Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Histor. medii aevi.
anhängen. Die alte Historie war ja durch die faulen Gedichte
des Isidori Mercatoris, Annii Viterbiensis, Romani de Hi-
guera, Curtii Inghirami
und andrer dergleichen Betrüger
auffs schändlichste verderbet: Die Mediam aber hatte man son-
derlich im zwölfften Seculo mit so vielen falschen Diplomatibus,
erdichteten Genealogien und Münchs-Traditionen zu schan-
den gemacht/ daß ein rechter Augiae Stall hier auszusaubern
ist. Cranzio, Melanchthoni, Lazio und andern/ so die Histo-
rie nach denen Barbarischen Zeiten an das Licht brachten/ war es
unmöglich/ durch diesen Nebel durchzusehen; Albinus, Reinec-
cius
und andre unsrer Väter haben etwas gebessert; Allein die
berühmtesten Männer/ Conringius, Boeclerus, die Meibomii,
Valesii, Schurzfleischius
und Tenzelius haben der Welt die
Augen erst recht auffgethan/ daß derjenige unverständig/ oder
halßstarrig seyn muß/ der nun nicht die Historiam mediam rei-
ner halten will. Weil sie aber alles in Lateinischer Sprache ge-
schrieben/ so verdencke man mich doch nicht/ daß ich vor diejenl-
gen/ denen es auch nützlich ist/ und die gleichwohl das Latein nicht
verstehen/ oder welchen doch jene edle Schrifften zu schwehr sind/
es deutsch vortrage. Es soll demnach allhier dasjenige/ was
man sonst willens war zur Historie des Römischen Huren-Re-
giments zu setzen/ und sonderlich das Chronologische Capitul/
beybehalten werden/ damit dieser Anhang auff beyde Art nütze.
Man erinnert aber/ nach erbetenen Beystand des Höchsten/ daß
dieses nur ein Breviarium und kurtzer Entwurff dessen sey/
was erforderten Falls viel weitläuftiger könnte
ausgeführet werden.



Erste
P 2

Hiſtor. medii ævi.
anhaͤngen. Die alte Hiſtorie war ja durch die faulen Gedichte
des Iſidori Mercatoris, Annii Viterbienſis, Romani de Hi-
guera, Curtii Inghirami
und andrer dergleichen Betruͤger
auffs ſchaͤndlichſte verderbet: Die Mediam aber hatte man ſon-
derlich im zwoͤlfften Seculo mit ſo vielen falſchen Diplomatibus,
erdichteten Genealogien und Muͤnchs-Traditionen zu ſchan-
den gemacht/ daß ein rechter Augiæ Stall hier auszuſaubern
iſt. Cranzio, Melanchthoni, Lazio und andern/ ſo die Hiſto-
rie nach denen Barbariſchen Zeiten an das Licht brachten/ war es
unmoͤglich/ durch dieſen Nebel durchzuſehen; Albinus, Reinec-
cius
und andre unſrer Vaͤter haben etwas gebeſſert; Allein die
beruͤhmteſten Maͤnner/ Conringius, Bœclerus, die Meibomii,
Valeſii, Schurzfleiſchius
und Tenzelius haben der Welt die
Augen erſt recht auffgethan/ daß derjenige unverſtaͤndig/ oder
halßſtarrig ſeyn muß/ der nun nicht die Hiſtoriam mediam rei-
ner halten will. Weil ſie aber alles in Lateiniſcher Sprache ge-
ſchrieben/ ſo verdencke man mich doch nicht/ daß ich vor diejenl-
gen/ denen es auch nuͤtzlich iſt/ und die gleichwohl das Latein nicht
verſtehen/ oder welchen doch jene edle Schrifften zu ſchwehr ſind/
es deutſch vortrage. Es ſoll demnach allhier dasjenige/ was
man ſonſt willens war zur Hiſtorie des Roͤmiſchen Huren-Re-
giments zu ſetzen/ und ſonderlich das Chronologiſche Capitul/
beybehalten werden/ damit dieſer Anhang auff beyde Art nuͤtze.
Man erinnert aber/ nach erbetenen Beyſtand des Hoͤchſten/ daß
dieſes nur ein Breviarium und kurtzer Entwurff deſſen ſey/
was erforderten Falls viel weitlaͤuftiger koͤnnte
ausgefuͤhret werden.



