Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.Diaconissen auch die Magdalenen und es muß ganz besondere Ursachen haben, wenn sie von irgend einer geistlichen Freude und Gemeinschaft ausgeschloßen sein sollen. Auch werden sie in der gliedlichen Theilnahme an Allem und Jedem erhalten. Wöchentlich gehen sie zu bestimmten Zeiten unter Anführung der Schwestern in das Dorfgotteshaus, um in demselben Reinlichkeit und Sauberkeit herzustellen, täglich gehen sie unter gleicher Führung in das Missionshaus, um da Ordnung und Sauberkeit und häusliche Geschäfte auszuüben. Diese Arbeiten geben ihnen eine gewisse Garantie, zum Ganzen zu gehören, und obwohl das Alles schon Jahre lang währt, ist noch nicht ein Mal die Nöthigung hervorgetreten, ihnen diese sie adelnden Geschäfte abzunehmen und die Aufsicht des Hauses hat allezeit hingereicht, sie in der Ordnung zu erhalten. Eine gewaltige Macht übt das Kleid aus, die gemeinsame Kleidung aller, die als wirkliche gefallene Magdalenen aufgefaßt werden müßen. - Und so wie bei Magdalenen der beßeren Stände dies Kleid von beßerem Stoff die Gleichheit der Sünde documentirt, bei aller Verschiedenheit der übrigen Lebensverhältnisse, so ist es umgekehrt ein großer Triumph, wenn die Erlaubniß gegeben wird, das Kleid der Anstalt abzulegen und in den eigenen Kleidern etwa als Magd in der Wäscherei, oder als Hausmagd im Diaconissenhause, oder gar als dienende Schwester bei den eigentlichen Anstaltswerken angestellt zu werden, Lohn zu bekommen, sich mit größerem Vertrauen der Oberen bewegen zu können. Bei dem Allem zeigt sich der Vorzug des hiesigen Magdaleniums, den es durch die gliedliche Gemeinschaft mit so vielen Anstalten gewinnt. Allerdings könnten unsre Magdalenen, die oft durch obrigkeitliches Gebot im Magdalenium sind, oder von Magdalenenvereinen mehr oder minder im Magdalenium unterhalten werden, oder durch den Willen ihrer Eltern bei uns Diaconissen auch die Magdalenen und es muß ganz besondere Ursachen haben, wenn sie von irgend einer geistlichen Freude und Gemeinschaft ausgeschloßen sein sollen. Auch werden sie in der gliedlichen Theilnahme an Allem und Jedem erhalten. Wöchentlich gehen sie zu bestimmten Zeiten unter Anführung der Schwestern in das Dorfgotteshaus, um in demselben Reinlichkeit und Sauberkeit herzustellen, täglich gehen sie unter gleicher Führung in das Missionshaus, um da Ordnung und Sauberkeit und häusliche Geschäfte auszuüben. Diese Arbeiten geben ihnen eine gewisse Garantie, zum Ganzen zu gehören, und obwohl das Alles schon Jahre lang währt, ist noch nicht ein Mal die Nöthigung hervorgetreten, ihnen diese sie adelnden Geschäfte abzunehmen und die Aufsicht des Hauses hat allezeit hingereicht, sie in der Ordnung zu erhalten. Eine gewaltige Macht übt das Kleid aus, die gemeinsame Kleidung aller, die als wirkliche gefallene Magdalenen aufgefaßt werden müßen. – Und so wie bei Magdalenen der beßeren Stände dies Kleid von beßerem Stoff die Gleichheit der Sünde documentirt, bei aller Verschiedenheit der übrigen Lebensverhältnisse, so ist es umgekehrt ein großer Triumph, wenn die Erlaubniß gegeben wird, das Kleid der Anstalt abzulegen und in den eigenen Kleidern etwa als Magd in der Wäscherei, oder als Hausmagd im Diaconissenhause, oder gar als dienende Schwester bei den eigentlichen Anstaltswerken angestellt zu werden, Lohn zu bekommen, sich mit größerem Vertrauen der Oberen bewegen zu können. Bei dem Allem zeigt sich der Vorzug des hiesigen Magdaleniums, den es durch die gliedliche Gemeinschaft mit so vielen Anstalten gewinnt. Allerdings könnten unsre Magdalenen, die oft durch obrigkeitliches Gebot im Magdalenium sind, oder von Magdalenenvereinen mehr oder minder im Magdalenium unterhalten werden, oder durch den Willen ihrer Eltern bei uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" n="110"/> Diaconissen