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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Achtes Hundert.
Jenes aussen/ dieses innen
Lieblich/ tückisch/ führen künnen;
Meinstu/ daß dem Christen-Leben
Beydes ähnlich sey vnd eben?
Gott hat neben sich gesetzet
Auch den Nechsten; wird verletzet
Durch den Dienst/ der jhn gleich liebet
Vnd den Nechsten übergibet;
Halbe Christen sind zu nennen
Die da Gott vnd Nechsten trennen.
75.
Das Glücke redet.
JCh werde stets verschmächt/ kan keinen recht vergnügen/
Jch mach es wie ich wil/ so mag ich keinem tügen;
Doch bin ich ausser Schuld/ weil durch sich selbst vertirbt
Wer jhm ein Glücke ticht/ vnd nicht ein Glück erwirbt.
76.
Die blinde Liebe.
JSt Liebe dann wol blind? Wann ich sie recht seh an
So siht sie offtmals mehr/ als jemand sehen kan/
Und führt was nirgend da/ noch dennoch auff die Bahn.
77.
Das Gerüchte.
Mit Verlust deß guten Namens einen guten Freund erkauffen
Eignet nicht den weisen Leuten/ nur dem blinden Pöfel-Hauffen.
78.
Auff Zweifligundam,
ZVVeifligunda gieng znr Beicht
Vnd im trauren gleich vielleicht/
Als der Pfarr fragt ohngefehr
Ob sie eine Jungfer wär?
Sprach
Achtes Hundert.
Jenes auſſen/ dieſes innen
Lieblich/ tuͤckiſch/ fuͤhren kuͤnnen;
Meinſtu/ daß dem Chriſten-Leben
Beydes aͤhnlich ſey vnd eben?
Gott hat neben ſich geſetzet
Auch den Nechſten; wird verletzet
Durch den Dienſt/ der jhn gleich liebet
Vnd den Nechſten uͤbergibet;
Halbe Chriſten ſind zu nennen
Die da Gott vnd Nechſten trennen.
75.
Das Gluͤcke redet.
JCh werde ſtets verſchmaͤcht/ kan keinen recht vergnuͤgen/
Jch mach es wie ich wil/ ſo mag ich keinem tuͤgen;
Doch bin ich auſſer Schuld/ weil durch ſich ſelbſt vertirbt
Wer jhm ein Gluͤcke ticht/ vnd nicht ein Gluͤck erwirbt.
76.
Die blinde Liebe.
JSt Liebe dann wol blind? Wann ich ſie recht ſeh an
So ſiht ſie offtmals mehr/ als jemand ſehen kan/
Und fuͤhrt was nirgend da/ noch dennoch auff die Bahn.
77.
Das Geruͤchte.
Mit Verluſt deß guten Namens einen guten Freund erkauffen
Eignet nicht den weiſen Leuten/ nur dem blinden Poͤfel-Hauffen.
78.
Auff Zweifligundam,
ZVVeifligunda gieng znr Beicht
Vnd im trauren gleich vielleicht/
Als der Pfarꝛ fragt ohngefehr
Ob ſie eine Jungfer waͤr?
Sprach
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[185/0219] Achtes Hundert. Jenes auſſen/ dieſes innen Lieblich/ tuͤckiſch/ fuͤhren kuͤnnen; Meinſtu/ daß dem Chriſten-Leben Beydes aͤhnlich ſey vnd eben? Gott hat neben ſich geſetzet Auch den Nechſten; wird verletzet Durch den Dienſt/ der jhn gleich liebet Vnd den Nechſten uͤbergibet; Halbe Chriſten ſind zu nennen Die da Gott vnd Nechſten trennen. 75. Das Gluͤcke redet. JCh werde ſtets verſchmaͤcht/ kan keinen recht vergnuͤgen/ Jch mach es wie ich wil/ ſo mag ich keinem tuͤgen; Doch bin ich auſſer Schuld/ weil durch ſich ſelbſt vertirbt Wer jhm ein Gluͤcke ticht/ vnd nicht ein Gluͤck erwirbt. 76. Die blinde Liebe. JSt Liebe dann wol blind? Wann ich ſie recht ſeh an So ſiht ſie offtmals mehr/ als jemand ſehen kan/ Und fuͤhrt was nirgend da/ noch dennoch auff die Bahn. 77. Das Geruͤchte. Mit Verluſt deß guten Namens einen guten Freund erkauffen Eignet nicht den weiſen Leuten/ nur dem blinden Poͤfel-Hauffen. 78. Auff Zweifligundam, ZVVeifligunda gieng znr Beicht Vnd im trauren gleich vielleicht/ Als der Pfarꝛ fragt ohngefehr Ob ſie eine Jungfer waͤr? Sprach

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/219>, abgerufen am 21.11.2024.