Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.§. 1. Erste Anfänge des Anstaltslebens von Neuendettelsau. Verein für weibliche Diaconie. Das Gedächtnis des Menschen ist, insonders wenn es in Acht genommen wird, eine gewaltige Kraft, durch welche die Dinge, die sonst schnell entschwinden können, auf lange Zeiten hin erhalten werden. Aber es ist auch nicht zu leugnen, daß, wenn man es nicht pflegt, Dinge ganz schnell entschwinden, die werth gewesen wären, im Andenken behalten zu werden. So ist es auch mit den Anfängen der hiesigen Diaconissenanstalt, über die auch die innigsten Freunde der Sache dermaßen in Ungewißheit und Unwißenheit gerathen sind, daß sie kaum mehr zu sagen wißen, wie alles gekommen und geworden ist. Die Diaconissenanstalt Neuendettelsau, nunmehr ein in die Augen fallendes und großes Ganze, das seinen eignen Anfang verloren und in die Vergeßenheit gesenkt hat: - zwar will ich nicht sagen, daß man ein hohes Bedauern deshalb faßen müßte. Manche Dinge haben Anfänge gehabt, an denen nichts gelegen ist, und so mag es auch mit unsrer Diaconissenanstalt gewesen sein. Die Anfänge mancher Sache sind an sich dunkel und unklar, und manchen Menschen und Sachen ist es wie angethan, mit allen ihren Sachen erst allmählich sich selber und andern klar zu werden. Indes wird man sich mit einem solchen Schicksal doch nicht in jedem Fall zufrieden geben §. 1. Erste Anfänge des Anstaltslebens von Neuendettelsau. Verein für weibliche Diaconie. Das Gedächtnis des Menschen ist, insonders wenn es in Acht genommen wird, eine gewaltige Kraft, durch welche die Dinge, die sonst schnell entschwinden können, auf lange Zeiten hin erhalten werden. Aber es ist auch nicht zu leugnen, daß, wenn man es nicht pflegt, Dinge ganz schnell entschwinden, die werth gewesen wären, im Andenken behalten zu werden. So ist es auch mit den Anfängen der hiesigen Diaconissenanstalt, über die auch die innigsten Freunde der Sache dermaßen in Ungewißheit und Unwißenheit gerathen sind, daß sie kaum mehr zu sagen wißen, wie alles gekommen und geworden ist. Die Diaconissenanstalt Neuendettelsau, nunmehr ein in die Augen fallendes und großes Ganze, das seinen eignen Anfang verloren und in die Vergeßenheit gesenkt hat: – zwar will ich nicht sagen, daß man ein hohes Bedauern deshalb faßen müßte. Manche Dinge haben Anfänge gehabt, an denen nichts gelegen ist, und so mag es auch mit unsrer Diaconissenanstalt gewesen sein. Die Anfänge mancher Sache sind an sich dunkel und unklar, und manchen Menschen und Sachen ist es wie angethan, mit allen ihren Sachen erst allmählich sich selber und andern klar zu werden. Indes wird man sich mit einem solchen Schicksal doch nicht in jedem Fall zufrieden geben <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003"/> <div n="1"> <head>§. 1.<lb/> Erste Anfänge des Anstaltslebens von Neuendettelsau.</head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Verein für weibliche Diaconie.</hi> </p> </argument><lb/> <p>Das Gedächtnis des Menschen ist, insonders wenn es in Acht genommen wird, eine gewaltige Kraft, durch welche die Dinge, die sonst schnell entschwinden können, auf lange Zeiten hin erhalten werden. Aber es ist auch nicht zu leugnen, daß, wenn man es nicht pflegt, Dinge ganz schnell entschwinden, die werth gewesen wären, im Andenken behalten zu werden. So ist es auch mit den Anfängen der hiesigen Diaconissenanstalt, über die auch die innigsten Freunde der Sache dermaßen in Ungewißheit und Unwißenheit gerathen sind, daß sie kaum mehr zu sagen wißen, wie alles gekommen und geworden ist.</p> <p>Die Diaconissenanstalt Neuendettelsau, nunmehr ein in die Augen fallendes und großes Ganze, das seinen eignen Anfang verloren und in die Vergeßenheit gesenkt hat: – zwar will ich nicht sagen, daß man ein hohes Bedauern deshalb faßen müßte. Manche Dinge haben Anfänge gehabt, an denen nichts gelegen ist, und so mag es auch mit unsrer Diaconissenanstalt gewesen sein. Die Anfänge mancher Sache sind an sich dunkel und unklar, und manchen Menschen und Sachen ist es wie angethan, mit allen ihren Sachen erst allmählich sich selber und andern klar zu werden. Indes wird man sich mit einem solchen Schicksal doch nicht in jedem Fall zufrieden geben </p> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
§. 1.
Erste Anfänge des Anstaltslebens von Neuendettelsau.
Verein für weibliche Diaconie.
Das Gedächtnis des Menschen ist, insonders wenn es in Acht genommen wird, eine gewaltige Kraft, durch welche die Dinge, die sonst schnell entschwinden können, auf lange Zeiten hin erhalten werden. Aber es ist auch nicht zu leugnen, daß, wenn man es nicht pflegt, Dinge ganz schnell entschwinden, die werth gewesen wären, im Andenken behalten zu werden. So ist es auch mit den Anfängen der hiesigen Diaconissenanstalt, über die auch die innigsten Freunde der Sache dermaßen in Ungewißheit und Unwißenheit gerathen sind, daß sie kaum mehr zu sagen wißen, wie alles gekommen und geworden ist.
Die Diaconissenanstalt Neuendettelsau, nunmehr ein in die Augen fallendes und großes Ganze, das seinen eignen Anfang verloren und in die Vergeßenheit gesenkt hat: – zwar will ich nicht sagen, daß man ein hohes Bedauern deshalb faßen müßte. Manche Dinge haben Anfänge gehabt, an denen nichts gelegen ist, und so mag es auch mit unsrer Diaconissenanstalt gewesen sein. Die Anfänge mancher Sache sind an sich dunkel und unklar, und manchen Menschen und Sachen ist es wie angethan, mit allen ihren Sachen erst allmählich sich selber und andern klar zu werden. Indes wird man sich mit einem solchen Schicksal doch nicht in jedem Fall zufrieden geben
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