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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
Pannonischen Stadthalter/ König Carlomanns unächten
Sohn/ erwehlten/ und an gedachten Ort zum König von Deutsch-
A. 888.land kröhneten. Dergestalt muste der ehemahls mächtige Käy-
ser von Arnolphen noch mit Bitte seinen Unterhalt erhalten. Zu
allen Unglück wurde dem Bischoff zu Vercell, welchen er zuletzt
so hart tractiret/ diese Versorgung auffgetragen/ daher es auch
damit schmahl genug zugieng; worüber sich der entthronte Käy-
ser so sehr hermete/ daß er bald darauff seinen Geist auffgab. Sol-
chergestalt gerieth es dahin/ daß fast niemand aus dem Caroli-
nischen Mann-Stamm übrig war/ der aus rechtmäßiger Ver-
mählung erzeuget/ und zur Regierung fähig gewesen wäre. Der
neue König Arnolph war zwar ein Printz von grossen Leibs-
und Gemüths-Gaben/ welches alle Welt bekennen muste/ und
insonderheit hatte er sich/ ehe er zur Regierung kam/ ausnehmend
Bergomen-
sie Suppl. p.

169.
wohl auffgeführet; Allein es wolte sich die Folge bey der ange-
tretenen Regierung nicht also finden/ sondern er hieng vielmehr
denen Wohllüsten nach/ und ließ seinen angebohrnen Fehler/
den jähen Zorn/ den er sonst ziemlich gebändiget/ auff tausender-
ley Art ausbrechen. Bey dieser grossen Veränderung konn-
ten sich die herrschsüchtigen Gemüther nicht länger bergen. Es
war damahls in dem Lotharischen Reich in grossen Ansehen der
Graf Rudolph/ welchen einige vor den Enckel des ehemahls ge-
meldten Hugonis, Lotharingischen Hertzogs und unächten Soh-
nes des letzten Königs Lotharii, aber sonder Wahrscheinlichkeit
ausgeben: Sein Vater/ Graff Conrad/ hatte schon in bemeld-
tem Lande ein treff iches Ansehen/ und der Sohn brachte es da-
mahls so weit/ daß das gröste Theil des Reichs/ insonderheit
Burgundien/ sich seiner Botmäßigkeit untergab; der Uberrest
blieb König Arnolphen getreu. Die beyden mächtigsten Für-
sten in Jtalien/ Guido, Hertzog zu Spoleto, und Berengar,
Sigon. Lib.
VI. p.
140.
Hertzog in Friaul und zu Veron, hatten sich schon bey Lebzeiten
Käysers Carls des dicken vereiniget/ nach seinem Todt ihren
Ehrgeitz zu sättigen/ und solte jener die West-Fränckische/ dieser
die Jtaliänische Krohne zu behaubten suchen. Berengar, als

der

Roͤmiſches
Pannoniſchen Stadthalter/ Koͤnig Carlomanns unaͤchten
Sohn/ erwehlten/ und an gedachten Ort zum Koͤnig von Deutſch-
A. 888.land kroͤhneten. Dergeſtalt muſte der ehemahls maͤchtige Kaͤy-
ſer von Arnolphen noch mit Bitte ſeinen Unterhalt erhalten. Zu
allen Ungluͤck wurde dem Biſchoff zu Vercell, welchen er zuletzt
ſo hart tractiret/ dieſe Verſorgung auffgetragen/ daher es auch
damit ſchmahl genug zugieng; woruͤber ſich der entthronte Kaͤy-
ſer ſo ſehr hermete/ daß er bald darauff ſeinen Geiſt auffgab. Sol-
chergeſtalt gerieth es dahin/ daß faſt niemand aus dem Caroli-
niſchen Mann-Stamm uͤbrig war/ der aus rechtmaͤßiger Ver-
maͤhlung erzeuget/ und zur Regierung faͤhig geweſen waͤre. Der
neue Koͤnig Arnolph war zwar ein Printz von groſſen Leibs-
und Gemuͤths-Gaben/ welches alle Welt bekennen muſte/ und
inſonderheit hatte er ſich/ ehe er zur Regierung kam/ ausnehmend
Bergomen-
ſie Suppl. p.

