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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Einleitung zur
ches aber wurde gar bald beschnitten/ da Clodovaeus Toulouse
nebst Poitou und dem grösten Theil von Gvienne durch Krieg
davon zum Fränckischen Reiche brachte/ und der Gothische Kö-
nig Wall a diejenigen Länder/ welche jetzt Provence und Del-
phinat
genennet werden/ denen Römischen Käysern wieder ab-
trat: Dahero dieses Königreich nachmahls nur aus Aquita-
ni
en/ Langvedoc und Novempopulana (die hernach Occi-
tania
oder Auscitania von der Haubt-Stadt Ausch genennet
wurde) bestund.

Nun brachten zwar die Francken dieses Königreich nachhe-
ro unter sich/ jedoch liessen sie demselben seine absonderliche Re-
giments-Form und Rechte; wie denn Dagoberti Bruder Ari-
bertus
und andre Könige in Aquitanien (so wurde dieses Reich
von der vornehmsten Provinz genennet) waren/ meistens aber
regierten es die Fränckischen Könige selbst durch einen Herzog/
der sich von Gasconien und Aquitanien titulirte. Dergleichen
war A. 728. Eudo, der bey Caroli Martelli Erhebung gerne
auch Souverain werden wolte/ aber gedemüthiget wurde/ wel-
ches auch seinen Söhnen Hunoldo und Vaifaro wiederfuhr/
unter welchen sonderlich der letzte von Carolo M. überwunden
und dieses Reich wieder zu Gehorsam gebracht wurde; Wel-
ches hernach geraume Zeit sonderbahre Könige aus dem Caro-
lini
schen Geschlecht gehabt hat. Selbige haben bey abnehmen-
der Macht den Herzoglichen Titul von Aquitanien angenom-
men/ und ist aus dieser Familie noch A. 1020. Gvilelmus Her-
zog gewesen/ dessen einzige Tochter Eleonora dieses Land durch
Verheurathung denen Englischen Königen zugebracht hat/ wel-
chen es endlich die Französischen mit den Waffen entrissen ha-
ben/ nachdem die mächtigen in diesem Gothischen Königreich
entstandenen Graffschafften/ Toulouse und Foix, auch an sie
kommen; Unter welchen jene bey dem Berengarischen Geschlecht/
von Torcino an/ der zu Caroli M. Zeiten soll gelebet haben/
biß auff Raymundum ins Mittel des dreyzehenden Seculi blie-
ben: Jene nach Abgang der Graffen von Foix umbs Jahr

1507.

Einleitung zur
ches aber wurde gar bald beſchnitten/ da Clodovæus Toulouſe
nebſt Poitou und dem groͤſten Theil von Gvienne durch Krieg
davon zum Fraͤnckiſchen Reiche brachte/ und der Gothiſche Koͤ-
nig Wall a diejenigen Laͤnder/ welche jetzt Provence und Del-
phinat
genennet werden/ denen Roͤmiſchen Kaͤyſern wieder ab-
trat: Dahero dieſes Koͤnigreich nachmahls nur aus Aquita-
ni
en/ Langvedoc und Novempopulana (die hernach Occi-
tania
oder Auſcitania von der Haubt-Stadt Auſch genennet
wurde) beſtund.

