Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Einleitung zur velun bey Havelberg/ Frizaci bey Frisack/ Morassow oderScholeve bey Jerichau, Mocreni bey Möckern. Die ältesten Oerter/ so die Deutschen alhier erbauet/ waren Brandeburg/ Havelberg und Tangeramunda. Uber diese waren die Ukrani, jetzo Ucker-Märcker gelegen/ und weiter Westwerts die Priza- ni, jetzo Prignitz-Märcker/ und über der Elbe neben ihnen Seri- modi, jetzo die alte Marck/ welche auch Balsamorum Regio ge- nennet wird/ allwo sonderlich Stendal von denen Scriptoribus bemercket wird. Herunter gegen Mittag zu neben Nord-Thü- ringen funden sich die Sorabi oder Sorben/ welche zwischen der Saale/ Milde und Elbe/ biß über die letzte hinaus sich gelagert hatten/ ingleichen die Daleminci, so an Sud-Thüringen sties- sen. Ostwerts finden sich viel Pagi, die man vielleicht unter dem allgemeinen Nahmen Luzici begreiffen könnte/ als der Pa- gus, Selpoli, Sile, Luzici, Diedesisi, Milska, und Budisin. Die Czechi breiteten sich durch gantz Böhmen aus/ und wur- den auch damahls mit dem Nahmen Behem, von dem alten Bojohaemo, benennet/ alwo Praga der Haubt-Ort war/ und wei- ter Ostwerts die Marahi, jetzo Mähren/ welche wieder an die Polanos stiessen. Weiter hinaus nach Osten war alles mit de- nen Ruzis oder Reussen erfüllet/ derer Land/ weil es die Griechi- sche Religion und eines Theils auch die Sprache annahm/ von Adamo Bremensi, Helmodo und fast allen Nordischen Scri- benten des medii aevi Graecia genennet. Vid. Bangertus ad Helmodum p. 3. Jn der letzten hier angefügten Land-Charte sind die Ober- und
Einleitung zur velun bey Havelberg/ Frizaci bey Friſack/ Moraſſow oderScholeve bey Jerichau, Mocreni bey Moͤckern. Die aͤlteſten Oerter/ ſo die Deutſchen alhier erbauet/ waren Brandeburg/ Havelberg und Tangeramunda. Uber dieſe waren die Ukrani, jetzo Ucker-Maͤrcker gelegen/ und weiter Weſtwerts die Priza- ni, jetzo Prignitz-Maͤrcker/ und uͤber der Elbe neben ihnen Seri- modi, jetzo die alte Marck/ welche auch Balſamorum Regio ge- nennet wird/ allwo ſonderlich Stendal von denen Scriptoribus bemercket wird. Herunter gegen Mittag zu neben Nord-Thuͤ- ringen funden ſich die Sorabi oder Sorben/ welche zwiſchen der Saale/ Milde und Elbe/ biß uͤber die letzte hinaus ſich gelagert hatten/ ingleichen die Daleminci, ſo an Sud-Thuͤringen ſtieſ- ſen. Oſtwerts finden ſich viel Pagi, die man vielleicht unter dem allgemeinen Nahmen Luzici begreiffen koͤnnte/ als der Pa- gus, Selpoli, Sile, Luzici, Diedeſiſi, Milska, und Budiſin. Die Czechi breiteten ſich durch gantz Boͤhmen aus/ und wur- den auch damahls mit dem Nahmen Behem, von dem alten Bojohæmo, benennet/ alwo Praga der Haubt-Ort war/ und wei- ter Oſtwerts die Marahi, jetzo Maͤhren/ welche wieder an die Polanos ſtieſſen. Weiter hinaus nach Oſten war alles mit de- nen Ruzis oder Reuſſen erfuͤllet/ derer Land/ weil es die Griechi- ſche Religion und eines Theils auch die Sprache annahm/ von Adamo Bremenſi, Helmodo und faſt allen Nordiſchen Scri- benten des medii ævi Græcia genennet. Vid. Bangertus ad Helmodum p. 3. Jn der letzten hier angefuͤgten Land-Charte ſind die Ober- und
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Einleitung zur
velun bey Havelberg/ Frizaci bey Friſack/ Moraſſow oder
Scholeve bey Jerichau, Mocreni bey Moͤckern. Die aͤlteſten
Oerter/ ſo die Deutſchen alhier erbauet/ waren Brandeburg/
Havelberg und Tangeramunda. Uber dieſe waren die Ukrani,
jetzo Ucker-Maͤrcker gelegen/ und weiter Weſtwerts die Priza-
ni, jetzo Prignitz-Maͤrcker/ und uͤber der Elbe neben ihnen Seri-
modi, jetzo die alte Marck/ welche auch Balſamorum Regio ge-
nennet wird/ allwo ſonderlich Stendal von denen Scriptoribus
bemercket wird. Herunter gegen Mittag zu neben Nord-Thuͤ-
ringen funden ſich die Sorabi oder Sorben/ welche zwiſchen der
Saale/ Milde und Elbe/ biß uͤber die letzte hinaus ſich gelagert
hatten/ ingleichen die Daleminci, ſo an Sud-Thuͤringen ſtieſ-
ſen. Oſtwerts finden ſich viel Pagi, die man vielleicht unter dem
allgemeinen Nahmen Luzici begreiffen koͤnnte/ als der Pa-
gus, Selpoli, Sile, Luzici, Diedeſiſi, Milska, und Budiſin.
Die Czechi breiteten ſich durch gantz Boͤhmen aus/ und wur-
den auch damahls mit dem Nahmen Behem, von dem alten
Bojohæmo, benennet/ alwo Praga der Haubt-Ort war/ und wei-
ter Oſtwerts die Marahi, jetzo Maͤhren/ welche wieder an die
Polanos ſtieſſen. Weiter hinaus nach Oſten war alles mit de-
nen Ruzis oder Reuſſen erfuͤllet/ derer Land/ weil es die Griechi-
ſche Religion und eines Theils auch die Sprache annahm/ von
Adamo Bremenſi, Helmodo und faſt allen Nordiſchen Scri-
benten des medii ævi Græcia genennet. Vid. Bangertus ad
Helmodum p. 3.
Jn der letzten hier angefuͤgten Land-Charte ſind die Ober-
Saͤchſiſchen Laͤnder nach dem Zuſtand des medii ævi abſon-
derlich vorgeſtellet/ welche denn auch etwas genauer ſollen be-
trachtet werden. Das Land der Soraborum, oder Sorben/
iſt das erſte/ das ſich alhier zeiget/ und von dem Zuſammenfluß
der Bode und Sale ſuͤdlich biß an den Pagum Chutici, von der
Sale oͤſtlich biß uͤber die Elbe gehet. Die Sorben ſelbſt/ wel-
che Ado Viennenſis Suurbos nennet/ ſind eine von denen aͤlte-
ſten vom 7den Seculo her bekannten Slaviſchen Nationen/
und
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