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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Fünfftes Hundert.
64.
Armut.
Die Armut ist mit dem insonderheit begabt
Daß sie/ wohin sie kümmt/ hat was sie hat gehabt.
65.
Wunderwercke.
DAß kein Christ jetzt Wunder thut/
Macht/ der Glaub ist nicht recht gut/
Drum ist rechter Glaub jetzunder
Für sich selbst ein grosses Wunder.
66.
Gott/ gut; der Mensch böse.
Gott segnet stündlich vns: Wir fluchen stündlich Gott/
Drum ist von jhm das Heil/ von vns Fluch/ Noth vnd Tod.
67.
Deß Bardi Traum.
BArdus träumt er wär ein Pfarr/
Wachend war er sonst ein Narr:
Ob jhm träumt er wär ein Narr/
Würd er wachend doch kein Pfarr.
68.
Deß Corydonis Traum.
WAs Tages offt man denckt/ träumt einem Nachtes offte.
Als einen süssen Traum von Phyllis demnach hoffte
Der Buhler Corydon, (traw mehr auff Träume/ traw!)
Träumt jhm von Phyllis nichts/ träumt jhm von einer Saw.
69.
Von der Deutschen Poesie.
WAs ist ein Deutscher Reim? Deutsch kan hier jederman;
Drum ist mir lieb daß ich/ kan auch was jeder kan:
Doch
Fuͤnfftes Hundert.
64.
Armut.
Die Armut iſt mit dem inſonderheit begabt
Daß ſie/ wohin ſie kuͤm̃t/ hat was ſie hat gehabt.
65.
Wunderwercke.
DAß kein Chriſt jetzt Wunder thut/
Macht/ der Glaub iſt nicht recht gut/
Drum iſt rechter Glaub jetzunder
Fuͤr ſich ſelbſt ein groſſes Wunder.
66.
Gott/ gut; der Menſch boͤſe.
Gott ſegnet ſtuͤndlich vns: Wir fluchen ſtuͤndlich Gott/
Drum iſt von jhm das Heil/ von vns Fluch/ Noth vnd Tod.
67.
Deß Bardi Traum.
BArdus traͤumt er waͤr ein Pfarꝛ/
Wachend war er ſonſt ein Narꝛ:
Ob jhm traͤumt er waͤr ein Narꝛ/
Wuͤrd er wachend doch kein Pfarꝛ.
68.
Deß Corydonis Traum.
WAs Tages offt man denckt/ traͤumt einem Nachtes offte.
Als einen ſuͤſſen Traum von Phyllis demnach hoffte
Der Buhler Corydon, (traw mehr auff Traͤume/ traw!)
Traͤumt jhm von Phyllis nichts/ traͤumt jhm von einer Saw.
69.
Von der Deutſchen Poeſie.
WAs iſt ein Deutſcher Reim? Deutſch kan hier jederman;
Drum iſt mir lieb daß ich/ kan auch was jeder kan:
Doch
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[111/0129] Fuͤnfftes Hundert. 64. Armut. Die Armut iſt mit dem inſonderheit begabt Daß ſie/ wohin ſie kuͤm̃t/ hat was ſie hat gehabt. 65. Wunderwercke. DAß kein Chriſt jetzt Wunder thut/ Macht/ der Glaub iſt nicht recht gut/ Drum iſt rechter Glaub jetzunder Fuͤr ſich ſelbſt ein groſſes Wunder. 66. Gott/ gut; der Menſch boͤſe. Gott ſegnet ſtuͤndlich vns: Wir fluchen ſtuͤndlich Gott/ Drum iſt von jhm das Heil/ von vns Fluch/ Noth vnd Tod. 67. Deß Bardi Traum. BArdus traͤumt er waͤr ein Pfarꝛ/ Wachend war er ſonſt ein Narꝛ: Ob jhm traͤumt er waͤr ein Narꝛ/ Wuͤrd er wachend doch kein Pfarꝛ. 68. Deß Corydonis Traum. WAs Tages offt man denckt/ traͤumt einem Nachtes offte. Als einen ſuͤſſen Traum von Phyllis demnach hoffte Der Buhler Corydon, (traw mehr auff Traͤume/ traw!) Traͤumt jhm von Phyllis nichts/ traͤumt jhm von einer Saw. 69. Von der Deutſchen Poeſie. WAs iſt ein Deutſcher Reim? Deutſch kan hier jederman; Drum iſt mir lieb daß ich/ kan auch was jeder kan: Doch

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/129>, abgerufen am 21.11.2024.