be-
wahren. Dieſe für ſein Schiff gefährlichen Stellen ſind nämlich
größtentheils von frühern Seefahrern bereits bemerkt und in ihre
Karten aufgenommen worden. Man kennt daher die geographi-
ſche Länge und Breite derſelben, und es iſt nun Sache ihrer
Nachfolger, zu wiſſen, ob ſie in der Nähe ſolcher Stellen ſind,
d. h. zu wiſſen, welches in jedem Augenblicke ihre eigene Länge
und Breite iſt.
Was nun die Breite oder die Polhöhe betrifft, ſo iſt bereits
oben (I. S. 150 u. f.) umſtändlich gezeigt worden, wie man ſie
durch Beobachtungen der Höhe der Geſtirne finden kann, daher
wir uns hier nicht weiter dabei aufhalten. Nicht ſo verhält es
ſich mit der geographiſchen Länge, die daher hier noch einige Er-
läuterungen erfordert.
Bemerken wir zuerſt, daß man die geographiſche Länge eines
Ortes in Beziehung auf einen andern bereits bekannten Ort, z. B.
auf Paris, kennen wird, wenn man weiß, wie viel es in demſelben
Augenblicke an dieſen beiden Orten Uhr ſey. Geſetzt ein Schif-
fer habe nach einem heftigen Sturm, der ihn in ganz unbekannte
Gegenden verſchlagen, in der erſten heitern Stunde, nachdem ſich
der Himmel wieder aufgeklärt hat, ſeine Breite 8° 10′ nördlich
gefunden und damit zugleich, durch irgend eine beobachtete Höhe
der Sonne oder irgend eines andern Geſtirns außer dem Meri-
dian gefunden, daß ſeine Uhr, die im Augenblicke dieſer Beobach-
tung 8h 26′ 50″ zeigte, um volle 8h 3′ 30″ gegen mittlere Sonnen-
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