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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
fiel und verursachte/ daß die Käyser-Würde so bald nicht ersetzet
A. 878.
Regino. Ann.
Fuld. Met.
Bertin. ad h.
a. Aimoinus
Lib. V. c. 37.
Vinc. Bello-
vac. Spec. c
44. Platina
p. 111. 112. Sig.
L. V. p. 131.
Jo. Marius
de Schism.
Part. III. c.
2.
wurde. Es kam endlich dahin/ daß Lambert und Adelbert mit
gewaffneter Hand nach Rom kamen/ den Pabst Johannem, der
Ludwigen dem Stammler sehr geneigt war/ mit Beyhülffe For-
mosi, Marini
und ihrer übrigen Rottgesellen in einem großen
Tumult gefangen nahmen/ und das Volck zu Rom nöthigten Kö-
nig Carlomannen zu huldigen. So bald aber der Pabst seine Frey-
heit hatte/ brachte er den gantzen Schatz der Römischen Kirche in
Sicherheit/ that die gantze Tusculanische Partey in Bann/ und
begab sich mit Beyhülffe Bosonis aus Provence in West-
Franckreich/ kröhnte zu Troyes Ludwigen den Stammler zum
Käyser/ und vergnügte sich/ daß man ihn daselbst ziemliche Ehre
erzeigte/ und in allerhand Dingen die freye Hand ließ; Gleich-
wohl aber haben viele Scribenten diesen Herren nicht unter die
Käyser gerechnet/ wie er denn auch in seinem angeerbten Reich
nicht groß geachtet wurde.

An. 879.
X.

Dazumahl nahm die Unordnung aller Orten sichtbarlich
zu. Boso in Provence nahm mit Einwilligung der Bischöffe
und übrigen Stände den Königs-Titul/ als ein Käyserlicher Ey-
dam/ völlig an/ und ließ sich mit prächtigen Ceremonien kröhnen.
Die Römer/ als ihnen die Saracenen über den Halß kamen/
(welche damahls Jtalien jämmerlich verhehreten) musten ihren
Pabst Johannem endlich auch wieder annehmen/ und Gott for-
derte Ludwigen den Stammler durch den Todt ab. Der neue
König Boso ergriff diese Gelegenheit mit beyden Händen/ und
mischte die Sache mit Theodorico, den vornehmsten Staats-
Diener des Verstorbenen/ also/ daß er in Ruhe blieb/ und die
beyden unmündigen Söhne Ludwigs des Stammlers/ Ludwig
Regino ad
h. a.
und Carlomann/ so er mit Ansgarden gezeuget/ und also vor un-
ehlich geachtet wurden/ zugleich zu Königen gekröhnet wurden;
und weil König Ludwig in Ost-Francken sich darein mischen
wolte/ gab man ihm zur Befriedigung den Uberrest des Lothari-
schen Reiches. Die beyden Brüder in West-Franckreich theil-
len sich also/ daß Ludwig Neustrien und Carlomann Aquitanien

über-

Roͤmiſches
fiel und verurſachte/ daß die Kaͤyſer-Wuͤrde ſo bald nicht erſetzet
A. 878.
Regino. Ann.
Fuld. Met.
Bertin. ad h.
a. Aimoinus
Lib. V. c. 37.
Vinc. Bello-
vac. Spec. c
44. Platina
p. 111. 112. Sig.
L. V. p. 131.
Jo. Marius
de Schiſm.
Part. III. c.
2.
wurde. Es kam endlich dahin/ daß Lambert und Adelbert mit
gewaffneter Hand nach Rom kamen/ den Pabſt Johannem, der
Ludwigen dem Stammler ſehr geneigt war/ mit Beyhuͤlffe For-
moſi, Marini
und ihrer uͤbrigen Rottgeſellen in einem großen
Tumult gefangen nahmen/ und das Volck zu Rom noͤthigten Koͤ-
nig Carlomannen zu huldigẽ. So bald aber der Pabſt ſeine Frey-
heit hatte/ brachte er den gantzen Schatz der Roͤmiſchen Kirche in
Sicherheit/ that die gantze Tuſculaniſche Partey in Bann/ und
begab ſich mit Beyhuͤlffe Boſonis aus Provence in Weſt-
Franckreich/ kroͤhnte zu Troyes Ludwigen den Stammler zum
Kaͤyſer/ und vergnuͤgte ſich/ daß man ihn daſelbſt ziemliche Ehre
erzeigte/ und in allerhand Dingen die freye Hand ließ; Gleich-
wohl aber haben viele Scribenten dieſen Herren nicht unter die
Kaͤyſer gerechnet/ wie er denn auch in ſeinem angeerbten Reich
nicht groß geachtet wurde.

An. 879.
X.

