Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Histor. medii aevi.
kommen/ Uffo, der das Kloster Mollenbeck/ Meinolf, der das Klo-
ster Bodeke angelegt/ und viel andre. Diese Herren waren eigent-
lich/ zumahl zu selbiger Zeit/ keine Graffen/ es wurden aber aus
ihnen insgemein die Graffen/ Hertzogen und Marckgraffen ge-
nommen: Wenn man nun dieses nicht wohl unterscheidet/ wird
man die wahren Origines der heutigen Grasschafften nimmer-
mehr recht finden. Die Diplomata und Chronicen des neun-
ten und zehenden Sec. versichern uns/ daß die damahligen Graf-
schafften meistentheils nach dem Tauff-Nahmen der Graffen be-
nennet worden/ als Comitatus Geronis Comitis, Comitatus,
Bernhardi, Adelberti, &c.
Nachhero sind bey dem Unter-
gang des Carolinischen Haußes viel Grafschafften erblich wor-
den/ biß sie nach und nach alle zu solchem Stand gedien sind.
Damahls und in folgenden Seculis ward nicht nur der/ so die
Grafschafft würcklich beherrschte/ sondern auch seine Brüder
und Anverwandte/ so ein Stückgen davon/ oder ihre besondere
Güter besassen/ Graffen genennet/ welche denn nicht von der
alten Grafschafft selbst/ sondern von der Stadt/ Schloß oder
Ländgen/ das sie besassen/ sich nenneten; zum Exempel Graff von
Eilenburg/ Brena etc. Dannenhero auch die obgedachten alten
Erbherren sich nun Graffen nennen liessen/ und es bey der Thei-
lung jenen nachthaten/ und demnach so gar viel Graffen wurden.
So erlangte Adolph/ Herr von Santersleben A. 1030. von
Käyser Conrado II. daß er Graf von Schaumburg genennet
wurde/ wie in Chronico Com. de Schowenburg beym Mei-
bomio Tom. I. Rerum Saxon. p.
497. zu sehen. Zuweilen
werden die Graffen des 10. 11. 12ten Sec. nur von der Provinz/
in welcher ihre Landgüter lagen/ benennet/ als Conradus Co-
mes de Francia, Sizo Comes de Thuringia. Carolus M.

satzte viel von den Sächßischen Landherrn über gantze pagos,
daß sie also zugleich ihre eigene Güter und Käyserliche Länder
zu verwalten hatten: So bekamen die Herrn zu Herford den Pa-
gum Angriae
zu administriren; daher auch die Graffen in
Sachßen sich viel eher als die in Francken von ihren Ländern be-

nen-
O o 3

Hiſtor. medii ævi.
kom̃en/ Uffo, der das Kloſter Mollenbeck/ Meinolf, der das Klo-
ſter Bodeke angelegt/ und viel andre. Dieſe Herren waren eigent-
lich/ zumahl zu ſelbiger Zeit/ keine Graffen/ es wurden aber aus
ihnen insgemein die Graffen/ Hertzogen und Marckgraffen ge-
nommen: Wenn man nun dieſes nicht wohl unterſcheidet/ wird
man die wahren Origines der heutigen Graſſchafften nimmer-
mehr recht finden. Die Diplomata und Chronicen des neun-
ten und zehenden Sec. verſichern uns/ daß die damahligen Graf-
ſchafften meiſtentheils nach dem Tauff-Nahmen der Graffen be-
nennet worden/ als Comitatus Geronis Comitis, Comitatus,
Bernhardi, Adelberti, &c.
Nachhero ſind bey dem Unter-
gang des Caroliniſchen Haußes viel Grafſchafften erblich wor-
den/ biß ſie nach und nach alle zu ſolchem Stand gedien ſind.
Damahls und in folgenden Seculis ward nicht nur der/ ſo die
Grafſchafft wuͤrcklich beherrſchte/ ſondern auch ſeine Bruͤder
und Anverwandte/ ſo ein Stuͤckgen davon/ oder ihre beſondere
Guͤter beſaſſen/ Graffen genennet/ welche denn nicht von der
alten Grafſchafft ſelbſt/ ſondern von der Stadt/ Schloß oder
Laͤndgen/ das ſie beſaſſen/ ſich nenneten; zum Exempel Graff von
Eilenburg/ Brena ꝛc. Dannenhero auch die obgedachten alten
Erbherren ſich nun Graffen nennen lieſſen/ und es bey der Thei-
lung jenen nachthaten/ und demnach ſo gar viel Graffen wurden.
So erlangte Adolph/ Herr von Santersleben A. 1030. von
Kaͤyſer Conrado II. daß er Graf von Schaumburg genennet
wurde/ wie in Chronico Com. de Schowenburg beym Mei-
bomio Tom. I. Rerum Saxon. p.
497. zu ſehen. Zuweilen
werden die Graffen des 10. 11. 12ten Sec. nur von der Provinz/
in welcher ihre Landguͤter lagen/ benennet/ als Conradus Co-
mes de Francia, Sizo Comes de Thuringia. Carolus M.

