Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite
Einleitung zur
Genealogische Dubia.

Bißher erzehlte Genealogische Träume/ so die gemeinsten
Auctores der Genealogien als den Grund ihres Baues legen/
sind sonnenklahr falsch/ und wiedersprechen sich entweder selbst/
oder tragen doch die Merckmahle ihrer Erdichtung an der Stir-
ne. Nunmehr folgen die Dubia, welche zwar nicht gar zu ver-
werffen/ zuweilen auch einen ziemlichen Schein der Wahrheit
haben/ gleichwohl aber bißhero mit tüchtigen Historischen Grün-
dem noch nicht haben können befestiget werden/ und demnach von
den wahren Grund der Genealogie so lang abzusondern sind/
biß sie zu mehrer Gewißheit gebracht werden.

Die Herleituug der Familie Caroli M. von Merovaei, des
Uhrhebers der Merovingischen Fränckischen Linie/ Bruder/ Al-
berico,
oder wie ihn A drianus Jordan in seiner Critique de l'
origine de la Maison de France
nennet/ Clodione, ist sehr un-
gewiß.

Bucelinus und einige sonst gar geschickte Genealogi führen
die höchsten Deutschen Geschlechter von der Agilolfingischen Fa-
milie her/ welche vor Caroli M. Zeiten Bäyern beherrschet hat.
Ob nun zwar gedachte Agilolfingica familia, in denen Legibus
Bojoaricis
und Diplomatibus nicht unbekannt ist/ so lassen sich
doch diese heutigen Geschlechter mit Historischen Grund von der-
selben nicht herleiten/ und will ich es lieber mit Meibomio hal-
ten/ welcher Tomo III. Rerum Germanicarum p. 193. vermei-
net/ es sey gedachter Stamm mit Hertzog Thassilone von Bäy-
ern ausgegangen.

Nicht weniger ist bißhero unter denen Genealogis bräuchlich
gewesen/ daß man aus dem Geschlecht der alten Elsaßischen Her-
tzoge/ welches etliche mit dem Agilolfingischen confundiren/ die
grösten Geschlechter unsers Deutschlands hergeleitet hat/ in der
Meinung/ man habe hier die rechte Qvelle/ und zwar weit besser
als die Alten getroffen. Jch will hier aus Hieronymo Gebwi-
lero, Hier. Vignerio, Jo. Jac. Chifletio
und Dav. Blondello die
Haupt-Tabelle dieser hypotheseos anführen:

Tab.
Einleitung zur
Genealogiſche Dubia.

Bißher erzehlte Genealogiſche Traͤume/ ſo die gemeinſten
Auctores der Genealogien als den Grund ihres Baues legen/
ſind ſonnenklahr falſch/ und wiederſprechen ſich entweder ſelbſt/
oder tragen doch die Merckmahle ihrer Erdichtung an der Stir-
ne. Nunmehr folgen die Dubia, welche zwar nicht gar zu ver-
werffen/ zuweilen auch einen ziemlichen Schein der Wahrheit
haben/ gleichwohl aber bißhero mit tuͤchtigen Hiſtoriſchen Gruͤn-
dem noch nicht haben koͤnnen befeſtiget werden/ und demnach von
den wahren Grund der Genealogie ſo lang abzuſondern ſind/
biß ſie zu mehrer Gewißheit gebracht werden.

Die Herleituug der Familie Caroli M. von Merovæi, des
Uhrhebers der Merovingiſchen Fraͤnckiſchen Linie/ Bruder/ Al-
berico,
oder wie ihn A drianus Jordan in ſeiner Critique de l’
origine de la Maiſon de France
nennet/ Clodione, iſt ſehr un-
gewiß.

Bucelinus und einige ſonſt gar geſchickte Genealogi fuͤhren
die hoͤchſten Deutſchen Geſchlechter von der Agilolfingiſchen Fa-
milie her/ welche vor Caroli M. Zeiten Baͤyern beherrſchet hat.
Ob nun zwar gedachte Agilolfingica familia, in denen Legibus
Bojoaricis
und Diplomatibus nicht unbekannt iſt/ ſo laſſen ſich
doch dieſe heutigen Geſchlechter mit Hiſtoriſchen Grund von der-
ſelben nicht herleiten/ und will ich es lieber mit Meibomio hal-
ten/ welcher Tomo III. Rerum Germanicarum p. 193. vermei-
net/ es ſey gedachter Stamm mit Hertzog Thaſſilone von Baͤy-
ern ausgegangen.

