Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Huren-Regiment. stellen der Vogler genennet ward. Der listige Ertzbischoff Hat-to ließ sich hier auch gebrauchen/ und wolte mit einer köstlichenWittich. Corbej. L. I. p. 636. güldenen Kette/ die er ihm zum Geschenck verfertigen ließ/ ihn auff sein Schloß und also ins Gefängniß locken; der Gold- schmidt aber/ so daran arbeitete/ erschnapte so viel/ daß er durch- gieng/ und es dem Hertzog vertrauete/ der nun dem Ertzbischof mit hönischen Worten solches vorrücken ließ. Auff dessen An- hetzen muste des Käysers Bruder Eberhardt ein Kriegs-Herr wieder die Sachsen führen/ ward aber heßlich geputzet/ so daß man die damahlige Niederlage der Francken in Sachsen zum Sprichwort gemacht hat/ und behaubten wollen/ die Hölle wä- re vor die erschlagenen Francken nicht groß genung. Hatto sturb auch bald hierauff gar elend. Jm folgenden Jahr giengAn. 915. das Spiel in Jtalien mit denen Saracenen an; Der Griechi- sche General Nicolaus, nebst dem Hertzog von Benevento be- lagerten Garigliano auff einer/ und der Pabst in eigner Per- son/ nebst Adelberten von Lucca, auff der andern Seite/ drey Monat lang. Die Saracenen/ da sie zum äussersten getrie- ben waren/ zündeten alles an/ und wolten sich durch ihre Belä- gerer mit der force durchschlagen; sie kamen aber so übel an/ daß sie alle niedergemätzelt wurden. Welchen Sieg man da-Sigon. p. 153. mahls so groß machte/ daß man/ nach der Art des Seculi, aus- sprengete/ es hätten sich die Aposteln Petrus und Paulus im Treffen sehen lassen/ und selbst mit gefochten. Der sonst unbe- liebte Pabst verdiente auch hiermit so viel Lobs/ daß man mit sei- ner Jugend und ärgerlichen Leben dennoch zu frieden war. Er setzte sich auch noch fester/ da er die Tusculanische Partey mit König Berengarn vertrug/ und denselben zum Käyser kröhnte/ und also vollkommen auff seine Seite brachte. Jndessen be- mächtigte sich König Carl der einfältige/ der bißhero in West- Franckreich ruhig geherrschet/ des Lotharischen Reichs/ prae- tendirte auch/ als der eintzige Uberrest und Erbe des Carolini- schen Stammes/ alle übrigen Länder des älten Franckifchen Reichs. VII. F
Huren-Regiment. ſtellen der Vogler genennet ward. Der liſtige Ertzbiſchoff Hat-to ließ ſich hier auch gebrauchen/ und wolte mit einer koͤſtlichenWittich. Corbej. L. I. p. 636. guͤldenen Kette/ die er ihm zum Geſchenck verfertigen ließ/ ihn auff ſein Schloß und alſo ins Gefaͤngniß locken; der Gold- ſchmidt aber/ ſo daran arbeitete/ erſchnapte ſo viel/ daß er durch- gieng/ und es dem Hertzog vertrauete/ der nun dem Ertzbiſchof mit hoͤniſchen Worten ſolches vorruͤcken ließ. Auff deſſen An- hetzen muſte des Kaͤyſers Bruder Eberhardt ein Kriegs-Herr wieder die Sachſen fuͤhren/ ward aber heßlich geputzet/ ſo daß man die damahlige Niederlage der Francken in Sachſen zum Sprichwort gemacht hat/ und behaubten wollen/ die Hoͤlle waͤ- re vor die erſchlagenen Francken nicht groß genung. Hatto ſturb auch bald hierauff gar elend. Jm folgenden Jahr giengAn. 915. das Spiel in Jtalien mit denen Saracenen an; Der Griechi- ſche General Nicolaus, nebſt dem Hertzog von Benevento be- lagerten Garigliano auff einer/ und der Pabſt in eigner Per- ſon/ nebſt Adelberten von Lucca, auff der andern Seite/ drey Monat lang. Die Saracenen/ da ſie zum aͤuſſerſten getrie- ben waren/ zuͤndeten alles an/ und wolten ſich durch ihre Belaͤ- gerer mit der force durchſchlagen; ſie kamen aber ſo uͤbel an/ daß ſie alle niedergemaͤtzelt wurden. Welchen Sieg man da-Sigon. p. 153. mahls ſo groß machte/ daß man/ nach der Art des Seculi, aus- ſprengete/ es haͤtten ſich die Apoſteln Petrus und Paulus im Treffen ſehen laſſen/ und ſelbſt mit gefochten. Der ſonſt unbe- liebte Pabſt verdiente auch hiermit ſo viel Lobs/ daß man mit ſei- ner Jugend und aͤrgerlichen Leben dennoch zu frieden war. Er ſetzte ſich auch noch feſter/ da er die Tuſculaniſche Partey mit Koͤnig Berengarn vertrug/ und denſelben zum Kaͤyſer kroͤhnte/ und alſo vollkommen auff ſeine Seite brachte. Jndeſſen be- maͤchtigte ſich Koͤnig Carl der einfaͤltige/ der bißhero in Weſt- Franckreich ruhig geherrſchet/ des Lothariſchen Reichs/ præ- tendirte auch/ als der eintzige Uberreſt und Erbe des Carolini- ſchen Stammes/ alle uͤbrigen Laͤnder des aͤlten Franckifchen Reichs. VII. F
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Huren-Regiment.
