Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Huren-Regiment.

gantzen Königreich keinen Praelaten/ der die Kirchen-Gesetze ver-
stünde/ angetroffen/ in der Meinung/ es solte der Pabst der
Menge weichen/ und vor dieses mahl ungleich gerade seyn lassen;
Allein es wolte hierzu nicht gedeyen: Der Pabst ließ A. 865.Syn. Rom.
Tom. VIII.
Conc. ed. Pa-
ris.
Sigonius L.
V. p. 127.
Sigonius p.
128.
ein Concilium zu Rom versammlen/ in welchen obiges alles
vernichtet/ und die Legaten so wohl als die beyden Ertzbischöffe
ihrer Ehren entsetzet wurden: Hingegen wurde ein ansehnlicher
Praelat, Arsenius, in das Lotharische Reich gesendet/ die Sache
gehöriger massen vorzunehmen/ welcher den König/ da er sich
durchaus nicht wolte weisen lassen/ An. 866. in Bann that/ und
die angemaßte Königin Waldrade vor das Römische Ehe-Ge-
richt forderte. Er war aber kaum aus dem Lande/ so ließ Lotha-
rius seine verstossene Gemahlin abwesend nachmahls verdam-
men/ erbote sich auch vor aller Welt/ nach Fränckischen alten
Gebrauch durch einen Zweykampff auszuführen/ daß ihr hiermit
nicht zu viel geschehe. Die gute Thietburg nahm endlich ihre
Zuflucht abermahls zu König Carlen in West-Franckreich/ wel-
cher ihr Wort bey den Pabst ernstlich redete/ und es dahin brach-
te/ daß Waldrade am Lichtmeß-Fest A. 767. zu Rom in BannSigon. p. 130.
gethan wurde. Endlich wurde König Lotharius auff vieles un-
fruchtbahres Ermahnen so müde/ daß er A. 868. Beßerung ver-
sprach/ und bey dem neuen Pabst Adriano umb die Absolution
anhielt: Ja er kam A. 869. selbst nach Rom/ erlangte dieselbe/
und genoß mit seinen Leuten das heil. Abendmahl darauff/ daß er
sich der Waldrade gäntzlich entschlagen wolte. Da er es aber
bey seiner Rückkunfft nicht besser gemacht/ hat ihn die Hand
Gottes An. 870. plötzlich abgefordert/ und dieser Sache/ so da-Frising. Lib.
VI. cap. 4.
mahls in gantz Europa ein grosses Auffsehen erregte/ ein Ende ge-
macht/ welche wir/ weil sie mit unsern künfftigen Dingen eine gros-
se Gleichheit hat/ etwas ausführlicher haben anführen wollen.
Das Lotharische Reich fiel durch diesen Hintritt auff kurtze Zeit
an des verstorbenen Bruder/ Käyser Ludwigen den andern/ wie-
wol dieser/ Streit zu vermeiden/ König Carln in West-Franck.

reich

A 3

Huren-Regiment.

gantzen Koͤnigreich keinen Prælaten/ der die Kirchen-Geſetze ver-
ſtuͤnde/ angetroffen/ in der Meinung/ es ſolte der Pabſt der
Menge weichen/ und vor dieſes mahl ungleich gerade ſeyn laſſen;
Allein es wolte hierzu nicht gedeyen: Der Pabſt ließ A. 865.Syn. Rom.
Tom. VIII.
Conc. ed. Pa-
riſ.
Sigonius L.
V. p. 127.
Sigonius p.
128.
ein Concilium zu Rom verſammlen/ in welchen obiges alles
vernichtet/ und die Legaten ſo wohl als die beyden Ertzbiſchoͤffe
ihrer Ehren entſetzet wurden: Hingegen wurde ein anſehnlicher
Prælat, Arſenius, in das Lothariſche Reich geſendet/ die Sache
gehoͤriger maſſen vorzunehmen/ welcher den Koͤnig/ da er ſich
durchaus nicht wolte weiſen laſſen/ An. 866. in Bann that/ und
die angemaßte Koͤnigin Waldrade vor das Roͤmiſche Ehe-Ge-
richt forderte. Er war aber kaum aus dem Lande/ ſo ließ Lotha-
rius ſeine verſtoſſene Gemahlin abweſend nachmahls verdam-
men/ erbote ſich auch vor aller Welt/ nach Fraͤnckiſchen alten
Gebrauch durch einen Zweykampff auszufuͤhren/ daß ihr hiermit
nicht zu viel geſchehe. Die gute Thietburg nahm endlich ihre
Zuflucht abermahls zu Koͤnig Carlen in Weſt-Franckreich/ wel-
cher ihr Wort bey den Pabſt ernſtlich redete/ und es dahin brach-
te/ daß Waldrade am Lichtmeß-Feſt A. 767. zu Rom in BannSigon. p. 130.
gethan wurde. Endlich wurde Koͤnig Lotharius auff vieles un-
fruchtbahres Ermahnen ſo muͤde/ daß er A. 868. Beßerung ver-
ſprach/ und bey dem neuen Pabſt Adriano umb die Abſolution
anhielt: Ja er kam A. 869. ſelbſt nach Rom/ erlangte dieſelbe/
und genoß mit ſeinen Leuten das heil. Abendmahl darauff/ daß er
ſich der Waldrade gaͤntzlich entſchlagen wolte. Da er es aber
bey ſeiner Ruͤckkunfft nicht beſſer gemacht/ hat ihn die Hand
Gottes An. 870. ploͤtzlich abgefordert/ und dieſer Sache/ ſo da-Friſing. Lib.
VI. cap. 4.
mahls in gantz Europa ein groſſes Auffſehen erregte/ ein Ende ge-
macht/ welche wir/ weil ſie mit unſern kuͤnfftigen Dingẽ eine groſ-
ſe Gleichheit hat/ etwas ausfuͤhrlicher haben anfuͤhren wollen.
Das Lothariſche Reich fiel durch dieſen Hintritt auff kurtze Zeit
an des verſtorbenen Bruder/ Kaͤyſer Ludwigen den andern/ wie-
wol dieſer/ Streit zu vermeiden/ Koͤnig Carln in Weſt-Franck.

