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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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Gottes die Thüre und sprach in ergreifenden Worten den Segen über die Diaconissen mit ihren Vorsteherinnen, die unter allgemeiner Theilnahme und Bewegung der Versammelten ihren feierlichen Einzug in das Haus hielten. Man trat nunmehr in der Ordnung des Zugs in das Haus ein und besah sich die Räume desselben mit Lust. Von dem Betsaale, der besonders das Auge des Beschauers aus sich zog, erschallte lieblich und kräftig der Gesang geistlicher Lieder. Es waren Choräle und Sätze aus den Meisterwerken kirchlicher Tonsetzer des 16. und 17. Jahrhunderts. In einem der Zimmer, welche man durchwanderte, waren die Geschenke ausgestellt, welche die Lieben von nah und ferne dem Hause gespendet hatten. Was für Anklang dieses Werk der Liebe in den Herzen unseres Volkes gesunden, beweist der Umstand, daß an dem einzigen Tage an Geldgeschenken 433 fl. geopfert wurden.

Nach der Besichtigung des Hauses begann mit eintretender Dunkelheit der dritte Theil des Festes, der erste Hausgottesdienst im Betsaale. Zum Gebete fühlten sich alle Herzen gedrungen, zum Gebete für das Haus und für alle, die in diesen Räumen Trost und Hilfe suchen würden. Dieser Stimmung gab Pfarrer Löhe den angemessenen Ausdruck. Nach dem Liede: "Christe, du Lamm Gottes" setzte er in einem Vortrag auseinander, was dies Haus soll und will, zu keinem andern Zweck, als damit die Theilnehmenden recht einig um die Erfüllung der Ausgabe dieses Hauses beten könnten. Nachdem so die Andacht ihre bestimmte Richtung empfangen hatte, wurde die Litanei mit eingeschalteten Bitten, die sich auf den Zweck und das Leben in der Anstalt bezogen, von der feiernden Menge gebetet mit einer Macht und einträchtiger Gewalt der Stimmen, daß das Haus erbebte. Vaterunser und Segen und das Lied "Jerusalem du hochgebaute Stadt" beschloß diese reich gesegnete Stunde.

Die größte Lieblichkeit aber bot den Hausgenoßen und den ihnen zunächststehenden Freunden das Liebesmahl, welches die Herzen erst recht zur Freude und zum Dank gegen den HErrn für alle seine Liebe und Treue, die er an uns gethan und zu inniger Liebe gegen die Brüder und Schwestern, die sich nie so einig fühlten, erschloß. Angesichts des Altars mit den brennenden Kerzen, die Gegenwart des HErrn versinnbildlichend, saßen in dem geräumigen und wohlerleuchteten Betsaale die Wittwen und Armen der Gemeinde mit ihrem treuen Hirten in der Mitte, über hundert Tischgenoßen beim einfachen, aber

Gottes die Thüre und sprach in ergreifenden Worten den Segen über die Diaconissen mit ihren Vorsteherinnen, die unter allgemeiner Theilnahme und Bewegung der Versammelten ihren feierlichen Einzug in das Haus hielten. Man trat nunmehr in der Ordnung des Zugs in das Haus ein und besah sich die Räume desselben mit Lust. Von dem Betsaale, der besonders das Auge des Beschauers aus sich zog, erschallte lieblich und kräftig der Gesang geistlicher Lieder. Es waren Choräle und Sätze aus den Meisterwerken kirchlicher Tonsetzer des 16. und 17. Jahrhunderts. In einem der Zimmer, welche man durchwanderte, waren die Geschenke ausgestellt, welche die Lieben von nah und ferne dem Hause gespendet hatten. Was für Anklang dieses Werk der Liebe in den Herzen unseres Volkes gesunden, beweist der Umstand, daß an dem einzigen Tage an Geldgeschenken 433 fl. geopfert wurden.