Nun brachten zwar die Francken dieſes Koͤnigreich nachhe-
ro unter ſich/ jedoch lieſſen ſie demſelben ſeine abſonderliche Re-
giments-Form und Rechte; wie denn Dagoberti Bruder Ari-
bertus
und andre Koͤnige in Aquitanien (ſo wurde dieſes Reich
von der vornehmſten Provinz genennet) waren/ meiſtens aber
regierten es die Fraͤnckiſchen Koͤnige ſelbſt durch einen Herzog/
der ſich von Gaſconien und Aquitanien titulirte. Dergleichen
war A. 728. Eudo, der bey Caroli Martelli Erhebung gerne
auch Souverain werden wolte/ aber gedemuͤthiget wurde/ wel-
ches auch ſeinen Soͤhnen Hunoldo und Vaifaro wiederfuhr/
unter welchen ſonderlich der letzte von Carolo M. uͤberwunden
und dieſes Reich wieder zu Gehorſam gebracht wurde; Wel-
ches hernach geraume Zeit ſonderbahre Koͤnige aus dem Caro-
lini
ſchen Geſchlecht gehabt hat. Selbige haben bey abnehmen-
der Macht den Herzoglichen Titul von Aquitanien angenom-
men/ und iſt aus dieſer Familie noch A. 1020. Gvilelmus Her-
zog geweſen/ deſſen einzige Tochter Eleonora dieſes Land durch
Verheurathung denen Engliſchen Koͤnigen zugebracht hat/ wel-
chen es endlich die Franzoͤſiſchen mit den Waffen entriſſen ha-
ben/ nachdem die maͤchtigen in dieſem Gothiſchen Koͤnigreich
entſtandenen Graffſchafften/ Toulouſe und Foix, auch an ſie
kommen; Unter welchen jene bey dem Berengariſchen Geſchlecht/
von Torcino an/ der zu Caroli M. Zeiten ſoll gelebet haben/
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1507.
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[308/0326] Einleitung zur ches aber wurde gar bald beſchnitten/ da Clodovæus Toulouſe nebſt Poitou und dem groͤſten Theil von Gvienne durch Krieg davon zum Fraͤnckiſchen Reiche brachte/ und der Gothiſche Koͤ- nig Wall a diejenigen Laͤnder/ welche jetzt Provence und Del- phinat genennet werden/ denen Roͤmiſchen Kaͤyſern wieder ab- trat: Dahero dieſes Koͤnigreich nachmahls nur aus Aquita- nien/ Langvedoc und Novempopulana (die hernach Occi- tania oder Auſcitania von der Haubt-Stadt Auſch genennet wurde) beſtund. Nun brachten zwar die Francken dieſes Koͤnigreich nachhe- ro unter ſich/ jedoch lieſſen ſie demſelben ſeine abſonderliche Re- giments-Form und Rechte; wie denn Dagoberti Bruder Ari- bertus und andre Koͤnige in Aquitanien (ſo wurde dieſes Reich von der vornehmſten Provinz genennet) waren/ meiſtens aber regierten es die Fraͤnckiſchen Koͤnige ſelbſt durch einen Herzog/ der ſich von Gaſconien und Aquitanien titulirte. Dergleichen war A. 728. Eudo, der bey Caroli Martelli Erhebung gerne auch Souverain werden wolte/ aber gedemuͤthiget wurde/ wel- ches auch ſeinen Soͤhnen Hunoldo und Vaifaro wiederfuhr/ unter welchen ſonderlich der letzte von Carolo M. uͤberwunden und dieſes Reich wieder zu Gehorſam gebracht wurde; Wel- ches hernach geraume Zeit ſonderbahre Koͤnige aus dem Caro- liniſchen Geſchlecht gehabt hat. Selbige haben bey abnehmen- der Macht den Herzoglichen Titul von Aquitanien angenom- men/ und iſt aus dieſer Familie noch A. 1020. Gvilelmus Her- zog geweſen/ deſſen einzige Tochter Eleonora dieſes Land durch Verheurathung denen Engliſchen Koͤnigen zugebracht hat/ wel- chen es endlich die Franzoͤſiſchen mit den Waffen entriſſen ha- ben/ nachdem die maͤchtigen in dieſem Gothiſchen Koͤnigreich entſtandenen Graffſchafften/ Toulouſe und Foix, auch an ſie kommen; Unter welchen jene bey dem Berengariſchen Geſchlecht/ von Torcino an/ der zu Caroli M. Zeiten ſoll gelebet haben/ biß auff Raymundum ins Mittel des dreyzehenden Seculi blie- ben: Jene nach Abgang der Graffen von Foix umbs Jahr 1507.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/326>, abgerufen am 19.05.2024.