Dazumahl nahm die Unordnung aller Orten ſichtbarlich
zu. Boſo in Provence nahm mit Einwilligung der Biſchoͤffe
und uͤbrigen Staͤnde den Koͤnigs-Titul/ als ein Kaͤyſerlicher Ey-
dam/ voͤllig an/ und ließ ſich mit praͤchtigen Ceremonien kroͤhnen.
Die Roͤmer/ als ihnen die Saracenen uͤber den Halß kamen/
(welche damahls Jtalien jaͤmmerlich verhehreten) muſten ihren
Pabſt Johannem endlich auch wieder annehmen/ und Gott for-
derte Ludwigen den Stam̃ler durch den Todt ab. Der neue
Koͤnig Boſo ergriff dieſe Gelegenheit mit beyden Haͤnden/ und
miſchte die Sache mit Theodorico, den vornehmſten Staats-
Diener des Verſtorbenen/ alſo/ daß er in Ruhe blieb/ und die
beyden unmuͤndigen Soͤhne Ludwigs des Stammlers/ Ludwig
Regino ad
h. a.
und Carlomann/ ſo er mit Ansgarden gezeuget/ und alſo vor un-
ehlich geachtet wurden/ zugleich zu Koͤnigen gekroͤhnet wurden;
und weil Koͤnig Ludwig in Oſt-Francken ſich darein miſchen
wolte/ gab man ihm zur Befriedigung den Uberreſt des Lothari-
ſchen Reiches. Die beyden Bruͤder in Weſt-Franckreich theil-
len ſich alſo/ daß Ludwig Neuſtrien und Carlomann Aquitanien

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[12/0022] Roͤmiſches fiel und verurſachte/ daß die Kaͤyſer-Wuͤrde ſo bald nicht erſetzet wurde. Es kam endlich dahin/ daß Lambert und Adelbert mit gewaffneter Hand nach Rom kamen/ den Pabſt Johannem, der Ludwigen dem Stammler ſehr geneigt war/ mit Beyhuͤlffe For- moſi, Marini und ihrer uͤbrigen Rottgeſellen in einem großen Tumult gefangen nahmen/ und das Volck zu Rom noͤthigten Koͤ- nig Carlomannen zu huldigẽ. So bald aber der Pabſt ſeine Frey- heit hatte/ brachte er den gantzen Schatz der Roͤmiſchen Kirche in Sicherheit/ that die gantze Tuſculaniſche Partey in Bann/ und begab ſich mit Beyhuͤlffe Boſonis aus Provence in Weſt- Franckreich/ kroͤhnte zu Troyes Ludwigen den Stammler zum Kaͤyſer/ und vergnuͤgte ſich/ daß man ihn daſelbſt ziemliche Ehre erzeigte/ und in allerhand Dingen die freye Hand ließ; Gleich- wohl aber haben viele Scribenten dieſen Herren nicht unter die Kaͤyſer gerechnet/ wie er denn auch in ſeinem angeerbten Reich nicht groß geachtet wurde. A. 878. Regino. Ann. Fuld. Met. Bertin. ad h. a. Aimoinus Lib. V. c. 37. Vinc. Bello- vac. Spec. c 44. Platina p. 111. 112. Sig. L. V. p. 131. Jo. Marius de Schiſm. Part. III. c. 2. X. Dazumahl nahm die Unordnung aller Orten ſichtbarlich zu. Boſo in Provence nahm mit Einwilligung der Biſchoͤffe und uͤbrigen Staͤnde den Koͤnigs-Titul/ als ein Kaͤyſerlicher Ey- dam/ voͤllig an/ und ließ ſich mit praͤchtigen Ceremonien kroͤhnen. Die Roͤmer/ als ihnen die Saracenen uͤber den Halß kamen/ (welche damahls Jtalien jaͤmmerlich verhehreten) muſten ihren Pabſt Johannem endlich auch wieder annehmen/ und Gott for- derte Ludwigen den Stam̃ler durch den Todt ab. Der neue Koͤnig Boſo ergriff dieſe Gelegenheit mit beyden Haͤnden/ und miſchte die Sache mit Theodorico, den vornehmſten Staats- Diener des Verſtorbenen/ alſo/ daß er in Ruhe blieb/ und die beyden unmuͤndigen Soͤhne Ludwigs des Stammlers/ Ludwig und Carlomann/ ſo er mit Ansgarden gezeuget/ und alſo vor un- ehlich geachtet wurden/ zugleich zu Koͤnigen gekroͤhnet wurden; und weil Koͤnig Ludwig in Oſt-Francken ſich darein miſchen wolte/ gab man ihm zur Befriedigung den Uberreſt des Lothari- ſchen Reiches. Die beyden Bruͤder in Weſt-Franckreich theil- len ſich alſo/ daß Ludwig Neuſtrien und Carlomann Aquitanien uͤber- Regino ad h. a.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/22>, abgerufen am 21.11.2024.