169.
wohl auffgefuͤhret; Allein es wolte ſich die Folge bey der ange-
tretenen Regierung nicht alſo finden/ ſondern er hieng vielmehr
denen Wohlluͤſten nach/ und ließ ſeinen angebohrnen Fehler/
den jaͤhen Zorn/ den er ſonſt ziemlich gebaͤndiget/ auff tauſender-
ley Art ausbrechen. Bey dieſer groſſen Veraͤnderung konn-
ten ſich die herrſchſuͤchtigen Gemuͤther nicht laͤnger bergen. Es
war damahls in dem Lothariſchen Reich in groſſen Anſehen der
Graf Rudolph/ welchen einige vor den Enckel des ehemahls ge-
meldten Hugonis, Lotharingiſchen Hertzogs und unaͤchten Soh-
nes des letzten Koͤnigs Lotharii, aber ſonder Wahrſcheinlichkeit
ausgeben: Sein Vater/ Graff Conrad/ hatte ſchon in bemeld-
tem Lande ein treff iches Anſehen/ und der Sohn brachte es da-
mahls ſo weit/ daß das groͤſte Theil des Reichs/ inſonderheit
Burgundien/ ſich ſeiner Botmaͤßigkeit untergab; der Uberreſt
blieb Koͤnig Arnolphen getreu. Die beyden maͤchtigſten Fuͤr-
ſten in Jtalien/ Guido, Hertzog zu Spoleto, und Berengar,
Sigon. Lib.
VI. p.
140.
Hertzog in Friaul und zu Veron, hatten ſich ſchon bey Lebzeiten
Kaͤyſers Carls des dicken vereiniget/ nach ſeinem Todt ihren
Ehrgeitz zu ſaͤttigen/ und ſolte jener die Weſt-Fraͤnckiſche/ dieſer
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[18/0028] Roͤmiſches Pannoniſchen Stadthalter/ Koͤnig Carlomanns unaͤchten Sohn/ erwehlten/ und an gedachten Ort zum Koͤnig von Deutſch- land kroͤhneten. Dergeſtalt muſte der ehemahls maͤchtige Kaͤy- ſer von Arnolphen noch mit Bitte ſeinen Unterhalt erhalten. Zu allen Ungluͤck wurde dem Biſchoff zu Vercell, welchen er zuletzt ſo hart tractiret/ dieſe Verſorgung auffgetragen/ daher es auch damit ſchmahl genug zugieng; woruͤber ſich der entthronte Kaͤy- ſer ſo ſehr hermete/ daß er bald darauff ſeinen Geiſt auffgab. Sol- chergeſtalt gerieth es dahin/ daß faſt niemand aus dem Caroli- niſchen Mann-Stamm uͤbrig war/ der aus rechtmaͤßiger Ver- maͤhlung erzeuget/ und zur Regierung faͤhig geweſen waͤre. Der neue Koͤnig Arnolph war zwar ein Printz von groſſen Leibs- und Gemuͤths-Gaben/ welches alle Welt bekennen muſte/ und inſonderheit hatte er ſich/ ehe er zur Regierung kam/ ausnehmend wohl auffgefuͤhret; Allein es wolte ſich die Folge bey der ange- tretenen Regierung nicht alſo finden/ ſondern er hieng vielmehr denen Wohlluͤſten nach/ und ließ ſeinen angebohrnen Fehler/ den jaͤhen Zorn/ den er ſonſt ziemlich gebaͤndiget/ auff tauſender- ley Art ausbrechen. Bey dieſer groſſen Veraͤnderung konn- ten ſich die herrſchſuͤchtigen Gemuͤther nicht laͤnger bergen. Es war damahls in dem Lothariſchen Reich in groſſen Anſehen der Graf Rudolph/ welchen einige vor den Enckel des ehemahls ge- meldten Hugonis, Lotharingiſchen Hertzogs und unaͤchten Soh- nes des letzten Koͤnigs Lotharii, aber ſonder Wahrſcheinlichkeit ausgeben: Sein Vater/ Graff Conrad/ hatte ſchon in bemeld- tem Lande ein treff iches Anſehen/ und der Sohn brachte es da- mahls ſo weit/ daß das groͤſte Theil des Reichs/ inſonderheit Burgundien/ ſich ſeiner Botmaͤßigkeit untergab; der Uberreſt blieb Koͤnig Arnolphen getreu. Die beyden maͤchtigſten Fuͤr- ſten in Jtalien/ Guido, Hertzog zu Spoleto, und Berengar, Hertzog in Friaul und zu Veron, hatten ſich ſchon bey Lebzeiten Kaͤyſers Carls des dicken vereiniget/ nach ſeinem Todt ihren Ehrgeitz zu ſaͤttigen/ und ſolte jener die Weſt-Fraͤnckiſche/ dieſer die Jtaliaͤniſche Krohne zu behaubten ſuchen. Berengar, als der A. 888. Bergomen- ſie Suppl. p. 169. Sigon. Lib. VI. p. 140.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/28>, abgerufen am 21.11.2024.