Erſte
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0125" n="115"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. medii ævi.</hi></fw><lb/>
anha&#x0364;ngen. Die alte Hi&#x017F;torie war ja durch die faulen Gedichte<lb/>
des <hi rendition="#aq">I&#x017F;idori Mercatoris, Annii Viterbien&#x017F;is, Romani de Hi-<lb/>
guera, Curtii Inghirami</hi> und andrer dergleichen Betru&#x0364;ger<lb/>
auffs &#x017F;cha&#x0364;ndlich&#x017F;te verderbet: Die <hi rendition="#aq">Mediam</hi> aber hatte man &#x017F;on-<lb/>
derlich im zwo&#x0364;lfften <hi rendition="#aq">Seculo</hi> mit &#x017F;o vielen fal&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Diplomatibus,</hi><lb/>
erdichteten <hi rendition="#aq">Genealogi</hi>en und Mu&#x0364;nchs-<hi rendition="#aq">Tradition</hi>en zu &#x017F;chan-<lb/>
den gemacht/ daß ein rechter <hi rendition="#aq">Augiæ</hi> Stall hier auszu&#x017F;aubern<lb/>
i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Cranzio, Melanchthoni, Lazio</hi> und andern/ &#x017F;o die Hi&#x017F;to-<lb/>
rie nach denen Barbari&#x017F;chen Zeiten an das Licht brachten/ war es<lb/>
unmo&#x0364;glich/ durch die&#x017F;en Nebel durchzu&#x017F;ehen; <hi rendition="#aq">Albinus, Reinec-<lb/>
cius</hi> und andre un&#x017F;rer Va&#x0364;ter haben etwas gebe&#x017F;&#x017F;ert; Allein die<lb/>
beru&#x0364;hmte&#x017F;ten Ma&#x0364;nner/ <hi rendition="#aq">Conringius, B&#x0153;clerus,</hi> die <hi rendition="#aq">Meibomii,<lb/>
Vale&#x017F;ii, Schurzflei&#x017F;chius</hi> und <hi rendition="#aq">Tenzelius</hi> haben der Welt die<lb/>
Augen er&#x017F;t recht auffgethan/ daß derjenige unver&#x017F;ta&#x0364;ndig/ oder<lb/>
halß&#x017F;tarrig &#x017F;eyn muß/ der nun nicht die <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toriam mediam</hi> rei-<lb/>
ner halten will. Weil &#x017F;ie aber alles in Lateini&#x017F;cher Sprache ge-<lb/>
&#x017F;chrieben/ &#x017F;o verdencke man mich doch nicht/ daß ich vor diejenl-<lb/>
gen/ denen es auch nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t/ und die gleichwohl das Latein nicht<lb/>
ver&#x017F;tehen/ oder welchen doch jene edle Schrifften zu &#x017F;chwehr &#x017F;ind/<lb/>
es deut&#x017F;ch vortrage. Es &#x017F;oll demnach allhier dasjenige/ was<lb/>
man &#x017F;on&#x017F;t willens war zur Hi&#x017F;torie des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Huren-Re-<lb/>
giments zu &#x017F;etzen/ und &#x017F;onderlich das <hi rendition="#aq">Chronologi</hi>&#x017F;che Capitul/<lb/>
beybehalten werden/ damit die&#x017F;er Anhang auff beyde Art nu&#x0364;tze.<lb/>
Man erinnert aber/ nach erbetenen Bey&#x017F;tand des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten/ daß<lb/><hi rendition="#c">die&#x017F;es nur ein <hi rendition="#aq">Breviarium</hi> und kurtzer Entwurff de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey/<lb/>
was erforderten Falls viel weitla&#x0364;uftiger ko&#x0364;nnte<lb/>
ausgefu&#x0364;hret werden.</hi></p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;te</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0125] Hiſtor. medii ævi. anhaͤngen. Die alte Hiſtorie war ja durch die faulen Gedichte des Iſidori Mercatoris, Annii Viterbienſis, Romani de Hi- guera, Curtii Inghirami und andrer dergleichen Betruͤger auffs ſchaͤndlichſte verderbet: Die Mediam aber hatte man ſon- derlich im zwoͤlfften Seculo mit ſo vielen falſchen Diplomatibus, erdichteten Genealogien und Muͤnchs-Traditionen zu ſchan- den gemacht/ daß ein rechter Augiæ Stall hier auszuſaubern iſt. Cranzio, Melanchthoni, Lazio und andern/ ſo die Hiſto- rie nach denen Barbariſchen Zeiten an das Licht brachten/ war es unmoͤglich/ durch dieſen Nebel durchzuſehen; Albinus, Reinec- cius und andre unſrer Vaͤter haben etwas gebeſſert; Allein die beruͤhmteſten Maͤnner/ Conringius, Bœclerus, die Meibomii, Valeſii, Schurzfleiſchius und Tenzelius haben der Welt die Augen erſt recht auffgethan/ daß derjenige unverſtaͤndig/ oder halßſtarrig ſeyn muß/ der nun nicht die Hiſtoriam mediam rei- ner halten will. Weil ſie aber alles in Lateiniſcher Sprache ge- ſchrieben/ ſo verdencke man mich doch nicht/ daß ich vor diejenl- gen/ denen es auch nuͤtzlich iſt/ und die gleichwohl das Latein nicht verſtehen/ oder welchen doch jene edle Schrifften zu ſchwehr ſind/ es deutſch vortrage. Es ſoll demnach allhier dasjenige/ was man ſonſt willens war zur Hiſtorie des Roͤmiſchen Huren-Re- giments zu ſetzen/ und ſonderlich das Chronologiſche Capitul/ beybehalten werden/ damit dieſer Anhang auff beyde Art nuͤtze. Man erinnert aber/ nach erbetenen Beyſtand des Hoͤchſten/ daß dieſes nur ein Breviarium und kurtzer Entwurff deſſen ſey/ was erforderten Falls viel weitlaͤuftiger koͤnnte ausgefuͤhret werden. Erſte P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/125
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/125>, abgerufen am 08.05.2024.