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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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des Kalenders und auch die historische wurden eigens gelehrt, wie auf keiner andern Schule, und überhaupt gewann der gesammte Unterricht der deutschen Schule im Diaconissenhause durchgreifend eine solche Bedeutung, daß manche Leute schon um seinetwillen junge Mädchen der Diaconissenschule vertrauten. Alles was außer dem ärztlichen und Gesangunterrichte heute noch in den verschiedenen Schulclassen des Diaconissenhauses gelehrt wird, stammt von einem und demselbigen Anfänger und Vorgänger, wenn er gleich von den nachfolgenden Lehrern und Lehrerinnen in allen Stücken beßer verstanden wurde, als er sich selbst verstand und sein dem Diaconissenhause Vertrauter Nachlaß so ausgebaut wurde, wie er es gewißlich selbst nicht vermocht hätte. Die Diaconissenschule hatte ein eigenthümliches Gepräge und die ersten zum Theil sehr fähigen Schülerinnen, die allmählich zu Lehrerinnen heranwuchsen, waren ein für die Weise ihres ersten Lehrers begeistertes Geschlecht, ein Unterschied, der scharf bemerkt wurde, so oft eine Lehrerin von andrer Schule in das Haus eintrat. Mehr als einmal versuchte man es, auf Grund des bekannten alten Bodens die sicheren Consequenzen in allen Lehrgegenständen zu erfaßen und eine Art von Diaconissenschule herzustellen, welche als ein besonderes Kennzeichen des Hauses stehen bleiben könnte, aber es fehlte die durchdringende Kraft für die Herstellung eines gleichartigen Schulsystems, und die Diaconissenschule mit ihren Eigenheiten und Besonderheiten wird sich schwerlich für lange Zeit erhalten. So blühend und wohlthuend der Geist des Ganzen sich auch erwies, das Alles war zuerst der Schulgeist des anfangenden Diaconissenhauses, der sich allmählich abstufte und besonders ausbildete, daß eine blaue, grüne und rothe Schule daraus wurde. Mehr als einmal hat man die Kraft dieses einfachen Schulsystems geprüft und gut gefunden: Aber es blieb doch Alles zu besonders

des Kalenders und auch die historische wurden eigens gelehrt, wie auf keiner andern Schule, und überhaupt gewann der gesammte Unterricht der deutschen Schule im Diaconissenhause durchgreifend eine solche Bedeutung, daß manche Leute schon um seinetwillen junge Mädchen der Diaconissenschule vertrauten. Alles was außer dem ärztlichen und Gesangunterrichte heute noch in den verschiedenen Schulclassen des Diaconissenhauses gelehrt wird, stammt von einem und demselbigen Anfänger und Vorgänger, wenn er gleich von den nachfolgenden Lehrern und Lehrerinnen in allen Stücken beßer verstanden wurde, als er sich selbst verstand und sein dem Diaconissenhause Vertrauter Nachlaß so ausgebaut wurde, wie er es gewißlich selbst nicht vermocht hätte. Die Diaconissenschule hatte ein eigenthümliches Gepräge und die ersten zum Theil sehr fähigen Schülerinnen, die allmählich zu Lehrerinnen heranwuchsen, waren ein für die Weise ihres ersten Lehrers begeistertes Geschlecht, ein Unterschied, der scharf bemerkt wurde, so oft eine Lehrerin von andrer Schule in das Haus eintrat. Mehr als einmal versuchte man es, auf Grund des bekannten alten Bodens die sicheren Consequenzen in allen Lehrgegenständen zu erfaßen und eine Art von Diaconissenschule herzustellen, welche als ein besonderes Kennzeichen des Hauses stehen bleiben könnte, aber es fehlte die durchdringende Kraft für die Herstellung eines gleichartigen Schulsystems, und die Diaconissenschule mit ihren Eigenheiten und Besonderheiten wird sich schwerlich für lange Zeit erhalten. So blühend und wohlthuend der Geist des Ganzen sich auch erwies, das Alles war zuerst der Schulgeist des anfangenden Diaconissenhauses, der sich allmählich abstufte und besonders ausbildete, daß eine blaue, grüne und rothe Schule daraus wurde. Mehr als einmal hat man die Kraft dieses einfachen Schulsystems geprüft und gut gefunden: Aber es blieb doch Alles zu besonders

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[88/0088] des Kalenders und auch die historische wurden eigens gelehrt, wie auf keiner andern Schule, und überhaupt gewann der gesammte Unterricht der deutschen Schule im Diaconissenhause durchgreifend eine solche Bedeutung, daß manche Leute schon um seinetwillen junge Mädchen der Diaconissenschule vertrauten. Alles was außer dem ärztlichen und Gesangunterrichte heute noch in den verschiedenen Schulclassen des Diaconissenhauses gelehrt wird, stammt von einem und demselbigen Anfänger und Vorgänger, wenn er gleich von den nachfolgenden Lehrern und Lehrerinnen in allen Stücken beßer verstanden wurde, als er sich selbst verstand und sein dem Diaconissenhause Vertrauter Nachlaß so ausgebaut wurde, wie er es gewißlich selbst nicht vermocht hätte. Die Diaconissenschule hatte ein eigenthümliches Gepräge und die ersten zum Theil sehr fähigen Schülerinnen, die allmählich zu Lehrerinnen heranwuchsen, waren ein für die Weise ihres ersten Lehrers begeistertes Geschlecht, ein Unterschied, der scharf bemerkt wurde, so oft eine Lehrerin von andrer Schule in das Haus eintrat. Mehr als einmal versuchte man es, auf Grund des bekannten alten Bodens die sicheren Consequenzen in allen Lehrgegenständen zu erfaßen und eine Art von Diaconissenschule herzustellen, welche als ein besonderes Kennzeichen des Hauses stehen bleiben könnte, aber es fehlte die durchdringende Kraft für die Herstellung eines gleichartigen Schulsystems, und die Diaconissenschule mit ihren Eigenheiten und Besonderheiten wird sich schwerlich für lange Zeit erhalten. So blühend und wohlthuend der Geist des Ganzen sich auch erwies, das Alles war zuerst der Schulgeist des anfangenden Diaconissenhauses, der sich allmählich abstufte und besonders ausbildete, daß eine blaue, grüne und rothe Schule daraus wurde. Mehr als einmal hat man die Kraft dieses einfachen Schulsystems geprüft und gut gefunden: Aber es blieb doch Alles zu besonders

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/88>, abgerufen am 28.11.2024.