ſatzte viel von den Saͤchßiſchen Landherrn uͤber gantze pagos,
daß ſie alſo zugleich ihre eigene Guͤter und Kaͤyſerliche Laͤnder
zu verwalten hatten: So bekamen die Herrn zu Herford den Pa-
gum Angriæ
zu adminiſtriren; daher auch die Graffen in
Sachßen ſich viel eher als die in Francken von ihren Laͤndern be-

nen-
O o 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0311" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. medii ævi.</hi></fw><lb/>
kom&#x0303;en/ <hi rendition="#aq">Uffo,</hi> der das Klo&#x017F;ter Mollenbeck/ <hi rendition="#aq">Meinolf,</hi> der das Klo-<lb/>
&#x017F;ter Bodeke angelegt/ und viel andre. Die&#x017F;e Herren waren eigent-<lb/>
lich/ zumahl zu &#x017F;elbiger Zeit/ keine Graffen/ es wurden aber aus<lb/>
ihnen insgemein die Graffen/ Hertzogen und Marckgraffen ge-<lb/>
nommen: Wenn man nun die&#x017F;es nicht wohl unter&#x017F;cheidet/ wird<lb/>
man die wahren <hi rendition="#aq">Origines</hi> der heutigen Gra&#x017F;&#x017F;chafften nimmer-<lb/>
mehr recht finden. Die <hi rendition="#aq">Diplomata</hi> und <hi rendition="#aq">Chronic</hi>en des neun-<lb/>
ten und zehenden <hi rendition="#aq">Sec.</hi> ver&#x017F;ichern uns/ daß die damahligen Graf-<lb/>
&#x017F;chafften mei&#x017F;tentheils nach dem Tauff-Nahmen der Graffen be-<lb/>
nennet worden/ als <hi rendition="#aq">Comitatus Geronis Comitis, Comitatus,<lb/>
Bernhardi, Adelberti, &amp;c.</hi> Nachhero &#x017F;ind bey dem Unter-<lb/>
gang des Carolini&#x017F;chen Haußes viel Graf&#x017F;chafften erblich wor-<lb/>
den/ biß &#x017F;ie nach und nach alle zu &#x017F;olchem Stand gedien &#x017F;ind.<lb/>
Damahls und in folgenden <hi rendition="#aq">Seculis</hi> ward nicht nur der/ &#x017F;o die<lb/>
Graf&#x017F;chafft wu&#x0364;rcklich beherr&#x017F;chte/ &#x017F;ondern auch &#x017F;eine Bru&#x0364;der<lb/>
und Anverwandte/ &#x017F;o ein Stu&#x0364;ckgen davon/ oder ihre be&#x017F;ondere<lb/>
Gu&#x0364;ter be&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en/ Graffen genennet/ welche denn nicht von der<lb/>
alten Graf&#x017F;chafft &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;ondern von der Stadt/ Schloß oder<lb/>
La&#x0364;ndgen/ das &#x017F;ie be&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ich nenneten; zum Exempel Graff von<lb/>
Eilenburg/ Brena &#xA75B;c. Dannenhero auch die obgedachten alten<lb/>
Erbherren &#x017F;ich nun Graffen nennen lie&#x017F;&#x017F;en/ und es bey der Thei-<lb/>
lung jenen nachthaten/ und demnach &#x017F;o gar viel Graffen wurden.<lb/>
So erlangte Adolph/ Herr von Santersleben <hi rendition="#aq">A.</hi> 1030. von<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Conrado II.</hi> daß er Graf von Schaumburg genennet<lb/>
wurde/ wie in <hi rendition="#aq">Chronico Com. de Schowenburg</hi> beym <hi rendition="#aq">Mei-<lb/>
bomio Tom. I. Rerum Saxon. p.</hi> 497. zu &#x017F;ehen. Zuweilen<lb/>
werden die Graffen des 10. 11. 12ten <hi rendition="#aq">Sec.</hi> nur von der Provinz/<lb/>
