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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Einleitung zur
Deutschen/ welches ihre älteste Sprache/ Sitten und andre
Dinge genungsam zeigen/ daher sie auch von Plinio, Scrabone
und andern Alten zu Germanien gerechnet worden. Sie sind
sonder Zweiffel aus Asien kommen/ daher bey ihnen und allen
Nordischen Völckern As so viel als heilig/ göttlich/ edel bedeu-
tet/ und scheinet am glaubwürdigsten/ daß sie Svevi gewesen/
welche Benennung zuerst allen Nördlichen Deutschen biß an
den Cimbrischen Chersonesum zukam; daher ihr Nahme
Suenske Schwedisch entstanden/ wie sie denn schon Tacitus
Sviones
nennet; sie mögen nun bald bey der ersten migration
von den übrigen Svevis sich geschieden/ und über den sinum
Finnicum
in diese Länder gegangen seyn/ oder hernach aus
der Svevorum Land über die Ost-See dahin kommen seyn/
wie Conringius de antiquo statu Helmstad. p. 45. 55. will. Un-
ter diesen ersten Schwedischen Aboriginibus sind viel Königrei-
che entstanden/ unter welchen doch immer das Upländische/ oder
das Königreich von Upsal das mächtigste gewesen.

Die Gothen/ die man mit den ersten Schweden/ Magni, Mes-
senii
und andrer Schweden eigenen Geständnüß nach/ nicht
confundiren muß/ haben uhrsprünglich nicht in Schweden/ son-
dern in dem ietzigen Preussen/ Lieffland/ Finnland/ Carelen und
anliegenden Ländern) zuerst unter dem Nahmen der Geten ge-
wohnet. Denn obgleich Stirnhielm in seinem Anti-Cluvero
dawieder hart redet/ auch andre grosse Leute die Getas mit den
Gothis durchaus nicht wollen confundiren lassen/ so spricht doch
der Augenschein wieder sie. Jornandes setzet zwar/ daß die
Gothen aus Scandien als der vagina gentium kommen; al-
lein man weiß ja/ daß sein Scandien sehr weitläufftig ist/ und
gantz Finnland/ Carelen und Lieffland/ nach ietziger Art zu re-
den/ mit begreiffet. Aus diesem ersten Siz/ den die Getae nebst
einem guten Theil von Reussen und Pohlen innen hatten/
rückten sie im ersten Sec. an die Donau/ und in denen
folgenden seculis gar in Ungarn/ Griechenland und Jtalien.
Einige unter ihnen sind sonder Zweiffel in die Schwedischen

Län-

Einleitung zur
Deutſchen/ welches ihre aͤlteſte Sprache/ Sitten und andre
Dinge genungſam zeigen/ daher ſie auch von Plinio, Scrabone
und andern Alten zu Germanien gerechnet worden. Sie ſind
ſonder Zweiffel aus Aſien kommen/ daher bey ihnen und allen
Nordiſchen Voͤlckern As ſo viel als heilig/ goͤttlich/ edel bedeu-
tet/ und ſcheinet am glaubwuͤrdigſten/ daß ſie Svevi geweſen/
welche Benennung zuerſt allen Noͤrdlichen Deutſchen biß an
den Cimbriſchen Cherſoneſum zukam; daher ihr Nahme
Suenske Schwediſch entſtanden/ wie ſie denn ſchon Tacitus
Sviones
nennet; ſie moͤgen nun bald bey der erſten migration
von den uͤbrigen Svevis ſich geſchieden/ und uͤber den ſinum
Finnicum
in dieſe Laͤnder gegangen ſeyn/ oder hernach aus
der Svevorum Land uͤber die Oſt-See dahin kommen ſeyn/
wie Conringius de antiquo ſtatu Helmſtad. p. 45. 55. will. Un-
ter dieſen erſten Schwediſchen Aboriginibus ſind viel Koͤnigrei-
che entſtanden/ unter welchen doch immer das Uplaͤndiſche/ oder
das Koͤnigreich von Upſal das maͤchtigſte geweſen.

