Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Erstes Tausend 58. Der Himmel. Der Himmel ist das Haus der reichen Ewigheit; Noch liebt man doch so sehr das Haus der Eitelkeit. 59. Welt-Liebe. Wie kindisch ist der Mensch! er sehnt sich daß er liege Nicht dort ins Vaters Schoß/ nur hier im Wust der Wiege. 60. Auff Melampsychum. DEr Himmel geust nicht leicht auff einen alle Gaben; Daß derer dann so viel Melampsychus kan haben? Durch Kirche/ Schule/ Hof/ durch Rent- vnd Cantzeley Land/ Wirthschafft/ Rathhaus/ Stadt/ geht sein verordnen frey. Mich dünckt/ (man mercke drauff) es wil mir also scheinen Melampsychus sein Weib vnd Kinder werden weinen. 61. Ungestraffte Todschläge. MAn weiß/ wann Menschen-Blut ein Artzt wil distilliren Was für Geruch dabey wird seine Nase rühren: Vergossen Menschen-Blut nicht rächen/ sondern decken/ Was wird für Gottes Thron diß für Geruch erwecken? 62. Auff Coquinum. Freunde nicht von gutem Sinn/ Freunde nur von gutem Magen Darff Coquinus, dann er kan sonsten nichts/ als auff nur tragen. 63. Morgen- vnd Abend-Stern. WEil die Venus Abend-Stern vnd auch Morgen-Stern verbleibt/ Wie daß sie die gantze Nacht jhre Würckung dann nicht treibt? Also wird gefragt ein Mann/ der sich neulich hat beweibt. 64. Die
Erſtes Tauſend 58. Der Himmel. Der Himmel iſt das Haus der reichen Ewigheit; Noch liebt man doch ſo ſehr das Haus der Eitelkeit. 59. Welt-Liebe. Wie kindiſch iſt der Menſch! er ſehnt ſich daß er liege Nicht dort ins Vaters Schoß/ nur hier im Wuſt der Wiege. 60. Auff Melampſychum. DEr Himmel geuſt nicht leicht auff einen alle Gaben; Daß derer dann ſo viel Melampſychus kan haben? Durch Kirche/ Schule/ Hof/ durch Rent- vnd Cantzeley Land/ Wirthſchafft/ Rathhaus/ Stadt/ geht ſein verordnen frey. Mich duͤnckt/ (man mercke drauff) es wil mir alſo ſcheinen Melampſychus ſein Weib vnd Kinder werden weinen. 61. Ungeſtraffte Todſchlaͤge. MAn weiß/ wann Menſchen-Blut ein Artzt wil diſtilliren Was fuͤr Geruch dabey wird ſeine Naſe ruͤhren: Vergoſſen Menſchen-Blut nicht raͤchen/ ſondern decken/ Was wird fuͤr Gottes Thron diß fuͤr Geruch erwecken? 62. Auff Coquinum. Freunde nicht von gutem Sinn/ Freunde nur von gutem Magen Darff Coquinus, dann er kan ſonſten nichts/ als auff nur tragen. 63. Morgen- vnd Abend-Stern. WEil die Venus Abend-Stern vnd auch Morgen-Stern verbleibt/ Wie daß ſie die gantze Nacht jhre Wuͤrckung dann nicht treibt? Alſo wird gefragt ein Mann/ der ſich neulich hat beweibt. 64. Die
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Erſtes Tauſend
58.
Der Himmel.
Der Himmel iſt das Haus der reichen Ewigheit;
Noch liebt man doch ſo ſehr das Haus der Eitelkeit.
59.
Welt-Liebe.
Wie kindiſch iſt der Menſch! er ſehnt ſich daß er liege
Nicht dort ins Vaters Schoß/ nur hier im Wuſt der Wiege.
60.
Auff Melampſychum.
DEr Himmel geuſt nicht leicht auff einen alle Gaben;
Daß derer dann ſo viel Melampſychus kan haben?
Durch Kirche/ Schule/ Hof/ durch Rent- vnd Cantzeley
Land/ Wirthſchafft/ Rathhaus/ Stadt/ geht ſein verordnen frey.
Mich duͤnckt/ (man mercke drauff) es wil mir alſo ſcheinen
Melampſychus ſein Weib vnd Kinder werden weinen.
61.
Ungeſtraffte Todſchlaͤge.
MAn weiß/ wann Menſchen-Blut ein Artzt wil diſtilliren
Was fuͤr Geruch dabey wird ſeine Naſe ruͤhren:
Vergoſſen Menſchen-Blut nicht raͤchen/ ſondern decken/
Was wird fuͤr Gottes Thron diß fuͤr Geruch erwecken?
62.
Auff Coquinum.
Freunde nicht von gutem Sinn/ Freunde nur von gutem Magen
Darff Coquinus, dann er kan ſonſten nichts/ als auff nur
tragen.
63.
Morgen- vnd Abend-Stern.
WEil die Venus Abend-Stern vnd auch Morgen-Stern
verbleibt/
Wie daß ſie die gantze Nacht jhre Wuͤrckung dann nicht treibt?
Alſo wird gefragt ein Mann/ der ſich neulich hat beweibt.
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/264>, abgerufen am 26.06.2024. |