in welcher ihre Landgu&#x0364;ter lagen/ benennet/ als <hi rendition="#aq">Conradus Co-<lb/>
mes de Francia, Sizo Comes de Thuringia. Carolus M.</hi><lb/>
&#x017F;atzte viel von den Sa&#x0364;chßi&#x017F;chen Landherrn u&#x0364;ber gantze <hi rendition="#aq">pagos,</hi><lb/>
daß &#x017F;ie al&#x017F;o zugleich ihre eigene Gu&#x0364;ter und Ka&#x0364;y&#x017F;erliche La&#x0364;nder<lb/>
zu verwalten hatten: So bekamen die Herrn zu Herford den <hi rendition="#aq">Pa-<lb/>
gum Angriæ</hi> zu <hi rendition="#aq">admini&#x017F;trir</hi>en; daher auch die Graffen in<lb/>
Sachßen &#x017F;ich viel eher als die in Francken von ihren La&#x0364;ndern be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nen-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0311] Hiſtor. medii ævi. kom̃en/ Uffo, der das Kloſter Mollenbeck/ Meinolf, der das Klo- ſter Bodeke angelegt/ und viel andre. Dieſe Herren waren eigent- lich/ zumahl zu ſelbiger Zeit/ keine Graffen/ es wurden aber aus ihnen insgemein die Graffen/ Hertzogen und Marckgraffen ge- nommen: Wenn man nun dieſes nicht wohl unterſcheidet/ wird man die wahren Origines der heutigen Graſſchafften nimmer- mehr recht finden. Die Diplomata und Chronicen des neun- ten und zehenden Sec. verſichern uns/ daß die damahligen Graf- ſchafften meiſtentheils nach dem Tauff-Nahmen der Graffen be- nennet worden/ als Comitatus Geronis Comitis, Comitatus, Bernhardi, Adelberti, &c. Nachhero ſind bey dem Unter- gang des Caroliniſchen Haußes viel Grafſchafften erblich wor- den/ biß ſie nach und nach alle zu ſolchem Stand gedien ſind. Damahls und in folgenden Seculis ward nicht nur der/ ſo die Grafſchafft wuͤrcklich beherrſchte/ ſondern auch ſeine Bruͤder und Anverwandte/ ſo ein Stuͤckgen davon/ oder ihre beſondere Guͤter beſaſſen/ Graffen genennet/ welche denn nicht von der alten Grafſchafft ſelbſt/ ſondern von der Stadt/ Schloß oder Laͤndgen/ das ſie beſaſſen/ ſich nenneten; zum Exempel Graff von Eilenburg/ Brena ꝛc. Dannenhero auch die obgedachten alten Erbherren ſich nun Graffen nennen lieſſen/ und es bey der Thei- lung jenen nachthaten/ und demnach ſo gar viel Graffen wurden. So erlangte Adolph/ Herr von Santersleben A. 1030. von Kaͤyſer Conrado II. daß er Graf von Schaumburg genennet wurde/ wie in Chronico Com. de Schowenburg beym Mei- bomio Tom. I. Rerum Saxon. p. 497. zu ſehen. Zuweilen werden die Graffen des 10. 11. 12ten Sec. nur von der Provinz/ in welcher ihre Landguͤter lagen/ benennet/ als Conradus Co- mes de Francia, Sizo Comes de Thuringia. Carolus M. ſatzte viel von den Saͤchßiſchen Landherrn uͤber gantze pagos, daß ſie alſo zugleich ihre eigene Guͤter und Kaͤyſerliche Laͤnder zu verwalten hatten: So bekamen die Herrn zu Herford den Pa- gum Angriæ zu adminiſtriren; daher auch die Graffen in Sachßen ſich viel eher als die in Francken von ihren Laͤndern be- nen- O o 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/311
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/311>, abgerufen am 24.11.2024.