Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.ohne Zahl der alten Zeit des Christentums die Leichenrede halte und eine neue Zeit verkünde. Dabei weckt Gott der HErr die Stimme der Propheten wieder auf, Licht fällt in die längst nicht mehr verstandenen Stellen, einfach und klar erscheint den Zeugen hin und wieder das Wort vom Ende, und vernehmlich, wenn auch im grellen Widerspruch mit der Finsternis der Nacht, welche das Erdreich deckt, erschallt wie der Hahnenschrei um Mitternacht der Ruf der Wächter auf den Zinnen: "Steht auf, der Bräutigam kömmt!" Auch zu euch dringt der Hahnenschrei, mein Geschrei aus meiner Einsamkeit und Stille; aus der Tiefen heraus schrei ich euch an und gebe mein Zeugnis vom Abfall, von der möglichen nächsten Nähe des Antichristus, der ersten Wiederkunft des HErrn und der ersten Auferstehung. Ha, daß ich euch den Schlaf von euren Augen könnte nehmen, den sträflichen, und euch wecken zur Ergreifung der Hoffnung, die wie Morgenroth am Himmel lodert! Daß euch gegeben werden möchte ein Leben der Hoffnung zu führen und mit St. Paulo entgegenzukommen der Auferstehung von den Todten! Glaube und Liebe ohne diese Hoffnung sind wie das Opfer auf dem Altare, bevor das Feuer vom Himmel fiel. Die große Hoffnung der Christenheit muß uns wieder entzünden, wenn der Glaube und die Liebe ihre Werke wieder thun sollen, wenn aufhören soll die niederträchtige irdische Gesinnung der Christenheit, wenn die Braut Christi ihrem Bräutigam entgegen gehen soll schöner, als der Mond, und schrecklicher, als Heeresspitzen. Ich weiß, unter welchem Volke ich zwanzig Jahre stehe. Ihr habt große schwere Grabsteine auf euch liegen. Euch binden die Ketten der irdischen Gesinnung, der Habsucht, des Eigennutzes, der Wollust, des Ehrgeizes und der Trägheit: die drücken euch nieder in euer dumpfes Leben, daß ihr nicht aufstehen und dem Rufe der Zeugen folgen könnet. Aber ist denn gar niemand unter euch, der folgen kann? Gibt's keine Ohren, die hören, und keine Augen, die da sehen, sehen die Zeichen der Zeit und hören die Stimme der Wächter?! Es werden doch etliche unter euch ohne Zahl der alten Zeit des Christentums die Leichenrede halte und eine neue Zeit verkünde. Dabei weckt Gott der HErr die Stimme der Propheten wieder auf, Licht fällt in die längst nicht mehr verstandenen Stellen, einfach und klar erscheint den Zeugen hin und wieder das Wort vom Ende, und vernehmlich, wenn auch im grellen Widerspruch mit der Finsternis der Nacht, welche das Erdreich deckt, erschallt wie der Hahnenschrei um Mitternacht der Ruf der Wächter auf den Zinnen: „Steht auf, der Bräutigam kömmt!“ Auch zu euch dringt der Hahnenschrei, mein Geschrei aus meiner Einsamkeit und Stille; aus der Tiefen heraus schrei ich euch an und gebe mein Zeugnis vom Abfall, von der möglichen nächsten Nähe des Antichristus, der ersten Wiederkunft des HErrn und der ersten Auferstehung. Ha, daß ich euch den Schlaf von euren Augen könnte nehmen, den sträflichen, und euch wecken zur Ergreifung der Hoffnung, die wie Morgenroth am Himmel lodert! Daß euch gegeben werden möchte ein Leben der Hoffnung zu führen und mit St. Paulo entgegenzukommen der Auferstehung von den Todten! Glaube und Liebe ohne diese Hoffnung sind wie das Opfer auf dem Altare, bevor das Feuer vom Himmel fiel. Die große Hoffnung der Christenheit muß uns wieder entzünden, wenn der Glaube und die Liebe ihre Werke wieder thun sollen, wenn aufhören soll die niederträchtige irdische Gesinnung der Christenheit, wenn die Braut Christi ihrem Bräutigam entgegen gehen soll schöner, als der Mond, und schrecklicher, als Heeresspitzen. Ich weiß, unter welchem Volke ich zwanzig Jahre stehe. Ihr habt große schwere Grabsteine auf euch liegen. Euch binden die Ketten der irdischen Gesinnung, der Habsucht, des Eigennutzes, der Wollust, des Ehrgeizes und der Trägheit: die drücken euch nieder in euer dumpfes Leben, daß ihr nicht aufstehen und dem Rufe der Zeugen folgen könnet. Aber ist denn gar niemand unter euch, der folgen kann? Gibt’s keine Ohren, die hören, und keine Augen, die da sehen, sehen die Zeichen der Zeit und hören die Stimme der Wächter?! Es werden doch etliche unter euch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="18"/> ohne Zahl der alten Zeit des Christentums die Leichenrede halte und eine neue Zeit verkünde. Dabei weckt Gott der HErr die Stimme der Propheten wieder auf, Licht fällt in die längst nicht mehr verstandenen Stellen, einfach und klar erscheint den Zeugen hin und wieder das Wort vom Ende, und vernehmlich, wenn auch im grellen Widerspruch mit der Finsternis der Nacht, welche das Erdreich deckt, erschallt wie der Hahnenschrei um Mitternacht der Ruf der Wächter auf den Zinnen: „Steht auf, der Bräutigam kömmt!