Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite
Histor. medii aevi.
Andre Abtheilung.
Von der
Genealogia medii aevi,
und denen grossen Familien selbiger Zeit/
allwo zug leich die rechten Qvellen der
Genealogie
gezeiget werden.

MAn hat besondre Ursachen/ warumb man bey
gegenwärtiger Einleitung die Genealogischen
Sachen so weit vorsetzet/ unter welchen eine der
wichtigsten ist/ daß man in der Historia media
ohne Wissenschafft derselben nichts thun kan.
Die Scriptores dieser Zeit sind in diesem Stück sehr mangel-
hafft/ sie vergessen die Familien insgemein/ und ist es ein selt-
sam Wildprät/ wenn man einige derselben benennet antrifft;
ihr ordentlicher Gebrauch ist/ daß sie die Fürstlichen Personen
ohne Zusatz des Lands/ welches sie beherrschet/ oder ihres Uhr-
sprungs schlechthin Conradus Dux, Gero Marchio, Eberhar-
dus Comes &c.
benennen/ da man denn aus dem Context und
andern Umbständen die Familie erst errathen muß/ welches oh-
ne viele daher entstehende Fehler nicht hat geschehen können. Hier-
nächst sind/ insonderheit im 12ten und 13ten Seculo, da man die
Familien mit Unterschieds-Nahmen zu benennen angefangen
hat/ unter denen müßigen Mönchen viele Fabeln von dem Uhr-
sprung dieses und jenes grossen Hauses ersonnen worden/ damit
man denen Grossen schmeicheln und ihrer ambition einige Nah-
rung geben möchte. Selbige gründen sich guten theils auff die
ertz-fabulösen Scribenten/ Hunibaldum, Galfridum Monu-
methensem
und ihres gleichen. Sie sind aber nach und nach
also eingewurzelt/ daß man sie noch zu unsrer Zeit/ ungeacht ihr
Ungrund genungsam gezeiget worden/ aus der Genealogie nicht
loß werden kan. Es sind nicht die eintzigen vom Fürstlichen

Haus-
R 3
Hiſtor. medii ævi.
Andre Abtheilung.
Von der
Genealogia medii ævi,
und denen groſſen Familien ſelbiger Zeit/
allwo zug leich die rechten Qvellen der
Genealogie
gezeiget werden.

MAn hat beſondre Urſachen/ warumb man bey
gegenwaͤrtiger Einleitung die Genealogiſchen
Sachen ſo weit voꝛſetzet/ unter welchen eine der
wichtigſten iſt/ daß man in der Hiſtoria media
ohne Wiſſenſchafft derſelben nichts thun kan.
Die Scriptores dieſer Zeit ſind in dieſem Stuͤck ſehr mangel-
hafft/ ſie vergeſſen die Familien insgemein/ und iſt es ein ſelt-
ſam Wildpraͤt/ wenn man einige derſelben benennet antrifft;
ihr ordentlicher Gebrauch iſt/ daß ſie die Fuͤrſtlichen Perſonen
ohne Zuſatz des Lands/ welches ſie beherrſchet/ oder ihres Uhr-
ſprungs ſchlechthin Conradus Dux, Gero Marchio, Eberhar-
dus Comes &c.
benennen/ da man denn aus dem Context und
andern Umbſtaͤnden die Familie erſt errathen muß/ welches oh-
ne viele daher entſtehende Fehler nicht hat geſchehen koͤnnen. Hier-
naͤchſt ſind/ inſonderheit im 12ten und 13ten Seculo, da man die
Familien mit Unterſchieds-Nahmen zu benennen angefangen
hat/ unter denen muͤßigen Moͤnchen viele Fabeln von dem Uhr-
ſprung dieſes und jenes groſſen Hauſes erſonnen worden/ damit
man denen Groſſen ſchmeicheln und ihrer ambition einige Nah-
rung geben moͤchte. Selbige gruͤnden ſich guten theils auff die
ertz-fabuloͤſen Scribenten/ Hunibaldum, Galfridum Monu-
methenſem
und ihres gleichen. Sie ſind aber nach und nach
alſo eingewurzelt/ daß man ſie noch zu unſrer Zeit/ ungeacht ihr
Ungrund genungſam gezeiget worden/ aus der Genealogie nicht
loß werden kan. Es ſind nicht die eintzigen vom Fuͤrſtlichen