reich

A 3

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0015" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Huren-Regiment.</hi></fw><lb/>
gantzen Ko&#x0364;nigreich keinen <hi rendition="#aq">Prælat</hi>en/ der die Kirchen-Ge&#x017F;etze ver-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;nde/ angetroffen/ in der Meinung/ es &#x017F;olte der Pab&#x017F;t der<lb/>
Menge weichen/ und vor die&#x017F;es mahl ungleich gerade &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
Allein es wolte hierzu nicht gedeyen: Der Pab&#x017F;t ließ A. 865.<note place="right"><hi rendition="#aq">Syn. Rom.<lb/>
Tom. VIII.<lb/><hi rendition="#i">C</hi>onc. ed. Pa-<lb/>
ri&#x017F;.<lb/>
Sigonius L.<lb/>
V. p. 127.<lb/>
Sigonius p.</hi><lb/>
128.</note><lb/>
ein <hi rendition="#aq">Concilium</hi> zu Rom ver&#x017F;ammlen/ in welchen obiges alles<lb/>
vernichtet/ und die <hi rendition="#aq">Legat</hi>en &#x017F;o wohl als die beyden Ertzbi&#x017F;cho&#x0364;ffe<lb/>
ihrer Ehren ent&#x017F;etzet wurden: Hingegen wurde ein an&#x017F;ehnlicher<lb/><hi rendition="#aq">Prælat, Ar&#x017F;enius,</hi> in das Lothari&#x017F;che Reich ge&#x017F;endet/ die Sache<lb/>
geho&#x0364;riger ma&#x017F;&#x017F;en vorzunehmen/ welcher den Ko&#x0364;nig/ da er &#x017F;ich<lb/>
durchaus nicht wolte wei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ An. 866. in Bann that/ und<lb/>
die angemaßte Ko&#x0364;nigin Waldrade vor das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ehe-Ge-<lb/>
richt forderte. Er war aber kaum aus dem Lande/ &#x017F;o ließ <hi rendition="#aq">Lotha-<lb/>
rius</hi> &#x017F;eine ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ene Gemahlin abwe&#x017F;end nachmahls verdam-<lb/>
men/ erbote &#x017F;ich auch vor aller Welt/ nach Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen alten<lb/>
Gebrauch durch einen Zweykampff auszufu&#x0364;hren/ daß ihr hiermit<lb/>
nicht zu viel ge&#x017F;chehe. Die gute Thietburg nahm endlich ihre<lb/>
Zuflucht abermahls zu Ko&#x0364;nig Carlen in We&#x017F;t-Franckreich/ wel-<lb/>
cher ihr Wort bey den Pab&#x017F;t ern&#x017F;tlich redete/ und es dahin brach-<lb/>
te/ daß Waldrade am Lichtmeß-Fe&#x017F;t A. 767. zu Rom in Bann<note place="right"><hi rendition="#aq">Sigon. p.</hi> 130.</note><lb/>
gethan wurde. Endlich wurde Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Lotharius</hi> auff vieles un-<lb/>
fruchtbahres Ermahnen &#x017F;o mu&#x0364;de/ daß er <hi rendition="#aq">A.</hi> 868. Beßerung ver-<lb/>
&#x017F;prach/ und bey dem neuen Pab&#x017F;t <hi rendition="#aq">Adriano</hi> umb die <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;olution</hi><lb/>
anhielt: Ja er kam <hi rendition="#aq">A.</hi> 869. &#x017F;elb&#x017F;t nach Rom/ erlangte die&#x017F;elbe/<lb/>
und genoß mit &#x017F;einen Leuten das heil. Abendmahl darauff/ daß er<lb/>
&#x017F;ich der Waldrade ga&#x0364;ntzlich ent&#x017F;chlagen wolte. Da er es aber<lb/>
bey &#x017F;einer Ru&#x0364;ckkunfft nicht be&#x017F;&#x017F;er gemacht/ hat ihn die Hand<lb/>
Gottes <hi rendition="#aq">An.</hi> 870. plo&#x0364;tzlich abgefordert/ und die&#x017F;er Sache/ &#x017F;o da-<note place="right"><hi rendition="#aq">Fri&#x017F;ing. Lib.<lb/>