Nicht weniger iſt bißhero unter denen Genealogis braͤuchlich
geweſen/ daß man aus dem Geſchlecht der alten Elſaßiſchen Her-
tzoge/ welches etliche mit dem Agilolfingiſchen confundiren/ die
groͤſten Geſchlechter unſers Deutſchlands hergeleitet hat/ in der
Meinung/ man habe hier die rechte Qvelle/ und zwar weit beſſer
als die Alten getroffen. Jch will hier aus Hieronymo Gebwi-
lero, Hier. Vignerio, Jo. Jac. Chifletio
und Dav. Blondello die
Haupt-Tabelle dieſer hypotheſeos anfuͤhren:

Tab.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0148" n="138"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einleitung zur</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">Genealogi</hi> <hi rendition="#b">&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Dubia.</hi> </head><lb/>
            <p>Bißher erzehlte <hi rendition="#aq">Genealogi</hi>&#x017F;che Tra&#x0364;ume/ &#x017F;o die gemein&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">Auctores</hi> der <hi rendition="#aq">Genealogi</hi>en als den Grund ihres Baues legen/<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;onnenklahr fal&#x017F;ch/ und wieder&#x017F;prechen &#x017F;ich entweder &#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
oder tragen doch die Merckmahle ihrer Erdichtung an der Stir-<lb/>
ne. Nunmehr folgen die <hi rendition="#aq">Dubia,</hi> welche zwar nicht gar zu ver-<lb/>
werffen/ zuweilen auch einen ziemlichen Schein der Wahrheit<lb/>
haben/ gleichwohl aber bißhero mit tu&#x0364;chtigen Hi&#x017F;tori&#x017F;chen Gru&#x0364;n-<lb/>
dem noch nicht haben ko&#x0364;nnen befe&#x017F;tiget werden/ und demnach von<lb/>
den wahren Grund der <hi rendition="#aq">Genealogie</hi> &#x017F;o lang abzu&#x017F;ondern &#x017F;ind/<lb/>
biß &#x017F;ie zu mehrer Gewißheit gebracht werden.</p><lb/>
            <p>Die Herleituug der <hi rendition="#aq">Familie Caroli M.</hi> von <hi rendition="#aq">Merovæi,</hi> des<lb/>
Uhrhebers der Merovingi&#x017F;chen Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen Linie/ Bruder/ <hi rendition="#aq">Al-<lb/>
berico,</hi> oder wie ihn <hi rendition="#aq">A drianus Jordan</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Critique de l&#x2019;<lb/>
origine de la Mai&#x017F;on de France</hi> nennet/ <hi rendition="#aq">Clodione,</hi> i&#x017F;t &#x017F;ehr un-<lb/>
gewiß.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Bucelinus</hi> und einige &#x017F;on&#x017F;t gar ge&#x017F;chickte <hi rendition="#aq">Genealogi</hi> fu&#x0364;hren<lb/>
die ho&#x0364;ch&#x017F;ten Deut&#x017F;chen Ge&#x017F;chlechter von der <hi rendition="#aq">Agilolfingi</hi>&#x017F;chen Fa-<lb/>
milie her/ welche vor <hi rendition="#aq">Caroli M.</hi> Zeiten Ba&#x0364;yern beherr&#x017F;chet hat.<lb/>
Ob nun zwar gedachte <hi rendition="#aq">Agilolfingica familia,</hi> in denen <hi rendition="#aq">Legibus<lb/>
Bojoaricis</hi> und <hi rendition="#aq">Diplomatibus</hi> nicht unbekannt i&#x017F;t/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
doch die&#x017F;e heutigen Ge&#x017F;chlechter mit Hi&#x017F;tori&#x017F;chen Grund von der-<lb/>
&#x017F;elben nicht herleiten/ und will ich es lieber mit <hi rendition="#aq">Meibomio</hi> hal-<lb/>
ten/ welcher <hi rendition="#aq">Tomo III. Rerum Germanicarum p.</hi> 193. vermei-<lb/>