Nach der Besichtigung des Hauses begann mit eintretender Dunkelheit der dritte Theil des Festes, der erste Hausgottesdienst im Betsaale. Zum Gebete fühlten sich alle Herzen gedrungen, zum Gebete für das Haus und für alle, die in diesen Räumen Trost und Hilfe suchen würden. Dieser Stimmung gab Pfarrer Löhe den angemessenen Ausdruck. Nach dem Liede: „Christe, du Lamm Gottes“ setzte er in einem Vortrag auseinander, was dies Haus soll und will, zu keinem andern Zweck, als damit die Theilnehmenden recht einig um die Erfüllung der Ausgabe dieses Hauses beten könnten. Nachdem so die Andacht ihre bestimmte Richtung empfangen hatte, wurde die Litanei mit eingeschalteten Bitten, die sich auf den Zweck und das Leben in der Anstalt bezogen, von der feiernden Menge gebetet mit einer Macht und einträchtiger Gewalt der Stimmen, daß das Haus erbebte. Vaterunser und Segen und das Lied „Jerusalem du hochgebaute Stadt“ beschloß diese reich gesegnete Stunde.

Die größte Lieblichkeit aber bot den Hausgenoßen und den ihnen zunächststehenden Freunden das Liebesmahl, welches die Herzen erst recht zur Freude und zum Dank gegen den HErrn für alle seine Liebe und Treue, die er an uns gethan und zu inniger Liebe gegen die Brüder und Schwestern, die sich nie so einig fühlten, erschloß. Angesichts des Altars mit den brennenden Kerzen, die Gegenwart des HErrn versinnbildlichend, saßen in dem geräumigen und wohlerleuchteten Betsaale die Wittwen und Armen der Gemeinde mit ihrem treuen Hirten in der Mitte, über hundert Tischgenoßen beim einfachen, aber

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[46/0046] Gottes die Thüre und sprach in ergreifenden Worten den Segen über die Diaconissen mit ihren Vorsteherinnen, die unter allgemeiner Theilnahme und Bewegung der Versammelten ihren feierlichen Einzug in das Haus hielten. Man trat nunmehr in der Ordnung des Zugs in das Haus ein und besah sich die Räume desselben mit Lust. Von dem Betsaale, der besonders das Auge des Beschauers aus sich zog, erschallte lieblich und kräftig der Gesang geistlicher Lieder. Es waren Choräle und Sätze aus den Meisterwerken kirchlicher Tonsetzer des 16. und 17. Jahrhunderts. In einem der Zimmer, welche man durchwanderte, waren die Geschenke ausgestellt, welche die Lieben von nah und ferne dem Hause gespendet hatten. Was für Anklang dieses Werk der Liebe in den Herzen unseres Volkes gesunden, beweist der Umstand, daß an dem einzigen Tage an Geldgeschenken 433 fl. geopfert wurden. Nach der Besichtigung des Hauses begann mit eintretender Dunkelheit der dritte Theil des Festes, der erste Hausgottesdienst im Betsaale. Zum Gebete fühlten sich alle Herzen gedrungen, zum Gebete für das Haus und für alle, die in diesen Räumen Trost und Hilfe suchen würden. Dieser Stimmung gab Pfarrer Löhe den angemessenen Ausdruck. Nach dem Liede: „Christe, du Lamm Gottes“ setzte er in einem Vortrag auseinander, was dies Haus soll und will, zu keinem andern Zweck, als damit die Theilnehmenden recht einig um die Erfüllung der Ausgabe dieses Hauses beten könnten. Nachdem so die Andacht ihre bestimmte Richtung empfangen hatte, wurde die Litanei mit eingeschalteten Bitten, die sich auf den Zweck und das Leben in der Anstalt bezogen, von der feiernden Menge gebetet mit einer Macht und einträchtiger Gewalt der Stimmen, daß das Haus erbebte. Vaterunser und Segen und das Lied „Jerusalem du hochgebaute Stadt“ beschloß diese reich gesegnete Stunde. Die größte Lieblichkeit aber bot den Hausgenoßen und den ihnen zunächststehenden Freunden das Liebesmahl, welches die Herzen erst recht zur Freude und zum Dank gegen den HErrn für alle seine Liebe und Treue, die er an uns gethan und zu inniger Liebe gegen die Brüder und Schwestern, die sich nie so einig fühlten, erschloß. Angesichts des Altars mit den brennenden Kerzen, die Gegenwart des HErrn versinnbildlichend, saßen in dem geräumigen und wohlerleuchteten Betsaale die Wittwen und Armen der Gemeinde mit ihrem treuen Hirten in der Mitte, über hundert Tischgenoßen beim einfachen, aber

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/46>, abgerufen am 21.11.2024.