Die Gothen/ die man mit den erſten Schweden/ Magni, Meſ-
ſenii
und andrer Schweden eigenen Geſtaͤndnuͤß nach/ nicht
confundiren muß/ haben uhrſpruͤnglich nicht in Schweden/ ſon-
dern in dem ietzigen Preuſſen/ Lieffland/ Finnland/ Carelen und
anliegenden Laͤndern) zuerſt unter dem Nahmen der Geten ge-
wohnet. Denn obgleich Stirnhielm in ſeinem Anti-Cluvero
dawieder hart redet/ auch andre groſſe Leute die Getas mit den
Gothis durchaus nicht wollen confundiren laſſen/ ſo ſpricht doch
der Augenſchein wieder ſie. Jornandes ſetzet zwar/ daß die
Gothen aus Scandien als der vagina gentium kommen; al-
lein man weiß ja/ daß ſein Scandien ſehr weitlaͤufftig iſt/ und
gantz Finnland/ Carelen und Lieffland/ nach ietziger Art zu re-
den/ mit begreiffet. Aus dieſem erſten Siz/ den die Getæ nebſt
einem guten Theil von Reuſſen und Pohlen innen hatten/
ruͤckten ſie im erſten Sec. an die Donau/ und in denen
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Laͤn-
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[274/0292] Einleitung zur Deutſchen/ welches ihre aͤlteſte Sprache/ Sitten und andre Dinge genungſam zeigen/ daher ſie auch von Plinio, Scrabone und andern Alten zu Germanien gerechnet worden. Sie ſind ſonder Zweiffel aus Aſien kommen/ daher bey ihnen und allen Nordiſchen Voͤlckern As ſo viel als heilig/ goͤttlich/ edel bedeu- tet/ und ſcheinet am glaubwuͤrdigſten/ daß ſie Svevi geweſen/ welche Benennung zuerſt allen Noͤrdlichen Deutſchen biß an den Cimbriſchen Cherſoneſum zukam; daher ihr Nahme Suenske Schwediſch entſtanden/ wie ſie denn ſchon Tacitus Sviones nennet; ſie moͤgen nun bald bey der erſten migration von den uͤbrigen Svevis ſich geſchieden/ und uͤber den ſinum Finnicum in dieſe Laͤnder gegangen ſeyn/ oder hernach aus der Svevorum Land uͤber die Oſt-See dahin kommen ſeyn/ wie Conringius de antiquo ſtatu Helmſtad. p. 45. 55. will. Un- ter dieſen erſten Schwediſchen Aboriginibus ſind viel Koͤnigrei- che entſtanden/ unter welchen doch immer das Uplaͤndiſche/ oder das Koͤnigreich von Upſal das maͤchtigſte geweſen. Die Gothen/ die man mit den erſten Schweden/ Magni, Meſ- ſenii und andrer Schweden eigenen Geſtaͤndnuͤß nach/ nicht confundiren muß/ haben uhrſpruͤnglich nicht in Schweden/ ſon- dern in dem ietzigen Preuſſen/ Lieffland/ Finnland/ Carelen und anliegenden Laͤndern) zuerſt unter dem Nahmen der Geten ge- wohnet. Denn obgleich Stirnhielm in ſeinem Anti-Cluvero dawieder hart redet/ auch andre groſſe Leute die Getas mit den Gothis durchaus nicht wollen confundiren laſſen/ ſo ſpricht doch der Augenſchein wieder ſie. Jornandes ſetzet zwar/ daß die Gothen aus Scandien als der vagina gentium kommen; al- lein man weiß ja/ daß ſein Scandien ſehr weitlaͤufftig iſt/ und gantz Finnland/ Carelen und Lieffland/ nach ietziger Art zu re- den/ mit begreiffet. Aus dieſem erſten Siz/ den die Getæ nebſt einem guten Theil von Reuſſen und Pohlen innen hatten/ ruͤckten ſie im erſten Sec. an die Donau/ und in denen folgenden ſeculis gar in Ungarn/ Griechenland und Jtalien. Einige unter ihnen ſind ſonder Zweiffel in die Schwediſchen Laͤn-

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/292>, abgerufen am 24.11.2024.