auch die Magdalenen und es muß ganz besondere Ursachen haben, wenn sie von irgend einer geistlichen Freude und Gemeinschaft ausgeschloßen sein sollen. Auch werden sie in der gliedlichen Theilnahme an Allem und Jedem erhalten. Wöchentlich gehen sie zu bestimmten Zeiten unter Anführung der Schwestern in das Dorfgotteshaus, um in demselben Reinlichkeit und Sauberkeit herzustellen, täglich gehen sie unter gleicher Führung in das Missionshaus, um da Ordnung und Sauberkeit und häusliche Geschäfte auszuüben. Diese Arbeiten geben ihnen eine gewisse Garantie, zum Ganzen zu gehören, und obwohl das Alles schon Jahre lang währt, ist noch nicht ein Mal die Nöthigung hervorgetreten, ihnen diese sie adelnden Geschäfte abzunehmen und die Aufsicht des Hauses hat allezeit hingereicht, sie in der Ordnung zu erhalten. Eine gewaltige Macht übt das Kleid aus, die gemeinsame Kleidung aller, die als wirkliche gefallene Magdalenen aufgefaßt werden müßen. – Und so wie bei Magdalenen der beßeren Stände dies Kleid von beßerem Stoff die Gleichheit der Sünde documentirt, bei aller Verschiedenheit der übrigen Lebensverhältnisse, so ist es umgekehrt ein großer Triumph, wenn die Erlaubniß gegeben wird, das Kleid der Anstalt abzulegen und in den eigenen Kleidern etwa als Magd in der Wäscherei, oder als Hausmagd im Diaconissenhause, oder gar als dienende Schwester bei den eigentlichen Anstaltswerken angestellt zu werden, Lohn zu bekommen, sich mit größerem Vertrauen der Oberen bewegen zu können. Bei dem Allem zeigt sich der Vorzug des hiesigen Magdaleniums, den es durch die gliedliche Gemeinschaft mit so vielen Anstalten gewinnt. Allerdings könnten unsre Magdalenen, die oft durch obrigkeitliches Gebot im Magdalenium sind, oder von Magdalenenvereinen mehr oder minder im Magdalenium unterhalten werden, oder durch den Willen ihrer Eltern bei uns </p> </div> </body> </text> </TEI> [110/0110]
Diaconissen auch die Magdalenen und es muß ganz besondere Ursachen haben, wenn sie von irgend einer geistlichen Freude und Gemeinschaft ausgeschloßen sein sollen. Auch werden sie in der gliedlichen Theilnahme an Allem und Jedem erhalten. Wöchentlich gehen sie zu bestimmten Zeiten unter Anführung der Schwestern in das Dorfgotteshaus, um in demselben Reinlichkeit und Sauberkeit herzustellen, täglich gehen sie unter gleicher Führung in das Missionshaus, um da Ordnung und Sauberkeit und häusliche Geschäfte auszuüben. Diese Arbeiten geben ihnen eine gewisse Garantie, zum Ganzen zu gehören, und obwohl das Alles schon Jahre lang währt, ist noch nicht ein Mal die Nöthigung hervorgetreten, ihnen diese sie adelnden Geschäfte abzunehmen und die Aufsicht des Hauses hat allezeit hingereicht, sie in der Ordnung zu erhalten. Eine gewaltige Macht übt das Kleid aus, die gemeinsame Kleidung aller, die als wirkliche gefallene Magdalenen aufgefaßt werden müßen. – Und so wie bei Magdalenen der beßeren Stände dies Kleid von beßerem Stoff die Gleichheit der Sünde documentirt, bei aller Verschiedenheit der übrigen Lebensverhältnisse, so ist es umgekehrt ein großer Triumph, wenn die Erlaubniß gegeben wird, das Kleid der Anstalt abzulegen und in den eigenen Kleidern etwa als Magd in der Wäscherei, oder als Hausmagd im Diaconissenhause, oder gar als dienende Schwester bei den eigentlichen Anstaltswerken angestellt zu werden, Lohn zu bekommen, sich mit größerem Vertrauen der Oberen bewegen zu können. Bei dem Allem zeigt sich der Vorzug des hiesigen Magdaleniums, den es durch die gliedliche Gemeinschaft mit so vielen Anstalten gewinnt. Allerdings könnten unsre Magdalenen, die oft durch obrigkeitliches Gebot im Magdalenium sind, oder von Magdalenenvereinen mehr oder minder im Magdalenium unterhalten werden, oder durch den Willen ihrer Eltern bei uns
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