Löhe, Wilhelm: Eine protestantische Missionspredigt von der Abendmahlszucht. Nürnberg, 1853.ihre allgemeine Zustimmung die Liebesübung, welche sie selbst unterläßt? Ihr wißt es selbst, meine lieben Brüder, wie es geht und daß es nicht so ist, daß in den meisten Gemeinden der Pfarrer unter solchen Umständen ganz einsam steht. Was kümmert sich die Gemeinde um die "Pfaffengeschichte": Spottvögel und die Kinder Schadenfrohs allenfalls legen sich drein, lästern den Pfarrer, steifen den in Zucht genommenen offenbaren Sünder in seiner Unbußfertigkeit; mit Hohn und Spott, mit gleißnerischer, beißender Rede gießt man Oel ins Feuer und sorgt dafür, daß aus einer Sache, welche im eigentlichsten und edelsten Sinne Gemeindesache sein sollte, eine recht jämmerliche Parteisache und ein persönlicher Prozeß wird. So stehts, ja so stehts, wo es noch gut steht, nemlich in den wenigen Landgemeinden, wo die Diener Gottes noch Muth und Selbstverleugnung genug haben, dem Greuel unchristlicher Zuchtlosigkeit ein wenig zu steuern. Und nun erst da, wo es gewöhnlich - Gott segne die Ausnahmen! - wo es gewöhnlich schlecht steht, in den Städten, mein ich, mit ihren frechen Haufen zuchtlosen Pöbels aus vornehmen und geringen Ständen! Ha, wie sich die empört, im Innersten verletzt fühlen, wenn jemand es wagen will, an ihnen, am Pöbel des neunzehnten Jahrhunderts, dem unwißenden, in allem, was zum ewigen Leben gehört, verdummten, von der Sünde geknechteten und geschleppten, die heilige Pflicht der Bruderliebe strafend zu erfüllen! Was ist da zu machen? Spott und Schmach über die, welche angesichts dieser Maßen vom Netz reden, das auch faule Fische fäht, - vom Acker, der auch Unkraut hat, - vom hochzeitlichen Vorhof, wo auch Heuchler und Maulchristen zu finden sind. Das heißt in der That aus großer Verlegenheit blind Gottes Wort wider Gott selbst deuten und misbrauchen. Nein, nein, so hat Christus seine Kirche nicht gewollt, so will er sie auch nicht laßen. Wo der Sauerteig den ganzen Teig durchdrungen hat; wo es - ich sage, in der Kirche, nicht ihre allgemeine Zustimmung die Liebesübung, welche sie selbst unterläßt? Ihr wißt es selbst, meine lieben Brüder, wie es geht und daß es nicht so ist, daß in den meisten Gemeinden der Pfarrer unter solchen Umständen ganz einsam steht. Was kümmert sich die Gemeinde um die „Pfaffengeschichte“: Spottvögel und die Kinder Schadenfrohs allenfalls legen sich drein, lästern den Pfarrer, steifen den in Zucht genommenen offenbaren Sünder in seiner Unbußfertigkeit; mit Hohn und Spott, mit gleißnerischer, beißender Rede gießt man Oel ins Feuer und sorgt dafür, daß aus einer Sache, welche im eigentlichsten und edelsten Sinne Gemeindesache sein sollte, eine recht jämmerliche Parteisache und ein persönlicher Prozeß wird. So stehts, ja so stehts, wo es noch gut steht, nemlich in den wenigen Landgemeinden, wo die Diener Gottes noch Muth und Selbstverleugnung genug haben, dem Greuel unchristlicher Zuchtlosigkeit ein wenig zu steuern. Und nun erst da, wo es gewöhnlich – Gott segne die Ausnahmen! – wo es gewöhnlich schlecht steht, in den Städten, mein ich, mit ihren frechen Haufen zuchtlosen Pöbels aus vornehmen und geringen Ständen! Ha, wie sich die empört, im Innersten verletzt fühlen, wenn jemand es wagen will, an ihnen, am Pöbel des neunzehnten Jahrhunderts, dem unwißenden, in allem, was zum ewigen Leben gehört, verdummten, von der Sünde geknechteten und geschleppten, die heilige Pflicht der Bruderliebe strafend zu erfüllen! Was ist da zu machen? Spott und Schmach über die, welche angesichts dieser Maßen vom Netz reden, das auch faule Fische fäht, – vom Acker, der auch Unkraut hat, – vom hochzeitlichen Vorhof, wo auch Heuchler und Maulchristen zu finden sind. Das heißt in der That aus großer Verlegenheit blind Gottes Wort wider Gott selbst deuten und misbrauchen. Nein, nein, so hat Christus seine Kirche nicht gewollt, so will er sie auch nicht laßen. Wo der Sauerteig den ganzen Teig durchdrungen hat; wo es – ich sage, in der