“ Auch zu euch dringt der Hahnenschrei, mein Geschrei aus meiner Einsamkeit und Stille; aus der Tiefen heraus schrei ich euch an und gebe mein Zeugnis vom Abfall, von der möglichen nächsten Nähe des Antichristus, der ersten Wiederkunft des HErrn und der ersten Auferstehung. Ha, daß ich euch den Schlaf von euren Augen könnte nehmen, den sträflichen, und euch wecken zur Ergreifung der Hoffnung, die wie Morgenroth am Himmel lodert! Daß euch gegeben werden möchte ein Leben der Hoffnung zu führen und mit St. Paulo entgegenzukommen der Auferstehung von den Todten! Glaube und Liebe ohne diese Hoffnung sind wie das Opfer auf dem Altare, bevor das Feuer vom Himmel fiel. Die große Hoffnung der Christenheit muß uns wieder entzünden, wenn der Glaube und die Liebe ihre Werke wieder thun sollen, wenn aufhören soll die niederträchtige irdische Gesinnung der Christenheit, wenn die Braut Christi ihrem Bräutigam entgegen gehen soll schöner, als der Mond, und schrecklicher, als Heeresspitzen.</p> <p>Ich weiß, unter welchem Volke ich zwanzig Jahre stehe. Ihr habt große schwere Grabsteine auf euch liegen. Euch binden die Ketten der irdischen Gesinnung, der Habsucht, des Eigennutzes, der Wollust, des Ehrgeizes und der Trägheit: die drücken euch nieder in euer dumpfes Leben, daß ihr nicht aufstehen und dem Rufe der Zeugen folgen könnet. Aber ist denn gar niemand unter euch, der folgen kann? Gibt’s keine Ohren, die hören, und keine Augen, die da sehen, sehen die Zeichen der Zeit und hören die Stimme der Wächter?! Es werden doch etliche unter euch </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0018]
ohne Zahl der alten Zeit des Christentums die Leichenrede halte und eine neue Zeit verkünde. Dabei weckt Gott der HErr die Stimme der Propheten wieder auf, Licht fällt in die längst nicht mehr verstandenen Stellen, einfach und klar erscheint den Zeugen hin und wieder das Wort vom Ende, und vernehmlich, wenn auch im grellen Widerspruch mit der Finsternis der Nacht, welche das Erdreich deckt, erschallt wie der Hahnenschrei um Mitternacht der Ruf der Wächter auf den Zinnen: „Steht auf, der Bräutigam kömmt!“ Auch zu euch dringt der Hahnenschrei, mein Geschrei aus meiner Einsamkeit und Stille; aus der Tiefen heraus schrei ich euch an und gebe mein Zeugnis vom Abfall, von der möglichen nächsten Nähe des Antichristus, der ersten Wiederkunft des HErrn und der ersten Auferstehung. Ha, daß ich euch den Schlaf von euren Augen könnte nehmen, den sträflichen, und euch wecken zur Ergreifung der Hoffnung, die wie Morgenroth am Himmel lodert! Daß euch gegeben werden möchte ein Leben der Hoffnung zu führen und mit St. Paulo entgegenzukommen der Auferstehung von den Todten! Glaube und Liebe ohne diese Hoffnung sind wie das Opfer auf dem Altare, bevor das Feuer vom Himmel fiel. Die große Hoffnung der Christenheit muß uns wieder entzünden, wenn der Glaube und die Liebe ihre Werke wieder thun sollen, wenn aufhören soll die niederträchtige irdische Gesinnung der Christenheit, wenn die Braut Christi ihrem Bräutigam entgegen gehen soll schöner, als der Mond, und schrecklicher, als Heeresspitzen.
Ich weiß, unter welchem Volke ich zwanzig Jahre stehe. Ihr habt große schwere Grabsteine auf euch liegen. Euch binden die Ketten der irdischen Gesinnung, der Habsucht, des Eigennutzes, der Wollust, des Ehrgeizes und der Trägheit: die drücken euch nieder in euer dumpfes Leben, daß ihr nicht aufstehen und dem Rufe der Zeugen folgen könnet. Aber ist denn gar niemand unter euch, der folgen kann? Gibt’s keine Ohren, die hören, und keine Augen, die da sehen, sehen die Zeichen der Zeit und hören die Stimme der Wächter?! Es werden doch etliche unter euch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-03T12:00:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-03T12:00:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-03T12:00:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |