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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Histor. medii aevi.
und solte man muthmassen/ daß diejenigen/ so Servien den Nah-
men gegeben/ und es besetzet/ eines Uhrsprungs mit ihnen wären/
wie denn dieses Land auch Sirbien genennet wird. Helmoldus
zehlet sie Lib. I. Chron. Slavorum cap. 1. unter die grossen Sla-
vischen Völcker und berichtet cap. 7 von ihnen/ daß da sie sonsten
dem Deutschen Reich gehorsamet/ sie unter Ludovici Junioris
Herrschafft zum Anfang des 10den Seculi abgefallen wären.
Ja Ado und Aimoinus gedencken ihrer Kriege mit Carolo M.
und dessen Söhnen schon längst zuvor. Erasmus Stella und Gar-
zo
führen sie sonder einigen Grund von denen Svardonibus, ei-
nem Schwäbischen Volck her: Albinus p. 76. der Meißnischen
Land-Chronike von den Sarmatis, und giebt vor/ daß sie von der
Donau kommen/ welches aber gar schwache Muthmassungen sind;
wie auch wenn er der Sorben Nahmen so weit ausbreitet/ daß er
die Daleminzier und Lausitzer zu Sorbischen Völckern machen
will. Cosmas Pragensis und andre Scriptores seiner Zeit nennen
offt gantz Meißner Land Sirbiam, der Monachus Pirnensis aber
braucht das Wort Sorabia insonderheit von dem Land zwischen
der Sale und Mulde. Die Sorbischen Pagi sind: Nicici, Se-
rimund, Coledizi, Nedelize, Cluzi, Lubinizi
und Jüterbog.

Nicici ist ein Sorbischer Pagus an der Saale unweit Bern-
burg u. Plözke/ dessen in verschiedenen Diplomatibus, sonderlich
Ottonis III. bey dem Herrn Knautio in Antiqv. Pag. Anhalt. p.
36. Meldung geschiehet. Jch halte davor/ daß es eben der Pagus
sey/ der in zweyen Diplomatibus des Ballenstädtischen Graf-
fen Adelberti aus dem 11ten Sec. Nithsice, und Nietci genen-
net wird/ wiewohl Herr Knautius, der sie l. c. p. 51. 52. an-
führet/ einen andern Pagum über der Milde darauß machen
will. Zu diesem Ländgen gehörten/ das Burgvvardium Su-
selzi,
so jetzt unbekannt/ das Burgwardium Plozike, jetzo
Plözke/ die Oerter Cokstede, Gothzizi, Hukno, Stasfurt, Win-
ning
en/ u. Wissirobi, derer in Diplomatib 9 gedacht wird. Viel-
leicht ist der Pagus Nieciti, dessen Käyser Otto I. in einem An.
965. dem Stifft Magdeburg gegebenen Diplomate gedencket/

und
D d 2

Hiſtor. medii ævi.
und ſolte man muthmaſſen/ daß diejenigen/ ſo Servien den Nah-
men gegeben/ und es beſetzet/ eines Uhrſprungs mit ihnen waͤren/
wie denn dieſes Land auch Sirbien genennet wird. Helmoldus
zehlet ſie Lib. I. Chron. Slavorum cap. 1. unter die groſſen Sla-
viſchen Voͤlcker und berichtet cap. 7 von ihnen/ daß da ſie ſonſten
dem Deutſchen Reich gehorſamet/ ſie unter Ludovici Junioris
Herrſchafft zum Anfang des 10den Seculi abgefallen waͤren.
Ja Ado und Aimoinus gedencken ihrer Kriege mit Carolo M.
und deſſen Soͤhnen ſchon laͤngſt zuvor. Eraſmus Stella und Gar-
zo
fuͤhren ſie ſonder einigen Grund von denen Svardonibus, ei-
nem Schwaͤbiſchen Volck her: Albinus p. 76. der Meißniſchen
Land-Chronike von den Sarmatis, und giebt vor/ daß ſie von der
Donau kom̃en/ welches aber gar ſchwache Muthmaſſungen ſind;
wie auch wenn er der Sorben Nahmen ſo weit ausbreitet/ daß er
die Daleminzier und Lauſitzer zu Sorbiſchen Voͤlckern machen
will. Coſmas Pragenſis und andre Scriptores ſeiner Zeit nennen
offt gantz Meißner Land Sirbiam, der Monachus Pirnenſis aber
braucht das Wort Sorabia inſonderheit von dem Land zwiſchen
der Sale und Mulde. Die Sorbiſchen Pagi ſind: Nicici, Se-
rimund, Coledizi, Nedelize, Cluzi, Lubinizi
und Juͤterbog.

Nicici iſt ein Sorbiſcher Pagus an der Saale unweit Bern-
burg u. Ploͤzke/ deſſen in verſchiedenen Diplomatibus, ſonderlich
Ottonis III. bey dem Herrn Knautio in Antiqv. Pag. Anhalt. p.
36. Meldung geſchiehet. Jch halte davor/ daß es eben der Pagus
ſey/ der in zweyen Diplomatibus des Ballenſtaͤdtiſchen Graf-
fen Adelberti aus dem 11ten Sec. Nithſice, und Nietci genen-
net wird/ wiewohl Herr Knautius, der ſie l. c. p. 51. 52. an-
fuͤhret/ einen andern Pagum uͤber der Milde darauß machen
will. Zu dieſem Laͤndgen gehoͤrten/ das Burgvvardium Su-
ſelzi,
ſo jetzt unbekannt/ das Burgwardium Plozike, jetzo
Ploͤzke/ die Oerter Cokſtede, Gothzizi, Hukno, Stasfurt, Win-
ning
en/ u. Wiſſirobi, derer in Diplomatib 9 gedacht wird. Viel-
leicht iſt der Pagus Nieciti, deſſen Kaͤyſer Otto I. in einem An.
965. dem Stifft Magdeburg gegebenen Diplomate gedencket/

und
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[211/0229] Hiſtor. medii ævi. und ſolte man muthmaſſen/ daß diejenigen/ ſo Servien den Nah- men gegeben/ und es beſetzet/ eines Uhrſprungs mit ihnen waͤren/ wie denn dieſes Land auch Sirbien genennet wird. Helmoldus zehlet ſie Lib. I. Chron. Slavorum cap. 1. unter die groſſen Sla- viſchen Voͤlcker und berichtet cap. 7 von ihnen/ daß da ſie ſonſten dem Deutſchen Reich gehorſamet/ ſie unter Ludovici Junioris Herrſchafft zum Anfang des 10den Seculi abgefallen waͤren. Ja Ado und Aimoinus gedencken ihrer Kriege mit Carolo M. und deſſen Soͤhnen ſchon laͤngſt zuvor. Eraſmus Stella und Gar- zo fuͤhren ſie ſonder einigen Grund von denen Svardonibus, ei- nem Schwaͤbiſchen Volck her: Albinus p. 76. der Meißniſchen Land-Chronike von den Sarmatis, und giebt vor/ daß ſie von der Donau kom̃en/ welches aber gar ſchwache Muthmaſſungen ſind; wie auch wenn er der Sorben Nahmen ſo weit ausbreitet/ daß er die Daleminzier und Lauſitzer zu Sorbiſchen Voͤlckern machen will. Coſmas Pragenſis und andre Scriptores ſeiner Zeit nennen offt gantz Meißner Land Sirbiam, der Monachus Pirnenſis aber braucht das Wort Sorabia inſonderheit von dem Land zwiſchen der Sale und Mulde. Die Sorbiſchen Pagi ſind: Nicici, Se- rimund, Coledizi, Nedelize, Cluzi, Lubinizi und Juͤterbog. Nicici iſt ein Sorbiſcher Pagus an der Saale unweit Bern- burg u. Ploͤzke/ deſſen in verſchiedenen Diplomatibus, ſonderlich Ottonis III. bey dem Herrn Knautio in Antiqv. Pag. Anhalt. p. 36. Meldung geſchiehet. Jch halte davor/ daß es eben der Pagus ſey/ der in zweyen Diplomatibus des Ballenſtaͤdtiſchen Graf- fen Adelberti aus dem 11ten Sec. Nithſice, und Nietci genen- net wird/ wiewohl Herr Knautius, der ſie l. c. p. 51. 52. an- fuͤhret/ einen andern Pagum uͤber der Milde darauß machen will. Zu dieſem Laͤndgen gehoͤrten/ das Burgvvardium Su- ſelzi, ſo jetzt unbekannt/ das Burgwardium Plozike, jetzo Ploͤzke/ die Oerter Cokſtede, Gothzizi, Hukno, Stasfurt, Win- ningen/ u. Wiſſirobi, derer in Diplomatib 9 gedacht wird. Viel- leicht iſt der Pagus Nieciti, deſſen Kaͤyſer Otto I. in einem An. 965. dem Stifft Magdeburg gegebenen Diplomate gedencket/ und D d 2

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/229>, abgerufen am 09.05.2024.