net/ es &#x017F;ey gedachter Stamm mit Hertzog <hi rendition="#aq">Tha&#x017F;&#x017F;ilone</hi> von Ba&#x0364;y-<lb/>
ern ausgegangen.</p><lb/>
            <p>Nicht weniger i&#x017F;t bißhero unter denen <hi rendition="#aq">Genealogis</hi> bra&#x0364;uchlich<lb/>
gewe&#x017F;en/ daß man aus dem Ge&#x017F;chlecht der alten El&#x017F;aßi&#x017F;chen Her-<lb/>
tzoge/ welches etliche mit dem Agilolfingi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">confundir</hi>en/ die<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ten Ge&#x017F;chlechter un&#x017F;ers Deut&#x017F;chlands hergeleitet hat/ in der<lb/>
Meinung/ man habe hier die rechte Qvelle/ und zwar weit be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
als die Alten getroffen. Jch will hier aus <hi rendition="#aq">Hieronymo Gebwi-<lb/>
lero, Hier. Vignerio, Jo. Jac. Chifletio</hi> und <hi rendition="#aq">Dav. Blondello</hi> die<lb/>
Haupt-Tabelle die&#x017F;er <hi rendition="#aq">hypothe&#x017F;eos</hi> anfu&#x0364;hren:</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Tab.</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0148] Einleitung zur Genealogiſche Dubia. Bißher erzehlte Genealogiſche Traͤume/ ſo die gemeinſten Auctores der Genealogien als den Grund ihres Baues legen/ ſind ſonnenklahr falſch/ und wiederſprechen ſich entweder ſelbſt/ oder tragen doch die Merckmahle ihrer Erdichtung an der Stir- ne. Nunmehr folgen die Dubia, welche zwar nicht gar zu ver- werffen/ zuweilen auch einen ziemlichen Schein der Wahrheit haben/ gleichwohl aber bißhero mit tuͤchtigen Hiſtoriſchen Gruͤn- dem noch nicht haben koͤnnen befeſtiget werden/ und demnach von den wahren Grund der Genealogie ſo lang abzuſondern ſind/ biß ſie zu mehrer Gewißheit gebracht werden. Die Herleituug der Familie Caroli M. von Merovæi, des Uhrhebers der Merovingiſchen Fraͤnckiſchen Linie/ Bruder/ Al- berico, oder wie ihn A drianus Jordan in ſeiner Critique de l’ origine de la Maiſon de France nennet/ Clodione, iſt ſehr un- gewiß. Bucelinus und einige ſonſt gar geſchickte Genealogi fuͤhren die hoͤchſten Deutſchen Geſchlechter von der Agilolfingiſchen Fa- milie her/ welche vor Caroli M. Zeiten Baͤyern beherrſchet hat. Ob nun zwar gedachte Agilolfingica familia, in denen Legibus Bojoaricis und Diplomatibus nicht unbekannt iſt/ ſo laſſen ſich doch dieſe heutigen Geſchlechter mit Hiſtoriſchen Grund von der- ſelben nicht herleiten/ und will ich es lieber mit Meibomio hal- ten/ welcher Tomo III. Rerum Germanicarum p. 193. vermei- net/ es ſey gedachter Stamm mit Hertzog Thaſſilone von Baͤy- ern ausgegangen. Nicht weniger iſt bißhero unter denen Genealogis braͤuchlich geweſen/ daß man aus dem Geſchlecht der alten Elſaßiſchen Her- tzoge/ welches etliche mit dem Agilolfingiſchen confundiren/ die groͤſten Geſchlechter unſers Deutſchlands hergeleitet hat/ in der Meinung/ man habe hier die rechte Qvelle/ und zwar weit beſſer als die Alten getroffen. Jch will hier aus Hieronymo Gebwi- lero, Hier. Vignerio, Jo. Jac. Chifletio und Dav. Blondello die Haupt-Tabelle dieſer hypotheſeos anfuͤhren: Tab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/148
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/148>, abgerufen am 21.11.2024.