VI. cap.</hi> 4.</note><lb/>
mahls in gantz Europa ein gro&#x017F;&#x017F;es Auff&#x017F;ehen erregte/ ein Ende ge-<lb/>
macht/ welche wir/ weil &#x017F;ie mit un&#x017F;ern ku&#x0364;nfftigen Ding&#x1EBD; eine gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Gleichheit hat/ etwas ausfu&#x0364;hrlicher haben anfu&#x0364;hren wollen.<lb/>
Das Lothari&#x017F;che Reich fiel durch die&#x017F;en Hintritt auff kurtze Zeit<lb/>
an des ver&#x017F;torbenen Bruder/ Ka&#x0364;y&#x017F;er Ludwigen den andern/ wie-<lb/>
wol die&#x017F;er/ Streit zu vermeiden/ Ko&#x0364;nig Carln in We&#x017F;t-Franck.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">reich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[5/0015] Huren-Regiment. gantzen Koͤnigreich keinen Prælaten/ der die Kirchen-Geſetze ver- ſtuͤnde/ angetroffen/ in der Meinung/ es ſolte der Pabſt der Menge weichen/ und vor dieſes mahl ungleich gerade ſeyn laſſen; Allein es wolte hierzu nicht gedeyen: Der Pabſt ließ A. 865. ein Concilium zu Rom verſammlen/ in welchen obiges alles vernichtet/ und die Legaten ſo wohl als die beyden Ertzbiſchoͤffe ihrer Ehren entſetzet wurden: Hingegen wurde ein anſehnlicher Prælat, Arſenius, in das Lothariſche Reich geſendet/ die Sache gehoͤriger maſſen vorzunehmen/ welcher den Koͤnig/ da er ſich durchaus nicht wolte weiſen laſſen/ An. 866. in Bann that/ und die angemaßte Koͤnigin Waldrade vor das Roͤmiſche Ehe-Ge- richt forderte. Er war aber kaum aus dem Lande/ ſo ließ Lotha- rius ſeine verſtoſſene Gemahlin abweſend nachmahls verdam- men/ erbote ſich auch vor aller Welt/ nach Fraͤnckiſchen alten Gebrauch durch einen Zweykampff auszufuͤhren/ daß ihr hiermit nicht zu viel geſchehe. Die gute Thietburg nahm endlich ihre Zuflucht abermahls zu Koͤnig Carlen in Weſt-Franckreich/ wel- cher ihr Wort bey den Pabſt ernſtlich redete/ und es dahin brach- te/ daß Waldrade am Lichtmeß-Feſt A. 767. zu Rom in Bann gethan wurde. Endlich wurde Koͤnig Lotharius auff vieles un- fruchtbahres Ermahnen ſo muͤde/ daß er A. 868. Beßerung ver- ſprach/ und bey dem neuen Pabſt Adriano umb die Abſolution anhielt: Ja er kam A. 869. ſelbſt nach Rom/ erlangte dieſelbe/ und genoß mit ſeinen Leuten das heil. Abendmahl darauff/ daß er ſich der Waldrade gaͤntzlich entſchlagen wolte. Da er es aber bey ſeiner Ruͤckkunfft nicht beſſer gemacht/ hat ihn die Hand Gottes An. 870. ploͤtzlich abgefordert/ und dieſer Sache/ ſo da- mahls in gantz Europa ein groſſes Auffſehen erregte/ ein Ende ge- macht/ welche wir/ weil ſie mit unſern kuͤnfftigen Dingẽ eine groſ- ſe Gleichheit hat/ etwas ausfuͤhrlicher haben anfuͤhren wollen. Das Lothariſche Reich fiel durch dieſen Hintritt auff kurtze Zeit an des verſtorbenen Bruder/ Kaͤyſer Ludwigen den andern/ wie- wol dieſer/ Streit zu vermeiden/ Koͤnig Carln in Weſt-Franck. reich Syn. Rom. Tom. VIII. Conc. ed. Pa- riſ. Sigonius L. V. p. 127. Sigonius p. 128. Sigon. p. 130. Friſing. Lib. VI. cap. 4. A 3

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/15
Zitationshilfe:	Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/15>, abgerufen am 21.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.