ſtellen der Vogler genennet ward. Der liſtige Ertzbiſchoff Hat-
to ließ ſich hier auch gebrauchen/ und wolte mit einer koͤſtlichen
guͤldenen Kette/ die er ihm zum Geſchenck verfertigen ließ/ ihn
auff ſein Schloß und alſo ins Gefaͤngniß locken; der Gold-
ſchmidt aber/ ſo daran arbeitete/ erſchnapte ſo viel/ daß er durch-
gieng/ und es dem Hertzog vertrauete/ der nun dem Ertzbiſchof
mit hoͤniſchen Worten ſolches vorruͤcken ließ. Auff deſſen An-
hetzen muſte des Kaͤyſers Bruder Eberhardt ein Kriegs-Herr
wieder die Sachſen fuͤhren/ ward aber heßlich geputzet/ ſo daß
man die damahlige Niederlage der Francken in Sachſen zum
Sprichwort gemacht hat/ und behaubten wollen/ die Hoͤlle waͤ-
re vor die erſchlagenen Francken nicht groß genung. Hatto
ſturb auch bald hierauff gar elend. Jm folgenden Jahr gieng
das Spiel in Jtalien mit denen Saracenen an; Der Griechi-
ſche General Nicolaus, nebſt dem Hertzog von Benevento be-
lagerten Garigliano auff einer/ und der Pabſt in eigner Per-
ſon/ nebſt Adelberten von Lucca, auff der andern Seite/ drey
Monat lang. Die Saracenen/ da ſie zum aͤuſſerſten getrie-
ben waren/ zuͤndeten alles an/ und wolten ſich durch ihre Belaͤ-
gerer mit der force durchſchlagen; ſie kamen aber ſo uͤbel an/
daß ſie alle niedergemaͤtzelt wurden. Welchen Sieg man da-
mahls ſo groß machte/ daß man/ nach der Art des Seculi, aus-
ſprengete/ es haͤtten ſich die Apoſteln Petrus und Paulus im
Treffen ſehen laſſen/ und ſelbſt mit gefochten. Der ſonſt unbe-
liebte Pabſt verdiente auch hiermit ſo viel Lobs/ daß man mit ſei-
ner Jugend und aͤrgerlichen Leben dennoch zu frieden war. Er
ſetzte ſich auch noch feſter/ da er die Tuſculaniſche Partey mit
Koͤnig Berengarn vertrug/ und denſelben zum Kaͤyſer kroͤhnte/
und alſo vollkommen auff ſeine Seite brachte. Jndeſſen be-
maͤchtigte ſich Koͤnig Carl der einfaͤltige/ der bißhero in Weſt-
Franckreich ruhig geherrſchet/ des Lothariſchen Reichs/ præ-
tendirte auch/ als der eintzige Uberreſt und Erbe des Carolini-
ſchen Stammes/ alle uͤbrigen Laͤnder des aͤlten Franckifchen
Reichs.
Wittich.
Corbej. L. I.
p. 636.
An. 915.
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