Kirche, nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="14"/> ihre allgemeine Zustimmung die Liebesübung, welche sie selbst unterläßt? Ihr wißt es selbst, meine lieben Brüder, wie es geht und daß es nicht so ist, daß in den meisten Gemeinden der Pfarrer unter solchen Umständen ganz einsam steht. Was kümmert sich die Gemeinde um die „Pfaffengeschichte“: Spottvögel und die Kinder Schadenfrohs allenfalls legen sich drein, lästern den Pfarrer, steifen den in Zucht genommenen offenbaren Sünder in seiner Unbußfertigkeit; mit Hohn und Spott, mit gleißnerischer, beißender Rede gießt man Oel ins Feuer und sorgt dafür, daß aus einer Sache, welche im eigentlichsten und edelsten Sinne Gemeindesache sein sollte, eine recht jämmerliche Parteisache und ein persönlicher Prozeß wird. So stehts, ja so stehts, wo es noch gut steht, nemlich in den wenigen Landgemeinden, wo die Diener Gottes noch Muth und Selbstverleugnung genug haben, dem Greuel unchristlicher Zuchtlosigkeit ein wenig zu steuern. Und nun erst da, wo es gewöhnlich – Gott segne die Ausnahmen! – wo es gewöhnlich schlecht steht, in den Städten, mein ich, mit ihren frechen Haufen zuchtlosen Pöbels aus vornehmen und geringen Ständen! Ha, wie sich die empört, im Innersten verletzt fühlen, wenn jemand es wagen will, an ihnen, am Pöbel des neunzehnten Jahrhunderts, dem unwißenden, in allem, was zum ewigen Leben gehört, verdummten, von der Sünde geknechteten und geschleppten, die heilige Pflicht der Bruderliebe strafend zu erfüllen! Was ist da zu machen? Spott und Schmach über die, welche angesichts dieser Maßen vom Netz reden, das auch faule Fische fäht, – vom Acker, der auch Unkraut hat, – vom hochzeitlichen Vorhof, wo auch Heuchler und Maulchristen zu finden sind. Das heißt in der That aus großer Verlegenheit blind Gottes Wort wider Gott selbst deuten und misbrauchen. Nein, nein, so hat Christus seine Kirche nicht gewollt, so will er sie auch nicht laßen. 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ihre allgemeine Zustimmung die Liebesübung, welche sie selbst unterläßt? Ihr wißt es selbst, meine lieben Brüder, wie es geht und daß es nicht so ist, daß in den meisten Gemeinden der Pfarrer unter solchen Umständen ganz einsam steht. Was kümmert sich die Gemeinde um die „Pfaffengeschichte“: Spottvögel und die Kinder Schadenfrohs allenfalls legen sich drein, lästern den Pfarrer, steifen den in Zucht genommenen offenbaren Sünder in seiner Unbußfertigkeit; mit Hohn und Spott, mit gleißnerischer, beißender Rede gießt man Oel ins Feuer und sorgt dafür, daß aus einer Sache, welche im eigentlichsten und edelsten Sinne Gemeindesache sein sollte, eine recht jämmerliche Parteisache und ein persönlicher Prozeß wird. So stehts, ja so stehts, wo es noch gut steht, nemlich in den wenigen Landgemeinden, wo die Diener Gottes noch Muth und Selbstverleugnung genug haben, dem Greuel unchristlicher Zuchtlosigkeit ein wenig zu steuern. Und nun erst da, wo es gewöhnlich – Gott segne die Ausnahmen! – wo es gewöhnlich schlecht steht, in den Städten, mein ich, mit ihren frechen Haufen zuchtlosen Pöbels aus vornehmen und geringen Ständen! Ha, wie sich die empört, im Innersten verletzt fühlen, wenn jemand es wagen will, an ihnen, am Pöbel des neunzehnten Jahrhunderts, dem unwißenden, in allem, was zum ewigen Leben gehört, verdummten, von der Sünde geknechteten und geschleppten, die heilige Pflicht der Bruderliebe strafend zu erfüllen! Was ist da zu machen? Spott und Schmach über die, welche angesichts dieser Maßen vom Netz reden, das auch faule Fische fäht, – vom Acker, der auch Unkraut hat, – vom hochzeitlichen Vorhof, wo auch Heuchler und Maulchristen zu finden sind. Das heißt in der That aus großer Verlegenheit blind Gottes Wort wider Gott selbst deuten und misbrauchen. Nein, nein, so hat Christus seine Kirche nicht gewollt, so will er sie auch nicht laßen. Wo der Sauerteig den ganzen Teig durchdrungen hat; wo es – ich sage, in der Kirche, nicht
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