Hauſ-
R 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0143" n="133"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. medii ævi.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Andre Abtheilung.<lb/>
Von der</hi><hi rendition="#aq">Genealogia medii ævi,</hi><lb/><hi rendition="#b">und denen gro&#x017F;&#x017F;en Familien &#x017F;elbiger Zeit/<lb/>
allwo zug leich die rechten Qvellen der</hi><hi rendition="#aq">Genealogie</hi><lb/>
gezeiget werden.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>An hat be&#x017F;ondre Ur&#x017F;achen/ warumb man bey<lb/>
gegenwa&#x0364;rtiger Einleitung die <hi rendition="#aq">Genealogi</hi>&#x017F;chen<lb/>
Sachen &#x017F;o weit vo&#xA75B;&#x017F;etzet/ unter welchen eine der<lb/>
wichtig&#x017F;ten i&#x017F;t/ daß man in der <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toria media</hi><lb/>
ohne Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft der&#x017F;elben nichts thun kan.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Scriptores</hi> die&#x017F;er Zeit &#x017F;ind in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck &#x017F;ehr mangel-<lb/>
hafft/ &#x017F;ie verge&#x017F;&#x017F;en die Familien insgemein/ und i&#x017F;t es ein &#x017F;elt-<lb/>
&#x017F;am Wildpra&#x0364;t/ wenn man einige der&#x017F;elben benennet antrifft;<lb/>
ihr ordentlicher Gebrauch i&#x017F;t/ daß &#x017F;ie die Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Per&#x017F;onen<lb/>
ohne Zu&#x017F;atz des Lands/ welches &#x017F;ie beherr&#x017F;chet/ oder ihres Uhr-<lb/>
&#x017F;prungs &#x017F;chlechthin <hi rendition="#aq">Conradus Dux, Gero Marchio, Eberhar-<lb/>
dus Comes &amp;c.</hi> benennen/ da man denn aus dem <hi rendition="#aq">Context</hi> und<lb/>
andern Umb&#x017F;ta&#x0364;nden die Familie er&#x017F;t errathen muß/ welches oh-<lb/>
ne viele daher ent&#x017F;tehende Fehler nicht hat ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen. Hier-<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;ind/ in&#x017F;onderheit im 12ten und 13ten <hi rendition="#aq">Seculo,</hi> da man die<lb/>
Familien mit Unter&#x017F;chieds-Nahmen zu benennen angefangen<lb/>
hat/ unter denen mu&#x0364;ßigen Mo&#x0364;nchen viele Fabeln von dem Uhr-<lb/>
&#x017F;prung die&#x017F;es und jenes gro&#x017F;&#x017F;en Hau&#x017F;es er&#x017F;onnen worden/ damit<lb/>
man denen Gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chmeicheln und ihrer <hi rendition="#aq">ambition</hi> einige Nah-<lb/>
rung geben mo&#x0364;chte. Selbige gru&#x0364;nden &#x017F;ich guten theils auff die<lb/>
ertz-fabulo&#x0364;&#x017F;en Scribenten/ <hi rendition="#aq">Hunibaldum, Galfridum Monu-<lb/>
methen&#x017F;em</hi> und ihres gleichen. Sie &#x017F;ind aber nach und nach<lb/>
al&#x017F;o eingewurzelt/ daß man &#x017F;ie noch zu un&#x017F;rer Zeit/ ungeacht ihr<lb/>
Ungrund genung&#x017F;am gezeiget worden/ aus der <hi rendition="#aq">Genealogie</hi> nicht<lb/>
loß werden kan. Es &#x017F;ind nicht die eintzigen vom Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Hau&#x017F;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0143] Hiſtor. medii ævi. Andre Abtheilung. Von der Genealogia medii ævi, und denen groſſen Familien ſelbiger Zeit/ allwo zug leich die rechten Qvellen der Genealogie gezeiget werden. MAn hat beſondre Urſachen/ warumb man bey gegenwaͤrtiger Einleitung die Genealogiſchen Sachen ſo weit voꝛſetzet/ unter welchen eine der wichtigſten iſt/ daß man in der Hiſtoria media ohne Wiſſenſchafft derſelben nichts thun kan. Die Scriptores dieſer Zeit ſind in dieſem Stuͤck ſehr mangel- hafft/ ſie vergeſſen die Familien insgemein/ und iſt es ein ſelt- ſam Wildpraͤt/ wenn man einige derſelben benennet antrifft; ihr ordentlicher Gebrauch iſt/ daß ſie die Fuͤrſtlichen Perſonen ohne Zuſatz des Lands/ welches ſie beherrſchet/ oder ihres Uhr- ſprungs ſchlechthin Conradus Dux, Gero Marchio, Eberhar- dus Comes &c. benennen/ da man denn aus dem Context und andern Umbſtaͤnden die Familie erſt errathen muß/ welches oh- ne viele daher entſtehende Fehler nicht hat geſchehen koͤnnen. Hier- naͤchſt ſind/ inſonderheit im 12ten und 13ten Seculo, da man die Familien mit Unterſchieds-Nahmen zu benennen angefangen hat/ unter denen muͤßigen Moͤnchen viele Fabeln von dem Uhr- ſprung dieſes und jenes groſſen Hauſes erſonnen worden/ damit man denen Groſſen ſchmeicheln und ihrer ambition einige Nah- rung geben moͤchte. Selbige gruͤnden ſich guten theils auff die ertz-fabuloͤſen Scribenten/ Hunibaldum, Galfridum Monu- methenſem und ihres gleichen. Sie ſind aber nach und nach alſo eingewurzelt/ daß man ſie noch zu unſrer Zeit/ ungeacht ihr Ungrund genungſam gezeiget worden/ aus der Genealogie nicht loß werden kan. Es ſind nicht die eintzigen vom Fuͤrſtlichen Hauſ- R 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/143
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/143>, abgerufen am 21.11.2024.